Das wirst du bereuen (eBook)

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2014 | 1. Auflage
300 Seiten
Baumhaus (Verlag)
978-3-8387-5987-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das wirst du bereuen -  Amanda Maciel
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Emma ist tot, und alle sind überzeugt, dass Sara schuld daran ist. Zusammen mit ihrer besten Freundin Brielle wird sie angeklagt, ihre Mitschülerin Emma gemobbt und in den Tod getrieben zu haben. Dabei war es doch Emma, die sich an Saras Freund Dylan rangemacht hat, kaum dass sie neu in der Klasse war! Sara und Brielle finden: Emma ist selber schuld, dass daraufhin auf Facebook fiese Gerüchte über sie verbreitet wurden. Und es ist nicht ihr Problem, dass sich die Dinge dann irgendwie verselbstständigt haben. Doch nach Emmas Tod ändert sich alles: Nun ist es Sara, die von allen Seiten angegriffen wird... Ein provozierender und unvergesslicher Roman über Opfer und Täter - und darüber, dass die Wahrheit oft viel komplizierter ist, als man auf den ersten Blick denkt.

JANUAR

»Ich sage dir doch, sie muss die Nummer von einem anderen Handy haben. Von Tyler oder was weiß ich.«

»Quatsch. Meine Güte, Sara, du bist aber auch so was von naiv.«

Schützend ziehe ich mein Chemiebuch vor die Brust, als wären Brielles Worte weniger wahr, wenn ich meine Möpse bedecke. Als könnte ich mich einfach einigeln. So tun, als bekäme mein Freund Dylan – der das Beste ist, was mir je passiert ist – keine SMS von einer anderen. Als hätte ich keine SMS auf seinem Handy gefunden und wüsste deswegen auch von nichts.

»Mann, Brielle, wird das hier ein Vokabeltest? Quetsch mich doch nicht so aus!«, beschwere ich mich bei meiner angeblich besten Freundin, aber sie verdreht nur die Augen.

»Okay, na schön, du bist ne blöde Bitch – ist das besser?« Sie stiefelt zum Chemielabor, und ich zuckle hinter ihr her. Als sie an einer Gruppe älterer Jungs vorbeikommt, grüßen sie alle mit einem Nicken und sehen ihr noch hinterher, nachdem sie längst zurückgenickt hat. »Du weißt doch, dass sie zusammen in Sprach- und Literaturkunde sind«, erklärt sie mir, »und du weißt, dass sie mit Jacob und Tyler rummacht, und du weißt, dass sie eine dreckige Schnalle ist. Da ist es wohl nicht ganz abwegig, dass sie sich auch an deinen Typen ranmacht.«

»Er kennt sie doch überhaupt nicht!« Schrecklich, wie piepsig meine Stimme ist. Schrecklich, dass mir die Tränen in die Augen steigen. Ich habe mir schon die ganze Nacht die Augen ausgeheult, und ich kann echt darauf verzichten, jetzt vor Brielle und allen anderen, mitten auf dem Schulflur, die Fassung zu verlieren.

Dann dreht Brielle sich plötzlich zu mir um und sieht mich so mitleidig an, dass ich fast doch wieder weinen muss.

»Ach, Süße«, sagt sie liebevoll. »Es ist bestimmt nicht Dylans Schuld! Er ist nur ein dummer Junge. Natürlich liebt er dich. Aber Jungs können mit Schlampen wie Emma Putnam nicht umgehen. Er ist an nette Mädchen wie dich gewöhnt!«

Sie umarmt mich ganz kurz, wobei sie mir das Chemiebuch gegen die Brust presst, dann hält sie mich einen Augenblick an den Schultern und lässt mich los. Ich lächle ihr zaghaft zu, wie um ihr zu zeigen, dass mich die Sache nicht umhaut.

»Emma ist schuld«, fährt sie fort und geht voran in den Chemiesaal. »Müll muss entsorgt werden, ernsthaft. Wer hätte gedacht, dass mir eine Zehntklässlerin dermaßen auf den Zeiger gehen könnte?«

Ich knurre zustimmend, als wir uns an unseren Tisch setzen. Unsere Laborpartner Jeff Marsh und Seamus O’Leary (Brielle nennt ihn immer Irish O’Irish) sitzen bereits gegenüber von uns auf ihren Hockern, und wir grinsen sie an. Sie sind zwar nicht gerade die coolsten Typen der Schule, dafür erledigen sie in diesem Kurs fast immer die ganze Arbeit und lassen uns dann abschreiben. Ich bin eigentlich besser in Chemie als die beiden oder war es zumindest am Anfang des Jahres noch. Bloß, in diesem Halbjahr habe ich nur zwei gemeinsame Kurse mit Brielle, also sind wir quasi gezwungen, die ganze Zeit zu quatschen. Meine Noten in Chemie und Sport werden nicht gerade berauschend sein, aber wenigstens in Chemie falle ich dank Jeff und Seamus bestimmt nicht durch.

Auch mit Emma habe ich zwei gemeinsame Kurse – amerikanische Geschichte und Sport –, obwohl sie ein Jahr jünger ist als ich. Aus irgendeinem Grund gab es an der Schule, von der sie im Oktober hierhergewechselt ist, amerikanische Geschichte schon in der zehnten. Deshalb hat man in der Elmwood High entschieden, dass sie es weiterhin belegen soll, aber es überschneidet sich mit ihrem Sportunterricht, bla, bla, bla. Sie ist bereits mit einigen Elftklässlern ausgegangen und versucht ständig, sich bei den Mädchen aus unserem Jahrgang einzuschleimen. Alle wissen, dass sie nicht ganz dicht ist, weil sie immer aus allem ein sinnloses Drama macht. Brielle konnte sie von Anfang an nicht ausstehen.    

»Also, Irish«, sagt Brielle und deutet mit einem Messbecher auf Seamus. »Besorgt uns dein Bruder nun dieses Wochenende das Bierfass?«

Ich höre zum ersten Mal, dass Seamus Beziehungen hat, und sehe ihn hoffnungsvoll an. Die Party steigt im Haus von Brielles Eltern, die sich gerade auf einer Bermuda-Kreuzfahrt befinden. Ich dachte eigentlich, wir würden nur ihre Schnapsbar plündern und vielleicht ein paar Bier aus dem Kühlschrank im Keller von Alisons Dad mopsen. Dass Seamus und Jeff überhaupt eingeladen sind, hätte ich jetzt nicht erwartet.

»Aye, aye, meine Hübsche«, antwortet Seamus mit extrabreitem Akzent. Er findet es super, dass Brielle ihm einen Spitznamen gegeben hat, und spielt immer mit. Jungs mögen Brielle ganz allgemein – mit ihren superlangen Haaren und den Klamotten von Abercrombie & Fitch verströmt sie den Glanz eines reichen Mädchens, ist aber gleichzeitig so unerschrocken und bestimmend, dass sie sich nie mit ihr langweilen. Sie lacht über ihre Witze, bevor die Jungs überhaupt merken, dass sie einen gemacht haben. Weil sie nämlich erst einen Witz daraus macht.

Es ist toll, das zu beobachten, aber praktisch unnachahmbar. Ich hab’s versucht.

»Cool«, sagt sie und schenkt ihm ein Lächeln, das jeder für echt halten würde. Dann schwingt sie ihre Haare zurück und schließt Seamus wieder aus.

Sie sieht mir in die Augen. »Wir müssen noch einmal das mit der Party diskutieren.«

Ach, ja. Die Diskussion. Oder eher die Debatte, ob ich auf der Party – beziehungsweise nach der Party, eventuell in Brielles Gästezimmer – mit Dylan meine Jungfräulichkeit verlieren soll oder nicht.

Ich tendiere eher zu Nein, nur will Brielle, seit sie selbst letzten Sommer im Schwimmcamp mit einem College-Studenten ihre Unschuld verloren hat, ständig mit mir über mein Sexleben reden. Oder über mein nicht vorhandenes Sexleben. Ich kenne den Typen nicht, mit dem sie es getan hat. Aber ich habe Fotos von ihm gesehen, und seitdem verstehe ich total, warum sie sich immer darüber beschwert, wie lahm die Highschool-Jungs sind.

Trotzdem, sie hat leicht reden, sie ist ja die Verwegene. Und sie war schon mit mehreren Jungs zusammen, auch wenn die eher von der lahmen Highschool-Sorte waren. Dylan ist quasi mein erster richtiger Freund, und ich habe das Gefühl, dass ich gerade mal die Sache mit dem Herumknutschen einigermaßen beherrsche. Er ist älter als ich und weiß, was er tut. Und er wird merken, dass ich null Ahnung habe. Klar, es klingt nach einer guten Idee, und schließlich machen es alle, aber in Dylans Gegenwart bekomme ich dann doch immer Zweifel. Es macht mir ganz schön Angst.

Brielle hat, wie gesagt, nie Angst, und selbst wenn, könnte ich ihr meine Gründe trotzdem nicht begreiflich machen. Und außerdem hat Brielle wie damals in der achten Klasse ein Totschlagargument parat:

»Er wird aufhören, der Emma-Schlampe zu simsen, wenn er von dir was Besseres bekommt«, flüstert sie verschwörerisch.

Ich habe keine Gelegenheit mehr zu kontern, weil Ms Enman hereinkommt und wir ein paar Minuten lang so tun müssen, als würden wir aufpassen.

Sobald sich Ms Enman jedoch zum Whiteboard dreht, höre ich Brielles tiefen Singsang: »Du willst es doch auch!«

***

Meine Mom arbeitet bei einer großen Versicherung und ist nicht zu Hause, wenn ich aus der Schule komme, deshalb muss ich dafür sorgen, dass meine kleinen Brüder, die gar nicht mehr so klein sind, etwas essen und wenigstens so viel Hausaufgaben machen, dass sie nicht durch die fünfte beziehungweise sechste Klasse fallen. Den großen Altersunterschied zwischen ihnen und mir finde ich gut – so konnte ich eine Weile das Einzelkinddasein genießen, und damals hassten sich meine Eltern noch nicht. Tommy (der Tom genannt werden will) und Alex (der wie Alex Rodríguez, der Baseballspieler, A-Rod genannt werden will) haben sie, glaube ich, nur bekommen, um ihre Beziehung zu kitten. Es hat allerdings nicht funktioniert. Ungefähr fünf Sekunden nach Alex’ Geburt ist Dad ausgezogen, und ich wurde zur Vollzeitbabysitterin-Schrägstrich-Miterziehungsberechtigten befördert.

Aber die Jungs sind super. Sie lieben es, wenn ich sie von ihren Nachmittagskursen abhole – manchmal vom Sport oder, wie heute, von einer zusätzlichen Übungsstunde. Studenten von der Uni bieten dort kostenlose Hausaufgabenhilfe an, und so ist mein Job schon halb erledigt, als ich in den Kreisverkehr vor der Pleasant Hill Elementary einbiege.

Der Sechstklässler Tommy lässt sich auf den Rücksitz fallen, nachdem er die Rangelei mit dem Fünftklässler Alex verloren hat, der in den letzten Monaten ganz schön stämmig geworden ist. Daran bin ich vielleicht nicht ganz unschuldig. Heute zum Beispiel verkünde ich, kaum, dass sie eingestiegen sind: »Wer hier im Auto irgendwo Kleingeld findet, darf entscheiden, ob wir ins Taco Bell oder zu McDonald’s gehen!« Unmittelbar darauf knalle ich fast gegen das Lenkrad, als Tommy auf den Boden hechtet und dabei seinen Kopf in die Rückenlehne meines Sitzes bohrt.

Alex öffnet das Handschuhfach und fängt an, Zettel und allen möglichen Kram herauszuziehen, von dem ich nicht mal wusste, dass er drin war. »Ja!«, brüllt er. »Ein Dollarschein!«

»Meine Fresse, Alex«, sage ich schmunzelnd.

»Meine Fresse, Taco Bell! Meine Fresse, Taco Bell!«, singt er triumphierend.

»Keine Kraftausdrücke, Kleiner«, sage ich, aber inzwischen lachen wir beide. Und ein Blick in den Rückspiegel zeigt mir, dass sogar Tommys Gesicht zu einem einzigen breiten Grinsen verzogen ist.

Unser Geld reicht nur für einen Taco pro Person, was auch Alex’ Figur guttut. Es ist also nicht gerade ein Gelage. Außerdem lasse ich sie zu Fuß ins Lokal laufen, so bekommen die beiden ein bisschen Bewegung....

Erscheint lt. Verlag 18.7.2014
Übersetzer Christa Prummer-Lehmair, Katharina Förs
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Tease
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 12 • Abenteuer • Adoleszenzroman • All Age Literatur • Bücher ab 11 Jahre • Bücher ab 12 Jahre • Bücher für Kinder ab 12 • Bücher für Mädchen • Bücher für Teenager • Cassandra Clare • Cornelia Funke • Freundin • Freundschaft • Gregs Tagebuch • Highschool • Jugendbuch • Jugendbuch ab 11 • Jugendbuch ab 12 • Jugendbücher • Jugenromane • Junge Belletristik • Mobbing • mobbing buch • Opfer und Täter • Problembuch • Romane für Jugendliche • Schule • Starke Mädchen • Teenager • Teenie • Teenies • Teens • Teeny • Tintenwelt • tribute von panem • Twilight • Young Adult
ISBN-10 3-8387-5987-7 / 3838759877
ISBN-13 978-3-8387-5987-6 / 9783838759876
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