Die Weltstadt im Licht - Fred Richter

Die Weltstadt im Licht

Berliner Nachtfotografien von Martin Höhlig aus den Jahren 1925 bis 1932

(Autor)

Fred Richter (Herausgeber)

Buch | Hardcover
288 Seiten
2019
Bussert u. Stadeler (Verlag)
978-3-942115-86-5 (ISBN)
49,50 inkl. MwSt
Martin Höhlig vermittelt in 275 Nachtfotografien einen einzigartigen Gesamtblick auf die moderne aufstrebende Weltstadt Berlin. Besondere Beachtung widmet er der Darstellung prosperierender jüdischer Gewerbetätigkeit.

»Das Licht ist der objektivste Zeuge.« Diese Aussage formulierte der Ausnahmenaturforscher und Physik-Nobelpreisträger Albert Einstein am 13.11.1921 unter einem Porträtfoto seiner Person. Das Foto wurde durch den Lichtbildner Martin Höhlig aufgenommen. Der Abzug mit der Widmung Einsteins war ein Belegexemplar für das Archiv des Fotografen. Neben der Danksagung für die gelungene, ausdrucksvolle Arbeit spricht Einstein hiermit gleichzeitig ein Kernthema der Fotografie an, nämlich die Funktion des Lichts im fotografischen Schaffensprozeß. Das Licht wurde mit der rasanten Weiterentwicklung der Fotografie nach dem Ersten Weltkrieg zum wichtigsten und grundlegendsten Faktor in der gestalterischen Tätigkeit des Fotografen. Die Einsteinsche Feststellung ist Omen und wurde zugleich Credo für die kurze, aber hochintensive Schaffensperiode des Fotografen Martin Höhlig. Er verstand es in hervorragender Weise, das Licht zu gestalten und auf seine einzigartigen Fotos zu bannen. Dabei verband er solide handwerkliche Fähigkeiten, die er sich im Laufe seines Berufslebens angeeignet hatte, mit seiner künstlerischen Intuition und gesellschaftlichen Visionen. Als Ergebnis der Hauptphase seiner künstlerischen kreativen Tätigkeit im Zeitraum von 1925 bis 1932 werden im vorliegenden Bildband 275 Arbeiten des nächtlichen Berlins vorgestellt. Sie umfassen kaleidoskopisch das Stadtbild der Reichshauptstadt und bilden ein in sich geschlossenes Werk sowie ein einzigartiges sozialdokumentarisches Zeugnis dieser Zeit. Über den Fotografen Martin Höhlig war bisher wenig bekannt. Viele seiner Arbeiten wurden in namhaften Publikationen mit dem Hinweis auf einen unbekannten Fotografen veröffentlicht. Aufgrund der fehlenden Fotografenstempel konnte in diesen Fällen die Urheberschaft nicht zugeordnet werden. Geboren wurde Martin Höhlig am 2. April 1882 im sächsischen Zwickau. Es ist anzunehmen, daß er eine Lehre als Lichtbildner absolvierte und sich in Ateliers namhafter Fotografen seine ausgezeichneten handwerklichen Fähigkeiten aneignete. Schwerpunkt seiner frühen beruflichen Tätigkeit war die traditionelle Porträtfotografie, die Haupterwerbsquelle der Fotografen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Weiterhin verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit der Herstellung von fotografischen Vorlagen für Postkarten. Der Porträtfotografie blieb er zeitlebens treu. Albert Einstein wurde von ihm ein weiteres Mal im März 1923 für das Gesellschaftsmagazin »Vanity Fair« porträtiert. Darüber hinaus fertigte er Porträts anderer Geistesgrößen jüdischer Herkunft, zum Beispiel vom Psychiater und Schriftsteller Sigmund Freud und von dem prominenten Rechtsanwalt und Dramatiker Erich Frey. Der bekannte havelländische Maler Karl Hagemeister stand ebenfalls vor seiner Kamera. Er lichtete Größen des politischen Lebens des Kaiserreichs und der Weimarer Republik ab, so Kaiser Wilhelm II. im Doorner Exil, den Reichspräsidenten Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und Generalfeldmarschall August von Mackensen. Um 1920 gründete Martin Höhlig ein eigenes Atelier in unmittelbarer Nähe des Potsdamer Platzes, in der Bellevuestraße 21. In derselben Straße hatte auch der prominente Fotograf Nicola Perscheid sein Atelier. Die noble, exponierte Lage des Ateliers und seine hervorragenden Kontakte zu bekannten Persönlichkeiten des gesellschaftlichen Lebens weisen ihn als Fotografen der oberen Gesellschaftsschicht aus. Grundlegende Veränderungen in der Gesellschaft, insbesondere auch auf dem Gebiet der Kunst, auf die noch näher einzugehen sein wird, prägten den künstlerischen Werdegang von Martin Höhlig entscheidend. Er entwickelte sich zu einem Hauptvertreter der Fotografie der »Neuen Sachlichkeit«. Von dieser Stilrichtung maßgeblich befördert, hat er sie selbst nachhaltig und in exponierter Weise mitgestaltet und beeinflußt. Die in der Blütezeit der »Neuen Sachlichkeit « entstandenen Fotos widerspiegeln den Höhepunkt seines kreativen Schaffens. Das kulturfeindliche Klima nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 wirkte sich negativ auf seine schöpferische Tätigkeit aus. Die ersten Jahre während des Dritten Reiches hat er wohl noch relativ unbehelligt, stilistisch nahezu unverändert, weiterarbeiten können. Seit Mitte der dreißiger Jahre war er jedoch zunehmend Repressalien ausgesetzt. Da die neuen Machthaber die sich ihnen andienenden Presse- und Propagandafotografen bevorzugten, zog er sich ins Exil der Porträtfotografie zurück. Von 1933 bis 1937 war Martin Höhlig Mitglied und Fotograf des Vereins für die Geschichte Berlins. Im Jahre 1937 wurden alle Mitglieder jüdischer Herkunft ausgeschlossen. Im selben Jahr verließ auch Martin Höhlig den Verein. Es ist anzunehmen, daß er wegen der von ihm porträtierten jüdischen Persönlichkeiten und der umfassenden Darstellung jüdischen Geschäftslebens in seinem fotografischen Werk als »Judenfreund« gebrandmarkt und mit Feme belegt wurde, so daß er freiwillig den Verein verließ oder ebenfalls ausgeschlossen wurde. Nach dem Krieg war das Leben Martin Höhligs sowie das so vieler anderer Künstler durch Perspektivlosigkeit und Stagnation geprägt. Mangelnde Aufträge gestatteten ihm nur spärlich, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Zunehmend verfiel er in Depressionen. Am 17. Dezember 1948 schied er durch Selbsttötung aus dem Leben. Er erschoß sich in seiner Charlottenburger Wohnung Havelstraße 15. Mit seinem persönlichen und beruflichen Werdegang teilt Martin Höhlig das Schicksal vieler Künstler der »Verlorenen Generation«. Der Zeitraum bis zum Ersten Weltkrieg war geprägt durch Ausbildung und künstlerische Entwicklung. Während des Krieges erfolgten Militärdienst und die Einschränkung der künstlerischen Tätigkeit, soweit sie nicht Propagandazwecken diente. Im kulturfreundlichen Umfeld der Weimarer Republik durchlebten viele Künstler eine intensive, kreative und hochproduktive Schaffensphase, die abrupt durch die Kontrollmechanismen und Repressalien der NS-Diktatur beendet wurde. Nach dem Krieg konnten nur wenige an die Leistungen aus den Zwanziger Jahren anknüpfen. Insofern ist das Schicksal des Fotografen Martin Höhlig als tragisch und auch typisch für Künstler seiner Generation anzusehen. Der Verlauf der Deutschen Geschichte war für ihn Fluch, aber zugleich auch Segen. Die segensreiche Schaffensphase, vor allem seit Mitte der Zwanziger Jahre, resultierte aus einem gesellschaftlichen Nährboden, der Kunst und Kultur in bisher nicht dagewesener Weise förderte. Nach dem Trauma des Ersten Weltkrieges, das in Massenarbeitslosigkeit, Armut, Hunger und Elend mündete, setzte eine sich allmählich vollziehende Phase der gesellschaftlichen Umwälzung ein. Insbesondere die wirtschaftliche Entwicklung vollzog sich in einem hohen Tempo. Die Industrialisierung wurde in Berlin von Firmen internationaler Bedeutung wie SIEMENS, AEG, OSRAM und BORSIG vorangetrieben. Mit der Bildung von Groß-Berlin im Jahre 1920 begann ein Prozeß der Urbanisierung bisher nicht gekannten Ausmaßes. Die massenhafte Errichtung von Wohn-, Industrie- und Verkehrsbauten ist symptomatisch für den Aufstieg zur Weltstadt. Berlin wurde Mitte der Zwanziger Jahre hinter London und New York nach Einwohnern zur dritt- und nach der flächenmäßigen Ausdehnung hinter Los Angeles zur zweitgrößten Stadt der Welt. Insbesondere mit der Umsetzung des Dawes-Plans nach 1924 explodierte die Konjunktur. Diese Epoche des Aufbruchs veränderte das Stadtbild entscheidend. Neben Amüsiertempeln entstanden Bauten für den gehobenen exklusiven, als auch für den Massenkonsum. Neuartige Beleuchtungsinstallationen verliehen Berlin den Charakter einer attraktiven, einladenden und weltoffenen Stadt. Die Zeit der Hochkonjunktur zwischen 1925 und der Ende 1929 einsetzenden Weltwirtschaftskrise wird oft und gern mit dem Begriff der »Goldenen Zwanziger Jahre« bezeichnet. Dies hat seine Berechtigung insofern, als die Aufgeregtheit und Instabilität in der ersten Hälfte der Zwanziger Jahre einer relativen Stabilisierung und Konsolidierung der Gesellschaft wich. Neben der Wirtschaft erlebten Kunst, Kultur und Wissenschaften eine Blütezeit. Bei genauerer Betrachtung indessen erweisen sich die gesellschaftlichen Verhältnisse nur scheinbar und oberflächlich als stabil und rechtfertigen somit nicht in ihrer Gesamtheit die Bezeichnung als »Golden«. Die sozialen Probleme, die seit dem Ersten Weltkrieg bestanden, existierten nach wie vor. Große Teile der Bevölkerung profitierten nicht vom gesellschaftlichen Fortschritt. Wechselnde Koalitionen der Parteien in den jeweiligen Regierungen und die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen KPD, SPD und NSDAP waren Ausdruck politischer Instabilität. Rauschgifthandel, Prostitution und die organisierte Kriminalität, betrieben vor allem von den berüchtigten Ringvereinen, geben Zeugnis davon, daß der Staat nicht in der Lage war, grundlegende Probleme zu lösen sowie die vorhandenen Gesetze durchzusetzen. Diese Labilität von Staat und Gesellschaft, vielmals beschrieben als »Tanz auf dem Vulkan«, mußte konsequenterweise in die Diktatur führen. Der Begriff der »Goldenen Zwanziger Jahre« ist jedoch zutreffend, wenn er auf das Wirken und die Entwicklung von Kunst, Kultur und Wissenschaft in dieser Zeit bezogen wird. Nach der Befreiung von den Zwängen des Kaiserreichs und dem Bruch mit Traditionen verbreiteten sich Unbeschwertheit, Lebensfreude, Kreativität, Experimentierfreudigkeit, Individualismus und allgemeiner Optimismus. Berlin entwickelte sich zur Kunst- und Kulturhauptstadt der Welt. Neben den bisherigen Kunstrichtungen Realismus, Impressionismus, Kubismus und Expressionismus entstanden neue, moderne Bewegungen in der Kunst, von denen der Dadaismus, der Surrealismus, der Purismus und der Konstruktivismus hervorzuheben sind. Vor allem das »Bauhaus«, eine Institutionalisierung dieser neuen Stilrichtungen, insbesondere des Konstruktivismus, hat die Kunst mittels seiner Kreativität, Experimentierfreude und des ganzheitlichen Ansatzes übergreifend und nachhaltig beeinflußt. Erstmalig wurde durch diese Bewegung die Nützlichkeit und Zweckorientierung von Kunst in den Vordergrund gestellt. Die Masse des Volkes sollte von der Umsetzung der künstlerischen Ideen dieser Bewegung profitieren. Als Ergebnis einer effektiven Verbindung von Handwerk, Wissenschaft und Technik mit Kunst und Ästhetik war die industrielle Produktion hoher Stückzahlen der entworfenen Gegenstände, Konsumgütern und Gebäuden zur Befriedigung der Bedürfnisse einer breiten Bevölkerungsschicht vorgesehen. In den Entwürfen dominierten einfache, schlichte Formen, die der Funktion der Gegenstände untergeordnet waren. Die an den Bedürfnissen des täglichen Lebens orientierte Funktion des Gegenstandes schuf dessen adäquate Form. Nachdem Künstler wie Otto Dix, George Grosz, Alexander Kanoldt und Georg Schrimpf bereits seit dem Ende des Ersten Weltkriegs Arbeiten auf dem Gebiet der Malerei im Stile der »Neuen Sachlichkeit« schufen und diese 1925 auf einer Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim ausstellten, setzte sich diese Stilrichtung in der zweiten Hälfte der Zwanziger Jahre gattungsübergreifend in Malerei, Architektur, Literatur, Theater, Film und Fotografie durch. Nach den Experimenten in der Kunstszene zu Beginn der Zwanziger Jahre, die vielmals von Hysterie und Überspitzungen gekennzeichnet waren, wurde mit der »Neuen Sachlichkeit« eine Phase der Beruhigung eingeleitet. Man ging dazu über, die Umwelt realistisch zu betrachten und ihr weitgehend nahe zu kommen. Der Künstler nimmt die Position eines objektiven Beobachters ein, indem er sich selbst zurücknimmt und das Wesentliche in Form und Gestalt sichtbar macht. Er beschreibt detailgenau den Zustand und die Entwicklung der Gesellschaft. Damit übt er als Künstler eine sozialdokumentarische und bestenfalls eine sozialkritische Funktion aus. Die innere Verarbeitung des Objektes oder Sujets, die Identifikation oder Distanzierung zur Folge haben kann, versetzt den Künstler in die Lage, die herausgearbeitete ästhetische Schönheit oder den Abscheu auf den Betrachter zu übertragen. Hauptthemenkomplexe der »Neuen Sachlichkeit« waren die Beschreibung der Großstadt, der technischen Entwicklung der Gesellschaft, sowie der Stellung des Menschen innerhalb der Gesellschaft. In der Architektur trug die »Neue Sachlichkeit« dazu bei, die Großstadt aktiv gestalterisch zu verändern. Die Kunst der »Neuen Sachlichkeit« wurde maßgeblich von den Prinzipien des Bauhauses beeinflußt. Eine wesentliche Gemeinsamkeit von Bauhaus und »Neuer Sachlichkeit« ist die sozialverantwortliche Tätigkeit des Künstlers als Beobachter und Gestalter. Eine besondere Stellung innerhalb der Kunstformen der »Neuen Sachlichkeit« kommt der Fotografie zu. Die Fotografie gehörte neben dem Film zu den neuen Künsten und hatte sich von einer vorwiegend technischen, handwerklichen Tätigkeit über den die Nähe zur Malerei suchenden Pictorialismus, die »Straight Photography« und vor allem über das »Neue Sehen« zu einer eigenständigen Kunstform entwickelt. Die Fotografen des »Neuen Sehens«, hauptsächlich Bauhauskünstler um László Moholy-Nagy und russische Konstruktivisten um ihren Hauptvertreter Alexander Rodtschenko revolutionierten die Fotografie, indem sie mit dem traditionellen engen Verhältnis von Fotografie und Malerei brachen und in ihren fotografischen Experimenten andere Aspekte als ausschließlich die Reproduktion einer vordergründig sichtbaren Realität einfließen ließen. Damit erschlossen sie der Fotografie neue Perspektiven und Arbeitsfelder und erhoben einen Teilbereich der Fotografie zu einer neuen Kunstform. Grundlegende Neuerungen betrafen die Komposition der Fotos, bei der die neuen Schwerpunkte auf ungewöhnliche Perspektiven wie Auf-, Unter- und Schrägsichten, die Darstellung von Details, sowie Doppelbelichtungen und Fotomontagen gelegt wurden. Revolutionierend war auch ein neuer Umgang mit dem Licht, also mit der Belichtung und Beleuchtung. Die Wechselwirkung von Licht und Schatten, die Darstellung von Kontrasten, Schärfe, Präzision und Detailgenauigkeit wurden zunehmend zu künstlerischen Gestaltungsfaktoren in der Arbeit der Fotografen. Möglich wurde dies durch die technische Entwicklung in der Fotografie. Neues lichtempfindliches Filmmaterial, die Entwicklung von hochmodernen Kameras, die mit effektiveren Linsen ausgestattet waren, sowie die Anwendung neuer fotografischer Verfahren eröffneten den Fotografen bisher ungeahnte Möglichkeiten der Gestaltung des Lichts. Die Linse sieht schärfer als das träge menschliche Auge und ist demzufolge auch in der Lage, die Realität anders darzustellen, als wir sie zunächst ohne die fotografische Darstellung wahrnehmen. Die Dauer der Einwirkung des Lichts reagiert auf die Oberfläche des darzustellenden fotografischen Objekts oder Sujets und verändert dieses in unserer subjektiven Wahrnehmung. Damit gestaltet sich ein anderer differenzierter Blick auf die Objekte und Sujets. Somit kann der Fotograf mittels qualifizierten Umgangs mit dem Licht ein Objekt oder Sujet auf unterschiedliche Weise sichtbar machen, besondere Aspekte verdeutlichen und Identifikation oder Distanzierung hervorrufen. Deutung und Bedeutung des Objekts oder Sujets können sich demzufolge verändern. Die Einsteinsche These, »Das Licht ist der objektivste Zeuge«, findet ihre Bestätigung mit der Entwicklung des Lichts zum grundlegendsten gestalterischen Faktor in der modernen Kunstgattung Fotografie. Die Fotografie entwickelte sich nicht nur hinsichtlich ihres neuen künstlerischen Anspruchs, der Arbeitstechniken der Fotografen und ihrer technischen Möglichkeiten, sondern sie nahm eine völlig neue Stellung innerhalb der Gesellschaft ein. In den Zwanziger Jahren wurde die Fotografie zum Massenmedium. Sie war entscheidend an der Darstellung der Entwicklung der Gesellschaft in Wissenschaft, Technik, Verkehr und Städtebau beteiligt. Zunehmend übte sie eine wertende und bildende Funktion aus. Bilddokumentationen und -reportagen wurden medienwirksam eingesetzt. Nicht zuletzt kam der Fotografie aber auch eine manipulativ-propagandistische Funktion zu. Sie avancierte zu einem wichtigen Medium zur Beherrschung und Lenkung der Massen. Die Werbefotografie beeinflußte das Konsumverhalten der Bevölkerung in einem bisher nicht dagewesenem Ausmaß. Im Kampf zwischen Bolschewismus und Kapitalismus war der Einsatz der Fotografie zu Propagandazwecken an der Tagesordnung. Hingewiesen sei in dem Zusammenhang auf die hervorragenden, ausdrucksstarken Fotomontagen von John Heartfield sowie die manipulative Nutzung der Fotografie durch die Nationalsozialisten im Vorfeld der Machtergreifung. Die neue Kunstgattung wurde in den Zwanziger Jahren somit auch zur politischen Waffe. Die Fotografie der »Neuen Sachlichkeit« ist eng mit der des »Neuen Sehens« verbunden. Beide Richtungen haben sich teilweise parallel entwickelt und gegenseitig beeinflußt. Übereinstimmungen gibt es hinsichtlich der Komposition der Fotos. Beide Stilrichtungen der Fotografie arbeiteten mit Auf-, Unter- und Schrägsichten, Bildausschnitten und Detailansichten. Bei den Fotografen des »Neuen Sehens« stand jedoch in der Intentionalität das Extreme, Spielerische, Überzogene und Artifizielle im Vordergrund ihres kreativen Ansatzes. Darüber hinaus führten Künstler der experimentellen Avantgarde Doppelbelichtungen und Fotomontagen als neue Elemente in die Fotografie ein. Die Fotografen der »Neuen Sachlichkeit« erzielten jedoch auf Grund ihrer soliden fotografischen Ausbildung und ihrer langjährigen Berufserfahrung oftmals bessere fotografische Ergebnisse in Bezug auf Beleuchtung und Belichtung, die ihren Ausdruck in scharfen, präzisen Fotos fanden. Bei Künstlern des »Neuen Sehens« handelte es sich häufig um Autodidakten, die ihre Ideen nur unzureichend handwerklich umsetzten. Martin Höhlig war ein Meister des Umgangs mit dem Licht. Er verstand es wie nur wenige, dem Rezipienten die Schönheit und Ästhetik der von ihm fotografierten Objekte und Sujets zu vermitteln. Durch effektive Nutzung des Lichts erreichte er vielmals sogar, daß der künstlerische Ausdruck, die künstlerische Wirkung des Dargestellten überhöht und übersteigert wurden. Die Qualität seiner Sachfotos äußerte sich in Schärfe, Präzision und der Darstellung von Kontrasten, vor allem von Licht und Schatten. Seine Arbeiten zeugen von einer sorgfältigen Auswahl der Objekte und Sujets sowie von einer inneren Verarbeitung, die im Ergebnis eine Identifikation und individuelle Interpretation hervorbrachten. Martin Höhlig ist neben Sasha Stone, Willy Römer, Mario von Bucovich und László Willinger ein bedeutender fotografischer Chronist der Weltstadtjahre Berlins. Er stellt mit seinem Werk umfassend den gesellschaftlichen Umbruch in dieser Zeit dar. Uns wird ein kaleidoskopartiger Gesamtblick auf eine junge, moderne, aufstrebende, zukunftsorientierte und weltoffene Stadt geboten, der von unschätzbarem kulturhistorischen und sozialdokumentarischen Wert ist. Dieses Stadtpanorama ist eine einzigartige Werbung für die Weltstadt Berlin. Dabei wird das Hauptaugenmerk auf die attraktiven Seiten der Urbanisierung gelegt. Es werden vor allem die mondänen, konsumorientierten, vergnügungssüchtig-wollüstigen und luxuriösen Seiten der Hauptstadt gezeigt, die Lebensart, die auch als »Tanz auf dem Vulkan« bezeichnet wird. Er orientierte sich offenbar an der amerikanischen Lebensweise, die er als vorbildlich empfand. Die Schattenseiten der Urbanisierung, die sozialen Brennpunkte, der Lebensraum der Massen, die Stellung des Menschen in der Gesellschaft wurden, anders als in den Werken zeitgenössischer Fotografen wie August Sander, Willy Pragher und Willy Römer, weitgehend ausgespart. Sie bleiben auf die Abbildung einiger weniger kleiner Kiezgeschäfte beschränkt. Dies muß nicht unbedingt als kritisch betrachtet werden, da Martin Höhlig Anliegen und Schwerpunkt seiner Tätigkeit in der Vermittlung eines positiven und optimistischen Blickes auf die Entwicklung Berlins sah. In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, daß die Auftraggeber seiner Arbeiten hauptsächlich Industrielle, Architekten, Kaufleute, Bauherren und öffentliche Institutionen waren. Den Mittel- und Höhepunkt des fotografischen Schaffens Martin Höhligs widerspiegeln die Arbeiten, die im Rahmen des gesellschaftlichen Großereignisses »Berlin im Licht« entstanden sind. Die Lichtwoche, die mit eben diesem Motto warb, fand vom 13. bis 18. Oktober 1928 in der Reichshauptstadt statt. Von 19 Uhr bis 1 Uhr morgens waren weite Gebiete der Stadt, insbesondere im Zentrum und in den Geschäfts- und Vergnügungsvierteln illuminiert. Dabei ergänzten sich eigens zu diesem Zweck installierte Festbeleuchtungen mit vorhandenen und ebenfalls anläßlich des Ereignisses geschaffenen Zweck- und Reklamebeleuchtungen. Das Lichtfest wurde durch den Verein Berliner Kaufleute und Industrieller und die Berliner Stadtverwaltung organisiert. Hauptsponsoren waren die großen Berliner Elektrokonzerne OSRAM, SIEMENS, AEG, TELEFUNKEN, sowie die BEWAG. Ziel dieser festlichen Aktion war es, die Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie, insbesondere der Elektroindustrie, darzustellen, den Einzelhandelsumsatz durch konzertierte Leuchtreklamewerbung anzukurbeln und vor allem Berlin ganzheitlich als attraktive Weltstadt zu präsentieren. Martin Höhlig dokumentierte das Lichtfest im Auftrag von Sponsoren und Organisatoren in Fotoalben mit je einhundert unterschiedlichen Fotos, die das Stadtbild während des Ereignisses repräsentativ wiedergaben. Die Alben trugen den Titel »Berlin im Licht«. Ungefähr 80 Prozent der Fotos in den einzelnen Alben waren identisch, die restlichen Fotos variierten hinsichtlich der Abbildung von verschiedenen Einzelhandelsgeschäften. Es gibt leider keine Angaben über die Anzahl der gefertigten Alben. Nur einige wenige Exemplare haben die Zeiten überdauert und befinden sich in Museen oder in Sammlerhänden. Es ist davon auszugehen, daß ungefähr 130 der in diesem Bildband abgebildeten Fotos im Rahmen der Lichtwoche entstanden sind. Weitere 145 Fotos wurden, bis auf einige wenige mögliche Ausnahmen, im Zeitraum 1925 bis zur Lichtwoche oder danach bis zum Jahre 1932 gefertigt. Da beide Gruppen der Fotos sich thematisch und stilistisch nicht unterscheiden, sind sie gleichberechtigt in die Kapitel dieses Bandes eingeordnet worden. Das Spektrum des vorliegenden fotografischen Schaffens Martin Höhligs umfaßt die Bereiche Architektur, Kultur, Kunst, Unterhaltung, Geschäftsleben und Konsum, sowie Verkehr und industrielle Entwicklung. Da sich diese Bereiche teilweise überschneiden, ist die Einordnung in die einzelnen Kapitel als willkürlich anzusehen. Sie folgt ausschließlich didaktischen Prinzipien. Besonderes Augenmerk widmet Martin Höhlig der Architekturfotografie. Berlin hat sich im Laufe seiner Geschichte sporadisch und diskontinuierlich entwickelt und verfügt nicht über die architektonische Homogenität anderer Weltstädte. Daher konzentrierte sich Martin Höhlig auf die Abbildung herausragender Einzelbauwerke aus sechs Jahrhunderten. Die Fotos von Baudenkmalen bedeutender Architekten, wie beispielsweise A. Schlüter (Schloß Charlottenburg, Stadtschloß), G. W. von Knobelsdorff (St.-Hedwigs-Kathedrale, Staatsoper) und K. F. Schinkel (Altes Museum, Staatliches Schauspielhaus, National-Denkmal im Victoriapark), vermitteln dem Betrachter durch ihre lichtbildnerische Gestaltung die volle Schönheit und Ästhetik der Objekte und heben somit nachdrücklich deren Bedeutung hervor. Ein besonderes Anliegen seiner Architekturfotografie war die Darstellung der Integration neuer, moderner Bauten in das Stadtbild Berlins. Mit offensichtlicher Freude und Begeisterung widmete er sich der Abbildung von Bauwerken im Stile der »Neuen Sachlichkeit«, die seit 1925 Berlin zunehmend prägten. Die neue Architektur war maßgeblich von den Prinzipien des Bauhauses beeinflußt. Funktion und Nutzen standen im Vordergrund. Man verzichtete auf Dekor und verwendete vorrangig Baustoffe wie Beton, Stahl, Glas und Kunststoff. Indirekte Beleuchtungsinstallationen verstärkten die ästhetische Ausstrahlung der Gebäude im nächtlichen Stadtpanorama. Vor allem jüdische Architekten waren daran beteiligt, daß sich die neue Bauweise durchsetzte. Dementsprechend fotografierte Martin Höhlig die Bauwerke jüdischer Architekten wie die von Erich Mendelsohn (Herpich-Haus in der Leipziger Straße), Rudolf Fränkel (Kino Lichtburg), Adolf Wollenberg (Kaufhaus Cords am Kurfürstendamm), Rudolf Maté (Witzleben-Garage) und Hermann Zweigenthal (Kant-Garage). Darüber hinaus entstanden Abbildungen bedeutender Wohn- und Geschäftsbauten, die im Stile der »Neuen Sachlichkeit« nach Plänen der Architekten Hans und Wassili Luckhardt (Haus Scharlachberg, Telschow-Haus), Hans Poelzig (Ladenzeile Budapester Straße mit dem Kino Capitol), Otto Firle (Grünfeld-Haus, Europahaus Stresemannstraße) und Heinrich Straumer (Europa- und Amerikahaus am Reichskanzlerplatz, Funkturm) errichtet wurden. Eines der schönsten Fotos von Gebäuden im Stile der »Neuen Sachlichkeit« ist die Darstellung des Kinos Titania-Palast in Berlin-Steglitz. Das von der Architektengemeinschaft Schloenbach, Jacobi und Schöffler entworfene Bauwerk gilt als Paradebeispiel der neuen Architektur. Das fotografische Werk Martin Höhligs demonstriert eindrucksvoll den Arbeitswillen und die Wirtschaftskraft in der zweiten Hälfte der Zwanziger Jahre. Die Abbildungen von Bauten der Sponsoren der Lichtwoche künden von der führenden Rolle der deutschen Elektroindustrie in der Welt. Kaufhäuser wie Wertheim, Rudolph Hertzog, Michels, Cords und Loeser & Wolff stehen für ein breites Warenangebot. Besondere Aufmerksamkeit wurde dem Warenhauskonzern Hermann Tietz zuteil. Die fotografischen Darstellungen wechselnder kunstvoller Leuchtwerbung an den Fassaden diverser Filialen zu unterschiedlichen Anlässen, sowie die Abbildungen niveauvoller Innendekorationen und Präsentationen der Waren unterstreichen die Bedeutung dieses Unternehmens. Neben den Fotos von größeren Wirtschaftsunternehmen entstanden zahlreiche Abbildungen kleinerer Einzelhandelsgeschäfte, sowie von Restaurants, Cafés, Konditoreien, Weinstuben, Bars und Tanzlokalen. Sie stellen einen repräsentativen Querschnitt des Konsum-, Freizeit- und Unterhaltungsangebotes dieser Zeit dar. Bei diesen Darstellungen konzentrierte sich Martin Höhlig besonders auf die Hauptgeschäftsviertel am Kurfürstendamm, am Potsdamer Platz, am Alexanderplatz, an der Leipziger Straße und an der Friedrichstraße. Besonders auffällig ist, daß eine Vielzahl von Geschäftseigentümern bzw. -inhabern jüdischer Herkunft waren. Bei nur einem Bevölkerungsanteil von ungefähr 4 Prozent waren jüdische Unternehmer im Berliner Wirtschaftsleben überdurchschnittlich stark vertreten. In den Hauptgeschäftsvierteln wurde mindestens ein Drittel der Unternehmen von jüdischen Mitbürgern geführt. Jüdische Unternehmen waren ein fester, integrativer Bestandteil des Berliner Wirtschaftslebens. Von ihnen gingen wesentliche Impulse auf Produktion, Handel, Kunst und Kultur aus. Fotografisch ist hier hinreichend dokumentiert, daß sie eine Bereicherung und keinesfalls eine Bedrohung der Gesellschaft in dieser Zeit darstellten. Soweit es möglich war, wurde auf Daten der Arisierung und der Liquidation hier abgebildeter jüdischer Geschäfte verwiesen. Damit kann das Ausmaß der Barbarei, die Radikalität der umfassenden Vernichtung jüdischen Lebens, der Verlust von Kultur und Wirtschaftskraft allerdings nur andeutungsweise erfaßt werden. Überzeugend widerspiegeln die Fotografien Martin Höhligs die Bedeutung Berlins als Kunst- und Kulturmetropole. Von den ungefähr dreißig täglich in Berlin spielenden Theatern wurden einige von Intendanten von Weltgeltung geleitete Bühnen wirkungsvoll ins Licht gesetzt, so das Staatliche Schauspielhaus (Leopold Jessner), das Theater am Nollendorfplatz (Erwin Piscator), die Komödie am Kurfürstendamm (Max Reinhardt) und der Admiralspalast (Herman Haller). Neben diesen großen Bühnen dokumentiert Martin Höhlig aber auch die Mannigfaltigkeit des kulturellen Lebens. So schenkt er dem Aufkommen vielfältiger Kleinkunstbühnen seine besondere Aufmerksamkeit. Er zeigt, wie das Kabarett, der Jazz und der Swing auf breiter Basis Einzug in das Berliner Kultur- und Nachtleben hielten. Aber auch die große Zeit des Kinos wird umfassend dargestellt. Das Kino übte zumindest bis zur Weltwirtschaftskrise eine gewaltige Anziehungskraft aus. Allein sechs der im Buch abgebildeten dreizehn Filmpaläste, verfügten über jeweils ca. 2000 Zuschauerplätze. Weiterhin wird uns ein Eindruck dessen vermittelt, welche Faszination der Zirkus in seiner Blütezeit auf ein breites Publikum ausübte. Krone, Busch, Sarrasani und Hagenbeck zogen die Zuschauer magisch in ihren Bann. Etwas zu kurz kommt die Darstellung der Entwicklung von Technik und Verkehr in dieser Zeit. Sie bleibt auf die Abbildung einiger weniger, dafür umso gelungener Bahnhöfe, Betriebshöfe, einer Straßenbahn und Straßenbahnhaltestellen beschränkt. Insgesamt vermittelt Martin Höhlig ein umfassendes, vielfältiges, eindrucksvolles Bild der Weltstadtjahre Berlins, das dem Betrachter diese Epoche näher bringen kann. Es erfüllt den Herausgeber mit Freude, mit diesem Bildband den Fotografen Martin Höhlig anläßlich seines 70. Todestages dem Dunkel der Geschichte zu entrücken und ihn in das ihm gebührende Licht zu stellen, denn »Das Licht ist der objektivste Zeuge«. Er wird hiermit als ein bedeutender Chronist der Weltstadtjahre Berlins und als ein Hauptvertreter der Fotografie der »Neuen Sachlichkeit« geehrt. Den Rezipienten dieses Bandes wünscht der Herausgeber Aufmerksamkeit, Genuß und Nachdenken beim Betrachten der Fotografien.

"Das Licht ist der objektivste Zeuge." Diese Aussage formulierte der Ausnahmenaturforscher und Physik-Nobelpreisträger Albert Einstein am 13.11.1921 unter einem Porträtfoto seiner Person. Das Foto wurde durch den Lichtbildner Martin Höhlig aufgenommen. Der Abzug mit der Widmung Einsteins war ein Belegexemplar für das Archiv des Fotografen. Neben der Danksagung für die gelungene, ausdrucksvolle Arbeit spricht Einstein hiermit gleichzeitig ein Kernthema der Fotografie an, nämlich die Funktion des Lichts im fotografischen Schaffensprozeß. Das Licht wurde mit der rasanten Weiterentwicklung der Fotografie nach dem Ersten Weltkrieg zum wichtigsten und grundlegendsten Faktor in der gestalterischen Tätigkeit des Fotografen.
Die Einsteinsche Feststellung ist Omen und wurde zugleich Credo für die kurze, aber hochintensive Schaffensperiode des Fotografen Martin Höhlig. Er verstand es in hervorragender Weise, das Licht zu gestalten und auf seine einzigartigen Fotos zu bannen. Dabei verband er solide handwerkliche Fähigkeiten, die er sich im Laufe seines Berufslebens angeeignet hatte, mit seiner künstlerischen Intuition und gesellschaftlichen Visionen. Als Ergebnis der Hauptphase seiner künstlerischen kreativen Tätigkeit im Zeitraum von 1925 bis 1932 werden im vorliegenden Bildband 275 Arbeiten des nächtlichen Berlins vorgestellt. Sie umfassen kaleidoskopisch das Stadtbild der Reichshauptstadt und bilden ein in sich geschlossenes Werk sowie ein einzigartiges sozialdokumentarisches Zeugnis dieser Zeit. Über den Fotografen Martin Höhlig war bisher wenig bekannt. Viele seiner Arbeiten wurden in namhaften Publikationen mit dem Hinweis auf einen unbekannten Fotografen veröffentlicht. Aufgrund der fehlenden Fotografenstempel konnte in diesen Fällen die Urheberschaft nicht zugeordnet werden.
Geboren wurde Martin Höhlig am 2. April 1882 im sächsischen Zwickau. Es ist anzunehmen, daß er eine Lehre als Lichtbildner absolvierte und sich in Ateliers namhafter Fotografen seine ausgezeichneten handwerklichen Fähigkeiten aneignete. Schwerpunkt seiner frühen beruflichen Tätigkeit war die traditionelle Porträtfotografie, die Haupterwerbsquelle der Fotografen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Weiterhin verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit der Herstellung von fotografischen Vorlagen für Postkarten. Der Porträtfotografie blieb er zeitlebens treu. Albert Einstein wurde von ihm ein weiteres Mal im März 1923 für das Gesellschaftsmagazin "Vanity Fair" porträtiert. Darüber hinaus fertigte er Porträts anderer Geistesgrößen jüdischer Herkunft, zum Beispiel vom Psychiater und Schriftsteller Sigmund Freud und von dem prominenten Rechtsanwalt und Dramatiker Erich Frey. Der bekannte havelländische Maler Karl Hagemeister stand ebenfalls vor seiner Kamera. Er lichtete Größen des politischen Lebens des Kaiserreichs und der Weimarer Republik ab, so Kaiser Wilhelm II. im Doorner Exil, den Reichspräsidenten Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und Generalfeldmarschall August von Mackensen.
Um 1920 gründete Martin Höhlig ein eigenes Atelier in unmittelbarer Nähe des Potsdamer Platzes, in der Bellevuestraße 21. In derselben Straße hatte auch der prominente Fotograf Nicola Perscheid sein Atelier. Die noble, exponierte Lage des Ateliers und seine hervorragenden Kontakte zu bekannten Persönlichkeiten des gesellschaftlichen Lebens weisen ihn als Fotografen der oberen Gesellschaftsschicht aus.
Grundlegende Veränderungen in der Gesellschaft, insbesondere auch auf dem Gebiet der Kunst, auf die noch näher einzugehen sein wird, prägten den künstlerischen Werdegang von Martin Höhlig entscheidend. Er entwickelte sich zu einem Hauptvertreter der Fotografie der "Neuen Sachlichkeit". Von dieser Stilrichtung maßgeblich befördert, hat er sie selbst nachhaltig und in exponierter Weise mitgestaltet und beeinflußt.

Erscheinungsdatum
Zusatzinfo Schwarz-Weiß-Photographien
Verlagsort Jena & Quedlinburg
Sprache deutsch
Maße 210 x 297 mm
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Fotokunst
Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Schlagworte Berliner Bahnhöfe, Straßenbahn und Straßenbahnhalt • Berliner Bahnhöfe, Straßenbahn und Straßenbahnhaltestellen, Betriebshöfe • Berliner Baudenkmale • Berliner Kaufhäuser • Berliner Kinos • Berliner Restaurants • Goldene Zwanziger • Jüdisches Leben • Weltstadt Berlin
ISBN-10 3-942115-86-7 / 3942115867
ISBN-13 978-3-942115-86-5 / 9783942115865
Zustand Neuware
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