Das Städtchen

(Autor)

Buch
336 Seiten
2010 | 2. Auflage
Lilienfeld Verlag
978-3-940357-13-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Städtchen - Hans Adler
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Wunderbar böse, bitter wahrhaftig, operettenhaft lustig und glänzend erzählt: In seinem opulenten Roman schildert Hans Adler auf durchdringend ironische Weise die menschliche Komödie einer kleinen Stadt im alten Österreich
Herr von Seylatz soll in einem österreichischen Provinznest eine Zwischenstufe in seiner Beamtenkarriere absitzen, aber er hat vor, das beste daraus zu machen. Phantasien von einfachen Kleinstadtmädchen werden wach, und immerhin wohnt auch sein alter Freund Titus Quitek hier, einst ein vielversprechendes Malertalent, jetzt Zeichenlehrer an der hiesigen Realschule. Schon bei der ersten Begegnung wirkt Quitek allerdings merkwürdig unglücklich und zerzaust ... Um das Schicksal dieses gescheiterten Künstlers herum tut sich bald ein ganzes Panorama menschlichen Daseins auf. Vom Bürgermeister bis zur Prostituierten: gleichermaßen humorvoll-leichtfüßig wie düster-realistisch verwebt Hans Adler die Leidenschaften und Sehnsüchte, die erotische Gier, die Kaltblütigkeiten und das Durchwursteln aller Schichten dieses Provinzortes. Hans Adler erhielt für dieses Buch 1927 sofort den Künstlerpreis der Stadt Wien. 1947 erschien "Das Städtchen" zuletzt - und das ist viel zu lange her für diesen ganz besonderen, unterhaltsamen und tiefsinnigen Roman.

Hans Adler, geboren 1880 in Wien, wurde zunächst Jurist (u.a. beim k.k. Patentamt), und nebenbei gewannen seine Gedichte im „Simplicissimus“ einen solchen Ruf, daß Kurt Tucholsky sie für eine Buchausgabe empfahl. Erst 1920 allerdings kam es dann unter dem Titel „Affentheater“ tatsächlich zu dieser Gedichtsammlung. 1915 war Hans Adler aus Krankheitsgründen in den Ruhestand versetzt worden und hatte begonnen, als freier Schriftsteller zu arbeiten – besonders erfolgreich schließlich als Operettenlibrettist unter anderem für Operetten von Nico Dostal und für „Des Esels Schatten“ von Richard Strauß (1949). 1926 erschien sein einziger Roman „Das Städtchen“. Ab den dreißiger Jahren bis zum Ende des Krieges war Hans Adler nur aufgrund seines Nachnamens mehrfach antisemitischen Diffamierungen ausgesetzt und wurde im März 1938 deshalb sogar von der Gestapo vorübergehend verhaftet. 1957 starb er in Wien an den Folgen eines Autounfalls.

„'Das Städtchen' heute zu lesen bedeutet, eine Literatur der Boshaftigkeit zu entdecken, nicht wieder, sondern ganz neu. Hans Adler hat seine Sprachspitzen so geschnitzt und geworfen, dass sie einfach treffen, in diese Welt, auch noch fast hundert Jahre später.“ (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Mara Delius)

„'Das Städtchen' ist ein überraschendes Konglomerat aus tragischen, skurrilen und unterhaltsamen Momenten, ein Amalgam der österreichischen Seele aus der Kaiserzeit. Hans Adler verbindet eine wahrhaft schmissige Schreibe mit feinziselierten Milieustudien“ (Süddeutsche Zeitung, Helmut Böttiger)

„Ein reines Lesevergnügen ist diese literarische Wiederentdeckung: 'Ein ganz sinnliches Buch, das nachdenklich, ein tristes Buch, das heiter, ein heiteres Buch, das traurig stimmt – ein prachtvoller Roman' – so wird Klabund auf dem Klappentext zitiert. Dem ist nichts hinzuzufügen.“ (Deutschlandfunk Kultur, Manuela Reichart)

„Was für ein kluger, kurzweiliger Roman! Und was für ein versierter, spöttische Bemerkungen, treffliche Pointen mit leichter Hand verstreuender Autor! …Gesegnet mit Sprachwitz und Beobachtungsgabe, erzählte der völlig vergessene Hans Adler von der Liebe und dem linden Schrecken in der Kleinstadt.“ (Neue Zürcher Zeitung)

Seylatz hatte sich nach dem Büro rasieren lassen und war durch die Stadt geschlendert. Aber der allgemeine Eindruck, den er in den ersten Tagen empfangen hatte, stand fest, und es gab wenig hinzuzufügen und richtigzustellen. Selbst die Tatsache, daß man vor etlichen Jahren anläßlich der Reparatur des Hauptkanals auf Mauerreste mit Ziegeln gestoßen war, die das Zeichen der dreizehnten römischen Legion eingebrannt hatten, stimmte ihn nicht wohlwollender. Es war ihm unfaßlich, daß man jemals daran gedacht haben konnte, gerade in diesem feuchten und gottverlassenen Erdenwinkel eine Stadt zu bauen. Für die Römer mochten immerhin strategische Rücksichten als Rechtfertigung gelten, aber für die späteren Ansiedler und die jetzigen Einwohner fand er keinen Entschuldigungsgrund. Jedenfalls verdienten sie ihr Schicksal.

Erscheint lt. Verlag 28.1.2010
Reihe/Serie Lilienfeldiana ; 6
Nachwort Werner Wintersteiner
Verlagsort Düsseldorf
Sprache deutsch
Maße 105 x 180 mm
Gewicht 313 g
Einbandart Halbleinen
Themenwelt Literatur
Schlagworte Buch des Monats (Darmstädter Jury) • Hardcover, Softcover / Belletristik/Erzählende Literatur • Humor • k.u.k. • Österreich • Österreich, Geschichte; Romane/Erzählungen • Roman • Satire
ISBN-10 3-940357-13-8 / 3940357138
ISBN-13 978-3-940357-13-7 / 9783940357137
Zustand Neuware
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