Gesammelte Werke 6 (eBook)

Vier Romane in einem Band: Der Montag fängt am Samstag an; Das Märchen von der Troika; Das lahme Schicksal; Fünf Löffel Elixier
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2013 | 1. Auflage
1040 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-10093-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gesammelte Werke 6 -  Arkadi Strugatzki,  Boris Strugatzki
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Der krönende Abschluss der großen Neuausgabe der Gesammelten Werke von Arkadi und Boris Strugatzki
Ein Forschungsinstitut für Magie und Zauberei, in dem die Unredlichkeit der Mitarbeiter durch Haarwuchs aus den Ohren kenntlich wird. Ein Schriftsteller, dessen Gestalten aus einem aus Angst vor der Zensur unveröffentlichten Roman ins Leben treten und ihn zu verfolgen beginnen ... Die Geschichten von Arkadi und Boris Strugatzki haben nichts von ihrer unmittelbaren erzählerischen Kraft verloren, mit der sie Gesellschaftssatire und Fantastik vereinen. In Russland einst verboten, hat ihr Werk heute international eine Millionenauflage erreicht. Der sechste und letzte Band der Gesammelten Werke enthält die Romane Der Montag fängt am Samstag an, Das Märchen von der Troika und Das lahme Schicksal.

Arkadi (1925-1991) und Boris (1933-2012) Strugatzki zählen zu den bedeutendsten und erfolgreichsten russischen Autoren der Nachkriegszeit. Ihre Romane sind nicht nur faszinierende Parabeln über die Stellung des Menschen im Universum, sondern auch schonungslose Abrechnungen mit Ideologiegläubigkeit und Personenkult. Etliche ihrer Texte durften in der Sowjetunion nicht erscheinen. Inzwischen hat die Gesamtauflage ihrer Werke die fünfzig Millionen überschritten, sie wurden in über dreißig Sprachen übersetzt. Viele ihrer Romane wurden verfilmt - Andrei Tarkowskis Adaption von »Picknick am Wegesrand« unter dem Titel »Stalker« gehört zu den Klassikern der Filmkunst.

1

Lehrer: Kinder, schreibt den Satz: »Ein Fisch saß auf einem Baum.«

Schüler: Sitzen Fische denn auf Bäumen?

Lehrer: Na ja … Es war eben ein verrückter Fisch.

Anekdote aus dem Schulleben

Ich näherte mich meinem Ziel. Der Weg führte mitten durch einen grünen Wald, und nur hier und da tat sich eine mit gelbem Riedgras bewachsene Lichtung auf. Die Sonne ging schon seit Stunden unter, kam und kam aber nicht vom Fleck und hing noch immer dicht über dem Horizont. Der Wagen rollte über eine schmale, mit knirschendem Schotter bedeckte Straße, und bei jedem größeren Stein schepperten und rumpelten die leeren Kanister im Kofferraum.

Rechter Hand traten zwei Männer aus dem Wald, blieben am Wegrand stehen und spähten in meine Richtung. Einer hob die Hand. Ich nahm den Fuß vom Gaspedal und sah mir die beiden genauer an. Es schienen Jäger zu sein – junge Burschen, kaum älter als ich. Ihre Gesichter waren mir sympathisch, und ich hielt an. Der Mann, der die Hand gehoben hatte, schob das hakennasige dunkle Gesicht durchs Fenster und fragte lächelnd: »Könnten wir vielleicht bis Solowetz mitfahren?«

Der zweite, der einen roten Backenbart trug, guckte ihm, ebenfalls lächelnd, über die Schulter. Keine Frage, das waren nette Jungs.

»Steigen Sie ein«, sagte ich. »Einer vorn, einer hinten, auf dem Rücksitz liegt jedoch allerhand Zeug herum.«

»Wohltäter!«, rief der Hakennasige erfreut, nahm das Gewehr von der Schulter und setzte sich neben mich.

Der Bärtige blickte unschlüssig in den Wagenfond und fragte: »Könnte ich hier ein bisschen …«

Ich beugte mich über die Sessellehne und half ihm, den Schlafsack und das zusammengerollte Zelt beiseitezuschieben. Zaghaft, das Gewehr zwischen den Knien, quetschte er sich in die Ecke.

»Schlagen Sie die Tür kräftig zu«, empfahl ich.

Langsam fuhr der Wagen an. Der Hakennasige drehte sich nach hinten um und ließ sich lebhaft darüber aus, wie viel angenehmer es sei, mit dem Auto zu fahren, als zu Fuß zu gehen. Der Bärtige stimmte murmelnd zu; er versuchte noch immer, die Tür zuzuschlagen, doch es gelang ihm nicht.

»Ziehen Sie den Mantel weg«, riet ich ihm mit einem Blick in den Rückspiegel. »Er ist in der Tür eingeklemmt.«

Nach fünf Minuten waren wir endlich so weit. Ich fragte: »Bis Solowetz dürften es wohl zehn Kilometer sein?«

»Ja«, antwortete der Hakennasige. »Vielleicht auch ein bisschen mehr. Die Straße ist nicht sonderlich gut – hier fahren nur Lastwagen.«

»Ich finde sie gar nicht so schlecht«, widersprach ich. »Dabei hatte man mir prophezeit, ich käme überhaupt nicht durch.«

»Die Straße kann man sogar noch im Herbst befahren.«

»Hier schon, aber hinter Korobetz ist sie nicht mehr befestigt.«

»Dieses Jahr ist der Sommer sehr trocken, da kann nicht viel passieren.«

»Bei Saton soll’s regnen«, warf der Bärtige von hinten ein.

»Wer sagt das?«, wollte der Hakennasige wissen.

»Merlin.«

Die beiden lachten, warum, wusste ich nicht. Ich fingerte meine Zigaretten heraus, zündete mir eine an und reichte die Schachtel weiter.

»Aus der Clara-Zetkin-Fabrik«, sagte der Hakennasige mit einem Blick auf die Schachtel. »Sind Sie aus Leningrad?«

»Ja.«

»Auf Reisen?«

»Ja«, erwiderte ich. »Und Sie sind von hier?«

»Seit Urzeiten«, antwortete der Hakennasige.

»Ich komme aus Murmansk«, teilte der Bärtige mit.

»Für einen Leningrader ist Solowetz wohl genauso wie Murmansk hoher Norden«, meinte der Hakennasige.

»Nein, wieso denn«, protestierte ich höflich.

»Machen Sie in Solowetz Station?«, fragte der Hakennasige.

»Natürlich«, erwiderte ich. »Da will ich ja hin.«

»Haben Sie in Solowetz Verwandte oder Bekannte?«

»Nein«, sagte ich. »Da warte ich auf die anderen. Sie haben die Route am Ufer entlanggenommen, und wir treffen uns in Solowetz.«

Vor uns tauchte ein großer Schotterhaufen auf. Ich bremste und bat: »Halten Sie sich gut fest.« Es holperte und rumpelte, der Hakennasige stieß mit der Nase gegen den Gewehrlauf. Der Motor heulte, Steinchen prasselten gegen den Wagenboden.

»Das arme Auto«, klagte der Hakennasige.

»Lässt sich nicht ändern«, meinte ich.

»Nicht jeder würde seinen Wagen über solche Wege jagen.«

»Ich schon«, sagte ich. Der Schotterhaufen lag hinter uns.

»Das ist wohl gar nicht Ihr Auto«, mutmaßte der Hakennasige.

»Woher sollte ich auch ein Auto haben?! Das ist ein Leihwagen.«

»Verstehe«, sagte der Hakennasige – wie mir schien, enttäuscht. Das ärgerte mich.

»Was hat es für einen Sinn, sich einen Wagen anzuschaffen, wenn man doch bloß auf Asphaltstraßen fährt? Wo Asphalt ist, gibt es nichts Interessantes, und wo es interessant ist, gibt es keinen Asphalt.«

»Ja, natürlich«, stimmte der Hakennasige höflich zu.

»Ich finde es dumm, aus seinem Wagen einen Götzen zu machen«, erklärte ich.

»Stimmt«, sagte der Bärtige. »Aber nicht jeder denkt so.«

Wir sprachen eine Weile über Autos und gelangten zu dem Schluss, dass man sich, wenn überhaupt, einen Geländewagen des Typs Gas-69 kaufen sollte; diesen allerdings gab es nicht im freien Verkauf. Dann fragte der Hakennasige: »Wo arbeiten Sie?«, und ich gab Auskunft.

»Kolossal!«, rief er. »Ein Programmierer! Genau das, was wir brauchen. Hören Sie, lassen Sie Ihr Institut sausen, und kommen Sie zu uns!«

»Was haben Sie denn zu bieten?«

»Was wir zu bieten haben?«, fragte der Hakennasige.

»Einen Aldan-3«, antwortete der Bärtige.

»Nicht schlecht«, sagte ich. »Und wie läuft er?«

»Tja, wie soll ich’s Ihnen sagen …«

»Verstehe«, unterbrach ich ihn.

»Eigentlich ist er noch nicht eingerichtet«, erklärte der Bärtige. »Bleiben Sie bei uns, machen Sie das.«

»Ihre Versetzung bekommen wir schon durch«, fügte der Hakennasige hinzu.

»Und woran arbeiten Sie hier?«, erkundigte ich mich.

»Woran die ganze Wissenschaft arbeitet«, begann der Hakennasige. »Wir beschäftigen uns mit dem menschlichen Glück.«

»Verstehe«, sagte ich. »Auch mit dem Kosmos?«

»Das auch«, gab der Hakennasige zurück.

»Das Bessere ist der Feind des Guten«, sagte ich.

»Hauptstadt und ordentliches Gehalt«, murmelte der Bärtige leise, aber ich hörte es trotzdem.

»Nein«, warf ich ein. »Es geht mir nicht ums Geld.«

»War auch nur Spaß«, sagte der Bärtige.

»Das sind so seine Späße«, meinte der Hakennasige. »Aber eine interessantere Arbeit als bei uns werden Sie nirgends finden.«

»Warum glauben Sie das?«

»Da bin ich mir sogar ganz sicher.«

»Na ja, ich weiß nicht.«

Der Hakennasige grinste. »Darüber unterhalten wir uns noch«, sagte er. »Bleiben Sie eine Weile in Solowetz?«

»Höchstens zwei Tage.«

»Na, dann sprechen wir uns am zweiten Tag.«

Der Bärtige fügte hinzu: »Meiner Meinung nach ist das ein Wink des Schicksals: Wir gingen durch den Wald und trafen auf einen Programmierer. Ich glaube, Ihnen bleibt gar keine andere Wahl.«

»Brauchen Sie wirklich so dringend einen Programmierer?«, fragte ich.

»Unbedingt.«

»Ich werde mal mit den Kollegen reden«, versprach ich. »Einige von ihnen würden sich gern verändern.«

»Wir brauchen nicht irgendeinen Programmierer«, gab der Hakennasige zu bedenken. »Programmierer sind rar und daher ein verwöhntes Völkchen. Wir brauchen einen, der nicht verwöhnt ist.«

»Dann wird es schwierig«, sagte ich.

Der Hakennasige zählte an seinen Fingern ab: »Wir brauchen a) einen Programmierer, der nicht verwöhnt ist, b) einen, der freiwillig kommt, und c) einen, der bereit ist, ins Wohnheim zu ziehen …«

»Und das«, fiel der Bärtige ein, »für hundertzwanzig Rubel.«

»Und wie steht’s mit Engelsflügeln? Oder, sagen wir, mit einem Heiligenschein? Von der Sorte gibt es einen unter tausend!«

»Dieser eine würde uns genügen«, sagte der Hakennasige.

»Und wenn es insgesamt nur neunhundert...

Erscheint lt. Verlag 9.12.2013
Übersetzer Helga Gutsche, Peter Klassen, M. David Drevs, Erika Pietraß
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Понедельник начинается в субботу / Сказка о Тройке / Пять ложек зликсира / Хромая судьба
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte eBooks • Edition • Fantastik • GesammelteWerke • Gesellschaft • Parabel • Phantastik • Roman • Sammelband • Satire • Sciencefiction
ISBN-10 3-641-10093-3 / 3641100933
ISBN-13 978-3-641-10093-3 / 9783641100933
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