Helle Barden (eBook)

Ein Scheibenwelt-Roman
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
384 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-13632-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Helle Barden -  TERRY PRATCHETT
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Ein Klassiker von Terry Pratchett in neuer Übersetzung und Gestaltung
Die Stadtwache von Ankh-Morpork wird aufgestockt. Damit die »angemessene Repräsentation einzelner Volksgruppen oder so« gewährleistet ist, erhält die Truppe einige ungewöhnliche Rekruten, darunter einen Zwerg, einen Troll und einen Werwolf. Dass Ärger vorprogrammiert ist, liegt auf der Hand. Doch die Wache hat nicht nur mit internen Problemen zu kämpfen: Eine gefährliche Waffe wird der Assassinen-Gilde gestohlen, seltsame Morde geschehen, und dann versuchen einflussreiche Kräfte auch noch zu verhindern, dass die Wache ihre Ermittlungen fortsetzt. Zum Glück sind Hauptmann Mumm und seine Männer nicht so einfach aufzuhalten ...

Terry Pratchett, geboren 1948, schrieb 1983 seinen ersten Scheibenwelt-Roman - ein großer Schritt auf seinem Weg, einer der erfolgreichsten Autoren Großbritanniens und einer der populärsten Fantasy-Autoren der Welt zu werden. Von Pratchetts Romanen wurden weltweit 85 Millionen Exemplare verkauft, seine Werke sind in 40 Sprachen übersetzt. Für seine Verdienste um die englische Literatur verlieh ihm Queen Elizabeth sogar die Ritterwürde. Terry Pratchett starb am 12.3.2015 im Alter von 66 Jahren.

»Au!«

»Tut mir leid, Hauptmann«, sagte Karotte, der wie ein umgekehrtes L ging. »Nach Ihnen. Vorsicht mit dem Kopf am …«

»Aua!«

»Vielleicht setzen Sie sich am besten hin, und ich sehe mich um.«

Die Werkstatt war ein länglicher Raum mit einer – wie auch sonst? – niedrigen Decke und einer zweiten kleinen Tür am anderen Ende. Unter einem Oberlicht stand eine Werkbank. An der Wand gegenüber waren eine Esse und viele ordentlich nebeneinanderhängende Werkzeuge zu sehen. Und ein Loch.

Ein paar Fuß über dem Boden war ein Stück Verputz abgefallen, von dem kaputten Mauerwerk darunter liefen Risse strahlenförmig nach allen Seiten.

Mumm zwickte sich in den Nasenrücken. Er hatte heute noch keine Zeit zum Schlafen gefunden. Auch daran würde er sich gewöhnen müssen: zu schlafen, wenn es dunkel war. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt nachts geschlafen hatte.

Er sog nachdenklich die Luft ein.

»Es riecht nach Feuerwerk«, sagte er.

»Könnte von der Esse kommen«, meinte Karotte. »Außerdem haben die Trolle und die Zwerge heute in der ganzen Stadt Feuerwerk losgelassen.«

Mumm nickte.

»Stimmt«, sagte er. »Also, was sehen wir hier?«

»Jemand hat ziemlich brutal gegen die Wand geschlagen«, sagte Karotte.

»Das hätte irgendwann passiert sein können«, entgegnete Mumm.

»Nein, Chef, denn hier unten liegen noch Bröckchen vom Verputz, und Zwerge halten ihre Werkstätten immer sauber.«

»Wirklich?«

In den Regalen neben der Werkbank lagen mehrere Waffen, einige davon halb fertig. Mumm nahm eine fast vollständige Armbrust in die Hand.

»Gute Arbeit«, sagte er. »Der Mann kannte sich hervorragend mit mechanischen Funktionsweisen aus.«

»Er war überall bekannt dafür«, sagte Karotte und kramte ziellos auf der Werkbank herum. »Ein äußerst geschickter Handwerker. Sein Hobby waren Spieldosen. Jedes mechanische Problem war eine Herausforderung für ihn. Äh. Wonach suchen wir eigentlich, Chef?«

»Keine Ahnung. Meine Herrn! Das nenne ich mal eine gute …«

Es war eine Streitaxt, aber so schwer, dass Mumms Arm sogleich nach unten sank. In die Klinge waren komplizierte Muster eingraviert. In der Waffe mussten mehrere Wochen Arbeit stecken.

»Mit dem Ding zieht man nicht gerade eben mal um die Häuser, was?«

»Nein, nein«, antwortete Karotte, »das ist eine zeremonielle Waffe. Für Bestattungen.«

»Zweifellos!«

»Ich meine, sie wurde eigens hergestellt, damit sie mit einem Zwerg bestattet wird. Jeder Zwerg wird mit einer Waffe bestattet. Sie wissen schon, damit er sie mitnehmen kann, dorthin, wo … wo er auch hingehen mag.«

»Aber das ist ganz hervorragende Handwerkskunst! Dazu eine Schneide wie eine … Auutsch!« Mumm lutschte an seinem Finger. »Wie eine Rasierklinge.«

Karotte sah ihn erschrocken an. »Selbstverständlich. Es wäre ja auch sinnlos, ihnen mit einer minderwertigen Waffe entgegenzutreten.«

»Von wem redest du?«

»Von dem, was einem auf der Reise nach dem Tod so alles begegnen kann«, antwortete Karotte ein bisschen verlegen.

»Aha.« Mumm machte eine kleine Pause. Auf diesem Gebiet fühlte er sich ein wenig unsicher.

»Es ist eine uralte Tradition«, sagte Karotte.

»Ich dachte, Zwerge glauben nicht an Teufel und Dämonen und so was.«

»Das stimmt, aber … wir sind nicht ganz sicher, ob sie das auch wissen.«

»Ach so.«

Mumm legte die Axt wieder hin und nahm sich etwas anderes aus dem Arbeitsregal. Es war ein Ritter in voller Rüstung, ungefähr neun Zoll groß. Aus seinem Rücken ragte ein Schlüssel. Mumm drehte den Schlüssel um und hätte die Figur beinahe fallen gelassen, als ihre Beine sich zu bewegen anfingen. Er stellte sie auf den Boden, und der Ritter marschierte mit steifen Schritten voran und fuchtelte dabei mit seinem Schwert herum.

»Er bewegt sich ein bisschen wie Colon, oder?«, sagte Mumm. »Wie ein Uhrwerk.«

»Das ist die nächste Riesensache«, erwiderte Karotte. »Herr Hammerhock war da ganz groß drin.«

Mumm nickte. »Wir suchen etwas, was nicht hierhergehört«, sagte er. »Oder etwas, das hier sein sollte, aber nicht hier ist. Fehlt denn irgendwas?«

»Schwer zu sagen, Chef. Es ist nicht da.«

»Was?«

»Alles, was fehlt«, antwortete Karotte gewissenhaft.

»Ich meine«, sagte Mumm geduldig, »etwas, das nicht hier ist, was man hier aber erwarten würde.«

»Also, er hat – er hatte – alle Werkzeuge, die man so braucht, Chef. Sogar sehr gute. Jammerschade, eigentlich.«

»Was denn?«

»Na, dass sie alle eingeschmolzen werden.«

Mumm betrachtete die ordentlich nebeneinander aufgereihten Hämmer und Feilen.

»Wieso denn? Kann denn kein anderer Zwerg sie benutzen?«

»Was? Die Werkzeuge eines anderen Zwergs benutzen?« Karottes Mund verzog sich angewidert, als hätte jemand vorgeschlagen, er solle Korporal Nobbs’ alte Unterhosen anziehen. »Nein, nein, das ist nicht … recht. Ich meine, sie sind … ein Teil von ihm. Ich meine … wenn ein anderer sie benutzt, nachdem er so viele Jahre damit gearbeitet hat, also das … brrr!«

»Im Ernst?«

Der Aufziehritter marschierte unter die Werkbank.

»Es würde mir … irgendwie falsch vorkommen«, sagte Karotte. »Igitt. Widerlich.«

»Aha.« Mumm erhob sich.

»Hauptm…«

»Aua!«

»… Vorsicht, der Kopf. Tut mir leid.«

Mumm rieb sich mit einer Hand den Kopf und untersuchte mit der anderen das Loch im Putz.

»Da … steckt was drin«, sagte er. »Gib mir mal einen Meißel.«

Stille.

»Einen Meißel, bitte. Falls es dir damit besser geht: Wir sind dabei herauszufinden, wer Herrn Hammerhock ermordet hat. Alles klar?«

Karotte suchte einen Meißel aus, aber nur mit beträchtlichem Widerwillen.

»Das ist Herrn Hammerhocks Meißel«, sagte er vorwurfsvoll.

»Korporal Karotte, könntest du vielleicht mal zwei Sekunden aufhören, ein Zwerg zu sein? Du bist ein Angehöriger der Wache! Und jetzt gib mir den verdammten Meißel! Der Tag ist schon lang genug gewesen! Vielen Dank!«

Mumm stocherte im Mauerwerk herum, bis eine unförmige Bleischeibe in seine Hand fiel.

»Von einer Schleuder?«, fragte Karotte.

»Nicht genug Platz hier drin«, antwortete Mumm. »Außerdem, wie sollte sich das Ding so tief in die Wand bohren?«

Er steckte die Metallscheibe ein.

»Ich glaube, das wär’s dann«, sagte er und richtete sich auf. »Wir machen uns lieber wieder auf … Aua! Ach, hol doch diesen Uhrwerksoldaten wieder unter der Bank hervor. Ist wohl besser, wenn wir hier nichts durcheinanderbringen.«

Karotte fingerte in der Dunkelheit unter der Werkbank herum. Etwas raschelte.

»Hier unten liegt ein Stück Papier, Chef.«

Karotte tauchte wieder auf und wedelte mit einem kleinen vergilbten Blatt. Mumm warf einen kurzen Blick darauf.

»Sieht nicht besonders wichtig aus«, sagte er schließlich. »Das ist nicht Zwergisch, so viel weiß ich auch. Aber diese Symbole … die habe ich schon mal irgendwo gesehen. Zumindest etwas sehr Ähnliches.« Er reichte Karotte das Blatt zurück. »Kannst du irgendwas damit anfangen?«

Karotte runzelte die Stirn. »Ich könnte einen Hut daraus basteln«, sagte er, »oder ein Segelschiff. Oder so was wie eine Chrysantheme …«

»Ich meine die Symbole. Diese Symbole, hier auf dem Blatt.«

»Keine Ahnung, Hauptmann. Aber sie kommen mir trotzdem bekannt vor. Sieht aus wie … Alchimistenschrift?«

»Bloß nicht!« Mumm legte die Hand über die Augen. »Hoffentlich nicht diese elenden Alchimisten! Nein, bitte nicht! Nicht dieser verflixte Sauhaufen verrückter Feuerwerker! Mit den Assassinen kann ich umgehen, aber nicht mit diesen Idioten! Nein! Bitte nicht! Wie spät ist es?«

Karotte schaute auf das Stundenglas an seinem Gürtel. »Ungefähr halb zwölf, Hauptmann.«

»Dann muss ich ins Bett. Diese Knalltüten können bis morgen warten. Du machst mich zu einem glücklichen Mann, wenn du mir sagst, dass dieser Zettel hier Hammerhock gehörte.«

»Das bezweifle ich, Chef.«

»Ich auch. Komm schon. Wir nehmen die Hintertür.«

Karotte quetschte sich nach draußen.

»Vorsicht, der Kopf, Chef.«

Mumm, der fast auf den Knien ging, machte Halt und starrte auf den Türrahmen.

»Also, Herr Korporal«, sagte er schließlich, »zumindest wissen wir, dass es kein Troll gewesen ist. Und das aus zwei Gründen. Zum einen würde kein Troll durch diese Tür passen. Es ist eine Zwergentür.«

»Und der andere Grund, Chef?«

Mumm zupfte vorsichtig etwas von einem Splitter am niedrigen Türsturz ab.

»Der andere Grund, Karotte, ist der, dass Trolle keine Haare haben.«

Die wenigen Strähnen, die sich in den Fasern des Balkens gefangen hatten, waren rot und lang. Jemand hatte sie dort ungewollt zurückgelassen. Jemand Großes. Größer als ein Zwerg jedenfalls.

Mumm betrachtete sie genauer. Sie sahen eher wie Fäden aus. Feine rote Fäden. Auch gut. Eine Spur war eine Spur.

Er faltete sie vorsichtig in ein Stück Papier, das er sich aus Karottes...

Erscheint lt. Verlag 24.3.2014
Übersetzer Gerald Jung
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Men At Arms
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ankh • Ankh-Morpork • Belletristik • britische Fantasy • Britische Fantasy, Britischer Humor, Scheibenwelt, Samuel Mumm, Satire, Sumpfdrachen, Ankh-Morpork, Stadtwache, Korporal Karotte, Neuübersetzung • Britischer Humor • eBooks • Fantasy • Karotte • Knuddel • Korporal Karotte • Lord Vetinari • Nachtwächter • Neuübersetzung • Paul Kidby • Repräsentation • Samuel Mumm • Satire • Scheibenwelt • Stadtwache • Stephen Baxter • Sumpfdrachen • Volksgruppe • Werwolf
ISBN-10 3-641-13632-6 / 3641136326
ISBN-13 978-3-641-13632-1 / 9783641136321
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99
Roman

von Fatma Aydemir

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99
Roman. Jubiläumsausgabe

von Umberto Eco

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99