In der Stunde deines Todes (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
416 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-14292-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

In der Stunde deines Todes -  MARY HIGGINS CLARK
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Lass die Vergangenheit ruhen . . .
Vor den Augen ihres kleinen Sohnes wird Lauries Ehemann ermordet. Seitdem lebt sie in ständiger Angst. Immerhin lockt beruflich ein großer neuer Auftrag: Laurie soll eine TV-Serie über ungelöste Verbrechen produzieren. Sie taucht tief in einen spektakulären Mordfall aus der Vergangenheit ein. Doch auch im Hier und Jetzt droht ihr und ihrem Sohn mörderische Gefahr.

Von einem Moment auf den anderen wird Lauries Leben zum Albtraum: Ein Unbekannter ermordet am helllichten Tag ihren Mann - vor den Augen des gemeinsamen Sohnes Timmy. Bevor er flieht, ruft er dem heulenden Kind noch zu: »Du bist als Nächstes dran! Und dann deine Mutter!« Fünf Jahre später ist Laurie immer noch von ständiger Sorge um ihren Sohn geplagt. Aber sie hat auch erfolgreich Karriere als TV-Journalistin und Produzentin gemacht. In einer neuen großen Serie will sie ungeklärte Mordfälle aus der Vergangenheit mit allen damaligen Beteiligten neu aufbereiten. Ihr erster Fall ist spektakulär: Vor 20 Jahren wurde eine reiche Dame der Gesellschaft umgebracht - in der Nacht, als ihre Tochter gemeinsam mit ihren drei engsten Freundinnen den Collegeabschluss feierte. Schon bald entdeckt Laurie für jede von ihnen ein Tatmotiv. Was sie nicht weiß: Der Mörder ihres Mannes hat sie ständig im Visier. Er will seine Drohung endlich wahrmachen.

Mary Higgins Clark (1927-2020), geboren in New York, lebte und arbeitete in Saddle River, New Jersey. Sie zählt zu den erfolgreichsten Thrillerautoren weltweit. Ihre große Stärke waren ausgefeilte und raffinierte Plots und die stimmige Psychologie ihrer Heldinnen. Mit ihren Büchern führte Mary Higgins Clark regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten an. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den begehrten Edgar Award. Zuletzt bei Heyne erschienen: »Denn du gehörst mir«.

1

Laurie Moran sah aus dem Fenster im vierundzwanzigsten Stock des Rockefeller Center 15. Von ihrem hochgelegenen Büro hatte sie einen wunderbaren Blick auf die Eislaufbahn mitten im berühmten Gebäudekomplex. Es war ein sonniger, aber kalter Märztag, und sie konnte Anfänger erkennen, die noch unsicher auf ihren Schlittschuhen standen, aber auch Skater, die sich mit der Anmut von Balletttänzern über das Eis bewegten.

Timmy, ihr achtjähriger Sohn, spielte gern Eishockey und hatte fest vor, mit einundzwanzig bei den New York Rangers aufzulaufen. Laurie musste lächeln, wenn sie an sein Gesicht und seine braunen Augen dachte, die zu strahlen begannen, wenn er sich bei zukünftigen Rangers-Partien schon als Goalie sah. Er wird dann genauso aussehen wie Greg, dachte Laurie, schüttelte den Gedanken aber schnell wieder ab und wandte sich dem Ordner auf ihrem Schreibtisch zu.

Laurie war sechsunddreißig Jahre alt, hatte schulterlange honigblonde Haare, haselnussbraune, leicht grünlich schimmernde Augen, sie war schlank und mit ihren klassischen, ungeschminkten Gesichtszügen genau die Frau, nach der sich die Leute auf der Straße umdrehten. »Stilvoll und gut aussehend«, so lautete die typische Beschreibung.

Als preisgekrönte Produzentin der Fisher Blake Studios stand sie kurz vor dem Start einer neuen Serie im Kabel-TV. Die Idee dazu hatte sie schon vor Gregs Tod gehabt, sie dann aber zurückgestellt, weil sie nicht wollte, dass der ungelöste Mordfall als Anlass für die Sendung betrachtet wurde.

Das Konzept sah vor, nicht aufgeklärte Verbrechensfälle nachzustellen. Statt Schauspieler sollten allerdings Freunde und Verwandte des Mordopfers vor die Kamera treten und ihre Version der Ereignisse schildern. Es war ein riskantes Unterfangen, mit dem sie großen Erfolg haben, aber auch kräftig auf die Nase fallen konnten.

Sie kam gerade aus einem Meeting mit ihrem Boss Brett Young. Er hatte sie unmissverständlich an ihren Vorsatz erinnert, nie wieder eine Realityshow anzurühren. »Die letzten beiden waren kostspielige Flops, Laurie«, hatte er gesagt. »Einen weiteren Misserfolg können wir uns nicht leisten.« Und spitz hinzugefügt: »Du übrigens auch nicht.«

Laurie nippte an ihrem Kaffee, den sie aus dem Zwei-Uhr-Meeting mitgebracht hatte, und durchdachte noch einmal die Argumente, mit denen sie versucht hatte, ihn zu überzeugen. »Brett, ich weiß, Realityshows hängen dir zum Hals raus, aber ich kann dir versprechen, in diesem Fall liegen die Dinge anders. Der Titel, habe ich mir vorgestellt, soll Unter Verdacht lauten. Auf Seite zwei des Ordners, den ich dir gegeben habe, findest du eine Auflistung von ungelösten Verbrechensfällen sowie von Fällen, die angeblich gelöst wurden, bei denen aber berechtigte Zweifel bestehen, ob nicht die falsche Person ins Gefängnis gewandert ist.«

Laurie sah sich in ihrem Büro um. Und was sie sah, bestärkte sie in ihrer Entschlossenheit, ihre Stelle zu behalten. Der Raum war so groß, dass vor den Fenstern eine Couch Platz fand, daneben stand ein langes Bücherregal, in dem sie die ihr verliehenen Preise sowie Familienfotos, vor allem Aufnahmen von Timmy und ihrem Vater, aufgestellt hatte. Vor langer Zeit hatte sie beschlossen, dass die Bilder von Greg nicht hierhergehörten. Sie wollte andere nicht daran erinnern, dass sie Witwe war und der Mord an ihrem Mann niemals aufgeklärt wurde.

»Die Lindbergh-Entführung ist der erste Fall auf der Liste. Das ist jetzt achtzig Jahre her. Du hast doch nicht vor, das nachzustellen, oder?«, hatte Brett Young gefragt.

Laurie erläuterte, dass der Fall ein Musterbeispiel für ein Verbrechen sei, das seit Generationen für Gesprächsstoff sorgt – wegen seiner Abscheulichkeit, vor allem aber wegen der vielen noch offenen Fragen. Bruno Richard Hauptmann, der für die Entführung des Lindbergh-Babys hingerichtete deutsche Immigrant, hatte mit großer Wahrscheinlichkeit die Leiter gebaut, mit deren Hilfe das Kind aus dem Schlafzimmer entführt worden war. Aber woher hatte er gewusst, dass das Kindermädchen jeden Abend exakt zu dieser Zeit zum Essen ging und das Kind eine Dreiviertelstunde lang unbeaufsichtigt ließ? Oder wer hatte es ihm gesagt?

Dann erzählte sie Young vom ungeklärten Mord an einer der Zwillingstöchter des Senators Charles H. Percy. Der Fall hatte sich 1966 ereignet, zu Beginn seines ersten und erfolgreichen Wahlkampfs für den Senat. Das Verbrechen war nie aufgeklärt worden, und es waren Fragen geblieben: War die ermordete Schwester wirklich das beabsichtigte Mordopfer gewesen? Warum hatte der Hund nicht angeschlagen, wenn wirklich ein Fremder ins Haus eingedrungen war?

Laurie lehnte sich zurück. Bei Fällen wie diesen hatte jeder sofort eine Theorie parat – und darauf komme es an, hatte sie Brett erklärt. »Wir machen eine Realityshow über Verbrechen, die ungefähr zwanzig bis dreißig Jahre zurückliegen. Somit bekommen wir noch die Meinungen derjenigen, die dem Opfer zum Tatzeitpunkt nahegestanden haben. Ich habe auch schon den perfekten Fall für die erste Sendung: die Abschlussgala.«

Und damit, dachte Laurie, hatte sie Bretts Aufmerksamkeit gewonnen. Da er aus dem Westchester County stammte, war ihm der Fall vertraut. Zwanzig Jahre zuvor hatten vier junge, in Salem Ridge aufgewachsene Frauen an vier unterschiedlichen Colleges ihren Abschluss gemacht. Der Stiefvater der einen, Robert Nicholas Powell, gab ihnen zu Ehren eine »Abschlussgala«, wie er es nannte. Dreihundert Gäste waren geladen, festliche Kleidung, Champagner, Kaviar, Feuerwerk, es gab alles, was man sich vorstellen konnte. Seine Stieftochter und die drei anderen Absolventinnen übernachteten im Haus. Am nächsten Morgen wurde Powells Frau, Betsy Bonner Powell, eine glamouröse zweiundvierzigjährige Dame der Gesellschaft, mit einem Kissen erstickt in ihrem Bett aufgefunden. Der Fall wurde nie aufgeklärt. Rob, wie Powell meist genannt wurde, war mittlerweile achtundsiebzig Jahre alt, befand sich in ausgezeichneter körperlicher wie geistiger Verfassung und wohnte immer noch im selben Haus.

Powell, dachte Laurie, hatte nicht mehr geheiratet. Vor Kurzem hatte er als Gast bei der beliebten Talkshow The O’Reilly Factor ein Interview gegeben und erklärt, er würde alles tun, um das Geheimnis um den Tod seiner Frau aufzuklären. Seiner Stieftochter und deren Freundinnen würde es ebenso gehen. Solange die Wahrheit nicht ans Licht kam, würde man glauben, dass eine von ihnen Betsys Mörderin sei – davon waren sie alle überzeugt.

Und damit, dachte Laurie glücklich, habe ich Bretts Einverständnis bekommen, Powell und die vier College-Absolventinnen zu kontaktieren und sie zu fragen, ob sie an der Sendung teilnehmen würden.

Es war an der Zeit, Grace und Jerry die tollen Neuigkeiten mitzuteilen. Sie griff zum Telefon und bat ihre beiden Assistenten zu sich ins Büro. Gleich darauf flog die Tür auf.

Grace Garcia, ihre fünfundzwanzigjährige Sekretärin, trug ein kurzes rotes Wollkleid über Baumwoll-Leggings und hohen geknöpften Stiefeln. Die hüftlangen Haare hatte sie mit einem Kamm hochgesteckt, einzelne widerspenstige Strähnen rahmten ihr herzförmiges Gesicht. Ausgiebig und gekonnt aufgetragene Mascara betonte ihre lebhaften dunklen Augen.

Einen Schritt hinter ihr folgte Jerry Klein. Er war groß und schlaksig und ließ sich auf einem der Stühle vor Lauries Schreibtisch nieder. Wie immer trug er einen Rollkragenpullover. Er hatte beschlossen, dass sein einziger dunkelblauer Anzug und sein einziger Smoking mindestens zwanzig Jahre lang halten mussten. Laurie hegte nicht die geringsten Zweifel, dass ihm das gelingen würde. Mittlerweile war er sechsundzwanzig; drei Jahre zuvor war er als Praktikant zum Unternehmen gestoßen und hatte sich seither zu einem unentbehrlichen Produktionsassistenten gemausert.

»Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen«, verkündete Laurie. »Brett hat uns sein Okay gegeben.«

»Ich wusste es!«, rief Grace aus.

»Ich hab’s dir schon angesehen, als du aus dem Aufzug gekommen bist«, sagte Jerry.

»Nein, hast du nicht! Ich hab nämlich ein Pokerface«, erwiderte Laurie. »Also, als Erstes werde ich Robert Powell anrufen. Und wenn ich sein Einverständnis habe, dürften seine Stieftochter und ihre drei Freundinnen auch mit dabei sein.«

»Schließlich werden sie für ihre Kooperation ja nicht schlecht bezahlt. Und alle vier können das Geld gut gebrauchen«, sagte Jerry nachdenklich und rief sich die Hintergrundinformationen ins Gedächtnis, die er für die angedachte Serie bereits zusammengetragen hatte. »Betsys Tochter Claire Bonner ist Sozialarbeiterin in Chicago. Unverheiratet. Nina Craig ist geschieden, lebt in Hollywood und schlägt sich als Statistin durch. Alison Schaefer ist Apothekerin in einem kleinen Drugstore in Cleveland. Ihr Mann ist vor zwanzig Jahren Opfer eines Verkehrsunfalls mit Fahrerflucht geworden, seitdem geht er an Krücken. Und Regina Callari ist nach St. Augustine in Florida gezogen und hat dort ein kleines Immobilienmakler-Büro. Geschieden, ein Sohn auf dem College.«

»Es geht für uns um eine Menge«,...

Erscheint lt. Verlag 29.9.2014
Reihe/Serie Laurie-Moran-Serie
Übersetzer Karl-Heinz Ebnet
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel I've Got You Under My Skin
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Cold Case • eBooks • Fernsehjournalistin • Geheimnis • Manhattan • Manhattan, Trauma, Verfolgte Frau, Cold Case, Übernachtungsparty, Fernsehjournalistin, Geheimnis • Thriller • Trauma • Übernachtungsparty • Verfolgte Frau
ISBN-10 3-641-14292-X / 364114292X
ISBN-13 978-3-641-14292-6 / 9783641142926
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