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Stress und Stressbewältigung in pädagogischen Berufen

(Autor)

Buch | Softcover
92 Seiten
2019
Diplomica Verlag
978-3-96146-694-8 (ISBN)
39,99 inkl. MwSt
Es gehört zum guten Ton, keine Zeit zu haben, mit dem Terminkalender zu prahlen, belastet, überfordert, kurz: im Stress zu sein.
Stress scheint allgegenwärtig und auf penetrante Art beliebig. Ursprünglich benutzt, um die Reaktion eines Tieres in Gefahrensituationen zu beschreiben, dient er nun als Charakterisierung eines Zustandes dauernder und belastender Konfliktsituationen. Das Problem: Wir reagieren körperlich genauso wie unsere Vorfahren. Durch eine Vielzahl chemischer Reaktionen wird der Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Allerdings sind heutzutage keine Bären oder Säbelzahntiger mehr notwendig, um diese Reaktionen auszulösen. Dauerstressoren wie ein zu voller Terminkalender, andauernde Über- oder Unterforderung sowie Reizüberflutung, versetzen unseren Körper immer öfter in Alarmbereitschaft.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt Stress zu einer der größten Gefahren für das menschliche Wohlergehen.
Vor allem Erzieher, Lehrer, Sozialarbeiter, Heilpädagogen, Therapeuten und Angehörige/Mitglieder ähnlicher Berufsgruppen in pädagogischen und psychosozialen Arbeitsfeldern sind oftmals mit der Realität ihres Berufes überfordert. Sie fühlen sich "gestresst", "ausgebrannt", erschöpft, ohne Energie, ohne Impulse. Aufgrund von Konfliktsituationen, Enttäuschungen und Überforderung schlägt die anfängliche Motivation nicht selten in Resignation und Depression um.

Textprobe:
Kapitel 2.3 Stresserleben:
2.3.1 Das transaktionale Stressmodell nach Richard S. Lazarus:
Seit den sechziger Jahren wird die kognitiv-transaktionale Stresstheorie vom amerikanischen Emotionsforscher Richard S. Lazarus vertreten. Lazarus hat sich ebenfalls gezielt mit dem Phänomen "Stress" beschäftigt. Seine Forschungsansätze beruhen dabei in einzelnen Aspekten auf Erkenntnissen von Selye, allerdings hat er auch neue Gesichtspunkte in die Stressforschung eingebracht. Sein besonderes Interesse galt dabei kognitiven Bewertungsprozessen, die das subjektive Stresserleben maßgeblich beeinflussen.
Diese kognitiven Komponenten sind gleichzeitig Stützpfeiler für das von Lazarus entwickelte "Transaktionale Stressmodell", welches ich nun vorstellen möchte.
Laut der kognitiven Stresstheorie von Lazarus & Folkman (1984) ist psychologischer Stress "eine besondere Beziehung zwischen der Person und der Umwelt, die vom Individuum als etwas bewertet wird, was seine Ressourcen beansprucht oder überfordert und sein Wohlbefinden gefährdet" (Kaufmännische Krankenkasse, 2006, S. 96). Stress kann somit nicht objektiv definiert werden; erst wenn ein Individuum eine Situation subjektiv als stressig einstuft, im Sinne einer kognitiven Einschätzung oder Bewertung, ist tatsächlich ein Stresszustand vorhanden. Es ist also entscheidend, wie jemand die Umwelt wahrnimmt und die jeweilige Situation bewertet (vgl. Schmid, 2003, S. 53 f.). Als Basis jeder Situationsbewertung werden persönliche "Sollwerte" betrachtet. Darunter versteht man die individuell unterschiedlich stark ausgeprägten Grundbedürfnisse, wie z.B. das Bedürfnis nach Liebe und Zugehörigkeit, nach Autonomie und Selbstverwirklichung, aber auch Erwartungshaltungen sich selbst gegenüber, wie Ansprüche an das eigene Leistungs- und Sozialverhalten (vgl. Kaufmännische Krankenkasse, 2006, S. 96). Laut Lazarus u. Folkman (1984) entsteht Stress, wenn das persönliche Wohlbefinden durch eine zu starke Abweichung von den individuellen Sollwerten gefährdet erscheint (vgl. ebd. S. 96).
Stresswahrnehmung und Stressverarbeitung stellen demnach Informationsprozesse dar, die kognitive Bewertungen, Handlungen und Gefühle mit sich führen.
Kognitive Bewertungen dienen der kontinuierlichen Überprüfung der Umweltgegebenheiten und ob diese bedeutsam für das persönliche Wohlbefinden sind. Handlungen sind notwendig für die Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung dieses Wohlbefindens, und Gefühle werden als Begleit- und Folgeerscheinungen der subjektiven Einschätzung erlebt (vgl. Kramis-Aebischer, 1995, S. 33). Die Bewertungsprozesse lassen sich modellhaft in drei verschiedene Arten der Einschätzung einteilen, in die primäre Bewertung, die sekundäre Bewertung und die Neubewertung.
1. Primäre Bewertung:
Bei der primären Bewertung wird im Hinblick auf das persönliche Wohlbefinden entschieden, ob ein Reiz als neutral, positiv oder stresshaft empfunden wird. Wird ein Reiz neutral empfunden, hat das Ereignis keine Auswirkungen auf das Wohlbefinden des Betroffenen und es entsteht kein Stress.
Fällt ein Ereignis in die Kategorie "positiv", wird es als Zeichen der Sicherheit oder als Hinweis auf eine günstige Lage der Dinge gedeutet. Die betroffene Person kann sich entspannen und ihre Aufmerksamkeit auf anderes lenken (vgl. Kramis-Aebischer, 1995, S. 33).
Diese erste Phase beschreibt somit die eigentliche erlebnispsychologische Komponente von Stress. Wird der Reiz als stresshaft erlebt, erfolgt subjektiv eine weitere Differenzierung in drei Kategorien stressbezogener Kognitionen. Zum einen in die Kategorie Schaden bzw. Verlust, zum anderen in die Kategorie Bedrohung und zuletzt in die Kategorie Herausforderung.
- Schaden/Verlust:
Das Individuum nimmt eine schon eingetretene Schädigung wahr. Hierbei kann es sich beispielsweise um eine fortwährend unrealisierbare kurz- oder langfristige Motivation, ein erschüttertes Selbst- und Weltbild, eine Störung des Selbstwertg

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 163 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Altenpflege • Coping • Entspannungstechnik • Lehrer • Pädagogik • Psychische Belastung • Richard S. Lazarus • Stress • Stress-Adaptionsmodell • Stressbewältigung • Stressreaktion • Stresstypen
ISBN-10 3-96146-694-7 / 3961466947
ISBN-13 978-3-96146-694-8 / 9783961466948
Zustand Neuware
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