David - von Gott erwählt

Buch | Softcover
248 Seiten
2021 | 1. Auflage
Francke-Buch (Verlag)
978-3-96362-229-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

David - von Gott erwählt - Noor van Haaften
12,95 inkl. MwSt
In diesem Buch ziehen wir mit David von Bethlehem nach Jerusalem. Der Hirtenjunge, auf dem große Verheißungen Gottes ruhen, erlebt nach seiner Salbung durch den Propheten Samuel eine Zeit des Aufstiegs als Hofmusiker und Krieger im Heer Israels. Dann aber geht es in die Hochschule Gottes, wo Gottvertrauen' Gehorsam und Heiligung die Hauptfächer sind. Der Held Israels wird in verschiedensten verheerenden Umständen geprüft, geläutert und zugerüstet für sein Königtum über Israel. Wir erleben David als Hirten, Musiker, Krieger, Freund, Flüchtling, Gejagten, Bandenführer, Betrüger, König über Hebron, Mann vieler Frauen und Vater vieler Kinder. Als Sünder und als Mann Gottes. Er wird der mächtigste Monarch seiner Zeit. Aber noch wichtiger: David ist der Vorfahr des Königs aller Könige: Jesus, Gottes Sohn, auch Davids Sohn genannt.

Eleonore (Noor) van Haaften war einige Jahre in der christlichen Studentenarbeit in Österreich tätig und arbeitete dann als Redakteurin und Moderatorin beim niederländischen Rundfunk- und Fernsehsender EO. Seit 2002 beschäftigt sie sich hauptsächlich mit Vortragsreisen in Europa und dem Schreiben von Büchern und Artikeln.

Kapitel 1 Die Salbung Davids 1. Samuel 16,1-23 »Ich (Gott) habe David gefunden, den Sohn des Isaï, einen Mann nach meinem Herzen, der allein meinen Willen tun wird.« Aus einer Rede von Paulus, Apostelgeschichte 13,22 »Fülle dein Horn mit Öl und geh hin, ich will dich zu Isaï, dem Bethlehemiter, senden, denn unter seinen Söhnen habe ich mir einen König ausersehen.« 1. Samuel 16,1b »… ich habe meinen Knecht David gefunden und ihn mit meinem heiligen Öl gesalbt. Meine Hand soll beständig bei ihm sein und mein Arm soll ihn stärken.« Psalm 89,21-22 »So spricht der Herr der Heerscharen: Ich selbst habe dich von der Weide genommen, hinter der Schafherde weg, dass du Fürst sein solltest über mein Volk Israel.« 1. Chronik 17,7 Bitte lesen Sie zuerst den Bibeltext 1. Samuel 16,1-23 Es herrscht noch nicht die höchste Alarmstufe, aber nervös und aufgeregt sind die Einwohner Bethlehems schon. Der Prophet Samuel soll im Anmarsch sein, er wurde auf dem Weg nach Bethlehem gesichtet. Das ist merkwürdig, weil Samuel sich seit einiger Zeit aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Seine letzte Begegnung mit König Saul, dessen geistlicher Begleiter er war, fand in Gilgal statt, danach kehrten die beiden Männer zu ihren jeweiligen Standorten zurück. Und nun soll sich der Prophet auf den Weg nach Bethlehem gemacht haben! Die Einwohner fragen sich aufgeregt, was das zu bedeuten hat. Was für eine Botschaft hat der große Prophet Israels für sie? Hat Gott vielleicht etwas an ihnen auszusetzen? Haben sie eine Gerichtsankündigung zu erwarten? In aller Eile werden die Ältesten der Stadt zusammengetrommelt. Es muss darüber beratschlagt werden. Sie zögern nicht, sondern machen sich gleich auf den Weg und gehen dem Propheten entgegen (V. 4b). Samuel ist tatsächlich im Auftrag Gottes unterwegs nach Bethlehem. Weil er aber im Gepäck keine Hiobsbotschaft hat, kann er die Ältesten auf ihre Fragen hin beruhigen: Sein Kommen bedeutet Frieden. Er lädt die Männer zum Schlachtopfer (oder Mahlopfer) ein und sagt ihnen, dass sie sich heiligen sollen. Dass er vom Herrn beauftragt wurde, einen Sohn Isaïs zum nächsten König Israels zu salben, verrät Samuel nicht. Auf den Feldern rund um Bethlehem Auf den Feldern rund um Bethlehem hütet ein Teenie die Schafe seines Vaters. Er ist der jüngste von acht Brüdern, die zwei ältesten dienen schon im Heer des Königs. Der Junge ist eine auffallende Erscheinung, er wird beschrieben als »rötlich, mit schönen Augen und von gutem Aussehen«. Seine Hirtenkleidung ist eine Tunika, über die er bei Kälte oder Regen einen Schaffellmantel ziehen kann. Sandalen schützen seine Füße gegen Steine oder Dornen. Der Junge hat seine Herde am gestrigen Abend zusammengebracht, die Schafe gezählt und auf Wunden, Ungeziefer oder andere Probleme kontrolliert. Dann hat er sie für die Nacht in die Schafhürde (oder auch in eine Höhle) gebracht. Er selbst hat im Freien übernachtet und den offenen Eingang bewacht. Heute Morgen hat er die Schafe in aller Frühe aus ihrer Bleibe herausgelassen, dann ist er vor ihnen hergegangen und hat sie zum Weideplatz gebracht. Während sie grasen, sucht er sich einen schattigen Platz unter einem Olivenbaum. Er nimmt seine lederne Provianttasche ab und setzt sich hin. Seine geliebte Harfe legt er neben sich, ebenso seinen Hirtenstab und den Stock, der sich als Waffe einsetzen lässt. Sein Ende ist mit scharfen Schieferstücken versehen. Seine Schleuder und die Schleudersteintasche hält er griffbereit. Er verwendet die Schleuder, um sich gegen Raubtiere zu wehren. Damit kann er aber auch Schafe zur Herde zurücktreiben, indem er in ihre Nähe einen Stein schleudert. Er ist nach Vers 18 ein tapferer Mann und tüchtig zum Kampf. An diesem Morgen aber ist alles ruhig und er kann sich Zeit nehmen für eine kleine Pause, in der er aber doch wachsam ist. Vielleicht nimmt er irgendwann seine Harfe zur Hand und musiziert ein wenig. Der jüngste Sohn Isaïs ist ein begabter Musiker, »der das Saitenspiel versteht«. In wenigen Stunden wird der Junge seine Schafe an frisches Wasser führen oder sie zu einem Brunnen mitnehmen, wo er Wasser für sie schöpfen wird. Es kann sein, dass ihn einer seiner Brüder besuchen wird, um ihn mit Proviant – Brot, Käse, getrocknete Früchte oder Feigenkuchen – zu versorgen. Wenn nicht heute, dann morgen. Er kommt mit wenig aus. Es ist ein Tag wie jeder andere. Von der Aufregung in Bethlehem bekommt der Junge nichts mit. Und dass sich sein Leben an diesem Tag radikal verändern wird, davon hat er keine Ahnung. In Bethlehem: Dieser ist’s! In Vers 5b wird das Opfer vorbereitet. Isaï und seine Söhne werden von Samuel geheiligt. Ob die Ältesten, die sich ja auch heiligen sollten, tatsächlich beim Opfermahl und der Salbung Davids anwesend sind, bleibt offen. Auffallend ist, dass noch immer mit keinem Wort der eigentliche Grund für Samuels Besuch erwähnt wird. Als der Prophet Isaïs Söhne der Reihe nach an sich vorüberziehen lässt, weiß niemand, worum es geht. Das Einzige, das man aus dem Vorgehen des Propheten schließen kann, ist, dass er jemanden sucht, den Gott für einen besonderen Dienst erwählt hat. Das Letztere spricht Samuel auch aus (V. 8-10). Aber Genaueres über diese Erwählung bleibt ungesagt und es wird auch nicht danach gefragt. Die Anwesenden schauen gespannt zu, während Samuel einen Sohn Isaïs nach dem anderen mustert und immer wieder den Kopf schüttelt. Er tut das nicht, weil ihm der betreffende Sohn nicht gefällt, sondern weil er auf Gott hört, der ihm jedes Mal sagt: »Nein, dieser ist es nicht.« Als er alle Söhne Isaïs gemustert und abgewiesen hat, entsteht ein Problem. Es bleibt Samuel nichts anderes übrig, als bei Isaï nachzufragen, ob er mit diesen sieben Männern alle seine Söhne gesehen hat. Dann stellt sich heraus, dass ein Junge fehlt. Aus der Reaktion Isaïs merken wir, dass dieser noch nicht so richtig dazuzählt. »Der Jüngste (oder der Kleinste) ist noch übrig«, sagt Isaï. »Und siehe, er hütet die Schafe« (V. 11). Es ist, als ob Isaï erst jetzt bedenkt, dass es tatsächlich noch diesen achten Sohn gibt. Das Wort übrig kann auch ein Rest bedeuten, einer, der nichts wert ist. Isaïs achter Sohn ist der Kleinste, der noch nicht wirklich mitzählt, der nicht wie seine ältesten Brüder im Heer des Königs dient oder sonst Wichtiges geleistet hat. Er ist der Junge im Hintergrund. Ein kleiner Hirte, dessen Platz die Felder Bethlehems sind. Von Gott aber wird er gesehen und ins Licht gerückt. Er ist derjenige, den der Herr zum nächsten König über Israel erwählt hat. Er ist der Mann nach Gottes Herzen, über den Samuel mit König Saul gesprochen hat. David, ein Mann nach Gottes Herzen Gott hat David von Anfang an gesehen. Er hat ihn im Schoß seiner Mutter gewoben, ihn im Verborgenen gemacht und ihn als ungeformten Keim gesehen. Gott sah ihn, als er aufwuchs und als er sich als Hirte auf den Feldern Bethlehems aufhielt. Dort, im Freien, hat Gott dem Jungen immer wieder Eindrücke seiner Hoheit und Allmacht gegeben: Er hat sich ihm gezeigt in der Schönheit seiner Schöpfung, im Sonnenauf- und Sonnenuntergang, in gewaltigen Stürmen genauso wie in einer sanften Brise, in der Nacht, wenn Tausende Sterne leuchten, und am Tag, wenn die Sonne hoch am Himmel steht. Er hat David geholfen beim Kampf gegen Raubtiere, die seine Schafe angreifen wollten. Ich vermute, dass die Jahre, in denen David die Schafe seines Vaters hütete, entscheidend für seine Beziehung mit Gott gewesen sind. Der persönliche Umgang mit Gott entsteht und wächst vor allem dort, wo ein Mensch allein oder abgesondert ist. Gott ist am ehesten spürbar und hörbar, wenn wir frei sind von Lärm und Stress und der Eile dieser Welt. Das Letztere trifft auf David zu. Seine Welt waren die Felder bei Bethlehem. Er verbrachte seine Tage und Nächte abgeschieden von der Kleinstadt, in der er geboren und aufgewachsen war. Er musste ohne menschliche Gesellschaft auskommen, ohne die Kommunikationsmittel und Informationsressourcen, die für uns heute so selbstverständlich sind: ein Handy, ein Laptop, ein iPad. Es gab keine Kneipe, wo er Zerstreuung und Unterhaltung hätte finden können. Es waren seine Schafe, die ihm Gesellschaft leisteten. Zwar kam dann und wann jemand vorbei, um ihm etwas zu essen zu bringen, aber der ging immer wieder. In den Jahren auf dem Feld muss der Junge viel nachgedacht haben, er hat auch musiziert und gesungen. Es ist nicht undenkbar, dass David in stillen Stunden Holz geschnitzt und Instrumente gefertigt hat. Die Harfe oder die Leier (hebr. kinnor), die von David gespielt wurde, gehört mit der Laute zu den ältesten Saiteninstrumenten. Diese wurden aus Zypressen oder Sandelholz gefertigt, die Saiten waren meistens aus Schafsdärmen. David hat auch viele Lieder gedichtet. Möglicherweise verdanken wir ihm 73 der Psalmen in unserer Bibel, darunter Psalm 8, in dem David seine Ehrfurcht vor Gott als Schöpfer und Herr des Universums besingt: »Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde, der du deine Hoheit über die Himmel gesetzt hast! (…) Wenn ich deinen Himmel betrachte, das Werk deiner Finger, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, dass du an ihn gedenkst …?« Wenn wir diesen Psalm lesen, dann können wir David förmlich auf den Feldern »sehen«. Er spricht von Schafen und Rindern, Tieren des Feldes und Vögeln des Himmels. Als Hirte lebte er in der freien Natur. Er nahm die Tiere der Erde nach ihrer Art wahr und lauschte immer wachsam auf jedes Geräusch, das auf eine Bedrohung hinweisen könnte. Nachts hörte er den Ruf von Schakalen. In Psalm 8 betont David Gottes Erhabenheit und wundert sich darüber, dass er, kleiner Mensch, von Gott gesehen ist. Ja, das ist er! Und das sind wir! Als Menschen, geschaffen nach Gottes Bild, haben wir einen besonderen Status. Und damit eine besondere Verantwortung unserem Schöpfer gegenüber. Wir sind dazu berufen, in Gemeinschaft mit ihm und im Gehorsam ihm gegenüber zu leben und ihm zu dienen. Gott hat David gebildet und auserwählt. Der Junge auf den Feldern Bethlehems, der in den Augen seiner Familie übrig ist und nicht richtig mitgezählt wird, ist seine Wahl für eine sehr besondere Aufgabe. Gott wählt Wir erleben hier ein biblisches Prinzip oder eine Wahrheit Gottes. Wenn Gott sich Menschen für seinen Dienst auswählt, basiert seine Wahl nicht auf Frömmigkeit, Klugheit oder bestimmten Begabungen oder Errungenschaften eines Menschen, sondern einzig und allein auf seinem Willen. Auffallend dabei ist, dass Gott öfters gerade nicht die Menschen wählt, für die wir uns entscheiden würden. Gott wählt nicht einen Eliab, den ältesten Sohn Isaïs, der sich als Soldat im königlichen Heer verdient gemacht hat. Er wählt nicht die junge Frau, die ihr Studium mit Summa Cum Laude abgeschlossen hat. Nicht den Mann, der begabt ist und den alle mögen. Nicht den beliebten Politiker, den erfolgreichen Geschäftsmann oder die Sportlerin, in deren Vitrine sich eine Medaille an die andere reiht. Nicht den oder die mit dem höchsten IQ, der tollsten Figur, dem größten Vermögen. Natürlich kann Gott auch solche Menschen gebrauchen und erwählen – denken wir nur an den Apostel Paulus, der als Gesandter des Hohenpriesters weit gekommen war, – aber das, was Menschen imponiert, ist bei Gott nicht ausschlaggebend. In diesem Sinne ist Gottes Wahl unbegründet, sie ist ein Wunder seiner Gnade. Paulus betont in seinem Brief an die Christen in Korinth, dass Gott eher »das Schwache, Unedle und Verachtete der Welt und das, was nichts ist, erwählt, damit er zunichtemache, was etwas ist, damit sich vor ihm kein Fleisch rühme.« Gott erwählte den zweitjüngsten Sohn Jakobs als Retter seines Volkes vor einer Hungersnot und das jüngste Kind einer kleinen jüdischen Familie als Retter seines Volkes aus der Gefangenschaft in Ägypten. Er erwählte Ruth, eine verwitwete heidnische Frau, und Rahab, eine heidnische Hure als Vormütter Jesu. In Bethlehem wird David, ein Nachkomme von Ruth, zum König über Israel erwählt. Seine Salbung markiert den Auftakt zu einer neuen und entscheidenden Phase im Heilsplan Gottes. Alte Verheißungen werden in Erfüllung gehen. König Saul aus dem Stamm Benjamin soll Platz machen für David aus dem Stamm Juda, aus dessen Nachkommen Jesus, der König aller Könige, geboren werden wird. Und zwar in Bethlehem, wie David! Der Ort Bethlehem mag »gering unter den Tausendschaften von Juda« sein, wie es der Prophet Micha sagt, »aber aus dir soll mir hervorgehen, der Herrscher über Israel werden soll, dessen Hervorgehen von Anfang, von den Tagen der Ewigkeit her gewesen ist.« Der endgültige Erbe des Thrones ist Jesus Christus, der Sohn Davids. Wer hätte ahnen können, dass der Jüngste Isaïs Gottes Mann für eine so wesentliche Rolle in seinem Heilsplan ist? Gesalbt und mit Gottes Geist ausgerüstet In Bethlehem ist das Opfer bereitet und es kann gegessen werden. Der Prophet Samuel mahnt die Familie aber, dass man warten soll, bis der junge Hirte da ist. In Vers 11 lesen wir: »Wir werden uns nicht zu Tisch setzen, bis er hierhergekommen ist.« Im Urtext steht dort wörtlich: »Der Kreis wird nicht geschlossen, bis er hierherkommt«, oder »Wir werden nicht rund sein, bis er kommt.« Der Jüngste aus der Familie erhält eine tragende Rolle: Es geht erst weiter, wenn er, der Erwählte Gottes, anwesend ist. Und so macht sich jemand auf den Weg, um ihn zu holen. Wahrscheinlich ein Angestellter Isaïs, der David in diesen Stunden auf den Feldern ablöst, damit die Schafe nicht unbeaufsichtigt sind. Mit der Ankunft Davids bei seiner Familie kann das beginnen, wozu Samuel gekommen ist. Als Gott ihm bestätigt, dass David der Mann ist, den er salben soll, zögert er nicht; er nimmt das Ölhorn und salbt den Jungen »mitten unter seinen Brüdern« (V. 12.13a). Es wird nicht gesprochen, aber jeder wird sich sein Teil gedacht haben. Warum der Kleine? Warum nicht wir, seine älteren Brüder, die sich als Krieger im Heer des Königs verdient gemacht haben? Diese Fragen bleiben unbeantwortet. Es ist Gott, der entscheidet, Gott der wählt. Dass vor allem die ältesten Brüder Probleme damit haben, wird sich später noch zeigen. Der erste Bibelabschnitt in 1. Samuel 16 endet mit den Worten: »Und der Geist des Herrn kam über David, von diesem Tag an und weiterhin« (V. 13). Auf die Salbung mit Öl, die Samuel vollzieht, folgt die himmlische Salbung mit dem Heiligen Geist. Der junge Hirte wird bevollmächtigt und zugerüstet zu seiner gottgegebenen Aufgabe. Man kann Vers 13 auch so lesen: »Und der Geist Jahwes durchdrang David.« Das hebräische Wort geht in die Richtung, dass Gottes Geist in David aufsteigt oder ihn wachstumsmäßig durchdringt. Es wird vom Heiligen Geist in David etwas in Gang oder in Bewegung gesetzt, das sich weiterentwickeln wird. Das ist wesentlich! Auch für uns. Denn ohne die Anwesenheit und das Wirken des Heiligen Geistes in uns sind wir hilflos. Ohne ihn bleiben wir unverändert, ohne ihn kommt Gott nicht weiter mit uns und ohne ihn gibt es keine Frucht. »Getrennt von mir könnt ihr nichts tun«, sagt Jesus. Das ist auch David klar, denken wir nur an sein Gebet in Psalm 51,13, wo er sagt: »Nimm deinen heiligen Geist nicht von mir!« Wir brauchen die Befähigung des Geistes Gottes! In Gibea Mit dem Beginn von Davids Aufstieg fängt der Niedergang Sauls an. Während Gottes Geist über David kommt, weicht er von König Saul (V. 14). Es ist Gottes Strafe für seinen Ungehorsam. Das zu lesen, ist dramatisch, denn es zeigt uns: Es kann so weit kommen, dass Gott seine Hand von jemandem abzieht und sich von ihm abwendet. Das tut er nie schnell und nie ohne Grund und das ist bei Saul nicht anders. Saul ist immer wieder vom Propheten Samuel gewarnt worden, aber als er in seinem Ungehorsam verharrte, wurden schließlich Grenzen erreicht und Gott zog sich zurück. König Saul hat sich selbst zugrunde gerichtet. In der königlichen Residenz in Gibea, einige Kilometer nördlich von Jerusalem, treffen wir einen Menschen, der sehr schlecht dran ist. Noch ist Saul König, aber er hat seinen Auftrag und seine Vollmacht verloren. Der Geist Gottes ist von ihm gewichen und er wird von einem bösen Geist geplagt. Man achte auf die Reihenfolge! Als der böse Geist über Saul kommt, hat er sich selbst nicht mehr im Griff und es kommt zu akuten Stimmungsschwankungen und heftigen Wutanfällen. Dieser Zustand des Königs erschüttert den Palast in seinen Grundfesten. Wie soll Saul in dieser Verfassung ein Volk regieren? Es sind die Knechte Sauls, die auf die Idee kommen, einen Musiker zu engagieren, der die Probleme des Königs lindern soll. Sie schlagen Saul vor, einen Harfenspieler zu suchen, der ihn mit seiner Musik beruhigen kann, wenn er vom bösen Geist geplagt wird. Der König stimmt zu, und als er erfährt, dass es in Bethlehem einen Mann gibt, der für diese Aufgabe geeignet ist, will er ihn gleich zu sich holen lassen. Es ist David, »der das Saitenspiel versteht und auch ein tapferer Mann ist und tüchtig zum Kampf, verständig in seiner Rede und schön; und der Herr ist mit ihm« (V. 18). Die letzten Worte sind die wichtigsten! Musikalisch zu sein ist schön, aber noch schöner ist es, wenn Gott die musikalische Gabe eines Menschen segnet und zu seiner Ehre gebraucht. Das gilt für alle unsere Gaben. Tapfer und kampfbereit zu sein, ist gut, aber wer damit unbesonnen umgeht, kann gewalttätig werden. Gut und verständig reden zu können, ist wertvoll, aber auch eine sprachliche Begabung kann man missbrauchen und Worte können tödliche Waffen sein. Wer seine Gaben zur Ehre Gottes gebraucht, wird anderen zum Segen. Von den Feldern Bethlehems in die königliche Residenz in Gibea Auffallend ist, dass David nach seiner Salbung auf die Felder zurückkehrt, um die Schafe seines Vaters zu weiden. Der Junge ist sicherlich völlig überrumpelt von allem, was sich in wenigen Stunden getan hat. Dennoch spielt er sich gegenüber seinen Brüdern nicht auf. Er brüstet sich nicht damit, dass kein Geringerer als der Prophet Samuel ihn vor ihren Augen gesalbt hat, was als Beweis dafür gilt, dass Gott ihn und nicht sie für eine besondere Aufgabe erwählt hat. Er kehrt einfach in seinen Alltag zurück. Am Ende des Tages führt er seine Schafe zusammen, zählt sie, kontrolliert ihre Gesundheit und bringt sie für die Nacht in die Schafhürde. Dann legt er sich vor dem Eingang hin, um sie zu beschützen. Alles wie üblich, alles wie immer. Mit einem großen Unterschied: David ist als Hirtenjunge nach Bethlehem gegangen und als Gesalbter des Herrn zu seinen Schafen zurückgekehrt. Es ist beindruckend, dass er das Geschehen ruhen lassen kann. Dass er warten kann. Er hat nicht beim Propheten nachgehakt und gefragt, was seine Salbung zu bedeuten hat, sondern ist in seinen normalen Alltag zurückgekehrt. Darin ist er uns ein großes Vorbild. David fühlt sich nicht zu wichtig, um seine Arbeit auf dem Feld wieder aufzunehmen, er bleibt seiner Aufgabe als Hirte treu. Darin verbirgt sich eine kostbare Lektion. Wer es übt und lernt, im Kleinen treu zu sein und die sich dort ergebenden Schwierigkeiten zu meistern, ist später auch größeren Aufgaben gewachsen. So sind Davids Hirtenjahre eine Vorbereitung auf seine Jahre als König und Hirte des Volkes. David bekommt nicht mit, dass sein Vater wieder vornehmen Besuch bekommt. Es sind die Boten von König Saul, die Isaï im Namen des Königs mitteilen, dass sein jüngster Sohn als Musiker an den Hof bestellt wird. Der Junge wird wieder von der Weide geholt und sein Vater schickt ihn mit Geschenken zum Hof (V. 20). Es ist der Anfang von etwas Neuem, denn an diesem Tag wird David als Musiktherapeut Sauls angestellt. Jedes Mal, wenn der König vom bösen Geist ergriffen wird, nimmt David seine Harfe und spielt für ihn. Und immer ist es so, dass Saul dann Erleichterung empfindet und der böse Geist von ihm weicht (V. 23). Das hebräische Wort, das in unserer Bibel mit Erleichterung übersetzt wird, ist ravach. Es bedeutet »Weite« oder »Raum geben«. Saul erfährt, dass er beim Hören von Davids Musik frei atmen oder aufatmen kann. In diesen düsteren Stunden wirkt der Geist Gottes durch Davids Wesen, durch seine Art und seine Musik. Und so weicht die Finsternis dem Licht Gottes. Auch bei Hof atmet man auf, als man wahrnimmt, dass der König seinen Launen und Wutausbrüchen nicht mehr hilflos ausgeliefert ist. Saul selbst ist besonders angetan von David. Er gewinnt ihn sehr lieb und macht ihn zu seinem Waffenträger (V. 21). Der Junge, der in seinem Elternhaus übersehen wurde, wird am Hof Israels willkommen geheißen. Es dauert nicht lange, bis eine Botschaft nach Bethlehem geht. David soll beim König bleiben, »denn er hat Gnade gefunden vor meinen Augen« (V. 22). Der Junge tritt in den Dienst des Königs, dennoch hütet er vorerst auch noch die Schafe seines Vaters und muss zu dieser Zeit wohl zwischen Bethlehem und Gibea hin und her pendeln. Erst in 1. Samuel 17 wird es anders und er tritt ganz in den Dienst am Hof. Sicher ist, dass für David eine neue Lebensphase angebrochen ist: Der Hirte ist ein hoch geschätzter Diener des Königs von Israel geworden. Damit sind die ersten Schritte auf dem Weg zum Königtum Davids getan. In der Schule Gottes wird der junge Hirte jetzt in die nächste Klasse versetzt. Aber es wird nicht lange dauern, bis ihm eine schwere Prüfung bevorsteht. Der Mann, dem er dient, ist ihm zu diesem Zeitpunkt noch wohlgesonnen, aber er wird David ein Pfahl im Fleisch werden. Von Gott berufen Gott holt Menschen aus ihrem Alltag, weil er eine Aufgabe für sie hat. In Josua 24,3 sagt Gott seinem Volk: »Und ich nahm euren Vater Abraham von jenseits des Stromes …« In 2. Samuel 7,8 sagt er David durch den Propheten Nathan: »Ich habe dich von der Weide genommen, hinter der Schafherde weg, dass du Fürst sein solltest über mein Volk, über Israel.« Auch heute werden Menschen in ihrem Alltag von Gott angesprochen und herausgefordert. Das muss nicht gleich bedeuten, dass sie wie Abram ihre Koffer packen und wegziehen sollen. Es kann gut sein, dass der Herr in der direkten Nachbarschaft oder in der Gemeinde eine Aufgabe für sie hat. Immer aber gilt: Wer Gottes Ruf hört und danach handelt, bricht aus seinem Alltag aus und wagt Neues. Wenn Sie sich fragen, wozu Gott Sie vielleicht berufen hat, dann bedenken Sie, dass die primäre Berufung eines Christen immer ist, in Gemeinschaft mit Jesus zu leben. Als Kinder Gottes sind wir dazu berufen, mit unserem Herrn zu wandeln, ihn zu lieben, ihm zur Verfügung zu stehen und zu dienen. Er will uns dort, wo wir sind, segnen und zum Segen setzen. Wenn Neues dran ist, wird er uns das zeigen. Wesentlich ist, dass wir uns bewusst danach ausstrecken, Gottes Willen zu tun. Dass wir nicht in der Bequemlichkeit einer vertrauten Situation einnicken oder so in der eigenen Welt und den eigenen Plänen aufgehen, dass wir für Gottes Stimme taub und für seine Hinweise blind werden. Fragen zu Kapitel 1 1. An Davids Beispiel sehen wir: Es ist wesentlich, dass wir der Absonderung und der Stille nicht aus dem Wege gehen, sondern sie bewusst suchen. Wie sieht das in Ihrem Alltag aus? Was ist dafür nötig, dass es in Ihrem Leben Momente der Stille gibt? Wie kann man diese Stille nutzen? 2. Gott wählt und ruft einzelne Menschen in seinen Dienst. Er hat mit dem Leben eines jeden seiner Kinder etwas vor. Können Sie sich vorstellen, dass Gott Sie gebrauchen könnte? Wie und wo könnte das sein? 3. David ist nach seiner Salbung auf die Felder zurückgekehrt und hat seine Arbeit als Hirte wieder aufgenommen. Worin ist er uns hier ein Vorbild? 4. In Vers 18 beschreibt ein Knecht Sauls David als einen Mann, mit dem der Herr ist. Wie kann man das jemandem ansehen? Siehe z. B. Matthäus 7,16-20. 5. Dass David sich nicht nur der Allmacht Gottes bewusst war, sondern auch Ausschau hielt nach Gott, ist seinen Worten aus Psalm 5,4 zu entnehmen: »Herr, in der Frühe wirst du meine Stimme hören, in der Frühe werde ich dir zu Befehl sein« (d. h. zur Verfügung stehen). Kennen Sie dieses Ausschauhalten nach Gott? Und was bedeutet es praktisch für Sie, Gott zur Verfügung zu stehen? 6. Nach Davids Salbung kam Gottes Geist über ihn, oder anders ausgedrückt: Gottes Geist stieg in David auf oder durchdrang ihn wachstumsmäßig (V. 13). Seit Gott zu Pfingsten seinen Geist über die Jesusgläubigen ausgegossen hat, sind Christen oder »Menschen, die durch den Geist neu geboren sind« (Johannes 3,7-8) mit dem Geist versiegelt (Epheser 1,13 und 4,30). Damit hat das erneuernde Werk des Heiligen Geistes in ihnen begonnen. Lesen und überdenken Sie, was Jesus in Johannes 14,15-17 und Paulus in Philipper 1,6 sagen. Was bedeuten diese Worte für Sie persönlich? Inwiefern rechnen Sie mit dem Wirken des Heiligen Geistes in Ihrem Leben? Woran ist das sichtbar? 7. Lesen und überdenken Sie Psalm 8.

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 135 x 205 mm
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Goliath • Gott • Hirte • Israel • Jonathan • König • Samuel • Saul
ISBN-10 3-96362-229-6 / 3963622296
ISBN-13 978-3-96362-229-8 / 9783963622298
Zustand Neuware
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