Lebt Gott in der Psychiatrie?

Erkundungen und Begegnungen

(Autor)

Buch
184 Seiten
2010
Die Brücke Neumünster (Verlag)
978-3-940636-06-5 (ISBN)
18,00 inkl. MwSt
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„Ich bin der liebe Gott“, sagt Herr B., ein ehemaliger Boxer mit kräftiger Statur. Jetzt ist Herr B. in der Psychiatrie – und er ist nicht allein mit seiner Überzeugung, er trifft dort auf andere „Götter“, „Jesusse“ oder „Marias“. Es gibt kaum einen psychotischen Menschen, den die Frage nach Gott völlig kalt lässt. Aber nicht alle reden darüber.
„Ich finde es mit Gott und Jesus Christus einfach wunderschön“, sagt wiederum Frau N. nach langer Psychiatrieerfahrung. Lebt Gott also in der Psychiatrie? Ja, offenbar gerade auch dort.
Ronald Mundhenk, mit seinen Publikationen bekannt gewordener Pastor und Krankenseelsorger in der Psychiatrie, unternimmt mit diesem Buch eine Erkundungsreise in die außergewöhnliche religiöse Welt im Grenzgebiet zwischen Gesundheit und Krankheit, Himmel und Hölle. Es ist eine Welt, in der die gewagtesten Spekulationen ebenso zu Hause sind wie eine unbeirrbare Frömmigkeit.
Dabei lässt er immer wieder die Betroffenen mit ihren individuellen Sichtweisen zu Wort kommen und formuliert Leitideen für eine solidarische, seelsorgerliche und geschwisterliche Grundhaltung in der Psychiatrie.

RONALD MUNDHENK, geboren 1953 in Hamburg. Studium der ev. Theologie, Germanistik und Erziehungswissenschaften. Dr. theol., Psychodrama-Leiter. Seit 1990 Pastor und Krankenseelsorger in den psychiatrischen Kliniken Heiligenhafen und Neustadt in Schleswig-Holstein. Veröffentlichungen zum schizophrenen Erleben und zur Seelsorge in der Psychiatrie (z.B. „Sein wie Gott“, 3. Auflage 2007, „Der geteilte Mantel“, 2005), Vorträge und Seminare zum Verhältnis von Psychiatrie und Religion. Vier erwachsene Kinder, vier Enkelkinder. „Ich bin sehr dankbar für unendlich viele Begegnungen mit psychisch kranken Menschen und für das Vertrauen, das mir geschenkt wurde.“

Zur Einführung: Religion und Psychiatrie – Streitende Geschwister?
„Ich bin der liebe Gott!“ und andere Begegnungen
Gesunde Kranke und kranke Gesunde
Gibt es die wirkliche Wirklichkeit? – Nachdenken über Wahn und Illusion
„Wen Gott will strafen, den schickt er nach Heiligenhafen.“
Der Heilige von Heiligenhafen – Herr Rossoll
Gott liebt die Psychiater, aber Gott hasst die Psychiatrie
Ausnahmeerlebnisse in Mystik und Psychose
Heilung auf Gegenseitigkeit
Sünder und Gerechte
„Was hat Gott nur mit mir vor?“ – Briefe von Frau V.
Bitte nicht stören – ich verrichte ein Gebet!
„Ich finde es mit Gott und Jesus Christus einfach wunderschön.“ – Gespräch mit Frau N.
Die Stimme Gottes und das Stimmenhören
„Sehen wir unser Leben als Fragment, werden wir freier.“
Geschwisterlichkeit im Austausch von Geben und Nehmen
Helden – Ein Gedicht von Regina Schmick
Die dunkle Nacht – Depression jenseits von Krankheit
Jenseits erlebter Sinnlosigkeit – Rituale machen „Sinn“
Händchen halten mit Verbrechern? – Seelsorge in der Forensik
„Ohne Gottes Kraft und Liebe wäre ich schon tausendmillionenmal an mir selber zerbrochen.“ – Ein Gespräch mit Herrn Z. in der Forensik
Es ist heilsam, miteinander verbunden zu sein
Ehrenamt und Teamarbeit
„Ich hatte immer das Gefühl, Gott steht mir bei …“ – Ein Gespräch mit Erika T.
„Was brauche ich?“ und „Wo werde ich gebraucht?“ – Welche Religion für wen?
Tiefe Fragen und befreiende Perspektiven – Gedanken über das Sterben und den Tod
Auf dem Weg zu einer solidarischen, gesprächigen, seelsorgerlichen Psychiatrie

Literaturverzeichnis

„Gott liebt die Psychiater, aber Gott hasst die Psychiatrie“ So sagt es Herr H. Herr H. ist ein gläubiger Mensch. Seine Lebensgeschichte ist reich an religiösen Erlebnissen und Gedanken. Seit Anfang der 1960er Jahre gilt er als psychisch krank. Mehr als vierzig psychiatrische Behandlungen folgten. Über seine erste psychiatrische Aufnahme schreibt er: „Am 1. Mai 1962 wurde ich von meinem Vater. in die Universitätsklinik in Kiel gebracht. Es ist heute 46 Jahre, 60 Tage, 60 Stunden her: Diese Einweisung läuft einher mit meiner Wiedergeburt. Jesus hat es gefallen, mir seit diesem Tag viele Dinge erstrebenswert erscheinen zu lassen. Die Institution, die bei jedem Versuch (diese Ziele zu erreichen) die zerstörende Kraft war, ist die Psychiatrie!“ (.) Immer wieder ist in ähnlicher Weise von psychisch kranken Menschen zu hören, dass die Probleme im Grunde erst mit der Aufnahme in die Psychiatrie begonnen hätten. Bis dahin hätten sie sich eigentlich ganz okay gefühlt, manchmal sogar großartig. Erst die psychiatrische Unterbringung aber, deren Sinn und Notwendigkeit sie ohnehin nicht begriffen hätten, habe sie „krank“ gemacht. (.) Andererseits überrascht es, dass Herr H. zwischen der Psychiatrie und den Psychiatern sorgfältig unterscheidet. Für ihn, und das finde ich bemerkenswert, sind die Psychiater eben nicht nur willenlose Funktionäre ihrer Einrichtungen, sondern Menschen. Ich weiß, dass Herr H. auch nette, verständnisvolle, gesprächsbereite Psychiater und Psychiaterinnen erlebt hat. Zwar sind sie Teil eines Systems, das er vor dem Hintergrund seiner Überzeugungen und Erfahrungen kritisch beurteilen muss. Sie können eben nicht aus ihrer Haut. Aber zugleich sind sie doch unverwechselbare Menschen, die auch ihrerseits Anspruch auf Verständnis und ein faires Urteil haben. Und sie sind als Menschen (einschließlich ihrer Schwächen) Gottes Ebenbilder und entsprechend von Gott geliebt. Ich finde, das ist eine schöne und weitherzige Sichtweise. Eine Sichtweise, die beispielhaft ist auch für die Einschätzung psychiatrischer Einrichtungen und ihrer Mitarbeiter/innen aus seelsorgerlicher Perspektive. (.)

Erscheint lt. Verlag 25.2.2010
Mitarbeit Sonstige Mitarbeit: Hartwig Hansen
Sprache deutsch
Maße 148 x 210 mm
Gewicht 300 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Gott • Hardcover, Softcover / Religion/Theologie/Praktische Theologie • Psychiatrie • Psychische Erkrankungen • Seelsorge in der Psychiatrie • Solidarische Psychiatrie • Spiritualität
ISBN-10 3-940636-06-1 / 3940636061
ISBN-13 978-3-940636-06-5 / 9783940636065
Zustand Neuware
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