Zum Trotz glücklich
Pantheon (Verlag)
978-3-570-55085-4 (ISBN)
- Titel ist leider vergriffen, Neuauflage unbestimmt
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Ausstattung: mit Abbildungen
Brigitte Roßbeck (1944–2022) war Historikerin, freie Journalistin und Autorin zahlreicher Biographien, darunter "Zum Trotz glücklich. Caroline Schlegel-Schelling" (Siedler 2008) und "Marianne von Werefkin. Die Russin aus dem Kreis des Blauen Reiters" (Siedler 2010). Zuletzt erschien "Franz Marc. Die Träume und das Leben" (Siedler 2015).
»Detailliert und zugleich feinfühlig erzählt Brigitte Roßbeck von den vielen bitteren Ereignissen, die sich wie eine Kette durch Carolines Leben ziehen.« DeutschlandRadio Kultur
»Detailliert und zugleich feinfühlig erzählt Brigitte Roßbeck von den vielen bitteren Ereignissen, die sich wie eine Kette durch Carolines Leben ziehen.«
GöttingenSelbstfindungIch müsste meinen Charakter verleugnen, um so stoisch zu sein.Wie anfangen? Mit einer zukunftsweisenden Begebenheit vielleicht. Sie fiel in das Jahr 1782. In Göttingen, wie allerorten, machten Pikanterien rasend schnell die Runde. Egal, ob es sich um Tatsachen, Halbwahrheiten oder Übertreibungen handelte. Steckte aber in einer Anzüglichkeit bereits der Keim der Ehrverletzung, dann war, damals wie heute, die anhaltend negative Wirkung von Klatsch und Tratsch direkt vorhersagbar. Besonders, wenn die betroffene Person dem weiblichen Geschlecht angehörte.Auch im Fall der neunzehnjährigen Göttingerin Caroline Michaelis zog, in Umkehr eines Sprichworts, der Spott den Schaden nach sich. Schlimm für sie, dass Konkurrenzneid und angestauter Groll der üblen Nachrede noch Vorschub leisteten. Mit dem Satz "Ich will Ihnen zum Zeitvertreib eine scandaleuße Geschichte erzählen" leitete die fast gleichaltrige Therese Heyne ihren brieflichen Beitrag zu der Rufmordkampagne ein. Danach ging die spitzzüngige junge Dame genüsslich ins Detail. Man stelle sich vor: "die Michaelis" und ihre jüngere Schwester in studentischer Begleitung auf dem Rückweg von einem Spaziergang nach Kerstlingerode. Unterwegs verschwinden die drei, verbürgt durch einen Augenzeugen, "in einer Offnen Scheune wo viehl Heu liegt", "da wälzen sie sich auf eine unanständige Art herum". Ein weiterer Beobachter nähert sich, schließt das Tor und blockiert es flugs mit einem Holzklotz. Drinnen wütendes Pochen, draußen wachsendes Gejohle. Am nächsten Tag ist der ertappte junge Mann vor den schlüpfrigen Andeutungen seiner Kommilitonen kaum mehr sicher. "Ach Gott! Ach Gott!", jammert er und bittet, ganz im Sinne auch seiner kompromittierten Gespielinnen, "es nur nicht weiter zu sagen". Aber daran war überhaupt kein Denken. Dabei gehörten sowohl ihre falsche Freundin Therese als auch Caroline zum exklusiven Kreis der Göttinger "Unversitätsmamsellen". Eine etwas irreführende Bezeichnung für jene Töchter gelehrter, aufgeklärter Väter, die sich, nach wie vor eingezwängt ins enge Korsett aller sonstigen gesellschaftlichen Konventionen, mit Bildung vollstopfen durften. Aber nur im privaten Rahmen. Und leider "zu ihrem Unglück", hatte Professor Michaelis' hochbegabte Älteste mit dem ihr eigenen Scharfblick schon mit siebzehn erkannt. Denn letztendlich, merkte Caroline ergänzend an, würde "ein Frauenzimmer nur nach dem, was [es] als Frauenzimmer ist" geschätzt.Was das hieß und wie die weitaus meisten Ehekandidaten sich ihre Lebensgefährtinnen im ausgehenden 18. Jahrhundert idealtypisch wünschten, hat Clemens Brentano festgehalten: sanft, frei von jeglicher Unverträglichkeit, biegsam, belesen ohne literarisch glänzen zu wollen und genial ausschließlich in Bezug auf Handarbeiten und Hauswirtschaft.Als Dorothea Caroline Albertine Michaelis am 2. September 1763 in der Universitätsstadt Göttingen im Kurfürstentum Hannover auf die Welt kam, ging ihr Vater auf die fünfzig zu, und ihre Mutter war Mitte zwanzig. Nur sieben Monate nach dem Tod seiner ersten Frau war Johann David Michaelis die Ehe mit Louise Philippine Antoinette Schroeder eingegangen. Mit ihr habe er die personifizierte Vernunft geheiratet, lautete sein höchstes Lob für die Tochter eines wohlhabenden Göttinger Oberpostdirektors mit einflussreicher Verwandtschaft. Von den neun Kindern aus zweiter Ehe erreichten nur Caroline und drei ihrerGeschwister das Erwachsenenalter: Charlotte Wilhelmine, Lotte genannt, Jahrgang 1766, Gottfried Philipp, er kam 1768 auf die Welt, und die 1770 geborene Luise Friederike. Die sprunghafte Lotte hatte das Zeug zur Sorgenschwester; Philipp besetzte die familiäre Nische des Außenseiters; größerer Begeisterung Carolines für die Jüngste, Luise, stand deren ausgeprägt mädchenhaftes Getue entgegen. Ihrem neun Jahre älteren Halbbruder Christian Friedrich hing sie in schwärmerischer Verehrung an. Im Gegenzug entw
Erscheint lt. Verlag | 13.7.2009 |
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Zusatzinfo | mit Abbildungen |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Maße | 126 x 201 mm |
Gewicht | 442 g |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Sachbuch/Ratgeber ► Natur / Technik | |
Geschichte ► Teilgebiete der Geschichte ► Kulturgeschichte | |
Schlagworte | 18.Jahrhundert • 18. Jahrhundert • 19.Jahrhundert • Biografie • Biografisch • Biographie • Ehe • Frauen • FriedrichSchelling • Frühromantik • Geschichte • Heirat • Philosoph • Philosophie • Porträt • Scheidung • Schlegel-Schelling, Caroline von |
ISBN-10 | 3-570-55085-0 / 3570550850 |
ISBN-13 | 978-3-570-55085-4 / 9783570550854 |
Zustand | Neuware |
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