Leben unter fremder Flagge - Thomas Gast

Leben unter fremder Flagge

(Autor)

Buch
415 Seiten
2016
EPEE Edition (Verlag)
978-3-943288-94-0 (ISBN)
23,90 inkl. MwSt
17 Jahre Leben an der Front - geballte Aktion der Sturmtruppen und humanes Engagement. Im Laufe der Dienstzeit von Thomas Gast in der französischen Fremdenlegion war der Autor Akteur und Zeitzeuge nicht nur vieler Einsätze und Operationen in der Epoche zwischen 1987 und 2002, sondern er spürte und verfolgte auch hautnah alle Veränderungen, denen dieses Elitekorps unterlag. Der vorliegende Bericht führt den Leser vom tiefsten Dschungel Guyanas hin zur schier endlosen Savanne der Zentralafrikanischen Republik, von der Wüste Tschads zu den Kriegswirren auf dem Balkan in den Jahren 1992 und 1993. Und eine Erkenntnis blieb und bleibt bestehen: Die Legende Legion ist immer noch intakt. Bei diesem Buch handelt es sich um die text- und bildlich erweiterte Ausgabe des Erstlingswerks "Die Legion: Mit dem 2e Rep in den Krisenherden dieser Erde". Es war ein Erfolg und führte hervorragende Kundenrezensionen im Kielwasser mit sich. In seiner Ausgabe 20/12 wies das FOCUS-Magazin das Buch als das Standardwerk schlechthin aus.Das Buch wechselte den Verlag und erscheint nun mit neuem Titel, einem anspruchsvolleren Text, einer übersichtlicheren Kapitelgestaltung, mit mehr Bildern und zusätzlichen erlebten Geschichten bei der Epee Edition. Diese rundum erneuerte Publikation bietet dem Leser einen detaillierten Einblick in das Armeekorps, von dem viele behaupten, es sei das beste, das es je gab.

La Légion étrangère – Die Fremdenlegion! Dreizehn Lettern, die sich dicht aneinanderreihen. Dreizehn Buchstaben, von denen jeder einzelne einem Hauch von Abenteuer gleichkommt. Buchstaben, die klingen wie Romantik, Effizienz, Verwegenheit und Heldentum. … auch wie Nostalgie? Es ist seltsam still geworden um die Legion. Hat sie ihren Mythos eingebüßt? Hat die Fremdenlegion ihre Romantik in die längst erkalteten Grüfte Indochinas gelegt, sie darin begraben? Wo ist der Hauch von Abenteuer geblieben? In den Wadis, den Ergs oder auf den Djebels Marokkos oder Algeriens, für immer verloren? Nein. Ganz entschieden: Nein! Haben die Zeiten sich auch geändert, so ist die Fremdenlegion sich treu geblieben. Der Legionär von heute ist identisch mit dem, der im September 1918 mit aufgepflanztem Bajonett Schulter an Schulter mit seinen Kameraden die Hindenburglinie stürmte und siegte. Und oh ja, es wird eine Zeit kommen, in der man den Abenteuern der gegenwärtigen Legion genauso viel Aufmerksamkeit widmet, wie man heutzutage mit größter Bewunderung die Taten der Fremdenlegion des vergangenen Jahrhunderts beklatscht. Es ist eine eingefahrene Sache, dass die meisten Menschen denken: Früher war alles besser! Einst waren Männer noch Männer! Zu unserer Zeit zählte ein Wort etwas! Ich widerspreche dem nicht, weise ungeachtet dessen mit Vehemenz darauf hin, dass es Sprüche ins Leere sind. Jede Generation generiert ein „Plus“, birgt ihre Vorteile. Keine erlebte Epoche ist von minderer Güte, im günstigsten Fall ist die jeweilig aktuelle Generation einfach nur anders. Von dem Jetzt, dem Heute will ich berichten, nicht vom Anno Dazumal. Doch zwei Dinge vorweg. Zuallererst muss betont werden, dass dieses Werk nicht den Anspruch erhebt, eine schriftstellerische Glanzleistung zu sein. Das ist nicht mein Ansinnen. Ich möchte über Ereignisse erzählen, nicht sie schönreden bzw. schönschreiben. Ich will auch nicht irgendetwas beweisen, höchstens hoffen, dass der Unterhaltungswert sowie die Informationen über die Fremdenlegion den Mangel an schriftstellerischer Eleganz aufwiegen. Um die Wahrheit geht es mir. Wer dieses Buch mit der Idee aufschlägt, jede Seite sei mit Blut besudelt und auf jeder zweiten wird sich ein muskelbepackter Fremdenlegionär, furchtlos und ohne eine Schramme abzubekommen, erfolgreich gegen eine gesamte Armee behaupten, dem gebe ich einen Rat: Träumen Sie weiter oder lesen Sie einen Schmöker von Stephen King, denn keines von diesen Klischees oder Hirngespinsten werde ich nähren. Um die Legion ranken sich Mythen, das Thema füllt zahlreiche Bücher und Kolumnen. Mit Verlaub, es wurde und wird auch viel Unsinn über sie geschrieben. Unsinn, der auf Mangel an Information und Intuition basierte. Es wurde zu ungenau recherchiert, leider auch dort, wo Un- oder Halbwahrheiten grassierten. Himmelschreiend bedeutend ist die Zahl derer, die selbst nie in der Legion gedient haben, die aber darüber berichten, als ob sie dort die beste Zeit ihres Lebens verbracht hätten. Natürlich ist das legitim, man muss schließlich Waterloo nicht erlebt haben, um über Napoleon zu schreiben, doch Waterloo ist nicht Camerone und Napoleon nicht Danjou. Die meisten dieser Autoren waren mit dem Thema Legion überfordert, denn wer nicht gedient hat, kann kaum den Esprit Légion einfangen. Wer es trotzdem versuchte, schob ein Manuskript vor sich her, dessen Geruch des „nicht Authentischen“ einem Ex-Legionär schon von weitem entgegenschlug, ihn damit ohrfeigte. Den unbedarften Leser damit zu düpieren ist denkbar, der gediente Insider hingegen wird höchstens die Augen verdrehen. Die Legion – ob als herausragende Institution oder als schlagkräftiger, moderner Kampfverband – ist einzigartig. Egal, unter welchem Aspekt und aus welchem Blickwinkel heraus man sie betrachtet. Unsinn zu schreiben, davor bin auch ich nicht gefeit. Nur habe ich einen enormen Vorteil. Ich war dabei, bin bis zum Schluss geblieben, siebzehn Jahre lang. Ich verließ die Legion durch die Vordertür, Stolz und Wehmut im Herzen. Meine Recherchen heißen Erinnerungen. Erinnerungen daran, wie ich die Legion während der Zeit von Anfang 1985 bis Anfang 2002 erlebte, doch Vorsicht: Mit Nachdruck distanziere ich mich davon, die Fremdenlegion verherrlichen zu wollen. Kritik übe ich in diesem Buch, wenn sie denn angebracht ist, genauso verfahre ich mit Lob und Anerkennung. Wenn letztere überwiegen, dann ist der „wahre“ Blick wiederhergestellt, dann war es halt so! Sehr oft wirft man mir vor, ich würde die Legion schönfärben, würde sie belobhudeln und glorifizieren. Diese Kritik kommt erstaunlicherweise nicht selten von Ex-Legionären. Es bedarf meinerseits keiner Rechtfertigung. Dennoch: Ich verspüre eine große Solidarität mit denen, die kämpften, auch an meiner Seite. Und ich fühle mich denen verbunden, die in ihrem Fleisch und in ihrer Seele verletzt wurden. Mit denen, die ihr Leben ließen. Ich fühle mich verpflichtet, gebrachte Opfer zu würdigen, sie nicht zu vergessen. Und ich schreibe, wie ich die Legion erlebt habe, Punkt!

[...] Opération Pélican Am 3. Mai 1997 waren wir unterwegs Richtung Westafrika. Nach Gabun, um genauer zu sein. Gabun galt als Plattform für Projektionen in Krisengebiete. Da zu dieser Zeit die Situation in Zaire (das ehemalige Belgisch-Kongo und nach dem Bürgerkrieg 1997 die Demokratische Republik Kongo) mehr als angespannt war, haftete dieser Compagnie tournante von Anfang an ein Hauch von Pulverrauch an. Alle Zutaten für einen Einsatz waren gegeben. Vom Norden des Landes her rückte Désiré Kabila mit seiner Allianz der demokratischen Kräfte für die Befreiung Kongos (AFDL) auf Kinshasa vor, während das diktatorische Regime Mobutus sich bereit machte, die Stadt gegen die Aggressoren zu verteidigen. Man befürchtete ein Blutbad. Angesichts der Umstände verlegten wir, die 1. Kompanie und die CEA des 2. REP, von Libreville nach Brazzaville im Kongo (früher Französisch Kongo). Brazzaville und Kinshasa lagen sich auf Sichtweite gegenüber, nur der Pool Malebo (früher Stanleypool, nach Henry Morton Stanley), eine Erweiterung des Kongoflusses, trennte sie voneinander. Kabila stand mit seinen Truppen vor den Toren Kinshasas. Da in Kinshasa Hunderte von Europäern und andere Staatsangehörige lebten und arbeiteten, beschlossen die Generäle eine koordinierte und vor allem rechtzeitige Evakuierung. An dieser sollten sich Soldaten aus Frankreich, Portugal, England, Belgien und den USA beteiligen. Wir Legionärszugführer hatten einen ganz konkreten Auftrag. Dieser beinhaltete Folgendes: Übersetzen mit Schnellbooten über den Kongofluss. Vorstoßen bis zu den designierten Sammelpunkten. Evakuieren der Personen vor Ort, dies unter Einsatz von Waffengewalt, falls notwendig. Nach der Durchführung des Auftrages für andere Verwendung bereit stehen. Während die Vorbereitungen auf Hochtouren liefen, begann es in Brazzaville zu brodeln. Niemand scherte sich darum, denn alle Augen waren nur auf Kinshasa gerichtet. Untergebracht im Camp ORSTOM (Office de la recherche scientifique et technique outre mer, frei übersetzt: Amt/Büro für wissenschaftliche und technische Forschungen in Übersee), wies ich meinen Zug in die Lage ein und gab die ersten Vorbefehle. Die Munition, originalverpackt und auf Paletten geliefert, wurde sofort an die Züge ausgeteilt. Ein Profisoldat weiß, auf was er zu achten hat; und so überprüften die Jungs peinlich genau die Lippen der Magazine sowie deren Allgemeinzustand. Magazine wurden im Paar, Seite an Seite, zusammengefügt, um den rapiden Magazinwechsel durchzuführen, die Kanonen der Waffen entölt. Die Kriegsmunition gurteten wir im Verhältnis 3:1. Drei Schuss normale, ein Schuss Leucht- oder Glimmspur! Das dient der besseren Trefferbeobachtung und den Zielkorrekturen. Auch im scharfen Einsatz ist die Verwendung von Leuchtspurmunition, wenn man sie intelligent einsetzt, nicht von Nachteil für die Truppe. Es sollte dabei aber darauf geachtet werden, höchst flexibel und beweglich zu sein, öfter als üblich die Stellung zu wechseln und, wenn möglich, nur aus zweiter Reihe zu schießen. Die Patronengurte für die leichten und schweren MGs wurden dünn eingeölt, dann noch einmal trocken gezogen. Die Schützen achteten darauf, dass die Patronen sauber in den Bändern lagen. Von Bedeutung war auch die peinlich genaue Überprüfung der Sicherungssplinte der Handgranaten. Die Männer arbeiteten still und mit tausendmal geübten Handgriffen, den einen oder anderen „Chant légion“ auf den Lippen. Mancher rauchte! Ich beobachtete die Gesichter meiner Soldaten. Nirgendwo erkannte ich ein Zögern. Auch die Hitzkopfmentalität ließen sie vermissen, was ich exzellent fand. Es herrschte die notwendige Abgeklärtheit, die Ruhe vor dem Sturm. Über dem Camp ORSTOM regte sich kein Lüftchen, es war schwer, schwül und heiß. In meinem Kopf ging ich Lage und Auftrag durch. Zu meiner Verfügung hatte ich drei Kampfgruppen mit einer jeweiligen Stärke von zwölf Mann. Jede Gruppe bestand aus einem Sturm- und einem Deckungstrupp. Jeder Gruppenführer verfügte weiterhin über einen Scharfschützen. Innerhalb der Deckungstrupps fanden sich (außer der Standardwaffe FAMAS, die jeder hatte) je eine MINIMI (leichtes MG 5,56 mm) und eine LRAC (Panzerfaust). In ihren Handgranatensäckchen an ihren Hüften trugen die Legionäre offensive (Druck-) und defensive (Splitter-) Handgranaten. Außerdem hatten sie Gewehrgranaten AP-34 (gegen Infanterie), AC-58 (gegen Panzer) und AP-AV 40 (gegen Infanterie und leicht gepanzerte Fahrzeuge). Die modularen Schutzwesten wogen schwer. Die meisten von uns hatten den Unterleib- und Hodenschutz sowie den Schutz für Hals und Kinn abgenommen. Mein Zugtrupp bestand aus mir selbst, meinem Funker, einem MG-Schützen, dem Krankenpfleger mit dem Trousse d’infirmerie (Erste-Hilfe-Einsatz-Set) und einem Fahrer. Die Männer waren ausgeruht, in einer körperlich topfitten Verfassung, die Moral hervorragend. Mein Ziel war es, in Zugkeilformation vorzustoßen, wissend, dass ich den Rücken frei haben würde und im Falle einer Feindberührung mit rapidem, koordiniertem Deckungsfeuer rechnen durfte. Das erforderte, dass mein Stellvertreter sich zwischen der ersten und der zweiten Gruppe hinten rechts oder links bewegte. Die dritte Gruppe wollte ich vorne an mich binden, um aus der Bewegung heraus zielstrebig zu handeln. Die Scharfschützen sollten selbstständig, unabhängig und flexibel operieren. Dafür waren sie ausgebildet und genau so hatten sie ihre größte Effizienz. Ihr Instinkt sollte ihr einziger Chef sein! Die Verbindungen nach links und rechts zu den Nachbarzügen, das wussten wir schon vorher, konnten höchstwahrscheinlich nicht immer aufrechterhalten werden, und das aus zwei Gründen: Erstens war Kinshasa keine Kleinstadt, sondern eine immense bebaute Fläche mit tausend Verschachtelungen, Gassen, Einbahnstraßen, Hinterhöfen etc. Und zweitens lagen die Sammelpunkte nicht immer nahe zusammen. Im Klartext hieß das: Im Falle eines Pépin (bei Schwierigkeiten) war mit Unterstützung kaum zu rechnen. Wie die Bevölkerung reagieren würde, wussten wir nicht: War sie uns freundlich oder feindlich gesonnen? Aber noch wichtiger: Wie würden sich die beiden kämpfenden Fraktionen uns gegenüber verhalten? Alles konnte glatt über die Bühne laufen oder verdammt kompliziert werden. Da wir über keine Unterstützungswaffen wie Artillerie, schwere Mörser, Panzer oder Panzerabwehr verfügten, mussten wir auf unsere Schnelligkeit, unsere Mobilität setzen. Außer den organischen Handfeuerwaffen würden wir nur die Musette dabeihaben. Darin zwei Rationen, etwas Wasser, Munition … und noch mehr Munition! Noch am selben Abend übten wir nachts und so diskret wie möglich das schnelle Besetzen der Boote. Damit fuhren wir in die Flussmitte bis an das Limit des Verantwortlichen (man sollte uns unter keinen Umständen von Kinshasa aus sehen), drehten dann um und begannen von vorne. Der Pilot des Bootes hatte zwar das genaue Kap auf seinem Bootskompass eingestellt, dennoch überprüfte ich ständig das Azimut. Mir war wichtig, am anderen Ufer auch dort von Bord zu gehen, wie ich es vom Hauptmann befohlen bekommen hatte. Mich erst zu orientieren, würde einen Zeitverlust bedeuten, und der Zeitfaktor (Schnelligkeit) sollte doch zum Gelingen des Unternehmens eine essenzielle Rolle spielen. Als im Morgengrauen alles perfekt schien, ging es zurück ins Camp, wo das Warten auf den Einsatz begann. In Calvi wurde währenddessen der Rest des Regimentes in permanente Alarmbereitschaft versetzt. [...]

Erscheinungsdatum
Zusatzinfo Fotografien, teils farbig; Skizzen
Verlagsort Kehl a. Rh.
Sprache deutsch
Maße 135 x 195 mm
Gewicht 792 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Geschichte Teilgebiete der Geschichte Militärgeschichte
Schlagworte Autobiografien: historisch, politisch, militärisch • Biografie • Elitekorps • Französische Fremdenlegion • Fremdenlegion; Berichte/Erinnerungen • Kampfausbildung • Memoiren, Berichte/Erinnerungen • Militär • Militärgeschichte • Söldner • Spezialeinheiten und Elitetruppen • Sturmtruppe • Thomas Gast
ISBN-10 3-943288-94-3 / 3943288943
ISBN-13 978-3-943288-94-0 / 9783943288940
Zustand Neuware
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