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Vorwort


Diese Arbeitshilfe wurde im Rahmen der "Religionspädagogischen Projektentwicklung in Baden-Württemberg" (RPE) von einer Gruppe von Religionspädagoginnen und -pädagogen erarbeitet, die in der Praxis der Grundschule stehen oder dort Beratungsaufgaben wahrnehmen. Den Mitarbeiterinnen dieses Redaktionskreises sei an erster Stelle für ihren großen und qualifizierten Einsatz bei der Erarbeitung dieser Materialien gedankt. Mit ihnen bieten sie den Kolleginnen und Kollegen Vorschläge an für die Umsetzung des Lehrplans Evangelische Religionslehre in die schulische Praxis. Alle Lehrplaneinheiten des 2. Schuljahrs sind berücksichtigt. Dabei war die Absicht leitend, Lehrerinnen und Lehrern ein möglichst umfassendes Angebot von Erschließungswegen und Unterrichtsbausteinen an die Hand zu geben.

Die religionspädagogische Begründung zu der Arbeitshilfe Religion bildet das im Amtlichen Bildungsplan für die Grundschule in Baden-Württemberg S. 15-18 abgedruckte Fachpapier "Evangelische Religionslehre" mit den darin formulierten Aufgaben und Zielen schulischen Religionsunterrichts.


Die in der Arbeitshilfe vorgeschlagenen Lernwege und Methoden orientieren sich an gegenwärtiger Grundschul-Didaktik. Die Religionsklasse soll sich als Hör- und Lerngemeinschaft erfahren können, in der sowohl Wissen über die religiöse Tradition kindgerecht vermittelt wird als auch Ausdrucksformen gemeinsamen Glaubens und Elemente christlicher Ethik erlebt werden können. Dazu gehören: singen, stille sein, beten, Feste feiern, achtsam miteinander umgehen, verantwortlich sein für sich, für andere, für die Schöpfung, Friedens- und Konfliktfähigkeit üben. Diese Inhalte bekommen einen besonderen Stellenwert dadurch, dass sich in der Religionsgruppe oft Kinder aus unterschiedlichen Stammklassen finden. Rituale des Miteinanders schaffen die Voraussetzung dafür, dass ein solches praktisches Lernen dennoch möglich wird (vg1. AHR 1, Artikel "Zur Bedeutung von Ritualen im Unterricht").

Der spezielle Auftrag des evangelischen Religionsunterrichts, Kinder aller Altersstufen an der Auslegung des Evangeliums zu beteiligen, wurde ernst genommen: Die kindliche Lebenswirklichkeit ist in jedem einzelnen Unterrichtsbaustein ausdrücklich berücksichtigt und kommt so in den Horizont des Unterrichts. Bei ganzheitlicher Beschäftigung mit den biblischen Texten der Tradition verschränken sich die Erfahrungen der Kinder mit denen der biblischen Menschen. So können biblische Worte und Geschichten für das Leben der Kinder Bedeutung gewinnen. Methodisch geschieht dies durch "verweilendes Lernen" mit Körperausdruck, Malen, plastischem Gestalten, Musizieren, szenischem Spiel, Texte verfassen und grafisch gestalten u.v.a.m. Das eigenständige schöpferische Gestalten ermöglicht es den Kindern, ihrer Deutung einer biblischen Geschichte, eines Spruches, eines Begriffs oder ihren Empfindungen Ausdruck zu geben und darüber miteinander ins Gespräch zu kommen. So kann religiöse Entwicklung geschehen, kann sich religiöse Sprachfähigkeit im weitesten Sinne bilden.

Für den Umgang mit der Bibel heißt das, dass immer zwei Schritte zusammengehören:
-die Begegnung mit der biblischen Geschichte,
-die Aneignung durch persönliche Auseinandersetzung mit dieser Geschichte mittels aller Sinne und im Gespräch.

Solche Gespräche mit und unter den Kindern können dann gelingen, wenn die Lehrerin oder der Lehrer durch ihre Zurückhaltung alle Kinder zu Äußerungen ermutigen und so den kindlichen Deutungen Raum und Geltung geben.


Empfehlungen zu fächerverbindendem Lernen werden jeweils in den Vorbemerkungen zu den Unterrichtseinheiten gegeben. Wo sich der Religionsunterricht am allgemeinbildenden Unterricht beteiligt, ist er besser in den Schulalltag integriert. Die Kinder können Religion als einen Teil ihrer Lebenswirklichkeit erfahren.

Ebenso wird auf die Möglichkeit der Zusammenarbeit zwischen den Konfessionen hingewiesen. Die Möglichkeit, dass die Kinder in ihrer Klasse verschiedene Ausprägungen des Glaubens kennen lernen, sollten wir nicht ungenutzt lassen, denn gerade in der Begegnung können sich die eigene religiöse Identität sowie auch Toleranz für die anderen entwickeln.


Die vorangestellten methodisch-didaktischen Beiträge nehmen Gedanken der gegenwärtigen religionspädagogischen Diskussion auf, wollen den Lehrenden Orientierung geben und zu gedanklicher Auseinandersetzung anregen.




Zum Umgang mit der Arbeitshilfe


Diese Arbeitshilfe bezieht sich auf den Fachplan Evangelische Religionslehre im Bildungsplan für die Grundschule des Landes Baden-Württemberg von 1994. Sie kann auch Anwendung finden zur unterrichtlichen Umsetzung des Kompetenzansatzes der Standards Evangelische Religionslehre, verbindlich ab 2004. Die einzelnen Lehrplaneinheiten wurden unter der im jeweiligen Leitgedanken formulierten theologisch-pädagogischen Gesamtintention bearbeitet. In der Regel ergab das Nacheinander der in der linken Lehrplan-Spalte formulierten Inhalte auch die Folge der Unterrichtsbausteine. Jeder Unterrichtsbaustein wurde nach folgendem Raster bearbeitet:

1.Kindliche Lebenswirklichkeit
2.Bereitzustellendes Sachwissen
3.Biblische Überlieferung
(a) Begegnung
(b) Aneignung
4.Liturgische Elemente und kleine Rituale

Diese Struktur möchte das unterrichtliche Geschehen durchsichtiger machen und die Orientierung am Kind unterstützen. Die Unterrichtsbausteine auf der Basis dieses Rasters stellen jedoch noch keine "Stundenverläufe" dar.

Lehrerinnen und Lehrer müssen für ihren Unterricht selbst die inhaltlichen Schwerpunkte setzen, dafür die passenden Elemente auswählen und diese entsprechend ihrer Klassensituation zusammenfügen.


Sie sollten dabei auch den Mut zum Unabgeschlossenen haben und darauf vertrauen, dass Inhalte in anderen Zusammenhängen unter neuer Fragestellung wieder aufgegriffen und bearbeitet werden können.

Die für den Unterricht vorgeschlagenen Medien und Hilfsmittel sind in der Marginalspalte jeder Seite aufgeführt. Soweit sie mit M bezeichnet sind, finden sie sich am Ende der Einheit. Die weiteren Medien sind in der gängigen religionspädagogischen Literatur enthalten. Es wird davon ausgegangen, dass sie in der Lehrerbücherei bzw. in der persönlichen Handbibliothek vorhanden sind. Für die Beschaffung der AV- Medien kommen die regionalen und zentralen Medienstellen infrage.


Über die in der Arbeitshilfe verwendeten Abkürzungen erteilt die Aufstellung auf Seite 30 Auskunft.


Für die Weiterentwicklung dieser Arbeitshilfe bitten die Herausgeberinnen freundlichst um Rückmeldung der damit im Schulalltag gemachten Erfahrungen.


Im September 2003


PTZ Stuttgart
Adelheid Krautter
RPI Karlsruhe
Elke Schmidt-Lange