Der mit den Wölfen lebt

(Autor)

Buch | Hardcover
384 Seiten
2010 | 2. Auflage
Goldmann Verlag (HC)
978-3-442-33866-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der mit den Wölfen lebt - Shaun Ellis
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Der unter Wölfen lebt


Seit seiner ersten Begegnung mit einem Wolf empfindet Shaun Ellis ein spirituelles Band mit diesen Tieren. Er lebte fast drei Jahre mit einem Wolfsrudel in der Wildnis. Eine immense körperliche Herausforderung, denn er durfte keine Schwäche zeigen, wollte er nicht sein Leben riskieren. Zwar trug Ellis einige Verletzungen davon, doch die Wölfe haben ihm in der Wildnis auch das Leben gerettet.


Dies ist seine Lebensgeschichte, spannend und zutiefst berührend. Der Bericht eines mutigen Mannes, der über die Begegnung mit dem "Wilden" zu sich selbst findet. Zugleich sieht sich Shaun Ellis als "Dolmetscher" für die Sprache der Wölfe. Wer sich auf das Buch einlässt, wird nicht nur viel über Wölfe erfahren, er kann auch von ihnen Familiensinn, Loyalität und Zusammengehörigkeit lernen.


Wild, packend und einzigartig – die ungewöhnliche Lebensgeschichte eines Menschen, der jahrelang im Wolfsrudel lebte.


In der Tradition berühmter Tierforscher wie Dian Fossey und Jane Goodall.


Shaun Ellis wuchs auf dem Land im Osten Englands auf. Nach fünf Jahren bei den Royal Marines ging er für sieben Jahre zu den Nez Perce-Indianern in Idaho, wo er mit seinen Feldstudien unter Wölfen begann. Fast drei Jahre lebte er dafür im Wolfsrudel, was

Ich arbeitete als Aushilfe in einem Wildpark in Hertfordshire, einer der Grafschaften nördlich von London. Eines Tages tauchte vor dem Wolfsgehege ein Mann auf, der ein Kind in einem altmodischen, fast viktorianisch anmutenden Rollstuhl schob. Das Kind hatte ein großes rechteckiges Tablett vor sich, und mir fiel sofort auf, wie deplatziert die ganze Konstruktion wirkte. Der Mann erzählte mir, er und sein Sohn, der vielleicht 13 oder 14 Jahre alt und auf den ersten Blick erkennbar sehr schwer behindert war, seien den weiten Weg aus Schottland hierhergekommen -eine Strecke von ungefähr 800 Kilometern. Er hatte gehört, dass wir Besuchern einen direkten Kontakt mit den Wölfen erlaubten, und eine solche Begegnung wollte er seinem Sohn ermöglichen. Ich war überrascht, dass dieser Mann so weit gefahren war, um seinem Sohn einen Wolf zu zeigen. Der Junge machte nicht den Eindruck, als ob er mit dieser Begegnung etwas anfangen könnte. Er saß bewegungslos und schweigend da, starrte Löcher in die Luft, und ich bezweifelte, ob er überhaupt in der Lage sein würde, das Tier auch nur zu streicheln. Normalerweise liebte ich diesen Teil meiner Arbeit. Die Kinder kamen mit so vielen Vorurteilen hier an. Sie schreckten zurück und kreischten, wenn sich der Wolf näherte, überzeugt davon, dass all die Geschichten, die sie gelesen, und die Cartoons, die sie gesehen hatten, der Wahrheit entsprachen, dass Wölfe hinterhältige, bösartige Kreaturen waren, die Großmütter auffraßen, die Häuser kleiner Schweine umbliesen und kleinen Mädchen an die Kehle gingen. Mit genau diesen entsetzlichen Geschichten war auch ich aufgewachsen. Erst viele Jahre später hatte ich entdeckt, dass Wölfe in Wirklichkeit scheue, intelligente Tiere sind, die eine hoch entwickelte Sozialstruktur haben und ihren Ruf als blutrünstige Monster absolut nicht verdienen. Nichts befriedigte mich mehr, als zu beobachten, wie die Kinder, die Wölfe berührten, meinen Geschichten über sie zuhörten und dabei ihre Vorurteile und Ignoranz verloren. Ich empfand diese Arbeit fast als meine Mission. Wenn die Kinder die Tiere streicheln und ihnen in die Augen schauen konnten, dann würden sie sich im Laufe der Zeit hoffentlich selbst ein Urteil bilden, und zukünftige Generationen würden vielleicht bereit sein, den Wölfen wieder ihren rechtmäßigen Platz in der Welt zurückzugeben. Es gab einmal eine Zeit, da lebten Wölfe und Menschen friedlich nebeneinander, in gegenseitigem Respekt, und der eine profitierte von der Lebensart des anderen. Leider ist diese Zeit längst vergangen, und ich glaube, wir sind dadurch ärmer geworden. Das damals herrschende natürliche Gleichgewicht existiert nicht mehr, und verschiedene Gattungen, darunter unsere eigene, konnten sich ungehemmt und - im wörtlichen Sinne - ungesund ausbreiten. Das mag jetzt ein wenig überspannt klingen, aber ich glaube, dass die menschliche Gesellschaft nicht nur im Sinne einer Wiederherstellung des Gleichgewichts und Heilung der Natur davon profitieren könnte, wenn die Wölfe wieder wie ehedem durch die Wälder streifen würden. Wir könnten eine Menge von ihrer Loyalität gegenüber Familienmitgliedern lernen, von der Art, wie sie ihre Jungen erziehen und disziplinieren, wie sie sich um ihre Artgenossen kümmern und auf welche Weise sie ihr tödliches Waffenarsenal einsetzen. Die Welt ist dafür noch nicht bereit, aber ich hoffe, dass ich durch meine Arbeit in den letzten 20 Jahren ein wenig dazu beigetragen habe, diesen Prozess in Gang zu setzen. Wann immer ich ein Kind mit den Wölfen bekannt machte, war es lebenswichtig, dass dieses Kind keine Angst bekam. Ich musste die Reaktionen der Kleinen sorgfältig beobachten, damit die Übung am Ende nicht mehr Schaden als Nutzen hervorbrachte. Dieser Junge sprach kein Wort. Er war unverkennbar sowohl körperlich als auch geistig behindert, und ich hielt ihn für autistisch. Das war eine problematische Konstellation, und ich fragte den Vater so taktvoll wie möglich, ob das Kind uns mitteilen könne, wenn es den Wolf nicht mehr in der Nähe haben wollte, wobei ich ihm erklärte, wie wichtig das war. "Das kann er nicht", sagte der Mann ganz unverblümt. "Er hat noch nie ein Wort gesprochen und nie auf irgendetwas reagiert. Und er hat noch nie in seinem Leben eine Emotion gezeigt." Der gesunde Menschenverstand sagte mir, dass ich diesen Mann mit seinem armen Kind unverrichteter Dinge zurück nach Schottland schicken sollte - aber aus Gründen, die ich nur teilweise erklären kann, ließ ich mich auf das Experiment ein. Wir hatten einen jungen Wolf namens Zarnesti im Gehege, der während seiner ersten Lebensmonate viel Körperkontakt zu Menschen gehabt hatte und sich deshalb hervorragend für eine Begegnung mit Kindern eignete. Seine Mutter war kurz nach der Geburt auf ihn getreten oder hatte sich auf ihn gerollt und dabei seinen Kiefer zerdrückt. Deshalb war er von Hand aufgezogen worden und Menschen gegenüber nicht so nervös wie die meisten Wölfe. Ich liebte ihn, denn er hatte einen ganz wunderbaren Charakter, aber er sah ein wenig aus wie Goofy, der Hund aus den Mickymaus-Heften. Obwohl es an Wahnsinn grenzte, ging ich in das Gehege und kam mit Zarnesti auf dem Arm wieder heraus. Er war damals ungefähr drei Monate alt, so groß wie ein Spaniel und ein sich windendes, strampelndes Energiebündel. Ich konnte ihn kaum halten, und er sprang mir fast aus den Armen, als ich ihn auf dem Tablett des altmodischen Rollstuhls vor dem Jungen absetzte. Ich hielt den Welpen in einem eisernen Griff, aber dann geschah ein kleines Wunder: Sobald er das Kind sah, wurde Zarnesti still. Er schaute dem Jungen in die Augen, und sie starrten einander an. Dann legte der junge Wolf sich hin, die Hinterbeine unter sich gezogen und die Vorderbeine ausgestreckt. Ich nahm eine Hand weg und merkte sehr schnell, dass ich ihn auch mit der zweiten loslassen konnte. Der Welpe schaute dem Kind weiter in die Augen, reckte dann nach einigen Momenten den Hals vor und begann, ihm das Gesicht abzulecken. Ich wollte eingreifen, weil ich Angst hatte, dass Zarnesti den Jungen mit seinen nadelscharfen Zähnen in die Lippen zwicken würde, wie junge Wölfe es bei den erwachsenen Tieren im Rudel tun, wenn sie diese auffordern, Futter auszuwürgen. Aber Zarnesti zwickte nicht, sondern leckte nur ganz sanft.

Erscheint lt. Verlag 26.1.2010
Reihe/Serie Goldmann Arkana
Übersetzer Gisela Kretzschmar
Sprache deutsch
Original-Titel The Man Who Lives with Wolves
Maße 135 x 215 mm
Gewicht 582 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Ellis, Shaun • Wolf (Tier)
ISBN-10 3-442-33866-2 / 3442338662
ISBN-13 978-3-442-33866-5 / 9783442338665
Zustand Neuware
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