Kalter Kuss (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
544 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-15148-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kalter Kuss -  Sandra Brown
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Schuld verjährt nie ...
In einer stürmischen Mainacht wird ein 16-jähriges Mädchen in Austin brutal ermordet. Ein Mann wird verurteilt, doch es konnte nie zweifelsfrei bewiesen werden, ob er wirklich ihr Mörder war, und auch die vermutliche Tatwaffe wurde nie gefunden. 18 Jahre später sorgt ein Roman über den mysteriösen Mordfall für Furore. Hinter dem Pseudonym der Autorin steckt Bellamy Lyston, die Schwester der damals Ermordeten. Als ein windiger Journalist die Identität der Verfasserin lüftet, erhält Bellamy anonyme Drohungen, und sie weiß: Der wahre Mörder ihrer Schwester ist noch immer auf freiem Fuß und hat nun sie im Visier ...

Sandra Brown arbeitete als Schauspielerin und TV-Journalistin, bevor sie mit ihrem Roman »Trügerischer Spiegel« auf Anhieb einen großen Erfolg landete. Inzwischen ist sie eine der erfolgreichsten internationalen Autorinnen, die mit jedem ihrer Bücher die Spitzenplätze der »New York Times«-Bestsellerliste erreicht! Ihr endgültiger Durchbruch als Thrillerautorin gelang Sandra Brown mit dem Roman »Die Zeugin«, der auch in Deutschland zum Bestseller wurde. Seither konnte sie mit vielen weiteren Romanen ihre Leser und Leserinnen weltweit begeistern. Sandra Brown lebt mit ihrer Familie abwechselnd in Texas und South Carolina.

1

Knurrend griff Dent nach dem Telefon: »Was ist?«

»Du liegst noch in der Falle?«

»Wie spät ist es?«

»Du hörst dich betrunken an.«

»Muss ich denn nüchtern sein?«

»Wenn du den Job willst, schon.«

»Heute?«

»Sobald du hier sein kannst.«

»Ich hab befürchtet, dass du das sagen würdest. Lohnt sich der Aufwand überhaupt?«

»Seit wann kannst du es dir leisten, eine Tour abzulehnen?«

»Okay, okay. Wie viel?«

»Zweitausend hin und zurück.«

»Wohin?«

»Houston Hobby.«

»Über Nacht?«

»Nein.«

Dent setzte sich auf, schwang die Füße auf den Boden und versuchte festzustellen, wie nüchtern er war. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und ließ dann die Hand flach auf dem umnebelten Schädel liegen. »Zweifünf plus Treibstoffkosten.«

»Der Typ ist krank. Er muss zur Chemo ins Krankenhaus von Anderson.«

»Zweitausendfünfhundert plus Treibstoffkosten.«

Ein unverständliches Brummeln, in dem nur das Wort »gierig« zu verstehen war, dann: »Ich glaube, das lässt sich machen.«

»Tu das, und die Sache ist geritzt. Wie ist das Wetter so?«

»Heiß, schwül, Texas im Mai.«

»Niederschlag?«

»Möglicherweise vereinzelte Gewitter am späten Abend. Nichts, was sich nicht umgehen ließe, nichts wirklich Wildes.« Nach kurzem Zögern: »Und du kannst wirklich fliegen?«

»Tank die Maschine auf.«

Auf dem Weg zum Bad verhakte er sich mit dem nackten Fuß im Kabel der Schwanenhalslampe und riss sie vom Nachttisch. Sie landete klappernd auf dem Boden, aber wenigstens blieb die Birne heil. Er kickte die Lampe und einen Haufen schmutziger Kleidungsstücke beiseite und taumelte weiter ins Bad, wo er das kalte grelle Licht verfluchte, kaum dass er es eingeschaltet hatte.

Er rasierte sich nach Gefühl unter der Dusche, beugte sich beim Zähneputzen tief über das Waschbecken und beschloss, die Haare in der Luft trocknen zu lassen, statt sie zu föhnen. Diese Art der Körperpflege brachte einige Unannehmlichkeiten mit sich, aber alles war besser, als in den Spiegel zu schauen.

Ins Schlafzimmer zurückgekehrt, legte er seine Pilotenuniform an: Jeans, weißes Leinenhemd, schwarze Krawatte, locker unter dem offenen obersten Hemdknopf geknotet. Er rammte die Füße in die Stiefel und nahm Brieftasche, Schlüssel und Pilotenbrille vom Nachttisch. In der Tür blieb er noch einmal stehen und drehte sich zu der nackten Frau in seinem Bett um. Sie – ihr Name wollte ihm beim besten Willen nicht einfallen – war immer noch mehr oder weniger bewusstlos. Er spielte mit dem Gedanken, ihr einen Zettel zu schreiben und sie zu bitten, die Tür abzuschließen, wenn sie die Wohnung verließ.

Dann tasteten seine blutunterlaufenen Augen die Räumlichkeiten ab, und er dachte sich: Wozu? Hier gab es nichts, was ein Dieb stehlen wollte.

Die morgendliche Stoßzeit war vorbei und der Verkehr halbwegs flüssig. Das einzige Überbleibsel aus Dents früherem Leben war rot und mit einem getunten 530-PS-Motor mit Sechsganggetriebe, langen Fächerkrümmern sowie einem Corsa-Titanauspuff ausgestattet. Auf jedem freien Straßenabschnitt jagte er die Corvette auf über 130 Stundenkilometer hoch und die Stadtgrenzen von Austin hinaus, bis er den kleinen Privatflugplatz erreicht hatte.

Er hätte seine Maschine auf einem schickeren Flugplatz mit einem richtigen Tower unterbringen können, aber er hatte moralische Verpflichtungen. Außerdem passte ihm der Platz ganz gut.

Die Maschine stand bereits auf dem Vorfeld, vor einem einsamen Wellblech-Hangar. Der Platz hatte schon bessere Tage gesehen. Vor gut zwanzig Jahren zum Beispiel, als Dent zum ersten Mal hier aufgetaucht war.

Rund um die Fundamente der rostigen Wände des Hangars wucherte ein fransiger Saum aus wilder Mohrenhirse. Der ausgebleichte orangerote Windsack war der einzige, den Dent je hier gesehen hatte, und wahrscheinlich noch derselbe, der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Mast gezogen worden war.

Im Hintergrund stand, wie ein Fremdkörper inmitten des heruntergekommenen Ambientes, das von Galls verbeultem Pick-up vervollständigt wurde, ein glänzend schwarzer Cadillac Escalade mit dunkel getönten Fenstern.

Dent fuhr die Corvette in den Hangar, brachte sie mit quietschenden Reifen zum Stehen, stellte den Motor ab und stieg aus. Gall saß hinter dem mit Papieren überhäuften Schreibtisch in seinem Büro, das aus einer trüben Glaswand mit Blick auf den Rest des Hangars und drei weiteren Wänden aus unlackierten, untapezierten Gipskartonplatten bestand. Das Geviert war keine zehn Quadratmeter groß und platzte aus allen Nähten.

Landkarten, Diagramme, topografische Karten und vergilbte Zeitungsartikel aus dem Bereich der Luftfahrt hingen an den mit Reißzweckenlöchern perforierten Wänden. Uralte Flugzeugzeitschriften mit welligen Titelblättern stapelten sich auf jeder freien Fläche. Auf einem rostigen, verbeulten Aktenschrank hockte ein ausgestopfter Waschbär mit Spinnweben über den Glasaugen und räudigem Fell. Der darüberhängende Kalender stammte aus dem Jahr 1978 und zeigte Miss März, die nichts als ein einladendes Lächeln und einen geschickt platzierten Schmetterling trug.

Sobald Dent eintrat, stand Gall auf. Die Fäuste in die Hüften gestemmt, nahm er Dent ausgiebig in Augenschein, grunzte dann in unverhohlenem Missfallen und rollte die nicht angezündete Zigarre vom einen tabakfleckigen Mundwinkel in den anderen. »Du siehst aus wie frisch aus dem Gully.«

»Hast du mein Geld?«

»Klar.«

»Dann spar dir die Beleidigungen und lass uns zur Sache kommen.«

»Nicht so schnell, Meister. Ich habe diesen Flug ausgehandelt und bin daher für die Sicherheit der drei Passagiere verantwortlich.«

»Ich kann die verfluchte Kiste fliegen.«

Die barsche Erwiderung machte keinen Eindruck auf Gall Hathaway. Gall war der einzige Mensch, vor dem sich Dent überhaupt rechtfertigte, weil Galls Meinung die einzige war, die für ihn zählte. Der alte Mann nagelte ihn mit einem finsteren Blick fest, und er gab klein bei.

»Komm schon, Gall. Würde ich fliegen, wenn ich nicht flugtauglich wäre?«

Gall zögerte ein paar Sekunden, dann zupfte er einen zusammengefalteten Scheck aus der Tasche seines ölfleckigen Overalls und reichte ihn Dent.

»Ein Scheck?«

»Er ist gedeckt. Ich hab schon bei der Bank in Georgetown angerufen.«

Dent faltete den Scheck auf und kontrollierte, dass er unterschrieben, über einen Betrag von zweitausendfünfhundert Dollar und auf ihn ausgestellt war. Alles schien seine Ordnung zu haben. Er steckte den Scheck in seine Brieftasche.

»Ich hab sie mit dreihundertfünfzig Litern aufgetankt«, erklärte Gall ihm. »Den Treibstoff zahlt sie, wenn ihr wieder hier seid.«

Dent sah Gall scharf an.

»Ich traue ihr. Außerdem hat sie mir zur Sicherheit ihre Kreditkarte dagelassen.« Gall zog die mittlere Schublade des Metallschreibtisches auf. Darin lagen Bleistiftstummel, verbogene Briefklammern, verwaiste Schlüssel, ein Filzstift mit aufgespreizter Spitze und eine Platincard von American Express. »Sie hat mir versichert, dass sie gültig ist. Ich hab’s trotzdem überprüft. Sie ist gültig. Noch zwei Jahre. Auf welchem Flugplatz willst du landen? Das überlässt sie dir.«

Dent nannte den, der ihm am liebsten war.

»Weil da das Kerosin am billigsten ist?«, fragte Gall.

»Weil sie da das beste Popcorn haben. Wie kommen sie von dort weiter?«

»Sie hat mich gebeten, eine Limousine zu bestellen, die sie abholt. Ist so gut wie erledigt.«

»Sie warten in dem Escalade?«

»Sie hat gemeint, im Hangar sei es zu heiß und stickig.«

»Sie scheint eindeutig das Sagen zu haben.«

»Könnte man wohl so sagen.« Plötzlich konnte ihm Gall kaum in die Augen sehen. »Der alte Herr ist grässlich krank. Sei nett zu ihnen.«

»Ich bin immer nett.«

Gall schnaubte. »Vergiss nur nicht, dass man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schaut.«

»Sonst noch was, Mama?« Gall knurrte und wollte etwas sagen, aber Dent kam ihm mit seiner Frage nach dem Kaffee zuvor: »Ist der noch heiß?«

»Ist er das nicht immer?«

»Sag ihnen, ich brauche noch zwanzig Minuten, dann können wir los. Wenn sie noch irgendwas erledigen müssen, aufs Klo gehen, was weiß ich …«

»Ich weiß selbst, wie’s läuft.« Gall murmelte etwas, das Dent nicht verstand, was höchstwahrscheinlich kein Schaden war, dann ermahnte er ihn: »Du solltest dir noch was von diesem Zauberzeugs in die Augen spritzen, bevor du sie begrüßt. Deine Augäpfel sehen aus wie Straßenkarten.«

Dent kehrte in den eigentlichen Hangar zurück und setzte sich an den Tisch mit dem Computer, der mit seiner Lieblings-Wetter-Website verbunden war. Im Moment war der Himmel klar, trotzdem notierte er die Gewitterwarnungen für den Abend.

Er war schon unzählige Male von hier nach Houston Hobby geflogen. Dennoch überprüfte er noch einmal alle Informationen, die er für den eigentlichen Flug sowie für den Zielflugplatz benötigte. Natürlich hatte er ein Navigationsgerät im Cockpit. Das Airport Facilities Directory – ein Flugplatzverzeichnis für jeden Bundesstaat – war zusammen mit den Daten des Zielflugplatzes auf seinem iPad gespeichert, damit er vom Cockpit aus darauf zugreifen konnte. Trotzdem druckte er...

Erscheint lt. Verlag 8.12.2014
Übersetzer Christoph Göhler
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Low Pressure
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Bestseller • Blinder Stolz • Dein Tod ist nah • eBooks • Joy Fielding • Karen Rose • Ladythriller • Mord • New York Times Bestseller • New-York-Times-Bestseller • Romantic Suspense • Sein eisiges Herz • Spannung • Spiegel-Bestsellerautorin • Texas • Texas, mord, new york times bestseller, Bestseller • Thriller • Verhängnisvolle Nähe
ISBN-10 3-641-15148-1 / 3641151481
ISBN-13 978-3-641-15148-5 / 9783641151485
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