Gehämmert (eBook)

Die Chronik des Eisernen Druiden 3

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
368 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-10783-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gehämmert -  Kevin Hearne
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Thor, der nordische Donnergott, ist nicht nur ein Aufschneider und Rüpel, sondern viel schlimmer. Er hat viele Leben vernichtet und unzählige Unschuldige auf dem Gewissen. Atticus O'Sullivan, der letzte der Druiden, und sein vampirischer Anwalt Leif unternehmen alles, um diesen nordischen Albtraum ein für alle Mal loszuwerden. Über 2.000 Jahre hat eine Überlebensstrategie für Atticus funktioniert: Halt dich fern von Thor! Aber die Dinge heizen sich auf in seiner neuen Heimat Tempe, Arizona. Russische Dämonenjäger, die sich selbst die 'Hämmer Gottes' nennen, drehen komplett durch und terrorisieren die Gegend. Doch wer steckt dahinter? Trotz vielfacher Warnung reisen Atticus und Leif zur nordischen Welt Asgard, wo sie sich mit einem Werwolf, einem Zauberer und einer Armee von Eisriesen verbünden. Ein epischer Kampf gegen boshafte Walküren, zornige Götter und - vor allem - gegen den hammerschwingenden Donner-Fiesling selbst beginnt.

Kevin Hearne, geboren 1970, lebt in Arizona und unterrichtet Englisch an der High School. »Die Chronik des Eisernen Druiden« machte ihn unter Fantasyleserinnen und -lesern mit einem Schlag weit über die USA hinaus bekannt.

Kevin Hearne, geboren 1970, lebt in Arizona und unterrichtet Englisch an der High School. »Die Chronik des Eisernen Druiden« machte ihn unter Fantasyleserinnen und -lesern mit einem Schlag weit über die USA hinaus bekannt.

1


Einer weit verbreiteten Meinung nach sind Eichhörnchen putzige kleine Wesen. Wenn sie an diesem oder jenem Ast oder Baumstamm entlangwuseln, zeigen die Leute auf sie und rufen: »Ohhh, wie niiiiedlich!«. Dabei nimmt ihre Stimme einen ganz süßlichen Tonfall an und schraubt sich in ein aufgeregtes Falsett empor. Doch ich kann Ihnen versichern, diese Tierchen sind nur niedlich, solange sie so klein sind, dass man drauftreten könnte. Wenn Sie jedoch einem verdammten Rieseneichhörnchen vom Format eines Betonmischfahrzeugs gegenüberstehen, dann verliert es einen beträchtlichen Teil seines Charmes.

Ich war nicht sonderlich überrascht, als ich zu Nagezähnen von der Größe meines Kühlschranks hinaufstarrte, zu zuckenden Schnurrhaaren so lang wie Bullenpeitschen und zu traktorreifengroßen Augen, die auf mich herabglotzten wie vulkanische Blasen schwarzer Tinte. Ich war einfach nur erschrocken, dass ich auf so spektakuläre Weise recht behalten hatte.

Granuaile, meine Auszubildende, hatte mir bei unserem Abschied in Arizona noch vorgehalten, etwas Unmögliches zu versuchen. »Nein, Atticus«, hatte sie erklärt. »Die gesamte Literatur sagt, der Weg nach Asgard führt einzig und allein über die Bifröst-Brücke. In den Eddas, in der Skalden-Dichtung, überall wird übereinstimmend auf Bifröst verwiesen.«

»Klar, dass die Literatur das behauptet«, erwiderte ich. »Es handelt sich dabei jedoch um reine Propaganda der Götter. Wenn man die Eddas sorgfältig liest, verraten sie einem die Wahrheit in dieser Angelegenheit. Der Schlüssel zur Hintertür von Asgard ist Ratatosk.«

Granuaile musterte mich ungläubig, als hätte sie nicht recht gehört. »Das Eichhörnchen, das auf dem Weltenbaum lebt?«

»Richtig. Ratatosk klettert manisch zwischen dem Adler in der Baumkrone und der Drachenschlange unten an der Wurzel hin und her. Dabei überbringt er Nachrichten, die von Gift und Galle nur so triefen. Und jetzt frag dich selbst, wie er das schafft.«

Granuaile dachte einem Moment lang darüber nach. »Nun, die Literatur behauptet, dass tief unter Asgard zwei Wurzeln Yggdrasils enden: Die eine an Mimirs Brunnen in Jötunheim, die andere in Niflheim an der Quelle Hvergelmir, wo die Drachenschlange Nidhögg lebt. Offensichtlich kennt Ratatosk also ein kleines Schlupfloch.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber du wirst es nicht benutzen können.«

»Ich wette um ein Abendessen, dass ich es schaffe. Ein nettes selbstgemachtes Dinner mit Wein, Kerzen und ausgefallenen modernen Speisen wie Caesar Salad.«

»Salat ist nicht modern.«

»Nach meiner persönlichen Zeitrechnung schon. Caesar Salad wurde 1924 erfunden.«

Granuaile machte große Augen. »Woher weißt du nur immer solche Sachen?« Sie winkte ab, kaum dass sie die Frage gestellt hatte. »Nein, diesmal lenkst du mich nicht ab. Einverstanden. Die Wette gilt. Also, beweise es oder fang auf der Stelle an zu kochen.«

»Der Beweis gilt dann als erbracht, wenn ich auf Yggdrasils Wurzel hinabklettere.« Mit erhobenem Zeigefinger kam ich ihrem Einwand zuvor. »Trotzdem verblüffe ich dich jetzt schon mit meinen Plänen, damit später meine vorausschauenden Fähigkeiten in umso hellerem Licht glänzen. Ich gehe davon aus, dass Ratatosk ein ziemlich hartgesottener Bursche ist. Bedenke Folgendes: Adler fressen gerne Eichhörnchen, und bösartige Drachen wie Nidhögg verschlingen für gewöhnlich so gut wie alles, was ihnen in die Quere kommt. Trotzdem hat noch keiner von beiden versucht, Ratatosk anzuknabbern. Sie unterhalten sich einfach mit ihm. Dabei sind sie kein bisschen unfreundlich, sondern bitten ihn im Gegenteil sogar höflich, ihrem weit entfernten Feind dieses oder jenes auszurichten. Und am Ende fügen sie hinzu: ›Hey, Ratatosk, und keine Eile bitte. Lass dir ruhig alle Zeit der Welt.‹«

»Verstehe. Damit willst du also sagen, er ist ein ziemlich stattliches Eichhörnchen.«

»Nein, ich will damit sagen, er ist super-stattlich. Seine Dimensionen verhalten sich proportional zu denen des Weltenbaums. Er ist größer als du und ich zusammen. So gewaltig, dass Nidhögg ihn nicht als Appetithappen, sondern als ebenbürtigen Gegner betrachtet. Und wir haben nur deshalb noch nie von jemandem gehört, der auf Yggdrasils Wurzeln in Richtung Asgard geklettert ist, weil man dazu ziemlich verrückt sein muss.«

»Richtig«, bestätigte sie grinsend.

»Ja, richtig.« Ich wackelte kurz mit dem Kopf und erwiderte dann ihren hämischen Gesichtsausdruck.

»Also«, überlegte Granuaile laut. »Wo genau befinden sich eigentlich Yggdrasils Wurzeln? Doch vermutlich irgendwo in Skandinavien. Aber dann hätte man sie doch längst per Satellit orten müssen.«

»Die Wurzeln Yggdrasils liegen in einem völlig anderen Gefilde. Und das ist der wahre Grund, weshalb noch nie jemand versucht hat, daran emporzuklettern. Trotzdem sind sie mit der Erde verknüpft. Ebenso wie TÍR NA NÓG, Elysium oder Tartarus. Und rein zufällig ist ein dir wohlbekannter Druide ebenfalls durch seine Tattoos aufs Engste mit der Erde verbunden«, sagte ich. Dabei reckte ich meinen tätowierten rechten Arm.

Granuaile öffnete überrascht den Mund, als ihr die Tragweite meiner Worte dämmerte, und zog dann rasch die logische Schlussfolgerung. »Du willst also sagen, dass du überall hingelangen kannst.«

»M-hm«, bestätigte ich. »Aber ich brüste mich nicht damit.« Ich deutete auf sie. »Und du solltest das auch nicht tun, wenn du erst auf dieselbe Weise verbunden bist. Viele Götter sind bereits in Sorge wegen dem, was AENGHUS ÓG und BRES zugestoßen ist. Doch da ich die beiden hier in unseren Gefilden getötet habe und AENGHUS ÓG den Streit begonnen hat, betrachten sie mich glücklicherweise nicht als einen wahnsinnig gewordenen Götterschlächter. In ihren Augen bin ich lediglich außerordentlich geschickt in Sachen Selbstverteidigung. Daher stelle ich für sie keine tödliche Bedrohung dar, solange sie sich nicht mit mir anlegen. Allerdings glauben sie das vor allem deshalb, weil sie bisher noch nie einen Druiden auf ihrem Territorium erblickt haben und auch nicht damit rechnen. Wüssten die Götter allerdings, dass ich jeden von ihnen an jedem beliebigen Ort erreichen kann, würden sie mich wahrscheinlich als ziemlich krasse Bedrohung wahrnehmen.«

»Können die Götter denn nicht überall hingelangen?«

»M-m«, verneinte ich kopfschüttelnd. »Die meisten Götter können lediglich in zwei Gefilde gelangen: in ihr eigenes Reich und auf die Erde. Deshalb sieht man KALI nie im Olymp oder ISHTAR nie in Abhassara. Ich habe bisher nicht mal ein Viertel der Orte bereist, an die ich gelangen kann. Zum Beispiel war ich noch nie in einem der diversen Himmel. Einmal war ich im Nirwana, fand es aber irgendwie ziemlich langweilig. Bitte versteh mich nicht falsch, es ist ein echt schönes Gefilde. Aber aufgrund der völligen Abwesenheit jeden Verlangens wollte niemand mit mir reden. Mag Mell ist echt traumhaft. Da musst du unbedingt mal hin. Und natürlich auch nach Mittelerde, um das Auenland zu sehen.«

»Quatsch!« Sie boxte gegen meinen Arm. »Du warst niemals in Mittelerde!«

»Klar, warum denn nicht? Es ist ebenso mit unserer Welt verknüpft wie alle anderen Gefilde. Elrond lebt noch immer in Bruchtal, denn die Menschen stellen ihn sich dort vor, und nicht in den Grauen Anfurten. Außerdem kann ich dir an dieser Stelle versichern – er sieht kein bisschen aus wie Hugo Weaving. Einmal bin ich auch in den Hades hinabgestiegen, um Odysseus zu fragen, was die Sirenen so zu erzählen hatten. Und das war ein echter Knaller. Leider darf ich es dir nicht verraten.«

»Und jetzt werde ich sicher gleich wieder zu hören bekommen, dass ich dafür noch zu jung bin.«

»Nein. Aber du musst es mit eigenen Ohren hören, um es richtig zu würdigen. Unter anderem geht es um Hasenpfeffer, Seeschlangen und das Ende der Welt.«

Granuaile fixierte mich mit zusammengekniffenen Augen und sagte: »Schon gut, verrat’s mir lieber nicht. Also, wie sehen deine Pläne für Asgard aus?«

»Zuerst muss ich mich für eine der Wurzeln entscheiden. Was nicht weiter schwer ist: Da ich Ratatosk lieber aus dem Weg gehe, ersteige ich die Wurzel, die in Jötunheim endet. Ratatosk benutzt sie nur selten. Außerdem brauche ich auf ihr nicht so weit zu klettern wie von Niflheim aus. Und da du offenbar alles darüber gelesen hast, kannst du mir sicher sagen, in welcher Himmelsrichtung in unserem Gefilde der Ort liegt, der mit Mimirs Brunnen verknüpft ist.«

»Osten«, erwiderte Granuaile wie aus der Pistole geschossen. »Jötunheim liegt immer im Osten.«

»Richtig. Im Osten Skandinaviens. Mimirs Brunnen ist verknüpft mit einem subarktischen See nahe der russischen Kleinstadt Nadym. Dorthin werde ich mich begeben.«

»Ich habe meine kleinen russischen Städtchen im Augenblick nicht ganz parat. Wo genau liegt Nadym?«

»Im westlichen Teil Sibiriens.«

»Verstehe. Du fährst also zu diesem speziellen See. Und was dann?«

»In diesen See ragt eine Baumwurzel und saugt Wasser daraus. Allerdings ist es vermutlich keine Esche, sondern irgendein verkrüppelter Nadelbaum, da er mitten in der Tundra steht. Sobald ich die Wurzel gefunden habe, berühre ich sie, verknüpfe mich mit ihr und ziehe mich an der Verbindung entlang. Bis ich irgendwann die Wurzel von Yggdrasil in den nordischen Gefilden umklammert halte und der See zu Mimirs Brunnen wird.«

Granuailes Augen leuchteten. »Ich freu mich schon, wenn ich so was auch mal kann. Und von da an heißt es dann tüchtig klettern, richtig? Denn die Wurzel des Weltenbaums muss gewaltig...

Erscheint lt. Verlag 10.3.2015
Reihe/Serie Die Chronik des Eisernen Druiden
Übersetzer Alexander Wagner, Friedrich Mader
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Fantastische Welten • Fantasy • Götter • Hexen • Urban Fantasy • Vampire
ISBN-10 3-608-10783-5 / 3608107835
ISBN-13 978-3-608-10783-8 / 9783608107838
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