Die Stille nach der Schlacht - Gerd Kramer

Die Stille nach der Schlacht

Fallschirmjäger auf Krad

(Autor)

Buch
291 Seiten
2019
EPEE Edition (Verlag)
978-3-943288-67-4 (ISBN)
22,90 inkl. MwSt
Gerd Kramer, der Autor und Initiator des Projekts Fallschirmjäger auf Krad, unternimmt jedes Jahr mit seinem Oldtimer-Krad eine Fahrt zu Gedenkstätten und Soldatenfriedhöfen des 1. und 2. Weltkrieges in ganz Europa, um zu gedenken und Kränze niederzulegen. So erweist er den Gefallenen seine Ehre und richtet den Blick der Öffentlichkeit nicht nur auf die bekannten Plätze der Ehrendenkmäler, sondern auch auf Grabstätten, die bereits in den Erinnerungen verblassen.

Dieses Buch ist gefüllt mit Reiseberichten, unzähligen Bildern aus früheren Zeiten und von aktuellen Fahrten des Autors. Doch es ist keine simple Dokumentation einer intensiven Reise in die Vergangenheit von uns Deutschen. Es liefert vielmehr auch zu allen besuchten Orten sachliche, auf den Punkt gebrachte Fakten und deren jeweiligen Einbindung in das damalige Kriegsgeschehen. So entsteht für den Leser ein genaues Bild von ehemaligen Schlachtfeldern der beiden Weltkriege, bis hin zu den Gräbern gefallener Soldaten vieler Nationen.

Der ehemalige Fallschirmjäger Gerd Kramer möchte, bewusst völlig unpolitisch, unsere Gedenkkultur erhalten, die – auch durch die heutige Generation, welche zum Glück ohne Kriegserfahrungen aufgewachsen ist – immer mehr an Bedeutung verliert. Und so trifft man ihn an unscheinbaren Plätzen in der Natur, wie auch mitten im Trubel am Triumph-Bogen in Paris, um seinen Kranz niederzulegen.

Das Buch ist aufgeteilt in Fakten zu den besuchten Orten und meine Erlebnisse, bzw. meine persönlichen Eindrücke, die ich unterwegs gesammelt habe. Dazu kommen Gespräche mit Anwohnern und Besuchern der Soldatenfriedhöfe und Gedenkstätten. Alle Fakten in diesem Buch wurden sorgfältig zusammengetragen. Widersprüchliche Angaben wurden alle für einen Vergleich mit aufgenommen, um der Realität möglichst nahe zu kommen. Trotzdem ist eine hundertprozentige Wahrheitsfindung nie möglich, denn Aussagen von Zeitzeugen sind zum Beispiel sehr subjektive Ansichten zum Geschehen oder zeichnen durch Wut und Verzweiflung ein verzerrtes Bild der Realität. Alle Daten zu Gräbern oder Gefallenen sind so aktuell wie möglich, aber da auf ehemaligen Schlachtfeldern noch immer Tote gefunden und diese zu den Sammelfriedhöfen gebracht werden, können die Zahlen nie ganz genau sein. Durch Bauarbeiten oder Bombensuche werden oft Soldaten, die damals in Schützengräben oder kleineren Stellungen fielen und einfach zugeschaufelt wurden, gefunden. So wurde zum Beispiel Ende 2018 ein Massengrab bei Stalingrad (heute Wolgograd) durch Zufall geöffnet. Diese Tatsache veranschaulicht, wie wenig ein Menschenleben damals wert war. Ebenso werden in diesem Buch Inschriften von Gedenktafeln wiedergegeben, auch wenn diese nachweislich unpassend formuliert sind. Die offiziellen Geschichtsdaten in diesem Buch sind objektiv, also ohne persönliche Meinung, ohne Anklage oder Entschuldigung aufgelistet. Die Gefallenen sind Menschen und keine Nummern! Jeder von ihnen wollte leben, hoffte auf eine bessere Zukunft, hatte Träume und Wünsche, wie wir heute auch. Die sachlichen Zahlen und Fakten sollen nicht kaltherzig klingen, sondern liefern nötige Informationen, um besser über die Geschehnisse an diesen Orten zu berichten. Ich sehe es als ein kleines Geschichtsbuch für einen groben Überblick und auch als ein Zeichen für die Zukunft, damit Menschen besser informiert werden und diese Kriege erst gar nicht geschehen lassen. Gräueltaten Einzelner oder von Gruppen, bis hin zu Kompanien und hohen Vorgesetzten, sind immer zu verurteilen und werden nicht vergessen, wie auch nicht vergessen wird, wer in die Kriege gehetzt hat, wer daraus finanzielle Vorteile zog und noch heute zieht. [...]

[...] Heilbronn - Rheinwiesenlager Obwohl Heilbronn am Neckar liegt, spricht man von diesem Gefangenenlager auch als Rheinwiesenlager. Die Alliierten transportierten gegen Ende des 2. Weltkrieges ihre gefangenen deutschen Soldaten in große Sammellager. Etwa 3,4 Millionen Soldaten gerieten bis zur Kapitulation am 8. Mai 1945 in Gefangenschaft und wurden in großen Lagern zusammengefasst. Offiziell gab es 23 Lager, die als Rheinwiesenlager bezeichnet worden sind. Es gab noch viel mehr Gefangenenlager, aber die genaue Zahl ist nicht bekannt und wurde auch nicht dokumentiert. Die Gefangenen mussten meist ohne Schutz unter freiem Himmel campieren, da oft keine Unterkünfte gebaut oder verwendet wurden. Mit leeren Konservendosen gruben sich die Soldaten Erdlöcher, um wenigstens eine etwas geschützte Schlafmöglichkeit zu haben. Da der April 1945 sehr regnerisch war, verschlammten die Lager sehr schnell und die Erdlöcher liefen voller Regenwasser. Die Soldaten mussten mit nasser Kleidung im Lager herumlaufen, um sich warm zu halten. Die hygienischen Umstände waren katastrophal. Als Abort haben die Amerikaner mit Bulldozern Gruben ausheben lassen, die aber nicht gesichert waren. Es waren keine Sitzbalken oder Ähnliches vorhanden. Wer in die Grube fiel, ertrank im wahrsten Sinne in Fäkalien. Keiner der Gefangenen wurde registriert, somit gibt es auch keine Belegungszahlen und keine Zahlen von toten Gefangenen. Offiziell sind etwa 10.000 Soldaten in den Rheinwiesenlagern umgekommen, inoffiziell spricht man von bis zu einer Millionen Gefangenen, die an Hunger, Krankheit und durch Schussverletzungen ihr Leben verloren haben. Im Frühjahr 1945 errichtete die amerikanische Armee im Heilbronner Stadtteil Böckingen zwei Gefangenenlager, die in unmittelbarer Nähe zueinander lagen. Die Gesamtfläche betrug 270 Hektar, und etwa 140.000 Kriegsgefangene befanden sich Anfang Juni 1945 dort. Ein Lagerteil wurde bereits Ende Juli 1945 geschlossen. Der andere Lagerteil wurde bis 1947 als Durchgangslager genutzt. 1947 wurde das Lager den deutschen Behörden übergeben, die es als Internierungslager für den Entnazifizierungsprozess genutzt haben. 1948 wurde es zur Lagersiedlung, unter Einbeziehung der vorhandenen Baracken, für wohnungslose Zivilisten. 1961 wurde das Lager dann abgerissen und überbaut sowie von den Eigentümern wieder als Ackerland genutzt. Es ist bei Strafe untersagt, auf den Geländen der ehemaligen Rheinwiesenlager zu graben oder mit Sonden die Gebiete ab zusuchen, um zum Beispiel Soldatenschicksale aufzuklären. Selbst der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge darf dort keine Nachforschungen anstellen. Die Lager wurden zu Gedenkstätten erklärt, doch ist der Landwirtschaft eine Nutzung erlaubt. So finden sich nach dem Pflügen ab und zu Erkennungsmarken oder Gebrauchsgegenstände. ** Die Suche nach einem Ehrenmal kam mir unendlich vor. Ständig fragte ich unterwegs Leute, und nur grob konnte man mir Richtungen geben. Am Fluss, dem Neckar, suchte ich dann vergeblich nach irgendwelchen Anzeichen und auch Bewohner in der Nähe wussten von nichts. Ein paar ältere Leute berichteten von den Lagern, aber wo ein Stein oder gar Ehrenmal stehen könnte, wusste auch wieder niemand. In der Nähe eines Sportzentrums fand ich dann einen Stein mit der Inschrift „Unseren Toten“, jedoch ohne weitere Angaben. [...]

Erscheinungsdatum
Verlagsort Kehl
Sprache deutsch
Maße 148 x 210 mm
Einbandart Paperback
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik
Geschichte Teilgebiete der Geschichte Militärgeschichte
Schlagworte 1. Weltkrieg • 2. Weltkrieg • Ehrendenkmäler • Europa • Fallschirmjäger • Friedensprojekt • FschJg-auf-Krad • Gedenken • Gefallene • Kranzniederlegung • Militär • Oldtimer Krad • Operationen • Schlacht • Schlachtfelder • Soldaten • Soldatenfriedhöfe
ISBN-10 3-943288-67-6 / 3943288676
ISBN-13 978-3-943288-67-4 / 9783943288674
Zustand Neuware
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