Tal des Schweigens

Tal des Schweigens Gedichte Maila Barthel In Nepal, westlich des Mount Everest liegt das Tal des Schweigens. Es ist das höchstgelegene Tal der Erde. Seinen Namen trägt es aufgrund der oft eintretenden Windstille. Tagsüber erreicht es wegen der reflektierenden Eis- und Schneeflächen oft ungewöhnlich heiße Temperaturen. Der Zugang ist nur über einen lebensgefährlichen Eisbruch möglich! Kaum eine Schreibform ist so nackt wie die des Gedichtes: Hier können Gefühle ungeschminkt und subjektiv in Bilder gefasst werden. In „Tal des Schweigens“ blickt die Autorin auf die Vergangenheit ihrer Beziehung zu ihrem leiblichen Vater zurück, die seit der Scheidung der Eltern stets von Konflikten und jahrelangen Pausen begleitet war. Dennoch entstanden auch Phasen großer Nähe, bis nach einer Reihe von Auseinandersetzungen und Missverständnissen der Kontakt völlig abbricht und im gegenseitigen Schweigen endet. In den Gedichten reihen sich fragmentarisch Erinnerungen aneinander, in denen nach der ersten Wut und Fassungslosigkeit auch wieder schöne Bilder entstehen. Es ist ein Versuch, der Hilflosigkeit etwas entgegen zu setzen und zumindest das eigene Schweigen zu brechen. In einer Situation, die keineswegs eine Ausnahme ist! Hinter unzähligen Familienfassaden lauern zerstörte Beziehungen und die eisigen Fallen des Schweigens als Resultat der Nichtbewältigung von Konflikten. Oft werden diese sogar in die nächste oder übernächste Generation hinein getragen. Die Betroffenen hüllen sich in Schweigen und dokumentieren darin ihre Unfähigkeit zu einer konstruktiven Auseinandersetzung. Und kreieren damit oft schon einen Abschied im Leben. Als ob nicht in der Unwiderruflichkeit unseres Todes noch Schweigen genug läge!