Coopers Abenteuer auf der Doggerbank

Buch | Hardcover
108 Seiten
2014 | 1. Auflage 2014
BlueStar Verlag
978-3-9816026-3-0 (ISBN)
12,99 inkl. MwSt
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Chihuahua Cooper verschlägt es auf die Doggerbank. In der faszinierenden Meereswelt leben dort unzählige Tiere und Seevögel. Ihr Zuhause ist jedoch bedroht. Menschen planen, ein Windkraftwerk zu errichten. Außergewöhnliche Dinge passieren. Mit einem Schlag gerät alles aus den Fugen. Wird er sich mit Hilfe seiner Freunde retten können? Und was bedeutet dieser merkwürdige Staub auf seinem Fell ...

Kirstin Grabowski, Jahrgang 1966, Diplom Kauffrau, lebt in Mönchengladbach und gründete 2008 den BlueStar Verlag.

Kapitel 1 Am Kap

Kapitel 2 Unbekanntes Doggerland

Kapitel 3 Auf nach England

Kapitel 4 neue Freunde

Kapitel 5 nächtlicher Überfall

Kapitel 6 Victoria

Kapitel 7 Das Meer ruft

Kapitel 8 ein Plan muss her

Kapitel 9 Es wird ungemütlich

Kapitel 10 Woher wir kommen

Kapitel 11 Froschmann-Jagd

Kapitel 12 Das Seebeben

Kapitel 13 Verloren im Meer

Kapitel 14 Rettungstrupp Ahoi

Kapitel 15 Mysteriöser Vulkanstaub

Kapitel 16 Cooper Island

1. Am Kap Der frische Seewind zerzaust mein Fell in alle Himmelsrichtungen. Ein Regenschauer prasselt mitten im Sommer nieder. Ich suche Schutz unter dem rissigen Dach meiner Hundehütte. Ein Imbiss wäre jetzt herrlich. Selbst der Rest eines getrockneten Fleischbrockens lässt sich nicht auftreiben. Mein Chihuahua-Magen rumort lautstark. Eine Mädchenstimme draußen lenkt mich ab. Trotz des Sauwetters verlasse ich die Hütte. 'Mama, da drüben liegt England, oder?' Mit scharfem Blick verfolge ich, auf was sie mit ihrem Finger in der Ferne zeigt. Die Mutter des Mädchens zieht schockiert eine Augenbraue hoch. Ich kann sie gut verstehen. Kap Arkona befindet sich mit Sicherheit nicht gegenüber dem Vereinigten Königreich von Großbritannien, selbst wenn es am Kap eine Königstreppe gibt. Da müsste ja schon etwas Gewaltiges mit den tektonischen Platten unserer Erde passiert sein, dass diese Behauptung stimmt. Ich schaue mir den Absender der Frage genauer an, forme einen Steckbrief. Sie ist ungefähr elf Jahre alt, mittelblond, leicht gelocktes Haar, Dialekt hochdeutsch, groß gewachsen, sportliche Figur. Aha, Handybesitzerin, Einzelkind, ohne Hund unterwegs. Na, da kann man definitiv die Orientierung verlieren. Zum Glück gibt es mich, Cooper den Supernavigator. Besser wäre es wohl, dem Regen zu entfliehen, aber ich muss das Missverständnis aufklären. Ich schüttle mir kurz und kräftig das Wasser aus dem Fell. Vorsichtig stupse ich das Mädchen mit meiner feuchten Schnauze an. Anschließend renne ich zu den kleinen Hinweistafeln, die von Miniaturkünstlern jedes Jahr neu gestaltet werden. Sie verwittern in den nächsten Monaten, wegen der rauen Natur auf der Insel. Das Mädchen reagiert sofort auf mich, folgt mir den modrigen Pfad entlang. 'Wo willst du denn jetzt schon wieder hin, Nora?' 'Der Chihuahua möchte mir etwas zeigen', schreit sie gegen Wind und Regen an. 'Was für ein Unsinn. Komm sofort zu mir, wir wollen uns den Bunker ansehen', gibt die Mutter zurück. 'Ich habe aber keine Lust auf einen blöden Bunkerbesuch!', antwortet sie trotzig. Ich fühle, wie sie mir mit ihren Fingern über den Rücken fährt. 'Dein Fell ist ja pitschnass', flüstert sie. Ungeschickt nestelt sie an meinem Halsband herum. Laut verkündet sie der heranschwirrenden Mutter: 'Das ist Cooper! Was für ein lustiger Name! Das Auto von Tante Jenny heißt doch auch so.' 'Na und? Jetzt ist Schluss mit der Zickerei. Ich möchte, dass du den kleinen Hund in Ruhe lässt. Wir wollen schließlich den Bunker besichtigen. Dort sind wir wenigstens im Trockenen.' Nora hingegen macht keine Anstalten, sich zu erheben. Sie streichelt weiter über mein Fell, was ich gern zulasse. Und überhaupt, ich bin niemals ein kleiner Hund. Zumindest fühle ich mich wie ein Schäferhund, mit dem ich ja auch Ähnlichkeit habe. Ich kenne keine Angst, vor nichts und niemandem. Sie zieht ihre Tochter unwirsch nach oben. Sofort folge ich den beiden zum Bunker. 'Grässliches Gebäude, Mama, findest du es toll hier?', fragt Nora mürrisch, nachdem sie sich in den spärlich beleuchteten Räumen umgesehen hat. 'Du wolltest dir doch unbedingt diesen Flecken Erde ansehen. Nun sind wir hier und du maulst nur rum. Wir hätten besser Papa mit der Fähre nach Trelleborg begleiten sollen.' 'Auf einem Schiff wird mir kotzübel', klagt Nora sofort. Ich blicke sie mitfühlend an. Ja, ich kann sie nur allzu gut verstehen. Bis ich mich an das ewige Hin und Her gewöhnt habe, ist mir mein Hundemagen auch oft aus dem Gleichgewicht geraten. Jetzt lebe ich schon zwei Jahre auf der Insel Rügen. Zusammen mit Josie, meiner Herrin, und ihrem Freund Arne. Er hat in Rostock Meeresbiologie studiert. Im Augenblick sitzt er an seiner Doktorarbeit. Er muss Experimente an Land, in der Luft und natürlich im Meer durchführen. Die Ergebnisse der Messreihen tippt er akribisch in ein Notebook. Ständig zieht er mich auf: 'Cooper, übe schon mal, mich eines Tages Doktor der Meeresbiologie zu nennen.' Ich lasse ihn dann stehen; weshalb sollte ich so einen Blödsinn üben. Ich frage mich, warum er nicht in einem Krankenhaus arbeitet, wenn er Doktor wird. 'Coooooooper.', brüllt Josie lautstark, als wäre ich taub. Das grenzt ja schon an Lärmbelästigung. Fix renne ich aus dem Bunker, blinzle in das Tageslicht, um sie ausfindig zu machen. Hoffentlich hat sie einen Knochen dabei. Darauf hätte ich jetzt wirklich Lust. Aber nein, Josie steht, beide Hände in die Hüften gestemmt, unweit der Königstreppe. Erneut ruft sie nach mir. Ich schlage mich durch das hochgewachsene Gras. Ich springe sie von hinten an, was mir natürlich untersagt ist. Wie ein Wirbelwind fährt sie herum, schnappt mich am Schlafittchen. 'Na Ausreißer? Wo bist du wieder rumgestromert? Los komm! Wir müssen den Flieger erwischen, Arne will uns mitnehmen.' Okay, also doch keine gemütliche Mittagspause mit einem saftigen Knochen, sondern ein Ausflug in einer wackligen Turbinenmaschine. Schon oft habe ich davon geträumt, den Himmel zu erobern. Mit einem Fallschirm in die Tiefe zu stürzen, Menschen, die in Seenot geraten, spektakulär zu retten. Die Hunde von der Wasserrettung bewundere ich sehr. Meine Angst vor Wasser müsste ich allerdings noch loswerden. Zum Glück hatte es aufgehört zu regnen. Josie legt mir geschickt das Geschirr an, mit dem ich im Flieger gesichert bin. Anfangs sträubte ich mich gegen die Prozedur, aber auch ich bin lernfähig und gehorche besser. Flugs steigen wir auf ihren Roller, um zum Inselflughafen zu fahren. 'Hey, Josie, da seid ihr endlich!', empfängt uns Arne erleichtert. Er küsst sie stürmisch auf ihren schönen Mund. Kurz streichelt er über mein Fell. 'Komm Cooper, ich zeige dir unsere Fracht für heute!', sagt er. Gespannt folge ich ihm zu unserem Fluggerät. Das Leichtflugzeug bietet Platz für 4 Personen. Insgesamt kann es eine Tonne an Gewicht in seinem Rumpf transportieren. Die Klappe unterhalb des Einstiegs ist geöffnet. Als ich mich die schräge Treppe hinauf wage, höre ich ein quiekendes Geräusch. 'Sind das die Robbenbabys, die jetzt ihre Freiheit bekommen?', wispert Josie aufgeregt. 'Ja, genau! Wir bringen sie auf die Insel Helgoland. Auf dem Flug werden wir noch ein paar Messstationen besuchen. Ich muss die aktuellen Werte in meine Statistik aufnehmen.' ›Oh, wie langweilig!‹, denke ich. ›Also ganz ehrlich, ich frage mich, wann Arne endlich damit aufhört, dieses Zahlenzeug so akribisch aufzuschreiben. Es wäre viel cooler am Himmel Loopings zu vollführen, sobald wir die Robbenbabys abgeliefert haben.‹ Ich liebe Abenteuer. Bereits als junger Hund bin ich ausgerissen. Mit einem Containerfrachter über die Donau fast bis zum Schwarzen Meer geschippert. Da hatte ich auch gesehen, dass die Seeleute immer irgendetwas Wichtiges im Logbuch notierten. Ich finde es schon komisch, warum die Menschen ständig alles aufschreiben. Für mich war nur der Speiseplan von Dick, unserem Kombüsen-Chef, von allergrößtem Interesse. 'Auf geht’s Cooper, ab in die Kiste mit dir', bestimmt Arne und stopft mich hinein in das dunkle, muffige Ding. Josie sichert mich mit einem Karabinerhaken am Geschirr. Arne startet den Motor der Cessna 172. Unangenehm dröhnt es in meinen Segelohren. Josie holt zwei Ohrwärmer raus und will sie mir überstülpen, aber das kann sie vergessen. Sie ist viel zu besorgt um mich. Im Winter soll ich sogar ein Mäntelchen tragen, das ihre Oma extra für mich anfertigen ließ. Nee, da friere ich lieber ein wenig, als dass ich mich vor den anderen Hunden blamiere. Die Maschine hebt wacklig vom Boden ab und hey, endlich bin ich wieder in der Luft. Meine Hundeglückshormone geraten in wilde Schwingungen. Nur die quiekenden Robbenbabys sind froh, als wir auf einer schmalen Piste landen. Christian, ein Junge vom Robbenschutzprojekt, kommt angerannt und reißt die Tür des Cockpits auf. Sein weißes Hemd mit den blauen Robbenknöpfen strahlt mir entgegen. Ich mag ihn. 'Hallo Josie, schön, dass du mitgekommen bist. Da ist ja auch Cooper', empfängt er uns überschwänglich. Dann schleppen die beiden Jungs eine Kiste nach der anderen aus dem Flugzeug und verladen sie auf einen kleinen Elektrowagen. Großzügige Golfprofis spendeten ihn den Tierschützern. Für die Fahrten über den Golfplatz war er mit der Zeit zu klapprig geworden. 'Wollt ihr Pasta mit uns essen?', lädt uns Christian ein. Arne schüttelt energisch den Kopf, sodass seine blonden Locken ungestüm durch die Luft wirbeln. 'Danke Christian, leider keine Zeit. Kannst du mir den Elektrowagen leihen? So bin ich schneller', bittet Arne ihn. Der nickt und düst mit den Robben davon. Keine zehn Minuten später ist er wieder bei unserem Flieger. Rücksichtslos verfrachtet mich Josie in die Sammelkiste, die nach allem möglichen Schlick und Schlamm riecht. Ich wälze mich darin; prompt höre ich ihr Geschrei. 'Ich schmeiße dich gleich ins Wasser, du unmöglicher Hund', schimpft sie hysterisch. Aber das ist mir egal. Sie wird sich schon beruhigen. So schlimm stinke ich nun auch wieder nicht. Soll sie mich doch nächstes Mal auf den Schoß nehmen, anstatt in diese blöde Kiste zu sperren. Ich beobachte die beiden in den nächsten Stunden, wie sie von einem Messpunkt zum anderen kutschieren. Josie schießt ihre Fotos und ruft, wenn sie mich als Motiv wünscht. Ach, wie entsetzlich langweilig das ist. Es existieren sicherlich bereits tausende Aufnahmen von mir. Viel lieber würde ich zuhause vor meinem Futtertrog sitzen. Stattdessen hocke ich in der Dünenlandschaft von Helgoland. Arnes Handy klingelt. Der Ton klingt, wie die Uhr von Big Ben, der berühmten Turmuhr in London. Ich weiß, dass jetzt sein Professor anruft, den er Doktorvater nennt, obwohl er gar nicht mit ihm verwandt ist. 'Ja hallo, Herr Sietland, was gibt es Neues?' 'Aber warum das denn?', höre ich ihn erstaunt fragen. 'Doggerland?', fragt Arne ungläubig. 'Okay, wenn es nicht anders geht. Ich möchte vorher noch meine Arbeit beenden. Ich bin schon fast fertig', schreit er in das Handy. Die Funkverbindung scheint schwächer zu werden. Er hält das Telefon in alle Himmelsrichtungen und entfernt sich immer mehr von uns. Endlich kommt er zurückgelaufen. Gespannt lauschen wir, was er uns zu berichten hat. 'Wir sollen so schnell wie möglich einen Umzug vorbereiten. Die Regierung hat eine wissenschaftliche Gruppe einberufen, die den Bau des Offshore Windparks auf der Doggerbank begleiten soll. Professor Sietland ist der Teamleiter, er zählt auf mich', sagt er leicht außer Atem. Josie sieht ihn verständnislos an. 'Aber was wird aus deiner Doktorarbeit? Du kannst doch unmöglich von heute auf morgen alles stehen und liegen lassen. Ich habe auch meine Verpflichtungen. Der Verlag verlangt noch viel mehr Aufnahmen von der Vogelpracht auf den Ostseeinseln'. ›Wenn ich auch mal was bemerken darf‹, möchte ich am liebsten sagen, ›mir gefällt es ausgesprochen gut auf der Insel Rügen. Von der Doggerbank habe ich in meinem sechsjährigen Hundeleben noch nie etwas gehört.‹ Aber auf mein empörtes Jaulen reagieren sie nicht. Arne nimmt Josie tröstend in den Arm. An mich denkt keiner. Ich sitze hier im Sand von Helgoland und die beiden da verabreden ihre Zukunft. 'Schatz, das ist eine Riesenchance für mich', versucht Arne Josie zu beschwichtigen. 'Das kann der Einstieg in eine superspannende Expedition sein.' 'Ach Quatsch, das ist der Einstieg in eine anstrengende Packerei. Hier stehen noch genügend unausgepackte Umzugskartons rum. Jetzt sollen wir weiter ziehen.' 'Na, ja, dann packen wir sie in England aus.' 'England?', fragt Josie fassungslos. Ihre Stimme vibriert gefährlich. Oje, das kenne ich. Gleich wird sie vor Ärger explodieren. 'Ja, wir wohnen in einem internationalen Camp von Wissenschaftlern.' 'Camp, das hört sich nach gemeinsamen WC-Anlagen und Duschen mit Duschmarken an', sagt Josie und rümpft bei dem Gedanken die Nase. Dann blicken beide zu mir herunter. Endlich kann ich auch mal etwas kundtun. Ich wedle aufgeregt mit meinem Schwänzchen. Verdutzt sehen sie mich an. 'Cooper, soll das bedeuten, dass du einverstanden bist?', fragt mich Josie. Ich verharre sofort in meiner Position. Sie blickt Arne an und meint: 'Hast du denn überhaupt geklärt, ob er mitkommen darf?' 'Ja, klar. Cooper kann mitreisen. Professor Sietland will schauen, ob du den Auftrag für eine Fotoreportage erhältst. Das Projekt ist megagigantisch. Hunderte von Wissenschaftlern, die in den nächsten Jahren daran arbeiten, dass eine riesige Windkraftanlage entsteht. Sie wird Europa vom Erdöl unabhängiger machen. Wir drei bilden einen Teil des Puzzles', ereifert sich Arne. 'Was genau erledigt euer Team dort?' 'Die Doggerbank ist eine Sandbank, die durchschnittlich nur 30 Metern unterhalb der Wasseroberfläche liegt. Stell dir mal die Fläche von Holland vor. Halb so groß ist die Doggerbank. Sie beherbergt wahnsinnig viele Meeresbewohner, die es zu schützen gilt. Wir untersuchen die Auswirkungen des Bauprojektes auf die Tier- und Pflanzenwelt. Jetzt halte dich fest! Wir sind dem Bereich vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung zugeteilt, der ein Verträglichkeitsgutachten erstellt. Die Windkraft ist besser verträglich für die Umwelt, als Kraftwerke, die Braunkohle verbrennen. Der Ausstoß von schädlichen Stoffen wird maßgeblich reduziert. Ist doch hammerhart!' 'Na erst einmal abwarten, was sie wirklich von euch wollen. Vielleicht auch nur einen Freibrief für den Raubbau an der Natur?', sagt Josie vorsichtig. 'Wir sollten der Sache auf den Grund gehen.' 'Ja, lass uns zurückfliegen. Dann googeln wir alles über die Doggerbank, einverstanden?', schlägt Arne vor. ›Gut‹, denke ich, ›fliegen wir zurück, ihr googelt und ich verspeise meine Tagesration vom Spezial-Chihuahua-Futter.‹

1. Am Kap
Der frische Seewind zerzaust mein Fell in alle Himmelsrichtungen.
Ein Regenschauer prasselt mitten im Sommer nieder. Ich suche Schutz unter dem rissigen Dach meiner Hundehütte. Ein Imbiss wäre jetzt herrlich. Selbst der Rest eines getrockneten Fleischbrockens lässt sich nicht auftreiben. Mein Chihuahua-Magen rumort lautstark. Eine Mädchenstimme draußen lenkt mich ab. Trotz des Sauwetters verlasse ich die Hütte."Mama, da drüben liegt England, oder?" Mit scharfem Blick verfolge ich, auf was sie mit ihrem Finger in der Ferne zeigt.
Die Mutter des Mädchens zieht schockiert eine Augenbraue hoch. Ich kann sie gut verstehen.
Kap Arkona befindet sich mit Sicherheit nicht gegenüber dem Vereinigten Königreich von Großbritannien, selbst wenn es am Kap eine Königstreppe gibt. Da müsste ja schon etwas Gewaltiges mit den tektonischen Platten unserer Erde passiert sein, dass diese Behauptung stimmt. Ich schaue mir den Absender der Frage genauer an, forme einen Steckbrief. Sie ist ungefähr elf Jahre alt, mittelblond, leicht gelocktes Haar, Dialekt hochdeutsch, groß gewachsen, sportliche Figur. Aha, Handybesitzerin, Einzelkind, ohne Hund unterwegs. Na, da kann man definitiv die Orientierung verlieren. Zum Glück gibt es mich, Cooper den Supernavigator. Besser wäre es wohl, dem Regen zu entfliehen, aber ich muss das Missverständnis aufklären. Ich schüttle mir kurz und kräftig das Wasser aus dem Fell. Vorsichtig stupse ich das Mädchen mit meiner feuchten Schnauze an. Anschließend renne ich zu den kleinen Hinweistafeln, die
von Miniaturkünstlern jedes Jahr neu gestaltet werden. Sie verwittern in den nächsten Monaten, wegen der rauen Natur auf der Insel. Das Mädchen reagiert sofort auf mich, folgt mir den modrigen Pfad entlang."Wo willst du denn jetzt schon wieder hin, Nora?""Der Chihuahua möchte mir etwas zeigen", schreit sie gegen Wind und Regen an."Was für ein Unsinn. Komm sofort zu mir, wir wollen uns den Bunker ansehen", gibt die Mutter zurück."Ich habe aber keine Lust auf einen blöden Bunkerbesuch!", antwortet sie trotzig. Ich fühle, wie sie mir mit ihren Fingern über den Rücken fährt."Dein Fell ist ja pitschnass", flüstert sie. Ungeschickt nestelt sie an meinem Halsband herum. Laut verkündet sie der heranschwirrenden Mutter: "Das ist Cooper! Was für ein lustiger Name! Das Auto von Tante Jenny heißt doch auch so.""Na und? Jetzt ist Schluss mit der Zickerei. Ich möchte, dass du den kleinen Hund in Ruhe lässt. Wir wollen schließlich den Bunker besichtigen. Dort sind wir wenigstens im Trockenen."Nora hingegen macht keine Anstalten, sich zu erheben. Sie streichelt weiter über mein Fell, was ich gern zulasse. Und überhaupt, ich bin niemals ein kleiner Hund. Zumindest fühle ich mich wie ein Schäferhund, mit dem ich ja auch Ähnlichkeit habe. Ich kenne keine Angst, vor nichts und niemandem.
Sie zieht ihre Tochter unwirsch nach oben. Sofort folge ich den beiden zum Bunker."Grässliches Gebäude, Mama, findest du es toll hier?", fragt Nora mürrisch, nachdem sie sich in den spärlich beleuchteten Räumen umgesehen hat."Du wolltest dir doch unbedingt diesen Flecken Erde ansehen. Nun sind wir hier und du maulst nur rum. Wir hätten besser Papa mit der Fähre nach Trelleborg begleiten sollen.""Auf einem Schiff wird mir kotzübel", klagt Nora sofort.
Ich blicke sie mitfühlend an. Ja, ich kann sie nur allzu gut verstehen. Bis ich mich an das ewige Hin und Her gewöhnt habe, ist mir mein Hundemagen auch oft aus dem Gleichgewicht geraten. Jetzt lebe ich schon zwei Jahre auf der Insel Rügen. Zusammen mit Josie, meiner Herrin, und ihrem Freund Arne. Er hat in Rostock Meeresbiologie studiert. Im Augenblick sitzt er an seiner Doktorarbeit. Er muss Experimente an Land, in der Luft und natürlich im Meer durchführen. Die Ergebnisse der Messreihen tippt er akribisch in ein Notebook ...

Erscheint lt. Verlag 30.1.2015
Illustrationen Anne Baumgart
Zusatzinfo Illustrationen von Anne Baumgart
Sprache deutsch
Maße 160 x 220 mm
Gewicht 395 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Kinder- / Jugendbuch Sachbücher
Schlagworte Abenteuergeschichte • Abenteuer; Kinder-/Jugendliteratur • Chihuahua • Doggerbank • Heringsschwarm • Hunde • Hunde; Kinder-/Jugendliteratur • Insel • Meeresschildkröten • Meeresvögel • Nordsee; Kinder-/Jugendliteratur • Rügen; Kinderliteratur/Jugendliteratur • Seebeben • Seemöwen • Seerobben • Seltene Erden • Tiergeschichte • Umwelt • Unterwasserwelt • Windkraft
ISBN-10 3-9816026-3-3 / 3981602633
ISBN-13 978-3-9816026-3-0 / 9783981602630
Zustand Neuware
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