Das Prachtboot

Wie Deutsche die Kunstschätze der Südsee raubten

***** 1 Bewertung

(Autor)

Buch | Hardcover
240 Seiten
2021 | 2. Auflage
S. Fischer (Verlag)
978-3-10-397036-4 (ISBN)
21,00 inkl. MwSt
lt;p>Koloniale Raubkunst in deutschen Museen: die Wahrheit über das Prachtboot von der Insel Luf. Neben Denkmälern und Straßennamen zeugen zauberhafte Museumsobjekte von den einstigen Kolonien - doch wie sind sie zu uns gekommen und woher stammen sie? Götz Aly deckt auf, dass es sich in den allermeisten Fällen um koloniale Raubkunst handelt, und erzählt, wie brutal deutsche Händler, Abenteurer und Ethnologen in der Südsee auf Raubzug gingen. So auch auf der Insel Luf: Dort zerstörten sie Hütten und Boote und rotteten die Bewohner fast vollständig aus. 1902 rissen Hamburger Kaufleute das letzte, von den Überlebenden kunstvoll geschaffene, hochseetüchtige Auslegerboot an sich. Heute ziert das weltweit einmalige Prachtstück das Entree des Berliner Humboldt Forums.
Götz Aly dokumentiert die Gewalt, Zerstörungswut und Gier, mit der deutsche »Strafexpeditionen« über die kulturellen Schätze herfielen. Das Publikum sollte und soll sie bestaunen - aber bis heute möglichst wenig vom Leid der ausgeraubten Völker erfahren. Ein wichtiger Beitrag zur Debatte über Raubkunst, Kolonialismus und Rassismus und zugleich ein erschütterndes Stück deutscher Geschichte.
»Was für ein Buch! Was für Erkenntnisse!«
Bénédicte Savoy

Götz Aly ist Historiker und Journalist. Er arbeitete für die »taz«, die »Berliner Zeitung« und als Gastprofessor. Seine Bücher werden in viele Sprachen übersetzt. 2002 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis, 2003 den Marion-Samuel-Preis, 2012 den Ludwig-Börne-Preis. Bei S. Fischer erschienen von ihm u.a. 2011 »Warum die Deutschen? Warum die Juden? Gleichheit, Neid und Rassenhass 1800-1933« sowie 2013 »Die Belasteten. ›Euthanasie‹ 1939-1945. Eine Gesellschaftsgeschichte«. Im Februar 2017 erschien seine große Studie über die europäische Geschichte von Antisemitismus und Holocaust »Europa gegen die Juden 1880–1945«. Für dieses Buch erhielt er 2018 den Geschwister-Scholl-Preis.Literaturpreise:Heinrich-Mann-Preis für Essayistik der Akademie der Künste Berlin 2002Marion-Samuel-Preis 2003Bundesverdienstkreuz am Bande 2007National Jewish Book Award, USA 2007Ludwig-Börne-Preis 2012Estrongo Nachama Preis für Zivilcourage und Toleranz 2018Geschwister-Scholl-Preis 2018

Das wichtigste Buch zur Eröffnung des Humboldt-Forums. Arno Widmann Frankfurter Rundschau 20210721

Das wichtigste Buch zur Eröffnung des Humboldt-Forums.

Wer Aly liest, geht mit anderen Augen ins Museum.

Die Geschichte, die Götz Aly hinter dem Prunkboot aus der Südsee freilegt, ist die Geschichte der Plünderung und Zerstörung einer Kultur.

Es ist ein erschütterndes Buch, in dem man mehr über den brutalen Alltag des Kolonialismus lernt als in jedem Manifest der Postcolonial Studies

Götz Alys Buch über das Luf-Boot erscheint mitten in der Debatte über den Umgang mit geraubter Kunst aus den Kolonialgebieten. Es bereichert diese Diskussion

Wie man es vom Autor kennt, verwendet er zugespitzte Formulierungen, nennt die Dinge beim Namen und verzichtet auf akademische Zurückhaltung.

Zuletzt wurde viel über Kunstraub, aber wenig über die viel größeren Kolonialverbrechen gesprochen. Aly zeigt, dass diese beiden Sphären nicht zu trennen sind.

Das Luf-Boot, zeigt Alys ebenso schmissig geschriebene wie umfassend recherchierte Studie, ist keineswegs auf faire und gerechte Weise vom Deutschen Reich erworben worden

Wer künftig das sogenannte Luf-Boot sieht, wird die mörderische Grausamkeit der Deutschen gleich mit vor Augen haben.

Erscheinungsdatum
Zusatzinfo 39 s/w-Abbildungen
Sprache deutsch
Maße 133 x 208 mm
Gewicht 348 g
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik
Geschichte Teilgebiete der Geschichte Wirtschaftsgeschichte
Schlagworte Berlin • Bismarck-Archipel • Deutsches Kaiserreich • Deutschland • Deutsch-Neuguinea • Ethnologie • Ethnologisches Museum Berlin • Felix von Luschan • Hermit-Inseln • Humboldt Forum • Koloniale Verbrechen • Kolonialgeschichte • Kolonialismus • Kunst • Kunstraub • LuF • Missionare • Museen • Ozeanien • Papua-Neuguinea • Plantagen • Rassismus • Raubkunst • Restitution • Stiftung Preußischer Kulturbesitz • Südsee • Versklavung • Völkerkunde • Weltkulturen
ISBN-10 3-10-397036-6 / 3103970366
ISBN-13 978-3-10-397036-4 / 9783103970364
Zustand Neuware
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5 Buchhändler-Bewertung

von (Buchhändler, Lehmanns Web-Redaktion), am 10.06.2021


Steffen Ille
Buchhändler
Ein wichtiges Buch

Dass mit der Nationalstaatsbewegung und dem vom Kaiserreich ausgerufenen Kampf um einen »Platz an der Sonne« die Begründung eines deutschen Kolonialreiches ausging, ist bekannt. Was das bedeutet hatte, nämlich all die Verbrechen, die mit Kolonialismus einhergehen, war und ist bekannt. Davon, dass dies bewusst ist, kann jedoch kaum die Rede sein. Frappierender Weise fehlt dieses Bewusstsein nicht nur allgemein in der Gesellschaft, selbst bei Fachleuten scheint dies kaum ausgeprägt. Anders ist es kaum zu erklären, dass im Humboldt-Forum Artefakte ausgestellt werden sollen, deren Besitzaneignung nur verbrecherisch zu nennen ist.
Es ist ein großes Verdienst, dass Götz Aly sein Renommée und seine Bekanntheit nutzt, um hier exemplarisch am sogenannten Luf-Boot aufzuzeigen, wie Raub und Mord, genauer: Völkermord, denn hier wurde ein ganzes Volk ausgelöscht, zur Aneignung dieses beeindruckenden Artefaktes führten.
Er entdeckt dabei keineswegs neue, bisher unbekannte Quellen, er schöpft aus offen zugänglichem Wissen. Er stellt sie aber in den Zusammenhang und zeichnet damit die verbrecherische, blutige Spur nach, die bis zum heutigen Tag führt und die ohne Zweifel vorhandenen Veridenste um die Bewahrung indigener Kulturartefakte überlagert. Eine Mühe, die man sich beim Humboldt-Forum nicht machen wollte, indem man kommentarlos mit dem Prachtboot glänzen wollte. Den Machern des Forums diese erneute Verhöhnung nicht durchgehen zu lassen und sie öffentlich und wirksam mit der Geschichte zu konfrontieren, ist das größte Verdienst dieses Buches.
Gleichzeitig verfügt Aly über das unter deutschen Historikern seltene Talent, Geschichte erzählen zu können. Damit ermöglicht er es allen, die an dieser Historie interessiert sind (und das sollten wir alle sein), sich über die Anfänge der deutschen Ethnologie und deren unheilvolle Verquickung mit dem deutschen Kolonialstreben zu informieren.
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