Am Limit (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
576 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-13974-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Am Limit -  David Baldacci
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Der erste Fehler: sie zu ermorden. Der zweite Fehler: ihn entkommen zu lassen.
John Puller ist der beste Ermittler der Militärpolizei. Sein neuer Fall trifft ihn persönlich: Seine geliebte Tante deutet in einem Brief dubiose Machenschaften in ihrem Heimatort an. Sofort macht sich Puller auf den Weg zu ihr nach Paradise, Florida - und findet sie leblos auf, ertrunken. Anders als die Polizei vor Ort mag Puller nicht an einen Unfall glauben. Und tatsächlich häufen sich bald die Hinweise auf ein Verbrechen von gigantischen Ausmaßen.

Die kompliziertesten Fälle vertraut das US-Militär stets seinem profiliertesten Spezialermittler an, John Puller. Doch diesmal ist Puller persönlich betroff en: Seine Tante, die im bilderbuchschönen Paradise, Florida, lebt, schreibt in einem Brief, dass hinter der blitzblanken Fassade ihres Heimatortes Schreckliches geschieht. Puller reist sofort an, um Näheres zu erfahren - und findet seine Tante tot auf. Die Polizei geht von einem tragischen Unfall aus, Puller aber ist überzeugt davon, dass seine Tante gewaltsam zum Schweigen gebracht wurde. Er beginnt in Paradise zu ermitteln und findet bald Hinweise auf ein gewaltiges Verbrechen.

Immer wieder kreuzen sich seine Wege dabei mit denen eines hünenhaften Mannes, der offensichtlich auch in die Machenschaften verstrickt ist. Hält er den Schlüssel zu dem grauenhaften Geheimnis in der Hand?

David Baldacci, geboren 1960 in Virginia, arbeitete lange Jahre als Strafverteidiger und Wirtschaftsjurist in Washington, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Sämtliche Thriller von ihm landeten auf der New York Times-Bestsellerliste. Mit über 150 Millionen verkauften Büchern in 80 Ländern zählt er zu den beliebtesten Autoren weltweit.

 

1

Er sah aus wie ein Mann, der befürchtete, dass bald sein letztes Stündchen schlagen würde.

Er hatte guten Grund für diese Annahme. Die Aussichten, dass es tatsächlich sein letzter Abend auf Erden war, lagen bei fünfzig zu fünfzig. Je nachdem wie die nächste Stunde verlief, standen seine Chancen vielleicht noch schlechter, so gering war der Spielraum für Fehler.

Das Röhren der zwei Motoren, die das Boot mit nahezu vollem Schub vorantrieben, verscheuchte die nächtliche Stille über dem Meer. Zu dieser Jahreszeit ging es auf dem Golf von Mexiko normalerweise nicht so ruhig und friedlich zu, denn die Hochphase der Hurrikan-Saison war angebrochen. Doch bisher hatte keiner der zahlreichen Stürme, die sich auf dem ­Atlantik zusammenbrauten, ein beständiges Zentrum gebildet und war zum Golf vorgestoßen. Sämtliche Küstenbewohner drückten die Daumen und hofften, dass es so blieb.

Der Fiberglas-Rumpf durchschnitt das dunkle Wasser wie eine scharfe Klinge. Das Boot konnte zwanzig Passagiere aufnehmen, aber dreißig waren an Bord. Sie hielten sich verzweifelt an allem fest, was sie zwischen die Finger bekamen, um nicht über Bord zu gehen. Ein hoffnungslos überladenes Boot, das mit einer Geschwindigkeit im Grenzbereich dahinjagte, war auch auf ruhiger See unberechenbar.

Dem Captain war das Wohlbefinden seiner menschlichen Fracht herzlich gleichgültig. Ihm ging es vor allem um das ­eigene Überleben. Eine Hand auf dem Steuerrad, die andere am Gashebel, warf er einen besorgten Blick auf den Geschwindigkeitsanzeiger.

Komm schon, du schaffst das!, machte er sich Mut. Du kriegst das hin!

Vierzig Knoten die Stunde, gut siebzig Stundenkilometer. Er schob den Gashebel vor, erhöhte das Tempo langsam auf fünfundvierzig, näherte sich der absoluten Höchstgeschwindigkeit. Selbst mit den zwei Heckmotoren würde er kaum schneller fahren können, ohne den Benzintank vorzeitig zu leeren. Und hier gab es keine Jachthäfen, in denen man nachtanken konnte.

Trotz des Fahrtwinds war es heiß hier draußen. Wenigstens musste man sich keine Sorgen um Moskitos machen – nicht bei dieser Geschwindigkeit und so weit vom Land entfernt.

Der Captain ließ den Blick über die Passagiere schweifen und zählte rasch die Köpfe, obwohl er die Zahl bereits kannte. Er hatte vier bewaffnete Leute dabei, die die menschliche Fracht im Auge behielten. Bei einer Meuterei wäre das Zahlenverhältnis fünf zu eins zugunsten der Passagiere, aber die hatten keine Maschinenpistolen. Ein einziges Magazin könnte sie alle ins Jenseits befördern, und es wäre immer noch Munition übrig. Außerdem handelte es sich vor allem um Frauen und Kinder, weil die am gefragtesten waren.

Nein, der Captain machte sich keine Sorgen um eine Meuterei.

Er machte sich Sorgen über den Zeitplan.

Er schaute auf das beleuchtete Ziffernblatt seiner Uhr. Es wurde knapp, so viel stand fest. Sie hatten den letzten Außenposten spät verlassen. Dann hatte ihr Bootsnavi dreißig nervenaufreibende Minuten lang verrücktgespielt und sie in die falsche Richtung geschickt. Der Golf von Mexiko war verdammt groß und sah fast überall gleich aus. Nirgends eine Landmarke, die bei der Navigation helfen konnte. Außerdem befuhren sie Schifffahrtswege fernab der großen Routen. Ohne ihren elektronischen Navigator waren sie aufgeschmissen. Genauso gut hätten sie ein Flugzeug ohne Instrumente durch dichten Nebel fliegen können. Das konnte nur in einer Katastrophe enden.

Aber sie hatten den Plotter wieder hinbekommen und den Kurs korrigiert. Der Captain hatte sofort vollen Schub auf beide Motoren gegeben und dann noch eine Schippe draufgelegt, bis an die Belastungsgrenze. Nun huschte sein Blick immer wieder zum Armaturenbrett: Öltemperatur, Treibstoffreserve, Temperaturanzeige. Eine Panne hier draußen bedeutete das Ende. Die Küstenwache konnten sie schwerlich um Beistand bitten.

Der Captain schaute auf die roten und grünen Navigationslichter am Bug, die einzigen Farbtupfer in der schwarzen, mondlosen Nacht. Dann blickte er zum Himmel, hielt Ausschau nach elektronischen Beobachtern, die sein Boot ausspähten und eine Flut digitaler Daten an irgendeine ferne Zentrale schickten. Die Eingreiftruppe, die darauf reagierte, würden er und seine Leute erst hören, wenn es zu spät war: Die Schnellboote der Küstenwache würden sie in die Zange nehmen, entern und sofort wissen, was hier ablief. Und dann würde er viel Zeit im Knast verbringen, vielleicht den Rest seines Lebens.

Aber die Küstenwache war nicht sein größtes Problem. Es gab andere Leute, die ihm wirklich Angst einjagten.

Der Captain erhöhte die Geschwindigkeit auf fast fünfzig Knoten und sprach ein stummes Gebet, dass ihm die Motoren nicht um die Ohren flogen. Noch ein Blick auf die Uhr. Dann schaute er wieder nach vorn auf die Wasseroberfläche, die ­unter dem Boot dahinhuschte, während er stumm die Minuten zählte.

»Sie werden mich den Haien zum Fraß vorwerfen«, stieß er hervor.

Nicht zum ersten Mal bedauerte er, sich auf dieses riskante Geschäft eingelassen zu haben. Aber er kassierte so viel bei der Sache, dass er nicht hatte Nein sagen können, trotz des Risikos. Außerdem hatte er bereits fünfzehn solche Fahrten gemacht. Noch einmal so viele, und er konnte sich auf einen schönen ruhigen Landsitz auf den Florida Keys zurückziehen und wie ein König leben – was viel erstrebenswerter war, als mit bleichen Touristen aus dem Norden aufs Meer zu schippern, die einen Thunfisch oder Marlin angeln wollten, bei rauer See aber nur sein Boot vollkotzten.

Aber erst muss ich diese Fuhre ans Ziel bringen.

Lautlos zählte der Captain weitere Minuten ab, wobei er immer wieder einen Blick auf die Armaturen warf.

Scheiße!

Der Treibstoff ging zur Neige. Die Anzeige näherte sich bedenklich der Reserve. Der Captain fühlte, wie sein Magen sich verkrampfte. Sie hatten zu viel Gewicht. Und das Pro­blem mit dem Navigationssystem hatte sie eine Stunde Zeit, viele Seemeilen und wertvollen Treibstoff gekostet. Trotz einer stillen Reserve von zehn Prozent, die der Captain jedes Mal drauflegte, um sicherzugehen, reichte es wahrscheinlich nicht.

Wieder ein Blick auf die Fracht. Die meisten waren Frauen und Teenager, aber es waren auch stämmige Männer darunter, jeder gut zwei Zentner schwer. Und einer war ein wahrer Riese. Aber ein paar von ihnen über Bord zu werfen, um das Treibstoffproblem zu lösen, war ein Ding der Unmöglichkeit. Genauso gut hätte er sich die Maschinenpistole an den Kopf halten und abdrücken können.

Der Captain überschlug noch einmal die Berechnungen wie ein Flugzeugpilot die Frachtliste. Letztendlich war es dieselbe Frage, egal, ob man auf dem Wasser fuhr oder 10.000 Meter darüber flog.

Reicht der Treibstoff, um ans Ziel zu kommen?

Der Captain bemerkte, dass einer seiner Männer ihn beobachtete, und winkte ihn zu sich. Der Mann hörte sich an, was der Captain zu sagen hatte, und meinte: »Das wird knapp.«

»Ja, verdammt. Und wir können nicht einfach Leute über Bord werfen«, sagte der Captain.

»Stimmt. Die Auftraggeber haben die Liste. Wenn wir Leute über Bord werfen, können wir gleich hinterherspringen.«

»Ach? Erzähl mir lieber mal was Neues!«, fuhr der Captain ihn an.

Dann traf er eine Entscheidung und verringerte den Schub. Die beiden Schrauben drehten sich geringfügig langsamer, die Geschwindigkeit ging auf vierzig Meilen zurück. Aber damit war das Boot noch immer sehr schnell; auf dem Wasser gab es für das bloße Auge kaum einen Unterschied zwischen vierzig und siebenundvierzig Meilen. Aber das war nicht der Punkt, sondern der geringere Treibstoffverbrauch. Der konnte den Ausschlag geben, ob sie es schafften oder nicht. Waren sie erst am Ziel, konnte sie auftanken, und die Rückfahrt mit nur fünf Mann an Bord stellte kein Problem mehr dar.

»Lieber ein bisschen später ankommen als gar nicht«, sagte der Captain.

Doch seine Worte klangen hohl, was dem anderen Mann nicht entging. Er umklammerte seine Waffe fester.

Der Captain wandte den Blick ab. Angst überkam ihn, schnürte ihm die Kehle zu. Für die Leute, die er belieferte, war das Timing entscheidend. Zu spät zu kommen, selbst wenn es nur ein paar Minuten waren, konnte schlimme Folgen haben. Sehr schlimme Folgen. In diesem Fall war nicht einmal die riesige Gewinnspanne das Risiko wert. Schließlich konnten Tote kein Geld mehr ausgeben.

Als eine halbe Stunde später die Motoren zu stottern begannen, weil sie Luft statt Treibstoff einsogen, sah der Captain sein Ziel vor sich. Wie der gigantische Thron eines Meeresgottes ragte es in den düsteren Himmel.

Wir sind da.

Ziemlich verspätet, aber sie hatten es geschafft.

Die Passagiere starrten mit großen Augen auf das stählerne Ungetüm, das vor ihnen aufragte. Obwohl es nicht das erste Gebilde dieser Art war, das sie zu Gesicht bekamen, war es ein monströser Anblick, besonders bei Nacht. Sogar dem Captain jagte es noch immer Angst ein, trotz der vielen Fahrten, die er bereits unternommen hatte. Er würde schnellstens seine ­Ladung absetzen, auftanken und dann nichts wie weg, Richtung Heimat. Sobald seine menschliche Fracht von Bord war, war sie nicht mehr sein Problem.

Er nahm den Schub zurück und legte vorsichtig an einer Metallplattform an, die mit der riesigen Konstruktion verbunden war. Nachdem die Seile gesichert waren, griffen Hände ins Boot und zogen die Passagiere auf die Plattform, die leicht auf und ab schaukelte.

Der...

Erscheint lt. Verlag 12.1.2015
Reihe/Serie John Puller
Übersetzer Uwe Anton
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Forgotten
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agententhriller • Armee • Bohrinsel • eBooks • Florida • John Puller • John Puller, Menschenhandel, Florida, Militärpolizei, Armee, Verschwörung, Rache, Bohrinsel • Menschenhandel • Militärpolizei • Politthriller • Rache • Thriller • Verschwörung
ISBN-10 3-641-13974-0 / 3641139740
ISBN-13 978-3-641-13974-2 / 9783641139742
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