Geschichte des Fagotts

(Autor)

Buch | Hardcover
272 Seiten
2011
Wißner-Verlag
978-3-89639-774-4 (ISBN)
44,80 inkl. MwSt
Im 19. Jahrhundert wurden alle Instrumente tiefgreifend verändert: Mit einer Vielzahl technischer Lösungen reagierten Instrumentenbauer auf Forderungen der Musikpraxis wie denen nach größerem Klangvolumen, chromatischer Spielbarkeit oder klanglicher Ausgewogenheit. Auch das im 17. Jahrhundert erfundene und in der Folgezeit nur in kleinen Schritten weiterentwickelte Fagott erfuhr ab 1800 einen rasanten Innovationsschub. Es entstanden zahlreiche neue Modelle, die von moderaten Erweiterungen der Mechanik bei kaum veränderter Bohrung bis hin zu radikalen Neukonzeptionen nach den akustischen Theorien Theobald Boehms reichten.Die vorliegende "Geschichte des Fagotts" dokumentiert die allmähliche Ausformung des modernen deutschen und französischen Fagotts von der Erfindung bis heute, wobei der Schwerpunkt auf der Zeit vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis um den Zweiten Weltkrieg liegt. Daneben werden auch heute vergessene Traditionen wie die eines eigenständigen Wiener Modells sowie gescheiterte Experimente z. B. von Fagotten mit Metallkorpus dargestellt. Das reich illustrierte Werk runden ausführliche Beschreibungen von 75 repräsentativen Instrumenten von ca. 1700 bis 1940 aus öffentlichen Sammlungen in Berlin, Leipzig, München, Nürnberg und Tübingen ab.

Sebastian Werr studierte Musikwissenschaft an der FU Berlin und der Universität Mailand; er promovierte an der Universität Bayreuth, wo er sich 2008 auch habilitierte. Seine Forschungsschwerpunkte liegen neben der Geschichte der Holzblasinstrumente vor allem auf dem Musiktheater vom 17. bis zum 21. Jahrhundert und der Sozialgeschichte der Musik.

(UNI-MUENCHEN, www.myscience.de, 04. Juli 2011)In der musikwissenschaftlichen Forschung ist das Fagott bisher nur wenig gewürdigt worden. Diese Lücke zu schließen war Ziel von PD Sebastian Werr und seines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft am Institut für Musikwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München geförderten Forschungsprojektes "Von klanglicher Vielfalt zu Uniformität. Entwicklung und Standardisierung der Holzblasinstrumente seit 1800 am Beispiel des Fagotts". Die Ergebnisse des Projektes wurden jetzt in der Monografie "Geschichte des Fagotts" veröffentlicht.Dabei geht der erste Teil der Monografie vor allem auf Entstehung, Weiterentwicklung und technische Besonderheiten ein; im zweiten, dem Katalogteil, werden die Instrumente der einzelnen Hersteller und ihre Besonderheiten vorgestellt."Das Buch richtet sich in erster Linie an Fagottisten", sagt Sebastian Werr. "Bei der Forschung an dem Projekt ging es mir daher sehr um Verbindung von Wissenschaft und Praxis." Das Interesse sei groß, weil "zunehmend auf historischen Instrumenten gespielt wird und das Bedürfnis, deren Entwicklungsgeschichte kennenzulernen, gestiegen ist."(Ann-Katrin Zimmermann, Rohrblatt, 3/2011)Doch das Konzept, die Baugeschichte des Fagotts anhand von ausgewählten Instrumenten aus Sammlungsbeständen des Berliner Musikinstrumenten-Museums (10 Fagotte), des Museums für Musikinstrumente der Universität Leipzig [17), des Münchner Stadtmuseums (5), des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg [26] und der Sammlung des Tübinger Musikwissenschaftlichen Instituts [17) darzustellen, überzeugt. Wer sich künftig mit der Thematik auseinandersetzen möchte, wird um diesen aus einem DFG-geförderten Projekt hervorgegangenen Band nicht herumkommen.Durchweg qualitativ hochwertige Schwarzweißphotographien - Gesamtaufnahmen jeweils beider Seiten - zeigen alle Instrumente im idealen, Ieicht überstreckten Hochformat des Bandes in etwa derselben Größe und gestatten so nebenbei im durchblätternden Vergleich interessante Beobachtungen … Nicht zuletzt wird im Nebeneinander der sonst so verstreuten Exponate Funktionswandel von Bauteilen erkennbar … Möge das Buch zur überfälligen Beschäftigung mit all diesen Aspekten anregen. Der Autor Iegt mit reichhaltigen Kommentaren ein tragfähiges Fundament für weiterführende Studien, ohne freilich im Rahmen einer solchen Überblicksdarstellung auf diese Spezialfragen eingehen zu können. Die Auflistung von Maßen, Material und Klappenausstattung wird bei jedem Instrument ergänzt um Hinweise zum Erbauer und Erläuterungen zu besonderen Merkmalen. Detailaufnahmen Ienken die Aufmerksamkeit auf jene im Objekttext angesprochenen Einzelheiten, bieten jedoch Ieider in den meisten Fällen gegenüber dem entsprechenden Ausschnitt der Gesamtaufnahme keine Vergrößerung und nur gelegentlich einen etwas anderen Blickwinkel. Obgleich Werr verschiedentlich die Wichtigkeit Iokaler Traditionen im Fagottbau betont, fiel die Entscheidung zugunsten einer chronologischen Anordnung der Instrumente im Katalog. Das ist sicher sinnvoll, bringt jedoch mit sich, dass Instrumente desselben Herstellers, die als verschiedene Stadien seiner Entwicklungen im direkten Vergleich sehr interessant waren, voneinander getrennt erscheinen. Auch um beispielsweise englische Varianten französischer Vorbilder zu vergleichen, ist einige Blätterei vonnöten Angaben zu Gebrauchsspuren und Zustand oder auch Provenienz des Instruments erscheinen nur sporadisch; Diese Darstellung ersetzt also keinen Sammlungskatalog mitdetaillierten Beschreibungen jedes einzelnen Instruments. Die einzigartige Zusammenschau ist es vielmehr, die den Wert des Werrschen Katalogs ausmacht. Als sehr nützlich erweist sich die Kombination aus Nennung der Klappe [nach jem Ton, der bei Betätigung hervorgebracht wird] und betätigendem Finger (etwa ,Es-Klappe (L4)") für eine mit dem kleinen Finger der Iinken Hand zu betätigende Es-Klappe an der Bassröhre) und ist künftigen Katalogen zur Nachahmung anzuempfehlen. Allein schon dieser Katalogteil, der mit maßgeblichen Daten, informativem Begleittext und hochwertigem Bild vielfach Instrumente präsentiert, die bislang noch nicht in Publikationen greifbar sind (das gilt beispielsweise für die Fagotte der Tübinger Sammlung), macht dieses Buch zu einer wertvollen Bereicherung instrumentenkundlicher Fachliteratur. Bilderreich ausstaffiert - allerdings im Wesentlichen mit Abbildungen, die man aus anderen Publikationen bereits kennt - geleitet auch der historische Überblick durch die Entwicklungsgeschichte des Fagotts: eine solide Einführung für den Neuling auf diesem Gebiet, und der Spezialist freut sich über eine bündige, mit starken 100 Seitenauskommende Zusammenfassung des Forschungsstandes. In der Einleitung gelingt ein Rundumschlag von der Wirkungsmacht des Heckel-Vorbilds über den Rohrbau bis hin zu den verschiedenen Klangidealen etwa des deutschen Fagotts und des französischen …Das Buch profitiert in hohem Maße von der //Vielseitigkeit seines Autors: Dass Sebastian Werr mit seinem Gegenstand nicht nur aus wissenschaftlicher Beschäftigung heraus vertraut ist, sondern das moderne Fagott und seine Vorfahren mit all ihren Eigenheiten auch als Spieler kennt und zudem in engem Austausch mit Profimusikern vom Format eines Lyndon Watts steht, macht sich permanent aufs Angenehmste … Als Konsequenz aus diesen umfassenden Kenntnissen und der Doppelperspektive erwächst ein insgesamt hohes Niveau, das auch beim Leser nicht nur Wissen, sondern nach Möglichkeit zusätzlich Erfahrungen im Spiel voraussetzt. Maximalen Gewinn hat der wissenschaftlich interessierte Fagottist und der "fagottistisch vorbelastete" Wissenschaftler. In seiner Materialfülle und der gut verständlichen Einführung hat das Buch darüber hinaus jedoch zweifellos auch das Potenzial, bei Lesern außerhalb dieses im Übrigen gar nicht so engen Adressatenkreises Begeisterung für den Gegenstand zu wecken.(clarino.print, 10/2011)Ein spannendes Werk für Fagottisten und instrumenkundlich Interessierte.(Gunther Joppig, KUNST UND AUKTIONEN, 21.10.2011). Der Autor erweist sich als intimer Kenner der Quellen, theoretischen Abhandlungen, Instrumentationslehren, Enzyklopädien, Zeitschriften und Druckschriften von Instrumentenbaufirmen.

Erscheint lt. Verlag 12.10.2011
Zusatzinfo schw.-w. Abb.
Sprache deutsch
Maße 170 x 280 mm
Gewicht 842 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Musik Instrumentenkunde
Schlagworte 19. Jahrhundert • Basson • Fagott • Holzblasinstrumente • Instrumentenbau • Instrumentenkunde • Musik • Musikwissenschaft
ISBN-10 3-89639-774-5 / 3896397745
ISBN-13 978-3-89639-774-4 / 9783896397744
Zustand Neuware
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