Der Kampf des Jahrhunderts (eBook)

Roman
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2014 | 1. Auflage
336 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-96740-2 (ISBN)

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Der Kampf des Jahrhunderts -  Jan Oldenburg
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Ohne das königliche Geschlecht derer von Grymmenstein wäre das Koboldreich Arkzul sicherlich nie geworden, was es heute ist: Ein einzigartiger Ort voller Leben, Leid und Unterdrückung. Und Hunger natürlich. Glücklicherweise hat Horfax der Dritte von Grymmenstein sein Volk fest in seiner kleinen, fetten Hand (auch wenn er von Tuten und Blasen keine Ahnung hat). Doch kurz nachdem er sich selbst zum Gott erklärt hat, wird sein Leben von einem ehrenhaften Schmied durcheinander geworfen, der eine Rebellion anzettelt. Horfax muss fliehen, aber eines weiß er sicher: Er wird wiederkommen. Har, har!

Jan Oldenburg, geboren 1979, studierte Literaturwissenschaft und ist in seinem künstlerischen Schaffen so kreativ wie vielfältig: Neben dem Verfassen von Drehbüchern, Kurzgeschichten und Theaterstücken, arbeitete er an diversen Kurzfilmprojekten mit. Mit »Fantastik AG« gelang ihm ein großartiges Debüt, für das er mit dem SERAPH 2013 ausgezeichnet wurde.

Jan Oldenburg, geboren 1979, studierte Literaturwissenschaft und ist in seinem künstlerischen Schaffen so kreativ wie vielfältig: Neben dem Verfassen von Drehbüchern, Kurzgeschichten und Theaterstücken, arbeitete er an diversen Kurzfilmprojekten mit. Mit "Fantastik AG" gelang ihm ein großartiges Debüt, für das er mit dem SERAPH 2013 ausgezeichnet wurde.

II

Der naheliegende Gedanke, sich zum Gott ausrufen zu lassen, kam ihm, als er gerade in seiner goldenen Wanne ein Vollbad nahm und seine schwabbeligen Körpermassen von ein paar Mätressen schrubben ließ.

Grunzend vor Wohlbehagen ging Horfax dabei der theoretischen Frage nach, ob es überhaupt jemanden geben konnte, der großartiger, vollkommener und mächtiger war als er selbst.

Und während er grüblerisch mit seiner Lieblingsbadefigur spielte – ein aus einem Schwamm geschnitztes Unterweltscheusal namens Gnumpi –, traf ihn die Erkenntnis ganz plötzlich mit der ungeheuren Wucht einer göttlichen Selbstoffenbarung.

Nein, es gab eindeutig niemanden, der großartiger, vollkommener und mächtiger war als er selbst!

Er war das, worüber hinaus nichts Großartigeres gedacht werden konnte!

Und daraus folgte glasklar: Er war ein Gott!

»Ich bin ein Gott!«, teilte Horfax diese triumphale Einsicht sofort dem Rest der Welt mit und richtete sich so abrupt auf, dass sich ein Schwall überschwappenden Badewassers über die erschrocken quiekenden Konkubinen ergoss.

»Ich bin ein Gott!«, rief er, kletterte aus der Wanne, rutschte auf den glitschigen Fliesen aus, kam wieder auf die Beine und rannte unter weiteren Kundgebungen seiner Göttlichkeit aus der Halle.

Die Konkubinen tauschten überraschte Blicke.

Wenn es der Wille ihres Herrn und Meisters war, sich zum Gott zu erklären, dann waren sie die Letzten, ihm zu widersprechen.

Obwohl sie, trotz seiner im Ganzen genommen durchaus beträchtlichen Leibesfülle, aus näherer Anschauung wussten, dass die Behauptung »Das, worüber nichts Größeres gedacht werden konnte« hinsichtlich gewisser anatomischer Detailfragen nur zutraf, wenn man ein überaus begrenztes Vorstellungsvermögen zugrunde legte.

Aufgrund der grymmensteinschen Tradition des Vatermords und der dadurch beschleunigten Erbfolge war es für die Hofbeamten nicht ungewöhnlich, gleich unter mehreren Herrschergenerationen Dienste zu tun.

Der Großwesir Schorak hatte bereits zur Zeit von Gorfax dem Brutalen, dem Urgroßvater des jetzigen Herrschers, die Geschicke von Arkzul im Hintergrund gelenkt und galt als einer der erfahrensten Politiker des Reiches.

Es wäre durchaus gerechtfertigt gewesen, Schorak den Titel einer Grauen Eminenz zu verleihen, und dies nicht allein aufgrund seines tatsächlich in Ehren ergrauten Bartes.

Er war es, der heimlich die Fäden zog, das tägliche Schauspiel der Politik inszenierte und sich darum kümmerte, dass in der großen Staatsmaschine von Arkzul auch das kleinste Rädchen ordnungsgemäß seinen Dienst versah.

Dabei war er selbst keineswegs machthungrig oder herrschsüchtig, sondern übte sich in einer geradezu vollendeten Bescheidenheit.

Nach der festen Überzeugung des Großwesirs stellte die Vorsehung in ihrer Weisheit jeden genau an den Ort, der ihm seinem Wesen nach zugemessen war.

Und Schoraks eigener Platz war nicht auf dem Thron, sondern in den Schatten dahinter.

Von den Sklaven, die in der finsteren Tiefe der Minenschächte nach Edelsteinen gruben, über die fluchenden und peitschenschwingenden Aufseher bis hin zu den geschmückten, juwelenbehangenen Edelfräulein bei Hofe bildete die Gesellschaft ein großes Ganzes, ein vollendetes Gebäude, das nach den immerwährenden Gesetzen des Schicksals errichtet worden war.

Über allem thronte der König in seinem Glanz und seiner Herrlichkeit, die Verkörperung des Schicksals und der Ordnung selbst.

Wären Schorak gewisse fortschrittliche Theorien zu Ohren gekommen, denen zufolge der Herrscher nur der erste Diener des Staates sei, so hätte er sich über derart frevlerische Vorstellungen rechtschaffen empört.

Denn was war das Volk ohne seinen König anderes als ein Haufen welken Herbstlaubs, den ein schwacher Lufthauch auf einen Streich in sämtliche Winde verstreuen konnte?

Schuldeten die Untertanen ihrem König nicht alles, einschließlich ihres Lebens, ja sogar noch die Ehre, für ihn sterben zu dürfen?

An seiner Hand trug Schorak einen Siegelring, ein Familienerbstück, in den auf Schattenkoboldianisch das Motto eingraviert war:

Zrark n’klak, gnur zrasch blak.

Alle müssen dienen, damit einer frei sein kann.

Während nebenan im Palast Horfax seine Freiheit dazu benutzte, eine Orgie nach der anderen zu schmeißen, verbrachte der Großwesir seine Feierabende in Pantoffeln am Schreibtisch seines Arbeitszimmers, die Brille auf der Nase, und überprüfte noch einmal den Bericht der letzten Außenhandelsbilanz oder las die neuesten Depeschen der Botschafter aus aller Welt.

Denn Schorak war der vollendete Diener.

»Schori!«

Der Großwesir blickte von den Akten auf.

In der Tür seines Arbeitszimmers stand Horfax, triefend vor Nässe und splitternackt – seine Blöße wurde nur durch die Tatsache einigermaßen bedeckt, dass seine enorme Wampe vor den intimeren Regionen des herrschaftlichen Körpers eine Art Überhang schuf.

»Wie kann ich Euer Majestät zu Diensten sein?«, fragte Schorak und legte die Schreibfeder zur Seite.

Er war es gewohnt, dass der Herrscher zu jeder Tages- und Nachtzeit ohne zu klopfen in seinen Privatgemächern erschien, und dieser Auftritt war nicht einmal sonderlich bemerkenswert verglichen mit anderen, deren Zeuge zu sein er schon früher die Ehre gehabt hatte.

»Schori!«, wiederholte Horfax atemlos, einen Kosenamen verwendend, der noch aus seinen Kindertagen stammte, als er auf den Stufen des Throns mit seinen Monsterpuppen gespielt hatte, während sich sein Vater und Schorak mit Politik befassten. »Schori! Ich hatte eben gerade eine Idee! Ich werde mich zum Gott erklären!«

»Das ist eine ausgezeichnete Idee, Euer Majestät«, entgegnete Schorak, ohne nachzudenken.

Selbstverständlich war es eine ausgezeichnete Idee – jede Idee, die vom Herrscher persönlich kam, war ausgezeichnet, einschließlich solcher, die unter gewöhnlichen, nicht majestätischen Umständen genügten, ihrem Urheber einen unbefristeten Aufenthalt in der geschlossenen Abteilung einer Nervenklinik zu bescheren.

»Natürlich ist es eine ausgezeichnete Idee!«, rief Horfax. »Sie kommt ja auch von mir! Ich will, dass das Volk sofort davon erfährt!«

»Gewiss, Euer Majestät. Ich werde gleich morgen früh veranlassen, dass sämtliche Zeitungen des Reiches die entsprechende Nachricht auf den Titelseiten bringen.«

Horfax stampfte mit dem Fuß auf.

»Nicht erst morgen! Ich sagte: Sofort! Ich will, dass das Kolosseum in zwei Stunden bis zum billigsten Stehplatz voll ist! Ich will, dass das Volk seinem neuen Gott zujubelt!«

»Der Wille Eurer Majestät ist selbstverständlich Befehl. Darf ich dennoch zu bedenken geben, dass es bereits nach zwölf Uhr ist? Die meisten Eurer hart arbeitenden Untertanen dürften um diese Zeit schlafen. Mit etwas mehr Planungszeit könnten wir auch einen angemessenen zeremoniellen Rahmen für dieses würdige Ereignis schaffen. Ich dächte da etwa an eine große Parade durch die ganze Stadt bis zum Kolosseum.«

»Parade?« Horfax horchte auf. Er mochte Paraden. »Au ja!«, rief er und klatschte in die Hände. »Ich will zwanzig Kriegsmammuts in goldenen Rüstungen! Und ein Feuerwerk! Das beste Feuerwerk aller Zeiten!«

Schorak nahm einen unbeschriebenen Zettel und tunkte die Feder in das Tintenfass.

»Zwanzig Mammuts, bestes Feuerwerk aller Zeiten«, notierte er. »Ausgezeichnet.«

Horax ließ sich, nackt und nass wie er war, in einen Sessel plumpsen und tippte mit dem Zeigefinger nachdenklich gegen sein Doppelkinn.

»Sagen wir lieber dreißig Mammuts«, korrigierte er. »Mammuts kann man nie genug haben. Und Höhlenbären. Sagen wir hundert Höhlenbären. Oder lieber zweihundert.«

»Zweihundert Höhlenbären«, bestätigte Schorak.

»Und dann brauchen wir noch Artisten. Feuerspucker, Jongleure und lustige Clowns! Und die Clowns sollen in der Arena gegen die Höhlenbären kämpfen!«

»Majestät sind heute wieder außerordentlich kreativ.«

»Und … und … und dann sollen die Mammuts mit den Bären kämpfen. Vielleicht kann man die Mammuts irgendwie anzünden, als zusätzlichen Gag. Und dann … und dann …« Horfax schlug sich patschend aufs Knie, als wäre ihm plötzlich der beste Einfall von allen gekommen. »Und nach der Vorstellung soll das Kolosseum eingerissen werden, und dann sollen die Truppen die ganze Stadt dem Erdboden gleichmachen, zum Zeichen, dass eine neue Ära beginnt!«

Schoraks Hand, die eben noch fleißig mitgeschrieben hatte, hielt inne.

»Ja«, erwiderte der Wesir diplomatisch. »Das ist eine wahrhaft königliche Idee, die wir keinesfalls aus den Augen verlieren dürfen.« Wie bereits ewähnt, galt jede Idee, die vom Herrscher persönlich stammte, als unzweifelhaft brillant. Doch als Realpolitiker gehörte es auch zu Schoraks Aufgaben, hin und wieder zwischen der überirdischen Genialität des Königs und den beschränkten Möglichkeiten der banalen Wirklichkeit zu vermitteln. Erfahrungsgemäß war es in Fällen wie diesen oft das Beste, sich auf die recht bescheidenen Kapazitäten des grymmensteinschen Langzeitgedächtnisses zu verlassen. »Dann bleibt nur noch die Frage der Finanzierung.«

Horfax winkte ab.

»Das überlasse ich dir, Schori«, gähnte er. »Setz die Steuern rauf oder verkauf ein paar Untertanen in die Sklaverei. Hauptsache, ich krieg meine...

Erscheint lt. Verlag 10.11.2014
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Buch • Bücher • deutsche Fantasy • eBook • Fantastik AG • Fantasy • Ferne Länder • Grymmenstein • Horfax der Dritte von Grymmenstein • Kobold • lustige Fantasy • Parodie • Phantastik AG • Schmied • Schwarzer Humor • Seraph • Tyrann
ISBN-10 3-492-96740-X / 349296740X
ISBN-13 978-3-492-96740-2 / 9783492967402
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