Mein Licht ist in deiner Hand

Betrachtungen eines Analytikers über Religion, Philosophie und Literatur

(Autor)

Buch | Softcover
542 Seiten
2012 | 1., Aufl.
Verlag Dietmar Klotz GmbH
978-3-88074-385-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mein Licht ist in deiner Hand - Léon Wurmser
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Was können so verschiedene kulturelle Werke wie Kabbala (die jüdische Mystik), Cervantes' "Don Quijote", Dostojewskis "Aufzeichnungen aus dem Untergrund" oder "Die Brüder Karamasow" und "Das dialogische Prinzip" Martin Bubers dem kritischen modernen Menschen geben? Was bedeuten einige der heute noch wichtigen Rituale in ihrer Zwiespältigkeit? Was sind die uralten und doch hochmodernen Konflikte, die in diesen Werken in immer wieder wirkender Form aufleuchten? Macht und Besitzgier gegen Liebe und Achtung, unduldsamer Glauben gegen Achtung der Menschenwürde und Gerechtigkeit, Oberfläche gegen Tiefe, Schein, Lüge und Wahn gegenüber Echtheit und Substanz, Einsicht in das Innerliche und Innige im Aufstand gegen Machtmissbrauch und Imperialismus - dies sind einige der Grundthemen, die in diesen Analysen Wort finden. So kann "Mein Licht ist in deiner Hand", ursprünglich eine Metapher für Gottes Lehre, ein Symbol werden für die Tiefe der mitmenschlichen Beziehung, den Ich-Du-Dialog und das Wesen der Psychotherapie, im Gegensatz zur Dingorientierung und zur Wichtigkeit von Amtsmissbrauch, Gewalt und Kontrolle. Vielleicht das Wichtigste, das die Psychoanalyse beitragen kann, ist das resolute, durchgehende Denken in Gegensätzen, ganz besonders auch im Widerstreit von Werten und Idealen. Wie ich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder ausgeführt habe, beruht die Psychoanalyse auf der A-Priori-Prämisse, dass das Seelische am besten durch die systematische Untersuchung von innerem Konflikt zu verstehen sei. Konflikt ist aber wiederum nur ein Zugang, wie man sich gegensätzliche Kräfte auf jeder Ebene des Geisteslebens vorzustellen hat. Ihre Komplementarität ist ihr notwendiges Gegenstück. Zumeist handelt es sich nicht um ein scharfes Entweder-oder, sondern um ein Mehr-oder-weniger, ein Ausbalancieren, das sich allmählich im Laufe der Behandlung einpendelt - die Idee der Dialektik. Dies gilt auch für das Verstehen von Religionen, Philosophien und literarischen Werken.

WURMSER, LÉON: Léon Wurmser, geboren am 31. Januar 1931 in Zürich in der Schweiz, studierte zunächst an den Universitäten Zürich und Basel Medizin und spezialisierte sich auf Psychiatrie, Psychotherapie und Innere Medizin. Nach seiner Promotion 1959 emigrierte er in die USA, wo er begann als klinischer Psychiater, Psychoanalytiker sowie als Hochschullehrer an der West Virginia University (Charleston, West Virginia) und der University of Maryland (Baltimore County) zu arbeiten. Nach seiner Emeritierung ist er noch als Psychoanalytiker in seiner eigenen Praxis tätig und arbeitet als Lehr- und Kontrollanalytiker für die New York Freudian Society in New York. Er ist Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen. Sein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Beschäftigung mit dem Über-Ich und dem Scham-Problem.

Aus dem Inhalt:
1. Essay über die jüdische Mystik - Gedanken eines Psychoanalytikers zur jüdischen Kabbala
1.1 Mythos, Msytik und Midrasch
1.1.1 Das mythische Denken
1.1.2 Die Welt des Midrasch
1.1.3 Was ist Mystik ?
1.1.4 Mystik und Psychoanalyse
1.1.5 Ein dialektisches Verständnis der Mystik
1.2 Jüdische Mystik
1.2.1 Geschichtliche Hintergründe - Die Dialektik der Enthüllung des Verborgenen, des Geheimnisses im Offenbaren
1.2.2 "Für das geschriebene Buch gibt es keinen Schrank." Zur Dialektik der Geheimhaltung und Offenbarung in der jüdischen Mystik, vor allem im Zohar
1.2.3 Die Rätsel des "Alten von den Urteilen", Savá de Mischpatim
1.2.4 Der Adlerflug ins Reich der Finsternis und eine Ergründung menschlichen Leidens
1.3 Weitere Gedanken zum geschichtlichen Hintergrund der jüdischen Mystik im Allgemeinen, des Zohar im Besonderen
1.3.1 Mystik als Antwort auf schwere historische Traumatisierung
1.3.2 Vertiefte psychoanalytische Erwägungen zur Mystik im Allgemeinen
1.3.3 Das Verborgene hinter dem Offenbaren in Wissenschaft, Psychologie und Metaphysik
1.3.4 Schlussgedanken
11

2. "Archaische Erbschaft", Selbstwiderspruch des Monotheismus und der "Toleranzmidrasch". Das Archaische Über-Ich in Religion und Psychoanalyse
2.1 Konflikt, Komplementarität und die "archaische Erbschaft"
2.2 Gott als Repräsentation von moralischen Systemen, als Projektion des Über-Ichs
2.3 Der innere Richter
2.4 Das archaische Über-Ich
2.5 Eifersucht - Das Dilemma von Liebe und Macht
2.6 Die Antithese

3. Der Ritus und seine Zwiespältigkeit
3.1 Treue und Infragestellen
3.2 "Wir Widersagen!" - Unterwerfung und Empörung
3.3 Morgeschtraich"
3.4 Zur Kultur des Erinnerns und Verzeihens
3.4.1 Gedanken zum Schiv'a-Sitzen
3.4.2 Die Zeit anzuhalten
3.4.3 Mehr zur "Mahlzeit der Heilung", zum Thema der ausgleichenden Gerechtigkeit, zum Kaddisch und dem Verzeihen
3.4.4 Spiegelmagie und das todgebende Auge
3.5 Die Geschichte von Eliezer, Sohn des Hyrkanos

4. Die Vernunft der Unvernunft. Betrachtungen eines Psychoanalytikers zu Don Quijote
4.1 Ein Buch verhüllter Rebellion
4.2 Wahrheit, Trug und Wahn
4.3 Trauma und der Zwang, es zu wiederholen Juden und Conversos
4.5 Der dreifache Kampf gegen Machtmissbrauch
4.6 Idealisierung der Keuschheit und Sexualabwehr ad absurdum geführt
12

4.7 "Wer dich sehr liebt, macht dich weinen - Ése te quiere bien, que te hace llorar."
4.8 "Ich weiß, wer ich bin - Yo sé quién soy"
4.9 Doppelte Identität, zerbrochene Wirklichkeit
4.10 Scham, Ehre und Grandiosität
4.11 Visio mystica
4.12 Schlussgedanken - Die tragische im Konflikt mit der komischen Dimension

5. "Die Liebe ist höher als das Sein, die Liebe ist die Krone des Seins." Die tragische Doppelheit des Menschen bei Dostojewski
5.1 Psychologische Erwägungen
5.2 "Kristallpalast" und "das lebendige Leben" - Betrachtungen zu den "Aufzeichnungen aus dem Untergrund" und dem "Spieler"
5.2.1 Kontur
5.2.2 Das Ressentiment
5.2.3 Der Aufstand gegen das ressentimentgeladene Gewissen
5.2.4 Scham, ihre Sexualisierung und Schamlosigkeit
5.2.5 Die Spaltung der Identität
5.2.6 Das Trauma der Verdinglichung und der Mensch als Selbstzweck
5.2.7 Die Krankheit des Bewusstseins
5.3 Die Zwanghaftigkeit und der Kampf Raskolnikovs gegen die Scham
5.4 Das Ressentiment ist die mächtigste Gegenmacht gegen das Gewissen - Psychologische Bemerkungen zu den "Dämonen"
5.4.1 Die Vergöttlichung der unheilbaren Wunde und die Phantasiewelt vom Übermenschen und Totalitarismus
5.4.2 Mehr zur Verleugnung der Unterscheidung und Grenzen
5.4.3 Die gewaltige Spinne und Pjotrs Motivation
5.4.4 Stavrogins scheinbare Schamlosigkeit
5.4.5 Stavrogins Abwehr gegen das Gewissen...

Erscheint lt. Verlag 20.3.2012
Sprache deutsch
Maße 148 x 210 mm
Gewicht 690 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie
Geisteswissenschaften Psychologie Psychoanalyse / Tiefenpsychologie
Schlagworte Autorität • Jarass • Literatur • Literatur / literarisch • Philosophie • Psychoanalyse • Psychoanalyse; Aufsätze/Essays • Psychologie • Religion • Ritual • Wurmser, León
ISBN-10 3-88074-385-1 / 3880743851
ISBN-13 978-3-88074-385-4 / 9783880743854
Zustand Neuware
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