Hommage an mein Bauchgefühl

Ein mutiges, tolles, wunderbares, lustiges, trauriges, spannendes, erschreckendes, humorvolles, interessantes, bestürzendes, Augen öffnendes, kurzweiliges, bewegendes, wunderbar geschriebenes, leider viel zu kurzes Buch. Oh und lesenswert. Lesenswert ist es unbedingt. Für Ärzte, Patienten, Pfleger, Versicherungsmenschen, sonstige Krankenhausmitarbeiter und auch für ganz normale Menschen.

Man ist als Leser hin- und her gerissen zwischen ungläubigem Erstaunen, Wut, Verzweiflung, Trauer und immer wieder großem Mitgefühl sowie Hochachtung vor der Autorin, die eine wunderbare Kraft zu haben scheint, gepaart mit segensreichem Humor. Damit holt sie zugleich auch den Leser an manchen Stellen raus aus dem tiefen Tal.
Am meisten aber verzweifle ich an den Ärzten, es kommt mir so vor, als ob sie nicht wirklich helfen wollen, denn dazu müssten sie sich vernetzen - auch mit alternativ tätigen Ärzten und Homöopathen. Denn es darf ja nicht sein, dass letztere in vielen Fällen mehr Erfolg hatten als Schulmediziner. Dafür lässt man auch so manchen Patienten allein.
Insgesamt habe ich manchmal die chronologische Kontinuität vermisst, so dass ich zurück springen musste auf vorherige Ereignisse. Das ist herausfordernd, hält den Leser jedoch in der Spannung.

Martha Maschke schreibt vom wahren Leben. Und das hat sie in den letzten Jahren vornehmlich mit diversen unerklärlichen Wehwehchen in diversen Krankenhäusern verbracht.
Von ihren vielen, meist nicht glücklich verlaufenen, Begegnungen mit Ärzten, Pflegern, Schwestern und Mitpatienten erzählt die Autorin mit sehr viel Charme und Humor.
Ärzte die, anfangs euphorisch, später resignieren.
Pfleger und Schwestern, von lieb und besorgt bis genervt und aggressiv.
Mitpatienten, mitfühlend bis gleichgültig, die meist nur eins gemeinsam haben: Sie schnarchen das sich die Betten biegen.
Ein fesselndes Buch, schwer wegzulegen. Ich habe es in zwei Nächten verschlungen. Und bin gleich wieder von vorne angefangen.
Ein tolles Buch von dem ich hoffe, dass es irgendwann - ganz zufällig - eine Fortsetzung geben wird.
Manchmal ist es doch schwer, einfach nur gesund zu werden.

Wir sind eine Gruppe von Frauen, die gerne interessante Literatur austauschen. So auch Martha Maschkes Buch " Hommage an mein Bauchgefühl".
Der leichte und flüssige, natürliche Schreibstil machte es uns allen möglich, das Buch in kurzer Zeit zu lesen.
Humor und Witz gewürzt mit Ironie erzählen von der Lebensfreude und dem Überlebenwollen ohne die Trauer: "Es kann doch nicht so schwer sein, einfach wieder gesund zu werden", zu verschweigen.
So ist das Buch nicht nur eine Beschreibung von Mängeln im Umgang mit Patienten, sondern kann auch Motivation für Patienten selbst sein
und Hinweise für die Menschen, die sie behandeln, geben: "War oder bin ich emphatisch genug"?
Das habe ich mich am Ende des Buches auch gefragt nach 40 Berufsjahren als Krankenschwester.

Ich schreibe gerade an meiner Examensarbeit, in der es um Menschlichkeit und Würde in der Pflege geht und bin bei der Literaturrecherche auf dieses Buch gestoßen. Das Buch hat meine Erwartungen übertroffen! Es enthält zig negative Beispiele, die wir Krankenschwestern und Krankenpfleger uns zum umgekehrten Vorbild nehmen können: wie wir es nicht machen sollten. Aber auch zig positive Beispiele an denen wir uns ein gutes Beispiel nehmen können.
Wenn alle Ärzte, Krankenschwestern, Krankenpfleger, Angehörige von erkrankten Familienmitgliedern und Sprechstundenhilfen dieses Buch lesen würden, hätten wir eine liebevollere Welt.
Die Autorin hat einen angenehm natürlichen, authentischen Schreibstil und scheint, trotz vieler erschreckender Erlebnisse, nicht den Mut zu verlieren. Mehr noch, sie ist dabei noch witzig.
Ich finde das Buch ist sehr empfehlenswert sowohl für Pfleger/innen, Ärzte(innen) oder auch einfach zur Unterhaltung als gute Bett- oder Urlaubslektüre.

Wenn es eine Fortsetzung gibt, werde ich sie mir sofort kaufen!