Louis Soutter, sehr wahrscheinlich - Michel Layaz

Louis Soutter, sehr wahrscheinlich

Roman

(Autor)

Buch
248 Seiten
2020
brotsuppe (Verlag)
978-3-03867-024-7 (ISBN)
26,00 inkl. MwSt
Wer war Louis Soutter? Vielen Menschen, die heute eine seiner Fingerzeichnungen zu Gesicht bekommen, ist diese archaisch anmutende Handschrift, die etwas Tiefes in uns berührt, nicht ganz unbekannt. Sie ist einzigartig, unverkennbar. Tatsächlich gehört Louis Soutter, der einen grossen Teil seines Lebens als Insasse in einem Altersheim verbrachte, heute zu den Künstlern, die weit über die Grenzen der Schweiz hinaus Anerkennung gefunden haben.
Zu seinen Lebzeiten jedoch eckte der hochbegabte Louis Soutter überall an. Er hätte eine Karriere als Geiger machen können, er war eine Weile Vorsteher der Kunstabteilung des Colorado Spring Colleges in den USA, er hatte einen berühmten Cousin, Le Corbusier, der früh sein zeichnerisches Talent erkannte – doch hochempfindlich und zugleich hochintelligent wie er war, vermochte sich Louis Soutter den starren Normen der bürgerlichen Gesellschaft, in die er 1871 hineingeboren wurde, nie anzupassen.
Und die Gesellschaft war hilflos und hart: Solche Leute wurden eingesperrt, in Heimen, nicht in Gefängnissen, was aber beinahe aufs selbe hinauslief. Adolf Wölfli und Robert Walser teilten dieses Schicksal.
Mit grosser Behutsamkeit zeichnet Michel Layaz das Lebensdrama dieses ungewöhnlichen Menschen nach. Er bringt ihn uns nahe, ohne ihm zu nahe zu treten, er hat zwischen poetischer Freiheit und biografischer Faktentreue eine Sprache gefunden, in der Louis Soutter etwas von dem zuteil wird, was ihm sein Leben lang schmerzlich gefehlt hat: einfühlsame Anerkennung.
Der Roman wurde 2017 mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet.
Übersetzt aus dem Französischen hat Yla M. von Dach aus Biel/Bienne und Paris.

Michel Layaz, geboren 1963 in Fribourg, lebt in Lausanne und Paris. Seit 1993 hat er in regelmäßiger Folge Romane und Erzählungen veröffentlicht. Darunter Les larmes de ma mère (2003), ausgezeichnet mit dem Prix Dentan, Cher Boniface (2009), Les deux soeurs (2011), Le Tapis de course (2013) und Louis Soutter, probablement (2016), für den er 2017 den Schweizer Literaturpreis erhielt, alle bei Editions Zoé erschienen. Er gilt als einer der wichtigsten Westschweizer Autoren seiner Generation. Mit Louis Sout­ter sehr wahrscheinlich erscheint im verlag die brotsuppe der dritte von Yla M. von Dach ins Deutsche übertragene Roman, nach Die fröhliche Moritat von der Bleibe (La joyeuse complainte de l’idiot) 2014 und Auf dem Laufband (Le Tapis de course) 2017.

Yla M. von Dach lebt als freischaffende Autorin und literarische Übersetzerin in Biel und Paris. Sie hat zahlreiche Westschweizer Autorinnen und Autoren (Sylviane Chatelain, François Debluë, Alexandre Voisard, Marie-Claire Dewarrat, Sandrine Fabbri, Michel Layaz, Henri Roorda, Marius Daniel Popescu, Antoinette Rychner) sowie Lyrik und dramatische Texte übersetzt. Eigene Veröffentlichungen: Geschichten vom Fräulein, Niemands Tage-Buch (Prosa), PhiloZoo (Verse). Ende 2019 erschien im verlag die brotsuppe ihr jüngster Prosatext Das Konterfei – Eine Welt in Spiegelsplittern.

Leseprobe. In weniger als fünfzehn Jahren hatte Louis ein graphisches Oeuvre geschaffen, das zu den eindrücklichsten des zwanzigsten Jahrhunderts gehört. Er hatte das Beste gezeichnet, was er zeichnen konnte, aber dieses Beste war nicht ausgeschöpft, es wollte erneuert, über das Leiden und die Bezauberung hinausgetrieben werden. Andere Konstellationen, an deren Jungfräulichkeit es zu rühren galt, andere Territorien, in denen man sich verirren konnte, Zeichnen und Leben in inniger Verbindung, nicht mehr zu trennen, von ein und derselben Substanz, ein und demselben Atem, und bis zum Tod. Louis richtete sich auf, trat wieder ans Fenster. Die Nacht kühlte sich nur wenig ab und sein Bewusstsein wurde kaum klarer. Er griff nach dem Buch, das auf dem Tisch lag, strich über den Umschlag, wiederholte für sich den Titel, skandierte ihn, jede Silbe von der anderen trennend: Si le soleil ne revenait pas. Henry-Louis Mermod, Ramuz’ Schweizer Verleger, hatte Louis dazu angeregt es zu illustrieren. Wenn Sie mir eine goldene Feder schenken, hatte Louis, den Kopf leicht rückwärts geneigt, mit einem Blick von unten herauf geantwortet. Das war im April dieses Jahres gewesen, ein paar Wochen nach der Ausstellung, die während zehn Tagen in der Galerie Vallotton gezeigt worden war. Mermod, wohlhabender Dandy, liebevoller Ästhet, hatte, weil er sich von der Kunst gern verunsichern liess, mehrere Zeichnungen gekauft, sein Auge hatte wohl bemerkt, welche Leuchtkraft aus Glut und Leidenschaft die ausgestellten Werke beseelte.

Erscheinungsdatum
Mitarbeit Cover Design: Ursi Anna Aeschbacher
Übersetzer Yla M. von Dach
Zusatzinfo Détail aus Si le soleil me revenait, Fingerzeichnung, 1937/1942, Louis Soutter
Verlagsort Biel/Bienne
Sprache deutsch
Original-Titel Louis Soutter, probablement
Maße 123 x 195 mm
Gewicht 348 g
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte Anfang 20. Jahrhundert • ins Heim abgeschoben • Louis Soutter • Maler
ISBN-10 3-03867-024-3 / 3038670243
ISBN-13 978-3-03867-024-7 / 9783038670247
Zustand Neuware
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