Griechische Volksmärchen

Griechische Volksmärchen

Buch | Hardcover
256 Seiten
2012
Verlag der Griechenland Zeitung – Hellasproducts GmbH
978-3-99021-005-5 (ISBN)
19,80 inkl. MwSt
Griechische Märchen? Noch nie gehört? Noch nie erzählt? Das soll sich ändern. Sie halten ein Buch mit Volksmärchen in Händen, wie sie vielleicht noch einige der heute lebenden griechischen Großmütter und Großväter aus ihrer Kindheit kennen, die aber langsam in Vergessenheit geraten. Beim Lesen dieser Texte erfährt man vieles über das Leben der Menschen im damaligen Griechenland, das ja als Staatsgebilde nur in Ansätzen vorhanden und überhaupt nicht vergleichbar war mit seiner heutigen Ausdehnung. Erst 1830 wurde das Land unabhängig, es umfasste damals lediglich die Peloponnes, Zentralgriechenland und die Kykladen. Die anderen Teile gehörten noch immer zum Osmanischen Reich. Die Lektüre dieser Märchen kann vielleicht auch dazu beitragen, das heutige Griechenland besser zu verstehen. Viele Dinge, die für die modernen Griechen noch immer bezeichnend sind, kommen darin zum Ausdruck, etwa der Wunsch nach Wissen und vor allem auch der Wunsch, den Kindern eine möglichst gediegene Bildung angedeihen zu lassen. Auch ist der Drang zu spüren, in die Ferne zu gehen, sich dort Kenntnisse, Ansehen und Reichtum zu erwerben. Aber es kommt in gewisser Weise auch der Widerspruch zwischen Europa und dem Orient zum Ausdruck, von dem das Land über Jahrhunderte bis zu seiner endgültigen Befreiung geprägt worden ist. Selbst aus der Antike wurden Elemente übernommen, aus althellenischen Sagen oder Fabeln, kurz: das überlieferte Wissen von Jahrtausenden.
Es war einmal Mit diesen Worten beginnen auch die griechischen Volksmärchen, erzählt in einer einfachen, lebendigen Sprache. Und so könnte man glauben nichts Neues. Aber: Sie sind eben doch anders. Der Stoff dieser Volksmärchen ist aus altgriechischen, byzantinischen und orientalischen Einflüssen gewoben, und sie spielen in einem Vielvölkerstaat, wo Menschen unterschiedlicher Religionen heimisch waren: Christen, Muslime, Juden. Zwar paradieren auch hier bekannte Figuren vorbei: ein König, eine Königstochter, ein Dummer und ein Kluger, ein Reicher oder ein armer Mann. Aber bald wird man in eine andere Welt versetzt, wenn es da heißt: Es war einmal ein Derwisch, Es war einmal ein Aga Und nicht nur das: Bei den Griechen ist Aschenbrödel ein Mann!
Wer wird bei Titeln wie diesen nicht neugierig? Die Rätselprinzessin, Die Tochter des Königs Tsun Matsun, Der Bartlose, Der Erbsenmillionär oder Das Mädchen, das Rosen lacht und Perlen weint. Kurz: Es sind unerhörte Märchen, vertraut und exotisch zugleich.

Die Schlange / Die vergessene Braut Die vierzig Drachen / Die vierzig Schläuche / Die jungen Frauen und die Schwiegermutter / Der fromme Nachbar / Der gerechte Richter / Aschenbrödel / Die Bohne / Halberbse / Der Meisterdieb / Das Haus aus Erde und das Haus aus Salz / Der Kluge und der Dumme / Die einfältigen Frauen / Die zehn Bartlosen / Wie du verkaufst, so wirst du einkaufen / Die kluge Tochter des Armen / Die Rätselprinzessin / Die Tochter des Königs Tsun Matsun / Was in den Sternen geschrieben steht, ist unauslöschlich / Paravandis / Choromangiris / Die Frau des Aga / Die kluge Tochter des Großwesirs / Der Reiche / Der Bartlose / Der Derwisch / Der Prozess um die Eier / Der Bischof und der Abt / Die beiden Feigendiebe / Der böse König / Türke und Grieche / Der unglückliche König / Die Axt und die Säge / Der Erbsenmillionär / Der Pilger / Die Wette des Flötenspielers / Hauptmann Dreizehn / Das Kartenspiel mit der Prinzessin / Die Zaubermühle / Christus und die drei Brüder / Die zwölf Monate / Der Mann aus Zucker / Belohnte Treue / Von dem Manne, der in eine Frau und wieder in einen Mann verwandelt wurde / Von dem eisernen Derwisch und dem Prinzen mit den drei Zwiebäcken / Von dem Mädchen, das Rosen lacht und Perlen weint / Recht oder Unrecht? / Von den Feigen, die Hörner erzeugen und Hörner vertreiben / Der Spindelknopf

Die zwölf Monate: Es war einmal eine alte Frau; die ging aufs Feld, um Kräuter zu sammeln und kam in eine Höhle. Dort fand sie zwölf Jünglinge: es waren die zwölf Monate. Sie fragten die Alte: Welches ist der schönste Monat? Sie antwortete: Die zwölf Monate sind alle schön; der Januar macht Schnee, der Februar Regen - kurz, die zwölf Monate sind alle schön. Die zwölf Jünglinge sagten zu ihr: Komm her, Alte, weil du gesagt hast, dass die zwölf Monate alle schön sind: gib uns dein Tuch! und sie füllten es ihr mit Geld. Die Alte sagte: Ich danke euch sehr! und ging ab. Sie kam nach Hause und rief ihre Kinder und sagte zu ihnen: Kommt her, dass wir essen und trinken, da uns Gott reichliches Geld schenkt hat."Es fragte sie aber eine andere Alte: Wo hast du das Geld gefunden? Gestern war es doch noch nicht da! Woher bist du heute reich? Sprach zu ihr die Alte: Gehe doch auch du dahin, wo ich hingegangen bin, und nimm deinen Korb und gehe in die Höhle dort drüben! Da wirst du zwölf Jünglinge finden; die werden dir Geld geben, wie sie es mir gegeben haben. Sogleich nahm die ihren Korb und ging Kräuter zu sammeln und kam in die Höhle und fand auch die zwölf Jünglinge und sagte zu ihnen: Guten Tag, meine Kinder! - Guten Tag, Alte, erwiderten diese. Was willst du hier in der Höhle? - Mich ausruhen, ich bin etwas umhergelaufen. Fragten die zwölf Jünglinge sie und sagten: Welcher Monat ist der schönste von den zwölf? Sie antwortete: Alle sind sie nichts wert, alle zwölf Monate. Da sagten die zwölf Jünglinge zu ihr: Bringe uns deinen Korb und dein Tuch! Und sie nahmen den Korb der Alten und füllten ihn mit Schlangen und bedeckten ihn mit dem Tuch und sagte zu der Alten: Nimm den Korb und geh nach Hause! Und wenn du nach Hause kommst, rufe deine Kinder und gib ihnen Geld, um Lebensmittel einzukaufen!
Die Alte ging also nach Hause, rief ihre Kinder und sagte zu ihnen: Kommt her, dass ich den Korb öffne und euch Geld gebe, das mir die zwölf Männer gegeben haben, die auch die Alte, unsere Nachbarin, beschenkt haben! Sie öffnete den Korb, und statt Geld zu finden, fand sie Schlangen, die bissen ihr in die Hände und liefen und bissen auch ihre Kinder. Sie schrie: Verflucht seist du, Alte! Warum hast du mir gesagt, ich solle in die Höhle gehen, dass ich die zwölf Jünglinge finde und sie mir Geld geben. Und anstatt mir Geld zu geben, gaben sie mir Schlangen, die meine Hände bissen, sowie auch meine Kinder! Sagte die andere Alte: Mir haben sie Geld gegeben, dir haben sie Schlangen gegeben. Was hast du denn den zwölf Jünglingen gesagt? - Ich habe ihnen gesagt, dass die zwölf Monate alle schlecht sind. - Ich habe ihnen gesagt, dass die zwölf Monate schön sind: deshalb haben sie mir Geld gegeben und dir Schlangen, weil du gesagt hast, sie seien alle schlecht. Und sie haben dir recht getan.

Erscheint lt. Verlag 26.10.2012
Sprache deutsch
Maße 120 x 190 mm
Gewicht 435 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Märchen / Sagen
Schlagworte Griechenland, Literatur; Märchensammlungen • Griechenland, Märchen, Volksmärchen, Athen, Lesbos, Santorin, Epirus, Euböa, Kreta, Ägäis, Korfu, Konstantinopel, Istanbul, Osmanen, Hahn, Sammlung
ISBN-10 3-99021-005-X / 399021005X
ISBN-13 978-3-99021-005-5 / 9783990210055
Zustand Neuware
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