Grimmbart (eBook)

Kluftingers achter Fall
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2014 | 1. Auflage
480 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-42663-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Grimmbart -  Volker Klüpfel,  Michael Kobr
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Kluftingers neuer Fall führt ihn ins Schloss in Bad Grönenbach, wo ihn allerlei Merkwürdiges erwartet: Die Frau des Barons wurde nicht nur ermordet, sondern auch noch wie auf einem uralten Familienporträt hergerichtet. Auf dem Gemälde ist ein Mann mit seltsam gelben Augen zu sehen. Und der Baron verschwindet immer wieder im schlosseigenen Märchenwald. Auch privat geht es bei Kluftinger märchenhaft zu: Sein Sohn heiratet, und zur Feier haben sich die Schwiegereltern aus Japan angesagt. Zum Glück lässt Kluftingers Intimfeind Langhammer nicht lange auf sich warten, um dem Kommissar bei dieser kulturellen Herausforderung zu helfen.

Volker Klüpfel teilt mit Kluftinger den Heimatort Altusried. Doch den ehemaligen Journalisten hat es beruflich nach Augsburg verschlagen. Dort lebt er nach wie vor mit seiner Familie, auch wenn ihn sein Beruf nun nicht mehr in die Kulturredaktion der Augsburger Allgemeinen, sondern an seinen Autoren-Schreibtisch führt. Studiert hat Klüpfel, Jahrgang 1971, Politik und Geschichte in Bamberg, arbeitete dann bei einer Zeitung in den USA und vertreibt sich seine Zeit mit Sport und Theater - entweder als Zuschauer oder als Mitspieler bei den Freilichtspielen in Altusried. Wie Kommissar Kluftinger.

Volker Klüpfel teilt mit Kluftinger den Heimatort Altusried. Doch den ehemaligen Journalisten hat es beruflich nach Augsburg verschlagen. Dort lebt er nach wie vor mit seiner Familie, auch wenn ihn sein Beruf nun nicht mehr in die Kulturredaktion der Augsburger Allgemeinen, sondern an seinen Autoren-Schreibtisch führt. Studiert hat Klüpfel, Jahrgang 1971, Politik und Geschichte in Bamberg, arbeitete dann bei einer Zeitung in den USA und vertreibt sich seine Zeit mit Sport und Theater – entweder als Zuschauer oder als Mitspieler bei den Freilichtspielen in Altusried. Wie Kommissar Kluftinger. Michael Kobr, geboren 1973 in Kempten im Allgäu, studierte Germanistik und Romanistik in Erlangen. Er arbeitete nach dem Staatsexamen an verschiedenen Realschulen in Bayern, momentan aber ist er beurlaubt – um sich dem Schreiben der Romane, den Shows und der Familie widmen zu können. Kobr wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern im Allgäu.

 

 

Nein, nein, neinneinneinneinneinnein!«

Kluftinger führte einen regelrechten Veitstanz vor seiner Frau auf. Die stand davon ungerührt vor ihm im Hausgang und flötete in den Telefonhörer: »Aber natürlich ist er da, Martin, wart mal, ich geb ihn dir.«

Kluftinger verdrehte die Augen, formte mit den Lippen ein ironisches Danke und streckte mit grimmigem Blick den Arm aus. Ausgerechnet in seinem wohlverdienten Feierabend musste ihn der neunmalkluge Doktor behelligen.

Erika flüsterte ein zuckersüßes »Bittschön, Butzele« zurück und verschwand im Wohnzimmer.

»Herr Langhammer …«, fragte er brummend in den Hörer und machte sich auf den üblichen Wortschwall des Gemeindearztes gefasst. Doch es blieb erstaunlich lange still am anderen Ende der Leitung. »Herr Langhammer?«

Kluftinger wunderte sich, dass der Arzt noch immer nicht mit einer seiner gefürchteten Geschichten begonnen hatte: über einen neuen Rekord auf dem Golfplatz oder, noch schlimmer, intime Details seines Ehelebens mit Gattin Annegret. Stattdessen kam ein zaghaftes »Es tut mir leid, dass ich Sie so spät noch störe« aus dem Hörer.

Es tut mir leid? Der Kommissar konnte sich nicht erinnern, diese Worte im Laufe ihrer langjährigen Zwangsbekanntschaft schon einmal vom Doktor vernommen zu haben. Und somit erhielt der doch noch Kluftingers ungeteilte Aufmerksamkeit. »Passt schon, noch bin ich ja nicht im Bett, worum geht’s denn?«

»Es ist etwas heikel, aber Sie müssen da wohl einfach auf meine kriminalistische Intuition vertrauen.«

Kluftinger erwiderte nichts.

»Von der Sie selbst ja auch schon profitiert haben, wenn ich Sie daran erinnern darf …«

Der Kommissar war beinahe erleichtert: Da war er wieder, der gute alte Doktor.

»Sie kennen ja meine Liebe zu klassischer Musik.«

Kluftinger seufzte. Bisher hatte er sich den Einladungen zu Hausmusikabenden bei Langhammers meist geschickt entziehen können. Er legte sich bereits ein paar noch unbenutzte Ausreden zurecht, da fuhr der Doktor fort: »Im Allgäu kommt man da an den von Rothensteins natürlich nicht vorbei. Sie kennen doch die von Rothensteins?«

Kluftinger dachte nach. Er meinte, den Namen schon einmal gehört zu haben, war sich aber nicht sicher.

»Sie veranstalten regelmäßig Kammermusikabende in ihrem Schloss. Wahre Kleinode des Kulturbetriebs, aber das führt jetzt vielleicht zu weit. Jedenfalls habe ich den Freiherrn von Rothenstein Grimmbart bei einer dieser Veranstaltungen kennengelernt, und er hat mich seither auch schon als Arzt konsultiert. Es entwickelte sich so etwas wie eine lockere Freundschaft – soweit das zwischen Bürgerlichen und Adeligen eben möglich ist.«

Kluftinger wunderte sich, dass ausgerechnet der Doktor in solchen überkommenen Strukturen dachte. Er wusste jedoch immer noch nicht, was das Ganze mit ihm zu tun haben sollte, und fragte deswegen ungeduldig: »Und?«

»Nun, der Baron hat mich gerade eben angerufen.«

»Welcher Baron jetzt?«

»Na, Baron Rothenstein.«

»Ist das der Bruder, oder was?«

»Welcher Bruder?«

»Ja, von dem Freimaurer da.«

»Welcher Freimaurer denn?«

»Der halt, von dem Sie die ganze Zeit geredet haben.«

»Sie meinen den Freiherrn?«

»Ja, den.«

»Nein, der Baron hat keinen Bruder, soviel ich weiß.«

»Ich mein ja nicht den Baron, ich mein den anderen.«

»Welchen anderen?« Langhammer klang verzweifelt.

»Den Frei… dings.«

Der Doktor seufzte. »Den Freiherrn? Das ist der Baron. Man spricht ihn so an.«

Kluftinger biss die Zähne zusammen und schwieg, ganz gegen seinen inneren Impuls, einfach aufzulegen.

»Jedenfalls«, fuhr Langhammer fort, »hat er mich vor ein paar Minuten angerufen. Er schien regelrecht aufgelöst, was für Menschen seines Standes …«

»Herr Langhammer, bitte!« Die Weitschweifigkeit des Doktors, gepaart mit dieser Unterwürfigkeit gegenüber Adeligen, war schwer auszuhalten.

»Er schien sehr erregt. Auch ein wenig wirr. Er fabulierte etwas von einem Bild, also einem bestimmten Gemälde, und seiner Frau, die auf dem Bild zu sehen sei, dann wieder von einem Foto und dann wieder von dem Bild … Sie müssen wissen, dass es im Schloss eine umfangreiche Gemäldesammlung gibt, die zumindest historisch von einigem Wert ist. Kunsthistorisch müsste man vielleicht zu bedenken geben, dass …«

Jetzt riss Kluftinger der Geduldsfaden: »Himmel, was ist denn jetzt mit den Bildern? Fehlt eins? Und was für Fotos? Hat er sie etwa auf einem nackt gesehen, und jetzt ist er recht verstört?«

»Mich? Wieso denn mich? Wie sollte ich denn …«

»Die Frau! Himmelherrgott, Langhammer, jetzt sagen Sie halt, was los ist.«

»Ach so, ja, natürlich. Also, ich mache mir ernsthafte Sorgen. So habe ich Herrn von Rothenstein Grimmbart noch nie erlebt. Er sagte nur ständig ›Meine Frau, meine Frau‹, hat sich aber auch auf Nachfrage nicht genauer geäußert. Stattdessen stammelte er etwas von einer Bedrohung … möglicherweise sei vor kurzem jemand eingedrungen …«

»Dann fahren S’ halt hin.«

»Würd ich ja, aber ich hab Nachtdienst. Ich kann unmöglich weg.«

»Dann rufen Sie die Polizei.«

»Tu ich doch.«

»Wie? Na, ich mein, ja, schon, aber … halt die Kollegen. Ich hab nämlich keinen Nachtdienst.«

»Verstehe, es tut mir auch wirklich leid, aber ich weiß nicht, ich hab ein ungutes Gefühl bei der Sache. Vielleicht täuscht es auch.«

»So wird’s wohl sein. In diesem Sinne …«

»Aber wenn nicht … also, kurz und gut: Könnten Sie eventuell mal vorbeischauen?«

Kluftinger presste die Luft zwischen den Zähnen hervor. »Also gut, ich fahr morgen mal hin, vielleicht ist er dann ja wieder nüchtern.«

»Nein, nein, jetzt!«

»Hm?«

»Ich meine: Könnten Sie bitte jetzt kurz hinfahren?«

»Kommen S’, Herr Langhammer, nur weil sich Ihr Musikkamerad da ein bissle verwirrt angehört hat. Das weiß man doch von diesen Adeligen, dass die nicht ganz, wie soll ich sagen …«

»Ja?«

»Ich mein, mit der ganzen Inzucht und so …«

»Herr Kluftinger, jetzt beleidigen Sie doch nicht Ihre eigene Intelligenz. Baron Rothenstein ist ein honoriger, hochintegrer Mann, ein Feingeist wohlgemerkt, kein so ruppiger Geselle wie …«

»Wie?«

»Na, Sie wissen schon, wie die meisten anderen hier im Allgäu.«

»Soso.«

»Jetzt legen Sie doch nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Meine Spürnase sagt mir, dass das was für Sie sein könnte.«

»Ihre … was?«

»Lassen Sie sich nicht betteln.«

»Herr Langhammer, ich glaube wirklich nicht, dass ich Ihnen da helfen kann. Da müssen Sie sich schon an jemand anders wenden, denn meine Spürnase sagt mir, dass ich das Haus heute nicht mehr verlassen werde.«

 

 

Kruzifixnomal! Kluftinger ärgerte sich über sich selbst. Wieder einmal hatte er sich breitschlagen lassen. Wieder einmal war er nicht fähig gewesen, sich dem Doktor zu widersetzen, nachdem der ihm diverse Gefälligkeiten aufgezählt hatte, die er ihm angeblich noch schuldete. Wieder einmal hatte er klein beigegeben. Kampflos, wie er sich zu alldem eingestehen musste.

Na ja, nicht ganz, aber Erika hatte den letzten Rest seines Widerstands mit ihrem »Mach das jetzt, sonst lad ich sie nächste Woche jeden Tag zu uns ein«-Blick erledigt.

Statt gemütlich vor dem Fernseher zu sitzen oder mit seinem Sohn und seiner zukünftigen Schwiegertochter ein Feierabendbier zu trinken, rumpelte er nun also in seinem Passat über schlechte Straßen durchs nächtliche Allgäu, um nach Langhammers Psychofreund zu sehen.

Priml, dachte er resigniert und drehte am Knopf seines Autoradios. Aus den Lautsprechern drang nur unangenehmes Rauschen. Das war nicht ungewöhnlich: Seit ihm irgend so ein Hundskrüppel die Antenne abgerissen hatte, hatte er nur noch dürftigen Empfang. Vor allem bei einer Witterung wie heute: Ein heftiger Wind fegte die ersten braungefärbten Blätter auf die feuchte Straße, und man musste nicht in den Kalender schauen, um festzustellen, dass es Herbst geworden war. Es nieselte leicht aus dunklen, schweren Wolken.

Da braut sich was zusammen, hatte seine Frau noch gesagt. Anscheinend über mir, fügte er jetzt in Gedanken hinzu.

Er schaltete das Radio wieder aus und konzentrierte sich auf die Straße. Für den kurzen Weg nach Bad Grönenbach hatte er entschieden, hintenrum zu fahren, wie er es nannte. Allerdings bedeutete das: enge, neblige Schleichwege entlang der Iller. Und das bei diesem Wetter. Aber so war es wenigstens kürzer und damit billiger als über die Autobahn.

Seufzend trauerte er dem verlorenen Abend nach und versuchte, sich Langhammers kryptischen Anruf noch einmal in Erinnerung zu rufen. Die spärlichen Fakten zu ordnen. Um irgendetwas mit einem Bild war es da gegangen, einen Unfall, ein Gemälde und die Frau dieses Barons. Wenig erhellende Informationen, die keinen Sinn ergaben, wie immer er sie auch zusammensetzte. Und dann noch ein Adeliger! Der Kommissar fühlte sich unwohl. Üblicherweise hatte er es mit »normalen« Menschen zu tun. Er wusste nicht einmal, wie man so einen Blaublüter anredete. Dass der ein Freund von Langhammer war, verhieß ebenfalls nichts Gutes.

»Zefix!« Kluftinger stieg heftig auf die Bremse, was den betagten Wagen auf der laubbedeckten Straße ein wenig ins Schlingern brachte. Schlossberg stand auf dem Schild, das gerade in seinem...

Erscheint lt. Verlag 20.9.2014
Reihe/Serie Kommissar Kluftinger
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Allgäu • Altusried • Baron • Birte Dombrowski • Eugen Strobl • Familienporträt • Grimmbart • Grönenbach • Hochzeit • humorvolle Krimis • Japan • Kempten • Klufti • Kluftinger • Kluftinger 8 • Kluftinger Band 8 • Kluftinger Bücher • kluftinger krimis reihenfolge • Kluftinger Reihenfolge • Kommissar Kluftinger • krimi allgäu • Krimi Bayern • Krimi deutsche Autoren • Krimi Humor • Krimi humorvoll • Kriminalroman • Kriminalromane Serien • Krimi regional • krimi reihen • Krimis mit Humor • lustige Krimis • Märchenwald • Oktoberfest • Polizei Krimis/Thriller • Provinzkrimi Bayern • Regiokrimi • Regiokriminalroman • Richard Maier • Roland Hefele • Rothenstein • Sandy Henske • Spannung • SPIEGEL-Bestseller
ISBN-10 3-426-42663-3 / 3426426633
ISBN-13 978-3-426-42663-0 / 9783426426630
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