Lernen und Lehren in der Unterstützten Kommunikation -

Lernen und Lehren in der Unterstützten Kommunikation

Buch
470 Seiten
2007 | 1., Aufl.
Loeper Karlsruhe (Verlag)
978-3-86059-145-1 (ISBN)
34,90 inkl. MwSt
Unterstützte Kommunikation ist im Wandel. Die wissenschaftliche Forschung, der technische Fortschritt, die Verknüpfung mit Theorien und Grundlagen der Sonderpädagogik und die Einbindung von UK-Methoden in die klassische Sprachtherapie erweitern das Spektrum der Unterstützten Kommunikation stetig um neue Aufgabengebiete und neue Anwenderinnen und Anwender. Wie können Menschen, die im Krankenhaus kurzzeitig oder auch für längere Zeit ihre Sprechfähigkeit verloren haben, Hilfestellung erhalten? Kann Partizipation erlernt (und gelehrt) werden und gibt es eine Kultur der Unterstützten Kommunikation? Welches Vokabular brauchen Menschen, die mit Hilfe von Methoden der UK kommunizieren und wie wird es aufgebaut? Wie lässt sich die Unterstützte Kommunikation innerhalb des Aufgabenfeldes der Sprachtherapie einordnen? Welche linguistischen Kodierungsstrategien sind notwendig, um komplexe Inhalte zu übermitteln und wie können diese auf Sprachausgabegeräten dargestellt werden? Wie erlernen Menschen, die kaum oder nicht lautsprachlich kommunizieren die Schriftsprache? Wie lässt sich Unterstützte Kommunikation in Einrichtungen implementieren? Und wie erleben die Menschen, die mit Hilfe von UK-Methoden kommunizieren, sich und ihre Umwelt? Diese und viele weitere Fragen beschäftigen die Autorinnen und Autoren dieses Buches. Sie bieten eine Fülle neuer Antworten und Anregungen aus Theorie und Praxis der Unterstützten Kommunikation.

Inhalt

Vorwort zur Tagung.9
Vorwort der Herausgeberinnen.11

Lernen und Lehren von und mit ExpertenInnen in eigener Sache
Bärbel Weid-Goldschmidt, Ina Steinhaus
Hot Speakers – Profis in eigener Sache. Ein ISAAC-Ausbildungsprogramm
zu Co-Referenten in Unterstützter Kommunikation.19

Lernen und Lehren in Alltagssituationen
Svenja Bauersfeld
„Hilfe, Herr Doktor…“. Vorstellung eines neuen Kommunikationsbuches zur
Verwendung in Kliniken.27
Nadine Diekmann, Kirsten im Sande, Ina Steinhaus
Partnerbasierte Kommunikationsstrategien für Menschen mit schweren Beeinträchtigungen.
Ein Konzept von Linda Burkhart und Gayle Porter.38
Sandy Pleißner
UK und eCommerce – ein Weg ins kommerzielle Internet.48
Christiane Köppe, Dr. Ralf Köppe
Die Konsequenzmappen unserer Kinder. „Ich sage es Dir jetzt zum hundertsten Mal …“
Bringt nix, einmal aufschreiben hätte gereicht!.57

Lernen und Lehren in der Therapie
Sandra Krenz, Sabrina Drommeter, Andreas Seiler-Kesselheim, Michael Schwerdt
„Ich will, dass du mich verstehst!“ Unterstützte Kommunikation bei
langzeitbeatmeten Kindern.63
Yvette Schatz, Silke Schellbach, Martin Degner
Kleine Wege®: Ein Förderkonzept nach dem TEACCH-Ansatz.77
Arvid R. Spiekermann
Deine Spuren im Sand – Praxisorientierte UK-Diagnostik.87
Astrid Stannarius-Costabel
SaG – Sprache anbahnen mit Gebärden: Mit Hand und Mund zur Sprache
in frühen kommunikativen Interaktionen.95
Astrid Stannarius-Costabel
Die Entdeckung der Stimme und ihre Bedeutung für unterstützt
kommunizierende Kinder.109
Rosy Geller, Sandra Oye-Holl
Förderung der Sprachentwicklung durch Unterstützte Kommunikation
am Modell des Sprachbaums nach W. Wendlandt erklärt.121

Lernen und Lehren im Kindergarten und in der Schule
Monika Hüning-Meier, Henrike Bollmeyer, Martin Baunach
Partizipation im Unterricht – Teilhabe an Bildung und Erziehung
für ALLE Schüler einer Klasse.135
Angela Hallbauer
Bücher lesen und Reime reimen – frühe Literacy-Erfahrungen
für und mit UK Kids.147
Irene Leber
Erste Zeichen in der Unterstützten Kommuni- kation bei Kindern
mit schweren Behinderungen.162
Paul Andres, Martin Gülden, Meike Stahl
Der Elefant am Frühstückstisch. Oder: Von der Kraft einfacher,
flexibler Wörter in der Unterstützten Kommunikation.174
Gisela Böhm, Sibylle Christner
Biographiearbeit und UK. SchülerInnen mit schweren Behinderungen
in der Werkstufe: Arbeit an der eigenen Biographie.184
Traute Klasser, Markus Knab
„Onkel Wanja“ – eine Geschichte, viele Wege mit Hilfe neuer Medien.
Mehrfachbehinderte, nichtsprechende Kinder erfahren und erleben eine Geschichte.199
Angela Michel
Wie kommt die Gebärde zum Kind? Wortschatzarbeit in Schule und Kindergarten.209
Kirsten Tietze
UK als Schulkonzept – Aber wie fange ich an? Umsetzungsmöglichkeiten
in einer Vorstufe. Ein Erfahrungsbericht.220 I
Andrea Karus
UK macht Schule. Individuelle Lösungen im Bereich der Unterstützten Kommunikation entwickelt an der Martinsschule Ladenburg und weiteren Einrichtungen.230
Michael Wagner, Sybille Kannewischer
Über die Möglichkeit der Bestimmung kommunikativer Möglichkeiten
mit Hilfe des Beobachtungsbogen zu kommunikativen Fähigkeiten (BKF).243
Manuela Bitterlich, Claudio Castaneda
Komplexe elektronische Kommunikationshilfen im Unterricht
der Förderschule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung.254
Monika Graßhoff
Spielend lernen auf dem Sprechgerät –
Lernspiele auf der elektronischen Kommunikationshilfe.263
Nadine Pfeiffer, Sabine Ell
Sprache lernen mit Gateway – Anwendung einer Kommunikationsstrategie.278
Rahel Wälti, Verena Von Holzen
Lebendiges und autonomes Lernen mit dem Kommunikationshilfsmittel B.A.Bar.289

Lernen und Lehren in der Beratung, Fort- und Weiterbildung
Ursi Kristen
Diagnostik mit der Triple C-Checkliste. Eine Checkliste für die Erfassung
von nicht-intentionaler bzw. intentionaler Kommunikation.303
Markus Scholz
Planung und Durchführung eines Workshops zum Thema „Unterstütze Kommunikation“
anlässlich der Bundesfachschaftentagung in München 2007. Ein Erfahrungsbericht.311
Andrea Erdélyi, Gyula Szaffner
Gebärden ohne Grenzen? Adaptation deutscher Gebärden für Menschen
mit geistiger und schwerer Behinderung in Ungarn.327
Wilma Simon, Mike Senhofer, Ralf Strotmann
„Die Kleinen kommen ganz GROSS raus!“ Frühe Förderung als Chance
Unterstützte Kommunikation in den ersten 10 Lebensjahren. Ein Angebot für Eltern
und ihre Kinder im Alter von 4 bis 10 Jahren.343

Lernen und Lehren in der Forschung
Jens Boenisch, Benjamin Musketa, Stefanie Sachse
Die Bedeutung des Vokabulars für den Spracherwerb und Konsequenzen
für die Gestaltung von Kommunikationsoberflächen.355
Dorothea Lage
Was wie wo welche Party? – Wie lehren und lernen wir Partizipation?.372
Gregor Renner
Kultur der Unterstützten Kommunikation.388
Annett Thiele
Schulische Integration unterstützt Kommunizierender:
Ein Beitrag zur Qualitätsentwicklung schulischer Förderung.400
Andreas Seiler-Kesselheim
Vernetzte Beratungsangebote. Was Eltern und unterstützt kommunizierende Personen
unter „guter Beratung“ verstehen.408
Gregor Dupuis
Sprachtherapie für Unterstützt Kommunizierende im Spiegel internationaler und nationaler Konventionen, ihre Verankerung in den Heilmittelrichtlinien und ihre Gestaltung.423
Sabrina Drommeter, Paul Andres
Einblick in die Blackbox „Alltag“: Interventionsevaluation durch den Einsatz der Sprachdatenaufzeichnung.431
Sandy Pleißner
Symbolische Darstellung von Schriftsprache bei reduzierter Komplexität
und ähnlicher Wortsemantik.449
Liste der Autorinnen und Autoren (alphabetisch).464

Vorwort zur Tagung Lernen und Lehren sind zwei Aspekte einer gemeinsamen Sache: Erziehung, Bildung, Therapie oder kurz Förderung. Diese kann nur interaktiv geschehen – zumal wenn wir uns auf einem komplexen Terrain befinden: der Unterstützten Kommunikation. Das Lehren und Lernen dieser besonders reichhaltigen Kommunikationsformen funktioniert nicht wie ein Trichter, in den ein Lehrender Fertigkeiten, technische Hilfsmittel oder besondere Methoden den förderungsbedürftigen Personen eingibt; denn Kommunikation ist nie eine einseitige Angelegenheit, sondern ein zweiseitiger, gemeinsamer Prozess. In diesem lernen beide voneinander – und (be)lehren sich auch gegenseitig. So ist es richtig, dass die 9. Fachtagung das gegenseitige Lernen und Lehren zum Thema gewählt hat. Auf kaum einem anderen rehabilitationswissenschaftlichen Feld stellt sich diese gegenseitige Abhängigkeit in so herausfordernder Weise: zwischen Personen, die über Lautsprache verfügen und Menschen, die andere Wege der Verständigung einschlagen müssen. Der Kontext, in dem sich dies alles abspielt, ist extrem breit: er reicht von der frühen kommunikativen Förderung von Geburt an bis hin zu Problemstellungen nach Schlaganfall und Demenzerkrankungen im hohen Alter. Er betrifft langzeitbeatmete Kinder, Menschen mit autistischen Verhaltensweisen sowie schwerst körper- und sinnesbehinderte Kinder. Unterstützte Kommunikation beschäftigt sich mit kommunikativen Zeichen, mit der Bedeutung von Stimme, Gebärden, dem Schriftspracherwerb, grammatikalischen Strategien, flexibler und einfacher Vokabularauswahl bis hin zu konkreten Fragen Unterstützter Kommunikation im Klassenunterricht. Schließlich bedeutet Unterstützte Kommunikation mehr als nur die oft herausgestellte technikgestützte bzw. mit elektronischen Mitteln funktionierende Kommunikation. Alternative und augmentative Kommunikationsformen stellen besondere Herausforderungen: zuvorderst an die Betroffenen, die ein anderes, die Lautsprache ersetzendes oder ein erweitertes Kommunikationssystem erlernen, aber auch an die, die dies lehren bzw. in einem gemeinsamen Prozess entwickeln sollen. Wenn wir als oberstes Ziel der Rehabilitation die „gleichberechtigte Teilhabe“ am menschlichen Zusammenleben anerkennen, müssen beide – Lernende und Lehrende – „gemeinsame Sache“ machen; das heißt sich aufeinander zu bewegen und in einem gemeinsamen Prozess diese Partizipation ermöglichen. Dabei wird im vermeintlich wissenschaftlichen Expertentum manchmal die pädagogische Verantwortlichkeit der Lehrenden nicht besonders beachtet. Doch es ist besonders die lehrende Person gefordert, ihre Verhaltensweisen im kommunikativen Prozess neu zu lernen und kritisch zu reflektieren. Somit gehört zur gesellschaftlichen Integration unterstützt kommunizierender Menschen wesentlich eine „Selbsterziehung“ der Lehrenden. Wenn sie neue Möglichkeiten der Kommunikation für behinderte Menschen eröffnen wollen, bedarf es zunächst der eigenen Bereitschaft, sich neuen Kommunikationsmöglichkeiten zu öffnen und diese selbst zu lernen. Neudeutsch akzentuiert heißt das: Attuning - das heißt der Lehrende muss eine gemeinsame Ebene finden, sich den expressiven Möglichkeiten der zu fördernden Person anpassen, diese widerspiegeln - oder besser gesagt - in einem gemeinsamen Prozess teilen. Ich wünsche allen, dass wir im Lernen und Lehren ein Stück weiter kommen in Richtung auf gemeinsame Teilhabe: was im ursprünglichen Wortsinne nichts anderes als Kommunikation bedeutet. Dortmund, im Juli 2007 Christoph Leyendecker Tagungsleitung Vorwort der Herausgeberinnen „Das beiderseitige Lernen ist ein Muss für optimale Interaktion.“ (S.E. Morris, M.D. Klein, 1995) Voneinander zu lernen, einander anzuleiten, Hinweise zu überdenken oder auch Unsicherheiten zu thematisieren sind Aufgaben, die nicht nur im Kontext Unterstützter Kommunikation eine wichtige Rolle spielen. Im vorliegenden Tagungsband werden verschiedene Aspekte dieser und weiterer Aufgaben aufgegriffen. Übergeordnetes Ziel ist die Auseinandersetzung mit der Aneignung, der Vermittlung und der Anwendung relevanter Fähigkeiten in verschiedenen Situationen des Alltags. Dabei wird die Perspektive auf alle Beteiligten in den unterschiedlichen Kontexten gerichtet. Die Verantwortung liegt sowohl bei Lern- als auch bei Kommunikationsprozessen immer auf beiden Seiten: bei den Sprecher/innen und Zuhörer/innen, bei den Schüler/innen und Lehrer/innen, bei den Therapeuten/innen und Klienten/innen, bei den Kindern und Eltern, bei den Referenten/innen und Teilnehmer/innen usw. Der Gestaltung und den Ergebnissen des Austauschs kommt dabei besondere Bedeutung zu. Das gilt natürlich genauso für die Zusammenarbeit mit den Autoren/innen in Vorbereitung des nun vorliegenden Tagungsbandes. Mit ihren Beiträgen zu den einzelnen Kapiteln decken sie ein breites Themenspektrum ab: Bärbel Weid-Goldschmidt und Ina Steinhaus informieren im Kapitel „Lernen und Lehren von und mit Experten/innen in eigener Sache“ über die Hot Speakers und das gleichnamige ISAAC-Ausbildungsprogramm zu Co-Referenten in Unterstützter Kommunikation. Neben den Tätigkeitsbereichen der Co-Referenten-Anwärter/innen werden u.a. die Ausbildungsinhalte erläutert und Erfahrungen dargestellt. Svenja Bauersfeld stellt im Kapitel „Lernen und Lehren in Alltagssituationen“ ein neues Kommunikationsbuch zur Verwendung in Kliniken vor. Die Autorin setzt sich mit der Situation nichtsprechender Menschen im Krankenhaus auseinander, geht auf den Aufbau, die Struktur, den Wortschatz und die Symbole in diesem Kommunikationsbuch ein und thematisiert darüber hinaus mögliche Barrieren für den Einsatz. Nadine Diekmann, Kisten im Sande und Ina Steinhaus führen in die Thematik der sogenannten partnerbasierten Kommunikationsstrategien ein. Grundlage des im Original von Linda Burkhart und Gayle Porter entwickelten Konzeptes ist die Einsicht, dass man den UK-Einsatz nicht „von allein“ lernt, sondern dabei auf kompetente Partner angewiesen ist. Im Artikel werden Strategien zur pragmatischen Organisation von Vokabular und zur Unterstützung bzw. Stimulierung der Entwicklung UK-relevanter Kompetenzen vorgestellt. Sandy Pleißner setzt mit der Frage auseinander, wie Onlineshops auch für unterstützt kommunizierende Personen zugänglich gemacht werden könnten. In seinem Beitrag UK und eCommerce geht der Autor auf technische und linguistische Aspekte ein, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen. Christiane und Dr. Ralf Köppe stellen die Konsequenzmappen ihrer Kinder vor. In diesen Mappen, die auf Vorlagen von Pat Mirenda und Ken Brown basieren, werden spezifische Ausgangssituationen sowie a) gezeigte unerwünschte Verhaltensweisen der Kinder und b) gewünschte Verhaltensweisen mit den jeweiligen Konsequenzen abgebildet. Bei dem Beitrag handelt sich um einen Erfahrungsbericht über den Einsatz der Mappen und über die Reaktionen der Kinder auf diese Form der Beeinflussung problematischer Verhaltensweisen. Sandra Krenz, Sabrina Drommeter, Dr. Andreas Seiler-Kesselheim und Michael Schwerdt leiten mit ihrem Artikel den Abschnitt „Lernen und Lehren in der Therapie“ ein. Das Autorenteam widmet sich der Thematik Unterstützte Kommunikation bei langzeitbeatmeten Kindern und stellt in diesem Zusammenhang ausführliche Therapiebeispiele von betroffenen Kindern und Jugendlichen vor. Yvette Schatz, Silke Schellbach und Martin Degner erläutern einen Teil des Förderkonzepts “Kleine Wege“ – ein Konzept nach dem TEACCH-Ansatz. Dabei gehen die Autoren ausführlich auf Strategien zum Aufbau von Handlungsmotivation ein. Schritt für Schritt wird theoretisch und an einem Beispiel dargestellt, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Arvid Spiekermann setzt sich in seinem Beitrag mit verschiedenen Aspekten praxis-orientierter UK-Diagnostik auseinander. Neben allgemeinen Ausführungen werden spezifische, praxisrelevante Methoden zur Erhebung diagnostischer Informationen vorgestellt und dabei auf zu berücksichtigende Faktoren eingegangen (z.B. Schwierigkeiten durch persistierende Reflexe bei einer cerebralen Bewegungsstörung oder unerkannte falsche Händigkeit). Astrid Stannarius-Costabel stellt in ihrem ersten Artikel das Förderkonzept SaG – Sprache anbahnen mit Gebärden vor. Die Autorin informiert in diesem Zusammenhang über theoretische Grundlagen (u.a. über den entwicklungsneurologischen Bezug), über die therapeutische Umsetzung sowie über die Möglichkeiten der Wirksamkeitsprüfung der Therapie. In ihrem zweiten Artikel geht Frau Stannarius-Costabel auf die Stimme und deren Bedeutung für unterstützt kommunizierende Kinder ein. Sie erläutert Grundlagen der Stimmerzeugung, mögliche Förderbereiche sowie mögliche methodische Vorgehensweisen in der Therapie bzw. Förderung. Rosy Geller und Sandra Oye-Holl übertragen das aus der Sprachbehindertenpädagogik bekannte Sprachbaum-Modell nach Wendlandt auf den UK-Bereich und erläutern die Förderung der Sprachentwicklung durch und mit UK an diesem Modell. Monika Hüning-Meier, Henrike Bollmeyer und Martin Baunach eröffnen mit ihrem Beitrag das Kapitel „Lernen und Lehren im Kindergarten und in der Schule“. Sie gehen auf die Thematik der Partizipation im Unterricht ein und führen im Detail aus, wie Teilhabe an Bildung und Erziehung für alle Schüler/innen einer Klasse aussehen kann. Die Autoren geben nicht nur konkrete Beispiele, sondern auch Hinweise zur Planung von Unterricht. Angela Hallbauer macht das Bücher lesen und Reime reimen zu ihrem Thema. Sie befasst sich mit frühen Erfahrungen mit Schrift und Sprache, die sowohl Gegenstand als auch Grundlage für den Schriftspracherwerb sind. Wie unterstützt kommunizie-rende Kinder an entsprechenden Aktivitäten beteiligt sein können, welche Barrieren die Teilhabe erschweren können und wie Abhilfe geschaffen werden kann, sind Inhalte dieses Beitrags. Irene Leber macht sich in ihrem Beitrag Erste Zeichen Gedanken über die Vokabularauswahl speziell zu Beginn von UK-Interventionen. Der Aufbau erster Zeichen ist ein Meilenstein in der Kommunikationsentwicklung und die Lernschritte, die zum Erlernen erster Zeichen mit verschiedenen Kommunikationsformen ablaufen, werden anschaulich dargestellt. Meike Stahl, Paul Andres und Martin Gülden setzen sich – ausgehend von einer Situation mit einem Elefanten am Frühstückstisch – ebenfalls mit der Vokabularauswahl auseinander. Sie werfen die Frage auf, inwieweit durch vorgegebenes Vokabular nur über bestimmte Themen gesprochen werden kann und machen Vorschläge für den Aufbau eines Wortschatzes, der ein Leben lang relevant sein kann. Gisela Böhm und Sibylle Christner beschäftigen sich mit dem Thema Biographiearbeit und UK und zeigen anhand sehr anschaulicher Beispiele, wie sich auch Menschen mit einer schweren Behinderung mit ihrer persönlichen Geschichte auseinandersetzen können. Markus Knab und Traute Klasser stellen ihr Unterrichtsprojekt „Onkel Wanja“ – eine Geschichte: viele Wege mit Hilfe neuer Medien vor und geben dabei vielfältige Anregungen für die Umsetzung einer Geschichte als Theaterstück. Darüber hinaus informieren die Autoren über Aspekte der technischen Umsetzung, sie berichten über die Inhalte des Projektes und teilen ihre Erfahrungen mit. Angela Michel thematisiert in „Wie kommt die Gebärde zum Kind?“ den Aufbau eines sinnvollen Gebärden-Wortschatzes und liefert viele gute Ideen für die Umsetzung in der Praxis. Sie erläutert weiterhin, warum die Bezugspersonen die Gebärden mitnutzen sollten und wie sie ein gutes Vorbild bieten können. Kirsten Tietze berichtet in ihrem Beitrag „Wie fange ich an?“ über die Umsetzung von UK als Schulkonzept. Sie arbeitet die daraus resultierenden Hauptbestandteile für den Klassenunterricht heraus, geht auf die Bedürfnisse der Kinder und auf die Erwartungen, die an UK-Verantwortliche gerichtet werden, ein. Darüber hinaus beschreibt die Autorin ihre Erfahrungen mit Kolleginnen und Schülern/innen in einer Vorstufe. Andrea Karus geht in UK macht Schule zunächst auf die Aufgaben eines UK-Teams an einer Schule ein. Sie stellt anschließend eine Reihe von UK-Materialien vor, die für unterstützt kommunizierende Schüler/-innen hilfreich sein können. Die Praxisbeispiele für individuelle Lösungen in der UK hat sie im Rahmen ihrer Beratungstätigkeit in verschiedenen Bereichen unterschiedlicher Einrichtungen gesammelt und do-kumentiert. Dr. Sybille Kannewischer und PD Dr. Michael Wagner stellen den Beobachtungsbogen zu kommunikativen Fähigkeiten (BKF) vor. Dieses Instrument zur Einschätzung kommunikativer Fähigkeiten wurde im Rahmen eines Projektes der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Bayerischen Landesschule für Körperbehinderte entwickelt. Claudio Castaneda und Manuela Bitterlich berichten aus der Perspektive einer Lehrerin und eines Schulbegleiters über den Einsatz komplexer elektronischer Kommunikationshilfen im Schulalltag einer Förderschule mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung. Anhand konkreter Beispiele wird auf relevante Aspekte, wie Auswahl und Einführung des Gerätes, Inhalte der Kommunikationsförderung, multimodale Systeme usw. eingegangen. Monika Graßhoff schreibt in Lernspiele auf der elektronischen Kommunikationshilfe über weitere Möglichkeiten der Nutzung komplexer elektronischer Kommunikationshilfen. Sie stellt verschiedene Lernspiele vor, erläutert deren Ziele und beschreibt die technische Umsetzung auf verschiedenen Geräten. Nadine Pfeiffer und Sabine Ell vermitteln in ihrem Beitrag Sprache lernen mit Gateway zum einen Grundlagen über die Gateway-Seiten-Sets und stellen Spielideen für die Förderung vor. Zum anderen gewähren die Autorinnen einen Einblick in die Kommunikationsförderung eines Mädchens beim Erlernen und Einsetzen der Kommunikationsstrategie Gateway. Rahel Waelti, Sara Unternährer und Yolanda Weyermann beschreiben in „Nicht ohne meinen B.A.Bar!“, wie der Strichcodeleser B.A.Bar im Schulalltag praktisch eingesetzt werden kann. Die Autorinnen erläutern zum Beispiel, wie sprechende Kommunikationstafeln und Tagebücher erstellt und genutzt oder wie sprachtherapeutische Übungen mit dem B.A.Bar unterstützt werden können. Ursi Kristen stellt im Kapitel „Lernen und Lehren in der Beratung, in der Fort- und Weiterbildung“ die Triple C-Checkliste vor. Dabei handelt es sich um ein in Australien entwickeltes Material zur Einschätzung kommunikativer und kognitiver Fähigkeiten von Jugendlichen und Erwachsenen. Die Fähigkeiten werden in 6 Stufen unterteilt und mit Hilfe vorformulierter Sätze bzw. Verhaltensbeschreibungen so erläutert, dass Einschätzungen erleichtert werden. Markus Scholz berichtet von seinen Erfahrungen bei der Planung und Durchführung eines Workshops zum Thema Unterstützte Kommunikation. Er informiert u.a. über den Rahmen, die Ziele, die Inhalte und den Verlauf des Workshops und liefert dabei vielfältige Anregungen für die Vorbereitung von Fortbildungen zum Thema. Prof. Dr. Andrea Erdélyi befasst sich mit der Adaption deutscher Gebärden für Menschen mit Behinderung in Ungarn. Inhalte des Artikels sind das Projekt zur Adaption der Gebärden selbst, die Gestaltung von Aus- und Weiterbildungen zur Vermittlung der Gebärden sowie die Erfahrungen der Teilnehmer/-innen. Wilma Simon, Mike Senhofer und Ralf Strotmann berichten über die Veranstaltung „Die Kleinen kommen ganz GROSS raus!“. Bei dieser Veranstaltung handelt es sich um ein Angebot für Eltern und ihre Kinder, mit dem das Ziel verfolgt wird, über Möglichkeiten einer besseren Verständigung der Kinder mit ihrem Umfeld zu informieren und diese Möglichkeiten auch zu erleben. Prof. Dr. Jens Boenisch, Benjamin Musketa und Stefanie Sachse setzen sich im Kapitel „Lernen und Lehren in der Forschung“ mit der Thematik der Vokabularauswahl auseinander. Auf der Basis von Theorien und Forschungsergebnissen zur Wortschatzentwicklung von Kindern mit und ohne Körperbehinderung werden Aspekte der Vokabularauswahl und der Vokabularanordnung auf Kommunikationshilfen erläutert und Beispiele gezeigt. Dr. Dorothea Lage beschäftigt sich mit der Frage, wie wir Partizipation lehren und lernen können. Sie führt aus, was wir als Pädagogen/-innen lernen und lehren müssen, damit für Menschen mit einer (Kommunikations-)Behinderung Partizipationsmöglichkeiten realisiert und Partizipationsbarrieren abgebaut werden können. Dr. Gregor Renner macht sich in Kultur der Unterstützten Kommunikation über die kulturellen Aspekte der Unterstützten Kommunikation Gedanken und reflektiert in diesem Zusammenhang auch das übergeordnete Ziel der UK, nämlich die möglichst uneingeschränkte Partizipation unterstützt kommunizierender Menschen. Annett Thiele befasst sich mit der Thematik der schulischen Integration unterstützt Kommunizierender. In diesem Beitrag zur Qualitätsentwicklung erörtert die Autorin, welche Faktoren Berücksichtigung finden müssen, damit unterstützt Kommunizierenden die aktive Teilhabe an Lern- und Interaktionsprozessen in integrativen Kontexten ermöglicht werden kann. Dr. Andreas Seiler-Kesselheim beschäftigt sich mit UK und Beratung und erläutert auf der Basis von Forschungsergebnissen Bedingungen für gute und möglichst umfassend greifende Beratungsangebote für Menschen, die unterstützt kommunizieren. Prof. Dr. Gregor Dupuis setzt sich mit ICF, Heilmittelrichtlinien, Sprachtherapie und UK auseinander. Der Autor stellt u.a. Vorschläge zur Einordnung der Förderschwerpunkte der Unterstützten Kommunikation in die ICF vor und thematisiert spezielle Anforderungen an sprachtherapeutische Interventionen für unterstützt kommunzierende Menschen. Sabrina Drommeter und Paul Andres informieren über Einsatz und Nutzen der Sprachdatenaufzeichnung. Im Kontext von Überlegungen zu evidenzbasierter Praxis stellen die Autoren Möglichkeiten und Ergebnisse der Sprachdatenaufzeichnung vor. Des Weiteren gehen sie auf die Frage ein, wie diese Daten für die Planung und Durchführung von UK-Förderung genutzt werden können. Sandy Pleißner erläutert, wie Schriftsprache mit Symbolen dargestellt und so auch für Menschen, die nicht lesen können, zugänglich gemacht werden kann. Der Autor geht bei seinen Ausführungen sowohl auf linguistische als auch auf technische Aspekte ein, die bei der Umsetzung dieser Aufgabe eine Rolle spielen. Darüber hinaus stellt er eine selbst entwickelte Software vor, mit der Schriftsprache mit Symbolen dargestellt und die Komplexität von Texten reduziert werden kann. Wir möchten uns an dieser Stelle bei den Autorinnen und Autoren ganz herzlich für die Beiträge und die erfolgreiche Zusammenarbeit bedanken. Es erfordert viel Engagement, die Beiträge in der vorliegenden Qualität und unter den gegebenen zeitlichen Bedingungen zu schreiben. Diese Qualität und die Vielfalt der vorliegenden Artikel tragen maßgeblich dazu bei, dass in der Fachdiskussion nicht nur die verschiedenen Themenbereiche berücksichtigt werden, sondern auch die unterschiedlichen Kontexte (Familie, Therapie, Fortbildung, Forschung etc.) und Perspektiven (Experten/-innen in eigener Sache, Eltern, Lehrer/-innen etc.). All diese Aspekte spielen bei der Weiterentwicklung und Umsetzung von Unter-stützter Kommunikation eine Rolle und müssen deshalb zum Gegenstand des fachlichen und persönlichen Austausches gemacht werden. Damit wird die Basis für gegenseitiges Lernen und optimale Interaktion geschaffen. Viel Spaß beim Lesen und viele neue Gedanken, Anregungen und Erkenntnisse wünschen Stefanie Sachse Cordula Birngruber Silke Arendes

Erscheint lt. Verlag 15.9.2007
Zusatzinfo zahlr. Abb. u. Tab.
Sprache deutsch
Maße 155 x 210 mm
Gewicht 646 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Sprachwissenschaft
Sozialwissenschaften Pädagogik Sonder-, Heil- und Förderpädagogik
Schlagworte Alter • Erworbene Schädigung • Frühförderung • Gestützte / Unterstützte Kommunikation • Hardcover, Softcover / Pädagogik/Sonderpädagogik • HC/Pädagogik/Sonderpädagogik • Kommunikation • Schule • Sprachtherapie • Unterstützte Kommunikation
ISBN-10 3-86059-145-2 / 3860591452
ISBN-13 978-3-86059-145-1 / 9783860591451
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
Mehr entdecken
aus dem Bereich