August 410 - Ein Kampf um Rom

Buch | Hardcover
259 Seiten
2010 | 2. Aufl. 2010
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-94646-8 (ISBN)
20,00 inkl. MwSt

Drei Tage lang plünderten Alarichs Soldaten die Ewige Stadt. Seither hat dieses Ereignis die Phantasie der Menschen bewegt. Die Autoren erzählen, wie zunächst die Zeitgenossen, dann Geschichtsschreiber und Historiker bis in die Gegenwart dieses epochale Ereignis deuteten, das sich nun zum 1600. Mal jährt.
Einzigartige Kombination aus Darstellung, Analyse und Reflexion


Diese einzigartige Kombination aus Darstellung, Analyse und Reflexion erhellt beispielhaft, wie Katastrophenereignisse in der Geschichte immer wieder neu verarbeitet und gedeutet werden.

So auch die Eroberung Roms durch Alarich im Jahr 410, die schon die Zeitgenossen und dann die Nachwelt bis hin zur modernen Geschichtsschreibung zu großen, historisch wirkmächtigen Geschichtsbildern angeregt hat. Das reicht von den Deutungen eines entsetzten Zeitgenossen wie Hieronymus bis zu der Verherrlichung Alarichs in der deutschen Geschichtsschreibung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Die Autoren stellen die wichtigsten Interpretationen dieses epochalen Ereignisses vor und zeigen,wie wenig wir über das eigentliche Geschehen im Jahr 410 wissen.

Mischa Meier, geboren 1971, Studium der Klassischen Philologie und der Geschichte an der Universität Bochum. 1998 Promotion über das frühe Sparta; 1999 bis 2004 Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Alte Geschichte an der Universität Bielefeld. Seit 2004 Professor für Alte Geschichte in Tübingen.Wichtige Veröffentlichungen: »Das andere Zeitalter Justinians«, 2004; »Justinian. Herrschaft, Reich und Religion«, 2004.

Steffen Patzold, geboren 1972, Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Journalistik an der Universität Hamburg. 1999 Promotion über »Konflikt im Kloster« im ottonisch-salischen Reich. Seit 2007 Professor für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften in Tübingen.

VORWORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
PROLOG: EIN EREIGNIS - VIELE GESCHICHTEN . . . 9
I. ZEITGENÖSSISCHE DEUTUNGEN . . . . . . . .... . . . . 13
1 . Claudius Claudianus - Rom vor dem Fall . . . . . . . 13
2 . Hieronymus - Ein 30 -jähriger Krieg . . . . . . . . . . 31
3 . Augustinus - Wen Gott liebt, den straft er . . . .. . . . 40
4 . Orosius - Von der Katastrophe zum Heilsereignis .. 58
5 . Rutilius Namatianus - Die Entfaltung der Romidee . 69
II. HISTORIOGRAPHEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
1 . Sokrates, Zosimos, Prokop - Der Weg nach Byzanz.... 83
2 . Jordanes - Die Erfindung der Westgoten . . . . . . . 100
3 . Isidor von Sevilla - Vergangenheitsbewältigung eines Vertriebenen . . . . . . . . . 113
4 . Otto von Freising - Roms Fall als Offenbarung Gottes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
5 . Flavio Biondo, Franciscus Irenicus und Johannes Magnus - Sind wir nicht alle Goten? . . . . . . . 145
III. HISTORIKER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . 165
1 . Edward Gibbon - Distanzierte Ironie . . . . . . . . . ... 165
2 . Ferdinand Gregorovius - Alarich erneuert Rom . .. ... 175
3 . August W.Grube und Felix Dahn - Alarich erobert Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . 190
4 . Wilhelm Capelle - Entwurzelte Germanen fern der Heimat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
5 . Herwig Wolfram und Michael Kulikowski - Ein neuer Kampf um Rom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
EPILOG: VIELE GESCHICHTEN - WELCHES EREIGNIS? 235
VERZEICHNIS DER LITERATUR . . . . . .. 241
REGISTER . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255

PROLOG
EIN EREIGNIS - VIELE GESCHICHTEN
A m 24 . August des Jahres 410 eroberte ein Heer unter der Führung eines Generals namens Alarich die Stadt Rom. Drei Tage lang plünderten Alarichs Soldaten die alte Hauptstadt des Römischen Imperium. Am 27 . August zogen sie wieder ab.
An den Machtverhältnissen in Italien änderte Roms Fall zunächst nichts: Der Kaiser Honorius, der die westliche Hälfte des Reiches regierte, residierte nicht in Rom, sondern in Mailand und Ravenna. Er blieb bis zu seinem Tod im Jahr 423 im Amt. Das westliche Kaisertum sollte ihn noch mehr als ein halbes Jahrhundert lang überleben. Alarich dagegen starb bereits im Herbst des Jahres 410 , nur wenige Monate, nachdem er Rom niedergeworfen hatte. Die Führung des Heeres übernahm Alarichs Schwager, Athaulf. Der führte das Heer aus Italien fort nach Südgallien. Roma war gefallen, das Imperium Romanum aber lebte weiter, nicht nur im Osten, sondern auch im Westen - vorerst jedenfalls.
Und doch hat die Eroberung der Stadt im Jahr 410 die Zeitgenossen schockiert: Seit fast acht Jahrhunderten hatte niemand Rom einzunehmen vermocht; nun war die Ewige Stadt gefallen und geplündert. Die Mitlebenden suchten nach Erklärungen für das unerhörte Ereignis. Bald schon bemühten sich die ersten, das Geschehen zu deuten. Die besten Köpfe beteiligten sich an der hitzigen Debatte, unter ihnen Geistesgrößen wie Hieronymus und Augustinus. Dann bemächtigten sich die Geschichtsschreiber des Geschehens, auch sie bestrebt, der Katastrophe einen Sinn abzugewinnen. Im Laufe der Zeit wurden die Argumente, die die Zeitzeugen in ihren Diskussionen über das Ereignis vorgebracht hatten, zu historischen Quellen; aus ihnen schöpften Historiographen im Rückblick ihr Bild von dem Ereignis. In den 16 Jahrhunderten, die auf den Fall der Stadt folgten, schufen auf diese Weise immer neue Generationen ihre je eigene Geschichte von der Eroberung und Plünderung Roms. Seit dem 18 . Jahrhundert deutete auch die sich entfaltende Geschichtswissenschaft eifrig mit. Jenseits von Gelehrsamkeit und Wissenschaft konnte sich die Figur Alarichs sogar aus ihrem realgeschichtlichen Kontext lösen: In Theater, Oper und schöner Literatur war Alarich im 17 . und 18 . Jahrhundert als Hurenbock, Trunkenbold, Vandale oder Slawenfürst beliebt.
Dieses Buch ist ein weiteres Glied der jahrhundertelangen Kette von Geschichten über Alarich und den Fall Roms 410 ; und selbstverständlich können auch seine Autoren ihrer Zeit nicht entfliehen. Vielleicht werden Nachlebende einmal mit Staunen zur Kennt nis nehmen, wie skeptisch Historiker zu Beginn des 21 . Jahrhunderts ihre Chancen beurteilten, ein Geschehen wie den Fall Roms objektiv und allgemeingültig zu rekonstruieren. Und vielleicht werden Spätere auch einmal kopfschüttelnd bestaunen, wie groß zu Beginn des 21 . Jahrhunderts das Bedürfnis geworden war, Geschichte nicht mehr länger in Strukturen, Normen und Ordnungen stillzustellen, sondern ernstzunehmen in ihrer Schnell lebigkeit, als ein Produkt, gemacht von Menschen aus Fleisch und Blut, die Entscheidungen fällten, demgemäß handelten und dabei ihre sehr eigenen Ziele und Interessen verfolgten. In beidem ist dieses Buch ein Kind seiner Zeit. Es will Geschichte als Ergebnis menschlichen Handelns erzählen; und es will sich darum drücken, dem Leser eine einzige, allein seligmachende Geschichte vorzusetzen.
Der Ausweg aus diesem Dilemma liegt auf der Hand: Die folgenden Seiten erzählen vom Erzählen. Sie berichten, wie sich Menschen im Laufe von 1600 Jahren die Eroberung Roms im Jahr 410 immer wieder neu sinnstiftend angeeignet haben - von Zeitgenossen wie Hieronymus und Augustinus bis hin zu Historikern des frühen 21 . Jahrhunderts.
In seinem Film »Lola rennt« hat der Regisseur Tom Tykwer 1999 dreimal hintereinander die Geschichte des Liebespaares Lola und Manni erzählt. Die beiden versuchen verzweifelt, 100000 Mark aufzutreiben, nachdem Manni dieses Geld, d

Erscheint lt. Verlag 26.2.2010
Zusatzinfo Vorsatzkarte, Lesebändchen
Sprache deutsch
Maße 132 x 210 mm
Gewicht 409 g
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Vor- und Frühgeschichte / Antike
Geschichte Allgemeine Geschichte Altertum / Antike
Geschichte Teilgebiete der Geschichte Militärgeschichte
Schlagworte Alarich I., König der Westgoten • Antike • Geschichtsbild • Geschichtsdeutung • Römische Geschichte • Rom (Römisches Reich); Militär-/Kriegs-Geschichte • Rom (Stadt), Geschichte; Militär-/Kriegs-G. • Städtegeschichte • Westgoten
ISBN-10 3-608-94646-2 / 3608946462
ISBN-13 978-3-608-94646-8 / 9783608946468
Zustand Neuware
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