Abaddons Tor (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
640 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-11314-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Abaddons Tor -  James Corey
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Der Krieg hat begonnen - doch gegen wen?
Überall im Sonnensystem haben die Menschen Raumstationen errichtet. Die friedliche Zukunft ist jedoch in Gefahr, denn ein fremdartiges Protomolekül hat die Bevölkerung der Venus ausgelöscht und entwickelt sich nun rasant fort - mit katastrophalen Folgen. Uranus wird als Nächstes angegriffen, und dort entdecken die Menschen schließlich ein unheimliches Portal. Und niemand weiß, was jenseits des Portals lauert ...

Hinter dem Pseudonym James Corey verbergen sich die beiden Autoren Daniel James Abraham und Ty Corey Franck. Beide schreiben auch unter ihrem eigenen Namen Romane und leben in New Mexico. Mit ihrer erfolgreichen gemeinsamen Science-Fiction-Serie »The Expanse« haben sie sich weltweit in die Herzen von Lesern und Kritikern gleichermaßen geschrieben.

PROLOG   Manéo

Manéo Jung-Espinoza, von seinen Freunden auf der Ceres-Station Néo genannt, kauerte im Cockpit des kleinen Schiffes, das er Y Que genannt hatte. Nach fast drei Monaten Flugzeit blieben nur noch etwa fünfzig Stunden, bis er Geschichte schreiben würde. Das Essen war ihm schon vor zwei Tagen ausgegangen, und der Wasservorrat beschränkte sich auf einen halben Liter recycelte Pisse, die schon ziemlich oft die Runde durch seinen Kreislauf gemacht hatte. Alles, was er entbehren konnte, war bereits abgeschaltet. Den Reaktor hatte er heruntergefahren. Nur die passiven Monitore liefen noch, die aktiven Sensoren waren tot. Das einzige Licht im Cockpit stammte von der Hintergrundbeleuchtung der Terminals. Die Heizdecke, in die er sich gewickelt hatte, klemmte unter den Gurten, damit sie nicht fortschwebte. Sie war nicht einmal mit dem Stromnetz verbunden. Die Rundruf- und Richtstrahlsender waren deaktiviert, und den Transponder hatte er bereits zerstört, ehe er überhaupt den Namen auf den Schiffsrumpf gemalt hatte. Schließlich wollte er keinen so weiten Flug antreten, um am Ende doch noch die Flottillen durch ein versehentlich abgestrahltes Signal auf sich aufmerksam zu machen.

Fünfzig Stunden – oder etwas weniger –, und das Einzige, was er zu tun hatte, war, nicht aufzufallen. Und natürlich durfte er nicht mit irgendeinem Objekt zusammenprallen, aber das lag in las manos de Dios.

Vor drei Jahren, kurz vor seinem fünfzehnten Geburtstag, hatte ihn seine Cousine Evita in die Untergrundgesellschaft der Slingshots eingeführt. Er hatte im Wohnloch seiner Familie herumgehangen, seine Mutter hatte in der Wasseraufbereitungsanlage gearbeitet, und sein Vater hatte sich mit einem ihm unterstellten Wartungstrupp in der Stromversorgung getroffen. Néo war daheim geblieben und hatte zum vierten Mal in diesem Monat die Schule geschwänzt. Als das System einen Besucher meldete, nahm er an, es seien die Wachleute der Schule, die ihn zur Rechenschaft ziehen wollten, weil er blaugemacht hatte. Stattdessen stand Evita vor der Tür.

Sie war zwei Jahre älter und die Tochter seiner Tante. Eine echte Gürtlerin. Er und sie hatten die gleichen schmalen Körper, doch nur sie stammte wirklich von dort. Auf der Stelle hatte er sich in sie verknallt und träumte seitdem davon, wie sie aussah, wenn sie sich auszog. Wie es sich anfühlte, sie zu küssen. Jetzt war sie da, und er war allein zu Hause. Sein Herz beschleunigte auf dreifache Geschwindigkeit, noch ehe er die Tür geöffnet hatte.

»Esá, unokabátyja«, sagte sie lächelnd und deutete mit einer Hand ein Achselzucken an.

»Hoy«, antwortete er und gab sich Mühe, cool und lässig zu wirken. Er war genau wie sie in der riesigen Weltraumstadt der Ceres-Station aufgewachsen, doch sein Vater hatte den kleinen, gedrungenen Körperbau eines Erders. Den kosmopolitischen Dialekt des Gürtels sprach er mit dem gleichen Recht wie sie, doch bei ihr klang es viel natürlicher. Er selbst kam sich dabei immer vor, als zöge er eine fremde Jacke an.

»Ein paar coyos treffen sich unten auf der Backbordseite. Silvestari Campos ist wieder da«, verkündete sie. Die Hüfte hatte sie vorgeschoben, der Mund war seidenweich, die Lippen glänzten. »Kommst du mit?«

»Que no?«, hatte er geantwortet. »Hab sowieso nichts Besseres zu tun.«

Später überlegte er sich, dass sie ihn vermutlich nur mitgenommen hatte, weil Mila Sana, eine Marsianerin mit einem Pferdegesicht, die etwas jünger war als er, auf ihn abfuhr. Vermutlich hielten die anderen es für lustig, dem hässlichen Mädchen von dem inneren Planeten zuzuschauen, wie es hinter dem Halbblut hertrabte, aber das war ihm egal. Er war Silvestari Campos schon einmal begegnet und wusste, was ein Slingshot-Manöver war.

Es lief folgendermaßen: Ein coyo bastelte sich ein Schiff zusammen. Vielleicht aus Bergungsgut, vielleicht ergaunert. Ganz ohne gestohlene Teile ging es nicht. Es brauchte nicht mehr als einen konventionellen Verbrennungsantrieb, eine Druckliege und genügend Luft und Wasser, um loszufliegen. Dann kam es nur noch darauf an, die Flugbahn zu berechnen. Ohne Epstein-Antrieb verbrannte der konventionelle Antrieb die Treibstoffkapseln viel zu schnell, um ein weit entferntes Ziel zu erreichen. Wenn man das wollte, brauchte man Hilfe. Der Trick bestand darin, den Kurs so zu berechnen, dass der Schub des viel zu schnell verbrauchten Treibstoffs das Schiff in ein Schwerkraftfeld beförderte, wo es von dem Planeten oder Mond beschleunigt wurde, um so tief wie nur irgend möglich in den Raum vorzustoßen. Dann musste man sich überlegen, wie man zurückkehren konnte, ohne zu sterben. Die ganze Sache wurde in einem doppelt verschlüsselten illegalen Netzwerk übertragen, das mindestens so schwer zu knacken war wie die Netze der Loca Greiga oder des Golden Bough. Vielleicht betrieben sie dieses Netz sogar. Selbstverständlich war es höchst illegal. Irgendjemand nahm Wetten entgegen. Gefährlich, aber darauf kam es ja gerade an. Wenn man zurückkehrte, war man ein gemachter Mann und konnte sich auf den Lagerhauspartys herumtreiben und trinken, so viel man wollte, reden, was man wollte, und die Hand auf Evita Jungs rechte Brust legen, und sie wich nicht einmal aus.

Also entwickelte Néo, dem alles andere bislang ziemlich egal gewesen war, einen starken Ehrgeiz.

»Die Leute dürfen einfach nicht vergessen, dass der Ring nichts Magisches an sich hat«, erklärte die Marsianerin. In den letzten Monaten hatte Néo viel Zeit damit verbracht, die Newsfeeds über den Ring zu betrachten. Bisher gefiel ihm diese Frau am besten. Sie hatte ein hübsches Gesicht und einen reizenden Akzent. Außerdem war sie nicht so pummelig wie eine Erderin, gehörte aber genau wie er selbst auch nicht zum Gürtel. »Wir verstehen es noch nicht richtig, und vielleicht werden noch Jahrzehnte vergehen, bis wir es wirklich erfassen. Auf jeden Fall konnten wir in den letzten zwei Jahren einige höchst interessante und aufregende Durchbrüche in der Werkstofftechnologie erzielen, die sich durchaus mit der Erfindung des Rades messen können. Im Laufe der nächsten zehn oder fünfzehn Jahre werden wir die praktische Anwendung dessen erleben, was wir aus der Beobachtung des Protomoleküls gelernt haben, und dies wird …«

»Früchte vom verbotenen Baum«, fiel ihr der alte coyo mit dem runzligen Gesicht, der neben ihr saß, ins Wort. »Wir dürfen nicht vergessen, dass die Grundlage all dessen ein Massenmord war. Die Verbrecher von Protogen und Mao-Kwik haben diese Waffe auf unschuldige Bürger gerichtet. Der Genozid war der Beginn von allem, und wenn wir daraus Profit schlagen, werden wir zu Komplizen.«

Der Feed zeigte den Moderator, der lächelnd den Kopf schüttelte und dem Ledergesicht widersprach.

»Rabbi Kimble«, sagte er, »wir hatten Kontakt mit einem zweifellos außerirdischen Artefakt, das die Eros-Station übernommen und etwa ein Jahr damit zugebracht hat, sich in dem unwirtlichen Dampfkochtopf der Venus selbst zuzubereiten, um schließlich gewaltige Gebilde zu starten, die sich mittlerweile knapp außerhalb der Uranus-Umlaufbahn befinden und dort zu einem tausend Kilometer großen Ring zusammengebaut werden. Sie können doch nicht allen Ernstes erwarten, dass wir diese Tatsachen aus moralischen Gründen ignorieren.«

»Himmlers Unterkühlungsversuche in Dachau …«, setzte das Ledergesicht an und wackelte drohend mit dem Finger, doch nun unterbrach ihn die hübsche Marsianerin.

»Könnten wir bitte die 1940er-Jahre überspringen?« Sie lächelte dabei und meinte in Wirklichkeit: Ich bin freundlich zu dir, aber halt endlich die Klappe. »Wir reden hier nicht über Weltraumnazis, sondern über das wichtigste Ereignis der Menschheitsgeschichte. Protogen hat hierbei eine schreckliche Rolle gespielt und wurde dafür bestraft. Jetzt aber müssen wir …«

»Keine Weltraumnazis!«, schrie der alte Coyo. »Die Nazis kommen nicht aus dem Weltraum. Sie sind mitten unter uns. Sie verkörpern die schlimmste Seite der Menschheit. Indem wir von diesen Entdeckungen profitieren, rechtfertigen wir den Irrweg, auf dem sie wandeln.«

Die Hübsche verdrehte die Augen und blickte Hilfe suchend zum Moderator, der jedoch nur mit den Achseln zuckte, was den Alten noch weiter in Rage brachte.

»Der Ring ist eine Versuchung zu sündigen«, rief der alte coyo. Um den Mundwinkel entstanden kleine weiße Flecken, die der Bildregisseur nicht retuschierte.

»Wir wissen nicht, was es ist«, erwiderte die Hübsche. »Wenn man annimmt, dass es seine Arbeit ursprünglich auf einer primitiven Erde mit einzelligen Organismen verrichten sollte und auf der Venus landete, wo es ein erheblich komplexeres Substrat gab, funktioniert es wahrscheinlich überhaupt nicht, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass Versuchung und Sünde nichts damit zu tun haben.«

»Sie sind Opfer. Was Sie ein komplexes Substrat nennen, sind die missbrauchten Leiber der Unschuldigen!«

Néo drehte den Ton herunter und sah eine Weile zu, wie sie stumm gestikulierten.

Er hatte Monate gebraucht, um die Flugbahn der Y Que zu planen und den Zeitpunkt zu finden, an dem Jupiter, Europa und Saturn an den richtigen Positionen standen. Das Fenster war so schmal, dass man es damit vergleichen...

Erscheint lt. Verlag 10.2.2014
Reihe/Serie The Expanse-Serie
Übersetzer Jürgen Langowski
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Expanse Series - Abaddon's Gate Book 3
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte eBooks • Expanse-Serie • James S. A. Corey • James S. A. Corey, Expanse-Serie, Science Fiction, Space Opera • Science Fiction • Space Opera
ISBN-10 3-641-11314-8 / 3641113148
ISBN-13 978-3-641-11314-8 / 9783641113148
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