Macht, Sexualität und die katholische Kirche

Eine notwendige Konfrontation
Buch | Softcover
320 Seiten
2010
Publik-Forum (Verlag)
978-3-88095-196-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Macht, Sexualität und die katholische Kirche - Geoffrey Robinson
18,90 inkl. MwSt
'Ein Buch – in der gegenwärtigen Krise von trauriger Aktualität!' Hans Küng

Sex und Macht, das sind die miteinander zusammenhängenden zentralen Themen des Buches des australischen Bischofs Geoffrey Robinson. Er distanziert sich von der überkommenen Sexuallehre der katholischen Kirche sowie von deren inneren Machtstrukturen. Nach dem Rücktritt als Leiter der australischen bischöflichen Kommission zur Aufklärung sexuellen Missbrauchs durch Kleriker schrieb er:

'Es ist eines der hässlichsten Kapitel in der katholischen Kirche, dass eine erhebliche Anzahl von Priestern und Ordensleuten Minderjährige sexuell missbrauchte und dann viele Kirchenbehörden auch noch versuchten, den Missbrauch zu vertuschen. Ein krasserer Widerspruch zu allem, was Jesus Christus lehrte, ist schwer vorstellbar, und der tief greifende und dauerhafte Schaden für die Kirche ist kaum zu überschätzen.'

Für Bischof Robinson steht eine Generalrevision der beiden Bereiche an. Entscheidende Kriterien dabei sind die Liebe und die Nähe zum Evangelium. Die Treue zur Person und Botschaft Jesu hat für ihn einen ungleich höheren Stellenwert als die Bindung an überkommene kirchliche Lehrmeinungen.

Publik-Forum gibt in enger Zusammenarbeit mit 'Wir sind Kirche' die deutsche Übersetzung des Buches heraus.

Geoffrey Robinson, Weihbischof in Sydney (Australien), ist ein katholischer Kirchenführer mit einer ‧innerkirchlichen Courage, die nicht allzu häufig ist ‧unter den Oberhirten in der katholischen Kirche. Ende 1960, knapp zwei Jahre vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil, wurde er zum Priester geweiht. Der Theologe und Kirchenrechtler arbeitete als Gemeindeseelsorger und leitete die Kirchengerichte des Erzbistums Sydney. Viele Jahre lang war er mit dem Leiden katholischer Paare unter der rigiden kirchlichen Ehe- und Sexuallehre konfrontiert. Im kirchlichen Auftrag arbeitete Bischof Robinson die sexuellen Missbrauchsskandale in Australien auf. Geboren 1937 im Provinzstädtchen Richmond, kommt Robinson ‧bereits als Junge in ein 'Kleines Seminar' der Maristen-Schulbrüder. Dort wird er sexuell von einem Erwachsenen missbraucht, 'nicht von einem Priester und nicht von einem Verwandten', wie Robinson rund ein halbes Jahrhundert nach dem Verbrechen der Öffentlichkeit berichtet.

Vorwort: Sexualisierte Gewalt gegen Kinder – die Spitze des Eisbergs 'Gewalt in der römisch-katholischen Kirche' Die Gewalt, die in sozialen Systemen gegen die schwächsten Mitglieder ausgeübt wird, ist Indikator für das Gewaltpotenzial im System und für das Wesen der vorhandenen Gewalt. Die Missachtung der Rechte der Schwächsten ist Indikator für Missstände in der Rechtskultur. Mit Blick auf die aktuelle Situation der Frauen im reislamisierten Irak stellt die Professorin für politische Wissenschaften an der Al-Nahrain-Universität Bagdad, Maha Sabria, fest: 'Die Situation der Frauen gibt ein Bild von der generellen Lage im Irak.' Und weiter: 'Die Verstöße gegen Frauenrechte sind Teil der Verstöße gegen die Rechte aller Iraker.' Wer die Grundlagenanalyse des emeritierten australischen Weihbischofs Geoffrey Robinson liest, dem wird klar: Die Situation der Opfer sexualisierter Gewalt gibt ein Bild von der generellen Lage in der römisch-katholischen Kirche. Denn 'jeder sexuelle Missbrauch [ist] in erster Linie ein Machtmissbrauch in sexueller Form' (Robinson, Einleitung). Dazu ist zu ergänzen, dass die Terminologie 'sexueller Missbrauch' in der deutschen Übersetzung möglichst durchgängig durch 'sexualisierte Gewalt' ersetzt worden ist, da 'Missbrauch' erstens bagatellisierend wirkt und es zweitens keinen 'Gebrauch' von Personen geben kann. Der Machtmissbrauch in der katholischen Kirche hat viele Gesichter. Seine Opfer werden zum Schweigen verdammt, mundtot und unsichtbar gemacht. Dies gilt umso mehr für diejenigen, die als Theologieprofessorinnen und -professoren oder als Verantwortliche in kirchlichen Dienstämtern zum kirchlichen Establishment gehören. Wer in solchen Positionen oppositionelle Ansichten äußert, bekommt die ganze Härte kirchlicher Disziplinarverfahren zu spüren. Einer, der es dennoch gewagt hat, aus der Mitte des Establishments aufzustehen und anzuklagen, ist Bischof Geoffrey Robinson. Wer sein Buch liest, dem wird klar: Die Verstöße gegen Kinderrechte sind Teil der Verstöße gegen die Rechte aller Katholikinnen und Katholiken. Bischof Robinson weist bis weit in die Kirchengeschichte zurück vielfache Rechtsverstöße als Symptome strukturimmanenter Gewaltausübung nach. Seine zentrale Aussage lautet: Sie alle verletzen das gottgewollte Recht jeder Christin und jedes Christen auf freie Persönlichkeitsentfaltung. Jesus stellte die Kinder ins Zentrum seiner Botschaft vom Reich Gottes. Kinder und die Achtung ihrer Rechte sind in Gesellschaft und Kirche ein Indikator für eine gerechte Gesellschaftsordnung. Ob in sozialen Systemen die Rechte der Schwachen geachtet werden, ist Ausweis der Nähe zum Reich Gottes. Diese Achtung ist nur möglich, wo man sich von autoritären, gewalttätigen Kontrollsystemen verabschiedet und den Weg zu einem dialogischen Umgang findet, der den Schwächeren den Vorrang gibt. Wer einen solchen dialogischen Umgangsstil wagt und seine persönlichen Macht- und Karriereinteressen völlig dahinter zurückstellt, der hört die Klagen misshandelter Kinder und Ordensfrauen weltweit, der sieht alle, die seit Jahrhunderten im ›System römisch-katholische Kirche‹ unsichtbar gemacht worden sind, weil sie sich gegen die Gewalt aufgelehnt haben, unter ihnen auch Ordensleute, Priester und Bischöfe. Ihnen allen ist die deutsche Ausgabe des Buches von Bischof Robinson gewidmet – in der Hoffnung, dass es zu einer nachhaltigen Prävention gegen weitere Menschenrechtsverletzungen beitragen möge. Bischof Robinson hat sich über Jahre interdisziplinäres Fachwissen angeeignet, das nicht zur traditionellen katholischen Priesterausbildung seiner Generation gehörte. Für die deutsche Ausgabe wurden einige Ergänzungen vorgenommen, die auch Leserinnen und Leser mit geringerer katholischer Sozialisation und theologischer Bildung das Verstehen erleichtern. Wenn das Buch trotz all dieser Bemühungen an einigen Stellen aus fachwissenschaftlicher Sicht Schwächen aufweisen sollte, bitten die Herausgeber um Nachsicht. Wesentlich ist die Bereitschaft des Autors, Stein für Stein umzudrehen und so gründlich wie irgend möglich die Ursachen jener ungeheuren Verbrechen zu erforschen, die über Generationen unzählige Opfer gefordert haben. Für diese Bereitschaft ist Bischof Robinson ein Vorbild – für diese Bereitschaft wurde er vom Vatikan gemaßregelt. Ihm zuallererst gebührt unser Dank! Wolfgang Dettenkofer danken wir, dass er den Kontakt zu Bischof Robinson hergestellt und die deutsche Ausgabe initiiert hat. Klaus Blömer, Maria Conlan, Irmgard Di Luzio, Karl Gather, Friedrich Griess, Sigrid Godbillon und Katrin Kohl fertigten die Basisübersetzung aus dem Englischen; Elke Habicht, Edigna Hackelsberger, Georg Strasser und Lioba Zodrow übernahmen die fachliche und sprachliche Überarbeitung. Ihnen und allen anderen, die an der Herausgabe der deutschen Ausgabe beteiligt waren, danken wir sehr herzlich für ihr großes Engagement. Wir hoffen, dass dieses gerade jetzt so wichtige Buch immer mehr Menschen ermutigt, über Gewalt in der römisch-katholischen Kirche nachzudenken und wirksame Maßnahmen zu ihrer Überwindung einzufordern. Oberursel, im April 2010 Die Herausgeber: Harald Pawlowski (Verlag Publik-Forum), Dr. Martha Heizer (Plattform 'Wir-sind-Kirche' Österreich), Christian Weisner (KirchenVolksBewegung 'Wir-sind-Kirche' Deutschland)

Erscheint lt. Verlag 7.5.2010
Sprache deutsch
Original-Titel Confronting Power and Sex in the Catholic Church
Maße 145 x 210 mm
Gewicht 415 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Religion / Theologie Christentum Kirchengeschichte
Schlagworte Hardcover, Softcover / Religion/Theologie/Christentum • Katholische Kirche • Katholische Kirche und Sexualität • Kirchenkritik • Macht • Sexualität
ISBN-10 3-88095-196-9 / 3880951969
ISBN-13 978-3-88095-196-9 / 9783880951969
Zustand Neuware
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