Die Wahnsinnige

**** 1 Bewertung

Buch | Hardcover
207 Seiten
2020 | Erste Auflage
DuMont (Verlag)
978-3-8321-8127-7 (ISBN)
20,00 inkl. MwSt
Spanien, 1503: In der Festung La Mota soll Johanna von Kastilien endlich zur Vernunft kommen. Zu viel steht für ihre Mutter, Isabella die Katholische, auf dem Spiel.

Die Königin regiert das Land mit unerbittlicher Härte, sie hat die Mauren vertrieben und lässt Tausende als Ungläubige auf den Scheiterhaufen der Inquisition verbrennen. Sie kann ihr Reich nicht in die Hände einer Tochter geben, die nicht betet, nicht beichtet und der Macht nichts bedeutet.

Johanna will nicht über andere herrschen. Alles, was sie will, ist, über sich selbst zu bestimmen. Aber das scheint eine Freiheit zu sein, die nur Männern vorbehalten ist.

Als sie mit Philipp dem Schönen ins ferne Flandern verheiratet wird, sieht es für einen Moment so aus, als sei das Unwahrscheinliche möglich: ein Leben in Liebe in einer Welt aus Verrat.

Doch auch als sich diese Hoffnung nicht erfüllt, hält Johanna unbeirrbar an dem fest, was alle um sie herum für Wahnsinn halten – dem unerhörten Wunsch, dass die Welt anders sein könnte als sie ist.

Alexa Hennig von Lange, geboren 1973, wurde mit ihrem Debütroman ›Relax‹ 1997 zu einer der erfolgreichsten Autorinnen ihrer Generation. Es folgten zahlreiche weitere Romane, Erzählungen, Theaterstücke und Jugendbücher. 2002 wurde Alexa Hennig von Lange mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Bei DuMont erschienen die Romane ›Risiko‹ (2007), ›Peace‹ (2009), ›Kampfsterne‹ (2018) und ›Die Weihnachtsgeschwister‹ (2019). Die Schriftstellerin lebt mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern in

Vor dem historischen Hintergrund der Biografie von Johanna der Wahnsinnigen stellt Alexa Hennig von Lange eine sehr moderne Frage: Wie können wir die werden, die wir sind, wenn das nicht für uns vorgesehen ist? Der Kampf um Selbstermächtigung einer Frau – und die Macht über einen halben Kontinent. Frauen und Macht – ein Thema so alt wie das Patriarchat.

Erscheinungsdatum
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Maße 134 x 208 mm
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Historische Romane
Geschichte Allgemeine Geschichte Mittelalter
Schlagworte Alexa • Aragón • Aragón • Christopher Kolumbus • die Weihnachtsgeschwister • Europäische Geschichte • Europäische Geschichte • ferdinand von Aragón • ferdinand von Aragón • Flandern • Habsburg • Hennig • Historischer Roman • infantin • Inquisition • Isabella von Kastilien • Johanna die Wahnsinnige • Juana la Loca • Kampfsterne • Kastilien • Katholisch • Königin • Königin • Lange • Léon • Léon • Mittelalter • Peace • Philipp der Schöne • Philipp der Schöne • Relax • Renaissance • Risiko • Roman • Seefahrt • Spanische Geschichte • spanische Königin • spanische Königin • spanischer Hof • Spanisches Königreich • Spanisches Königshaus • Spanisches Königreich • Spanisches Königshaus • trastámara • trastámara • Weltmacht
ISBN-10 3-8321-8127-X / 383218127X
ISBN-13 978-3-8321-8127-7 / 9783832181277
Zustand Neuware
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4 Portrait einer „Wahnsinnigen“

von , am 29.08.2020

„Die Wahnsinnige“ ist das Porträt einer jungen Frau, die gegen die Welt und sich selbst kämpft. Damit ist das Buch eher philosophisch und gesellschaftskritisch, als historisch.
Der Satz, der, meiner Meinung nach, den Kern des Buches trifft, steht ganz hinten. Nicht nur am Ende der Geschichte, sondern im letzten Absatz des Nachwortes. Die Autorin schreibt dort die Protagonistin, Johanna die Wahnsinnige, sei „eine junge Frau, die erfahren möchte, wer sie ist und wer sie sein kann, die aber von einer Welt umgeben ist, die das für sie immer schon festlegen will. Einer Welt, die auf Liebe mit Macht antwortet, auf Fülle mit Ausbeutung, auf Verletzlichkeit mit Härte und auf Freiheit mit Festsetzung. […] Ist der Mensch wahnsinnig, der dagegen aufbegehrt, oder sind es die Verhältnisse?“ (S.208)
Ist Johanna wahnsinnig? Diese Frage steht von Anfang bis Ende der Geschichte im Raum. Ich habe bis zum Schluss keine Antwort gefunden. Ich kann noch nicht einmal sagen, ob die Protagonistin mir sympathisch ist oder nicht. Im einen Moment halte ich sie für mitfühlend, zu großherzig für die Welt, zu vertrauensselig und verträumt. Ich wünsche ihr, dass sie echt Zuneigung erfährt und herausfindet, wer sie sein will. Im nächsten Moment ist sie arrogant, verwöhnt, gemein und so dumm, dass ich sie an den Schultern packen und schütteln will. Dabei erlaubt es mir das Buch bis zu einem gewissen Grad ihre Situation nachzufühlen. Wenn sie von einer potenziellen Intrige erfährt, weiß auch ich als Leser nicht, ob diese echt ist oder nur eine weitere Falle. Wenn sie sich jemand anvertraut, weiß auch ich nicht, ob dieser Mensch ihr Vertrauen verdient oder sie verrate wird. So bekomme ich ein Gefühl für die kalte Welt durch die Johanna planlos schwankt und von der sie sich immer wieder verunsichern lässt
Dann stellt sich mir, wie die Autorin schreibt, auch die Frage, ob nicht die Welt selbst verrückt ist. Das Buch ist nicht wirklich ein historischer Roman. Es werden keine langen Schlachten beschrieben, politische Allianzen nur in Nebensätzen geschlossen, gesellschaftliche und wirtschaftliche Begebenheiten nur nebenbei erwähnt. Aber es kommt dabei doch heraus, dass es eine extreme Zeit war zu der Johanna lebte: In Spanien verbrannten schon wegen Kleinigkeiten Menschen auf dem Scheiterhaufen, Columbus entdeckte neue Welten und brachte so über die dort lebenden Völker eine fremde Herrschaft, Könige nutzten sich gegenseitig aus, schlossen Frieden nur um im selben Moment erneutes Morden zu beginnen. Ist das nicht Wahnsinn?
Und sind nicht auch die Menschen wahnsinnig, die Johanna umgeben und sie formen wollen? Ihre kaltherzige Mutter, die sie verurteilt und gleichzeitig zu lieben vorgibt? Ihr Ehemann, der ihr Liebe und Treue schwört bevor er sie hintergeht und erniedrigt. Der Priester, der sich um ihr Seelenheil sorgt und dabei zuallererst sein eigenes Leben retten will? Die Dienerinnen, die ebenso Vertraute wie Feindinnen sind?
„Ist der Mensch wahnsinnig, der dagegen aufbegehrt, oder sind es die Verhältnisse?“ – ich habe keine Antwort auf diese Frage gefunden, aber mir hat die Lektüre sehr gefallen. Sie hat mir neue Ideen in den Kopf gesetzt, mir einen neuen Blick auf die Welt gezeigt und mir vor allem auch das spannende Leben von Johanna der Wahnsinnigen näher gebracht – eine historische Figur, von der ich bisher kaum mehr als den Namen kannte.
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