Fremdenlegion in Algerien
Da sind sie wieder, die Bilder, die Geräusche, die Landschaften, die Menschen. Schön und schrecklich, brutal, menschenverachtend und gnädig. Balsam für die Seele und Pein für die Nächte. Immer wenn ich geglaubt hatte, sie überwunden zu haben, holten sie mich wieder ein. Jahrzehntelang hatte ich Ruhe. Beruf, Arbeit und Familie überdeckten alles und waren hilfreich, das Erlebte zu verdrängen. Nun, im relativ hohen Alter, fallen mir die Ereignisse wieder vor die Füße. Tausend Male habe ich hin und her erwogen, hast du in dieser oder jener Situation richtig gehandelt, oder hätte es eine Alternative gegeben? Die Antwort würde mir niemand geben können. Vor vielen Jahren hatte ich ein langes Gespräch mit einem blinden Heiler, den ich wegen einer Gesichtsrose konsultiert hatte. Wir kamen vom Hundertsten aufs Tausendste, bis er mit dem Hinweis „ich spüre da noch etwas“ mich aufforderte, ihm die dunkle Seite meiner Seele zu offenbaren. Ich hatte eine nicht näher zu beziffernde Anzahl von Menschen getötet, gewissermaßen in Notwehr zwar, aber an dem Grundproblem ändert das nur wenig. Der Heiler nahm meine Hände, schwieg lange Zeit, strich über Hände und Arme und sagte: „Geh dorthin zurück und bitte die Getöteten um Verzeihung.“ Das war so etwas wie ein Signal. Ich fuhr mit einer speziellen Reisegruppe vor etwa zehn Jahren nach Tunesien, um im Verlauf dieser Fahrt unter anderem Aïn Draham anzusteuern. Wenige Kilometer entfernt von dem Ort, an dem ich verwundet wurde. Das Wetter war miserabel, aber die mentale Nähe reichte aus, erste Kontakte mit meiner Vergangenheit aufzunehmen. In der Folge fuhr ich dann acht Jahre in den Süden der tunesischen Sahara, um auch hier die mentale Nähe zu früheren Ereignissen zu haben. Immer, wenn ich nachts alleine vor meinem Zelt saß, mir noch einen Schluck Pernod gönnte und den Nachthimmel mit oder ohne Mond genoss, dachte ich an die alten Zeiten zurück und hielt gewissermaßen Zwiesprache (ohne Antwort) mit denen, denen ich in irgendeiner Weise Unrecht zugefügt hatte. Je mehr ich mich mit dieser Art der Vergangenheitsbewältigung befasste, desto mehr hatte ich das feste Empfinden, sie hatten mir verziehen. Wäre es andersherum gelaufen, säßen sie vielleicht an meiner Stelle. [.]
Da sind sie wieder, die Bilder, die Geräusche, die Landschaften, die Menschen. Schön und schrecklich, brutal, menschenverachtend und gnädig. Balsam für die Seele und Pein für die Nächte. Immer wenn ich geglaubt hatte, sie überwunden zu haben, holten sie mich wieder ein. Jahrzehntelang hatte ich Ruhe. Beruf, Arbeit und Familie überdeckten alles und waren hilfreich, das Erlebte zu verdrängen.Nun, im relativ hohen Alter, fallen mir die Ereignisse wieder vor die Füße. Tausend Male habe ich hin und her erwogen, hast du in dieser oder jener Situation richtig gehandelt, oder hätte es eine Alternative gegeben? Die Antwort würde mir niemand geben können. Vor vielen Jahren hatte ich ein langes Gespräch mit einem blinden Heiler, den ich wegen einer Gesichtsrose konsultiert hatte. Wir kamen vom Hundertsten aufs Tausendste, bis er mit dem Hinweis "ich spüre da noch etwas" mich aufforderte, ihm die dunkle Seite meiner Seele zu offenbaren. Ich hatte eine nicht näher zu beziffernde Anzahl von Menschen getötet, gewissermaßen in Notwehr zwar, aber an dem Grundproblem ändert das nur wenig. Der Heiler nahm meine Hände, schwieg lange Zeit, strich über Hände und Arme und sagte: "Geh dorthin zurück und bitte die Getöteten um Verzeihung."Das war so etwas wie ein Signal. Ich fuhr mit einer speziellen Reisegruppe vor etwa zehn Jahren nach Tunesien, um im Verlauf dieser Fahrt unter anderem Aïn Draham anzusteuern. Wenige Kilometer entfernt von dem Ort, an dem ich verwundet wurde. Das Wetter war miserabel, aber die mentale Nähe reichte aus, erste Kontakte mit meiner Vergangenheit aufzunehmen. In der Folge fuhr ich dann acht Jahre in den Süden der tunesischen Sahara, um auch hier die mentale Nähe zu früheren Ereignissen zu haben. Immer, wenn ich nachts alleine vor meinem Zelt saß, mir noch einen Schluck Pernod gönnte und den Nachthimmel mit oder ohne Mond genoss, dachte ich an die alten Zeiten zurück und hielt gewissermaßen Zwiesprache (ohne Antwort) mit denen, denen ich in irgendeiner Weise Unrecht zugefügt hatte. Je mehr ich mich mit dieser Art der Vergangenheitsbewältigung befasste, desto mehr hatte ich das feste Empfinden, sie hatten mir verziehen. Wäre es andersherum gelaufen, säßen sie vielleicht an meiner Stelle. [.]
Erscheint lt. Verlag | 1.11.2014 |
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Sprache | deutsch |
Maße | 148 x 210 mm |
Gewicht | 767 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Geschichte ► Teilgebiete der Geschichte ► Militärgeschichte | |
Schlagworte | 13. DBLE • 1956 - 1964 • 1. REP • 4. REI • Algerienkrieg • Allgerien • Biografisch • Französische Fremdenlegion • Fremdenlegion; Berichte/Erinnerungen • Legionär • Sidi Bel Abbes • Söldner |
ISBN-10 | 3-943288-95-1 / 3943288951 |
ISBN-13 | 978-3-943288-95-7 / 9783943288957 |
Zustand | Neuware |
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