Ich glaub, mich trifft der Schlag (eBook)

Warum das Gehirn tut, was es tun soll, oder manchmal auch nicht
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2016 | 1. Auflage
336 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-43830-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ich glaub, mich trifft der Schlag -  Ulrich Dirnagl,  Jochen Müller
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Professor meets Science Slammer: So wurde das Gehirn noch nie erklärt Das Gehirn ist die Schaltzentrale unseres Körpers, das weiß jedes Kind. Doch wie schafft es diese Wunderbox, dass wir sehen, fühlen, sprechen, denken? Professor Ulrich Dirnagl von der Berliner Charité und Science Slammer Jochen Müller haben sich zusammengetan und erklären die Funktionsweise des Gehirns anhand von sechs neurologischen Krankheiten, unter anderem an Demenz, Schlaganfall und Epilepsie. Denn jede Störung, die im Gehirn auftritt, verrät uns, wie das gesunde Organ funktioniert. Der Schlaganfall zum Beispiel zeigt, welch großartiges Organisationstalent das Gehirn ist. Wenn bei einer Attacke das Sprachvermögen ausfällt oder der Bewegungsablauf gestört ist, können wir erkennen, wo diese Funktionen im Gehirn verortet sind. Hirnforschung für alle: Neurologe Ulrich Dirnagl und Science Slammer Jochen Müller erklären unterhaltsam, verständlich und anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse, wie das Gehirn funktioniert und was es jeden Tag für exzellente Arbeit leistet.

Ulrich Dirnagl, geboren 1960, ist einer der führenden Neurowissenschaftler Deutschlands, internationaler Schlaganfallexperte und Professor an der Charité Berlin. Er leitet dort die Abteilung für Experimentelle Neurologie und das Zentrum für Schlaganfallforschung. 'Ich glaub, mich trifft der Schlag' ist sein erstes Buch für ein breites Publikum.

Ulrich Dirnagl, geboren 1960, ist einer der führenden Neurowissenschaftler Deutschlands, internationaler Schlaganfallexperte und Professor an der Charité Berlin. Er leitet dort die Abteilung für Experimentelle Neurologie und das Zentrum für Schlaganfallforschung. "Ich glaub, mich trifft der Schlag" ist sein erstes Buch für ein breites Publikum. Jochen Müller wurde 1976 in Kassel geboren. Nach dem Biologie-Studium in Göttingen, promovierte er in medizinischen Wissenschaften in Berlin. 2011 war er mit seinem besten Freund Peer Bergholter auf Weltreise. Seit der Wiederkehr lebt Jochen Müller in Berlin, organisiert und moderiert Science Slams im In- und Ausland und schreibt u.a. für dasgehirn.info und ZEIT Wissen.

Einleitung


Wer sich für die Funktionsweise des Gehirns interessiert, dem fallen zwei Dinge auf. Erstens: Es gibt eine schier unendliche Menge an Büchern, die das Gehirn behandeln. Das ist gut, denn das Gehirn ist sehr komplex. Zweitens fällt jedoch auf, dass sie auf bestimmte Fragen keine Antworten liefern. Fachbücher tun es zum Teil, kaum ein Leser versteht sie jedoch, es sei denn, er weiß bereits mindestens so viel wie der Autor.

Wir, die Autoren dieses Buches, beschäftigen uns seit langer Zeit forschend und lehrend mit dem Gehirn, genauer gesagt mit seinen Krankheiten. Dabei stellen wir uns Fragen, die sich auch jeder Leser stellt: Warum brummt der Schädel? Wieso mahnen Ärzte, wenn es um den Schlaganfall geht, immer so ausdrücklich zur Eile? Was ist eigentlich Multiple Sklerose und warum wird sie nur so schwer diagnostiziert? Warum zittern Parkinsonpatienten und auch manche Epileptiker? Warum kann man Alzheimer noch immer nicht heilen? Und, ganz allgemein, warum werden in regelmäßigen Abständen Forschungserfolge verkündet, von denen man dann nie wieder etwas hört?

Um diese und andere Fragen soll es in unserem Buch gehen. Dabei wollen wir Antworten geben, für deren Verständnis man kein Vorwissen braucht. Abgesehen von den genannten Fragen behandelt dieses Buch die sechs bekanntesten Krankheiten des Gehirns: Kopfschmerz, Schlaganfall, Epilepsie, Multiple Sklerose, Parkinson und Alzheimer. Es erklärt aber auch das gesunde Gehirn und seine Funktionsweise. Diese kann man gerade dadurch verstehen, indem man sich anschaut, wie das Gehirn fehlfunktioniert.

Wir laden Sie, liebe Leserin und lieber Leser, auf eine Reise quer durch die Neurologie und Neurobiologie ein. Fragen Sie sich mit uns, was das Gehirn ist und was es eigentlich den ganzen Tag macht, warum manchmal Fehler in den Abläufen passieren und was daraus folgt. Wir werden versuchen, darauf die richtigen, die befriedigenden Antworten zu finden, und glauben, dass es dabei zu Überraschungen in Form von unerwarteten Antworten kommen kann. Manchmal auch zu neuen Fragen, doch auch die haben Aussagekraft!

Beginnen wir mit der vielleicht grundsätzlichsten Frage der Neurowissenschaften: Wofür braucht man eigentlich ein Gehirn?

Das ist keine Scherzfrage. Jeder weiß, dass die Funktionsweise des Gehirns sehr komplex und zum Teil noch unerforscht ist. Bei all der Komplexität merkt der gesunde Mensch im Alltag nicht einmal, dass er eins hat. Es juckt und rumort nicht, ihm wird nicht zu kalt oder zu warm, man kann sich nicht daran stoßen, es zwickt und zwackt nicht. Quasi unbemerkt verbraucht es aber eine Menge Energie, genauer gesagt etwa ein Viertel des täglich verstoffwechselten Zuckers. Das tut es auch, wenn wir uns keinen Millimeter bewegen. Liegen wir den ganzen Tag im Bett und lösen schwere Denkaufgaben, fühlen wir uns abends genauso erschöpft, als hätten wir einen Garten umgegraben. Denken kostet Kraft, und nicht gerade wenig.

Die Fähigkeit zu denken macht uns zu Menschen. Aus Sicht der Evolution jedoch sind komplexe Gedanken unerheblich. Der Evolution geht es nicht um die Weltformel oder um existenzphilosophische Weisheiten, sondern nur darum, dass Gene in die jeweils nächste Generation weitervererbt werden. Und das geht definitiv auch ohne Gehirn. So gesehen erscheint das Gehirn wie Luxus, und Luxus wird von der Evolution meist rigoros aussortiert. Die Evolution hat aber zur Entwicklung des menschlichen Gehirns geführt, also muss es für etwas gut sein. Nur wofür?

Nun könnte man durch allerlei Untersuchungen und Experimente versuchen, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Doch das ist nicht immer nötig, denn manchmal kommt man auf die richtige Antwort, indem man genau beobachtet und korrekt schlussfolgert. Man kann beispielsweise mit der viel einfacheren Frage beginnen: Hat alles, was lebt, ein Gehirn?

Die Antwort ist eindeutig: Nein. Pflanzen leben, haben aber kein Gehirn. Auch Bäume haben nicht einmal ein einfaches Nervensystem. Nur Tiere haben Gehirne, aber – stopp! – nicht alle Tiere. Einen Schwamm zum Beispiel könnte man für eine Pflanze halten, weil er am Meeresgrund festgewachsen ist. Doch der Schwamm ist ein Tier ohne Gehirn. Ist also die Fähigkeit zur Bewegung der Schlüssel?

Um diese Aussage zu überprüfen, muss man ein Tier beobachten, das beides kann: mobil und sesshaft sein. Die Seescheide ist ein solches Tier, sie lebt als Larve frei schwimmend in den Weltmeeren, und am Ende ihrer Entwicklung zum erwachsenen Tier sucht sie sich eine Stelle am Meeresgrund aus, die sie nicht mehr verlässt. Dies ist der Zeitpunkt, an dem die Seescheide ihr Gehirn verliert. Genauer gesagt isst sie es auf. Die Seescheide, die ihr einfaches Gehirn zusammen mit der Fähigkeit, sich zielgerichtet fortzubewegen, aufgibt, stärkt also unser Argument, dass Gehirn und Bewegung untrennbar miteinander verbunden sind.

Eine Pflanze, ein Schwamm oder eine Seescheide sitzen an einer günstigen Stelle, um an Licht oder an Schwebstoffe im Wasser zu kommen. Sie müssen sich daher nicht bewegen und brauchen somit auch keine schnellen und detaillierten Informationen über ihre Umwelt. Alles, was diese Lebewesen interessiert, geschieht so langsam, dass sie kein Gehirn brauchen, um darauf zu reagieren.

Sich bewegende Tiere haben eine alternative Strategie entwickelt, um Nahrung zu suchen oder anderen Tieren auszuweichen, von denen sie für Nahrung gehalten werden könnten, und um Fortpflanzungspartner zu finden. Bei den Tieren geht es hektischer zu als bei den Pflanzen. Sie bewegen sich schnell und zielgerichtet. Und dafür brauchen sie ein Gehirn.

Bewegung bedeutet, auf Informationen angewiesen zu sein. Ist da etwas vor mir, das ich fressen könnte? Oder muss ich mich etwa schützen? Schwimmt, läuft oder fliegt da ein attraktiver Partner? Ist dort ein Abgrund, in den ich fallen könnte? Die Augen alleine helfen hier nicht weiter. Mit ihnen kann man Beute, Jäger oder Partner zwar sehen, aber nicht auf sie reagieren. Das Gehirn hingegen empfängt Informationen aus der und über die Umwelt, verarbeitet sie in Bruchteilen von Sekunden und leitet Handlungsanweisungen ab.

Vor vielen hundert Millionen Jahren haben sich komplizierte, intelligente Systeme entwickelt, bei denen eine Art Computer für die Signalverarbeitung und zielgerichtete Bewegung sorgt. Klingt nach viel Aufwand, dient aber alles der Weitergabe der eigenen Gene. Bakterien, Pilze und Pflanzen können das auch, aber eben ohne ein Nervensystem oder ein Gehirn, und in der Regel läuft dadurch alles ein bisschen einfacher und entschleunigter ab.

Für Bewegung braucht es aber nicht nur ein Gehirn, sondern auch Sinnesorgane, Muskeln und noch mehr. Ein Organismus wird dann nicht nur recht kompliziert, er verbraucht dabei auch jede Menge Energie. Und dafür wiederum braucht es weitere Organe, zur Aufnahme und Verdauung von Nahrung und Sauerstoff sowie zur Ausscheidung dessen, was vom Stoffwechsel übrig bleibt.

Und damit wären wir beim nächsten Problem. Ein solch komplexer Organismus, in dem viele Organe dafür arbeiten, das Gehirn und den Bewegungsapparat zu ernähren, muss auch wissen, was in ihm selbst vorgeht. Zu der Frage: Wie sieht es da draußen aus? gesellt sich die Frage: Wie sieht es in mir aus?

Woher soll ich wissen, dass ich mich bewegen muss, wenn mein Magen mir nicht sagt, dass es an der Zeit ist, sich nach einer Mahlzeit umzusehen? Auch das mit der Fortpflanzung klappt nur beim erfolgreichen Zusammenspiel einer Reihe von Organen. Auch das will koordiniert sein. Und daraus ergibt sich eine weitere Funktion von Gehirn und Nervensystem: die Reizaufnahme aus dem Körperinneren, die Verarbeitung dieser Information und damit die Steuerung der inneren Organe. Die Aufrechterhaltung des Gleichgewichtszustandes dieses komplexen, dynamischen Systems wird als Homöostase bezeichnet.

Nun haben wir also eine Vorstellung davon, WAS das Gehirn macht. Aber WIE macht es das?

Um eine Antwort darauf zu finden, reicht es nicht, ein Tier mit Gehirn mit einem Tier ohne Gehirn zu vergleichen. Dazu müsste man ein voll funktionierendes Gehirn mit einem zum Teil funktionierenden Gehirn vergleichen. Wenn infolge des Ausfalls einer Gehirnregion eine Körperfunktion ausfällt, könnte man daraus schlussfolgern, dass die betroffene Gehirnregion für diese Körperfunktion zuständig ist. Aber Vorsicht, denn hierbei kann man in einige Fallen tappen. Der britische Hirnforscher Richard Gregory hat es so ausgedrückt: »Wenn man aus einem Radiogerät irgendeinen von mehreren Widerständen ausbaut, kann dies dazu führen, dass es merkwürdige Geräusche von sich gibt, aber daraus kann man nicht schließen, die Aufgabe der Widerstände sei es, das Pfeifen zu unterdrücken.«[1]

Man muss also schon einige Vorkenntnisse haben, um »reverse engineering« betreiben zu können, also umgekehrte Ingenieurskunst, das heißt, jemand baut ein Gerät auseinander und entfernt Bauteile wie etwa elektrische Widerstände, um zu verstehen, wie das Gerät funktioniert. Das geschieht meist mit dem Zweck, das Gerät nachzubauen, was wir an dieser Stelle nicht versuchen wollen. Aber verstehen wollen wir auf jeden Fall. Und darum soll es in diesem Buch gehen: Wie macht das Gehirn das, was es macht?

Da man vieles erst versteht, wenn etwas nicht mehr richtig funktioniert, haben wir uns entschieden, das, was das Gehirn eigentlich macht, dadurch zu verdeutlichen, indem wir uns genau ansehen, was passiert, wenn das Gehirn einzelne Dinge NICHT mehr machen kann. Aus nachvollziehbaren Gründen ist es schlecht möglich, einem Menschen nacheinander...

Erscheint lt. Verlag 26.10.2016
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Naturwissenschaft
Technik
Schlagworte ALS • Alzheimer • Alzheimer Buch • Alzheimer Demenz • Alzheimer und Demenz verstehen • Charité • Darm mit Charme • Demenz • Demenz Buch • demenz und alzheimer verstehen • einfach erklärt • Epilepsie • Erzählendes Sachbuch • Experten • Funktionsweisen • Gehirn • Gehirn Buch • Gehirnforschung • Giulia Enders • hautnah • Hirnforschung • Hirnschlag • Jochen Müller • Kopfschmerzen • Kopfweh • Krankheiten • Migräne • Multiple Sklerose • Neurologie • Neurowissenschaften • Parkinson • Professor • Sachbuch Gesundheit • Sachbuch Medizin • Schlaganfall • Science Slam • Urlich Dirnagl • wie funktioniert das Gehirn • Yael Adler
ISBN-10 3-426-43830-5 / 3426438305
ISBN-13 978-3-426-43830-5 / 9783426438305
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