Die Meute der Erben (eBook)

Roman
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2012 | 1. Auflage
320 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-96155-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Meute der Erben -  Gaby Hauptmann
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Wie die Geier fallen Anno Adelmanns geldgierige Töchter in der Villa des alten Herrn ein. Es ist sein 85. Geburtstag, Grund genug, die treue Familie zu spielen. Doch die Sympathien des liebenswürdigen und galanten Anno gelten der attraktiven Nachbarin Ina und ihrer kleinen Tochter Caroline. Mit deren Hilfe plant er, seiner Familie einen letzten großen Streich zu spielen. Doch aus der Komödie wird bald bitterer Ernst - denn diese Familie geht über Leichen.

Gaby Hauptmann, geboren 1957 in Trossingen, lebt als freie Journalistin und Autorin in Allensbach am Bodensee. Ihre Romane »Suche impotenten Mann fürs Leben«, »Nur ein toter Mann ist ein guter Mann«, »Die Lüge im Bett«, »Eine Handvoll Männlichkeit«, »Die Meute der Erben«, »Ein Liebhaber zuviel ist noch zuwenig«, »Fünf-Sterne-Kerle inklusive«, »Hengstparade«, »Yachtfieber«, »Ran an den Mann«, »Nicht schon wieder al dente«, »Rückflug zu verschenken«, »Ticket ins Paradies«, »Hängepartie«, »Liebesnöter«, »Zeig mir was Liebe ist«, » Die Italienerin, die das ganze Dorf in ihr Bett einlud« und »Scheidung nie - nur Mord!« sind Bestseller und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und erfolgreich verfilmt. Außerdem erschienen die Erzählungsbände »Frauenhand auf Männerpo« und »Das Glück mit den Männern«, ihr ganz persönliches Buch »Mehr davon. Vom Leben und der Lust am Leben«, das Kinderbuch »Rocky der Racker«, die mehrbändigen Jugendbuchreihen »Alexa, die Amazone« und die »Kaya«-Reiterbücher, sowie »Wo die Engel Weihnachten feiern« und die von ihr herausgegebene Anthologie »Gelegenheit macht Liebe«. Zuletzt erschien »Plötzlich Millionärin - nichts wie weg!«. 2019 moderierte Gaby Hauptmann die Runde 'Talk am See' im SWR, in der sie wöchentlich mit Prominenten und Gästen aus der Region zu aktuellen Themen sprach.

Gaby Hauptmann, geboren 1957 in Trossingen, lebt als freie Journalistin und Autorin in Allensbach am Bodensee. Ihre Romane "Suche impotenten Mann fürs Leben", "Nur ein toter Mann ist ein guter Mann", "Die Lüge im Bett", "Eine Handvoll Männlichkeit", "Die Meute der Erben", "Ein Liebhaber zuviel ist noch zuwenig", "Fünf-Sterne-Kerle inklusive", "Hengstparade", "Yachtfieber", "Ran an den Mann", "Nicht schon wieder al dente", "Rückflug zu verschenken", "Ticket ins Paradies", "Hängepartie", "Liebesnöter", "Zeig mir was Liebe ist", " Die Italienerin, die das ganze Dorf in ihr Bett einlud" und "Scheidung nie - nur Mord!" sind Bestseller und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und erfolgreich verfilmt. Außerdem erschienen die Erzählungsbände "Frauenhand auf Männerpo" und "Das Glück mit den Männern", ihr ganz persönliches Buch "Mehr davon. Vom Leben und der Lust am Leben", das Kinderbuch "Rocky der Racker", die mehrbändigen Jugendbuchreihen "Alexa, die Amazone" und die "Kaya"-Reiterbücher, sowie "Wo die Engel Weihnachten feiern" und die von ihr herausgegebene Anthologie "Gelegenheit macht Liebe". Zuletzt erschien "Plötzlich Millionärin - nichts wie weg!". 2019 moderierte Gaby Hauptmann die Runde "Talk am See" im SWR, in der sie wöchentlich mit Prominenten und Gästen aus der Region zu aktuellen Themen sprach.

I

Sie hätte es wissen müssen, war Inas erster Gedanke, als Caroline heulend vor ihr stand. Sie kniete sich hin und nahm ihre kleine Tochter in die Arme. »Sie haben mich weggeschickt«, schluchzte Caroline, und die Tränen stürzten über ihre Wangen. »Einfach weggeschickt!« Die Enttäuschung schüttelte den kleinen Körper, und Ina spürte ein Gefühl aufsteigen, das ihr den Brustkorb zusammenschnürte und einen dumpfen Ton im Kopf erzeugte.

»Sei nicht traurig«, beherrschte sie sich tröstend zu sagen. »Sie haben vielleicht nicht richtig verstanden, was du wolltest!«

»Sie haben genau richtig verstanden, was ich wollte«, wehrte Caroline ab und stemmte sich leicht aus der Umarmung, um ihrer Mutter ins Gesicht sehen zu können. »Sie sind einfach nur böse. Richtig böse!«

Dabei schien es vor einer Stunde noch ein richtig schöner Tag zu werden. Ganz gegen ihre Gewohnheit, am Sonntag gemütlich auszuschlafen, war Caroline früh aus dem Bett geschlüpft, hatte sich ihr schönstes Sommerkleid angezogen, die langen Haare selbst gebürstet, die Zähne geschrubbt und sich anschließend in bester Festtagslaune ihrer Mutter präsentiert. Ina rekelte sich schläfrig im Bett, warf den ersten Blick auf ihre Tochter und den zweiten auf die Uhr. »Was ist denn jetzt los?«

»Mutti, ich helfe Nancy beim Servieren. Herr Adelmann hat doch heute Geburtstag, das schafft sie nicht alleine mit all den Gästen. Gibst du mir dein größtes und schönstes Tablett mit?«

Gemeinsam hatten sie ein passendes Tablett ausgesucht, dann begleitete Ina ihre sechsjährige Tochter zur Haustür, wünschte ihr viel Spaß und entschied sich, da sie nun schon mal auf war, den strahlenden Morgen mit einem Frühstück im Garten zu begrüßen.

Sie setzte schnell Kaffee auf, legte Croissants zum Aufbacken in den Backofen und fischte die Wochenendzeitung aus der Ablage. Noch immer in dem halblangen T-Shirt, in dem sie auch geschlafen hatte, ging sie barfüßig in ihren Garten, um den kleinen Gartentisch abzuwischen, zu decken und sich schließlich aufatmend hinzusetzen. Ina schloß für einen Moment die Augen, genoß die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut und beglückwünschte sich zu der herrlichen Ruhe. Sie konnte es wahrlich gebrauchen, mal an nichts außer an sich selbst zu denken. Dann goß sie sich einen Kaffee ein und liebkoste ihren Garten mit ihren Blicken. Er war nicht übermäßig groß, aber durch die vielen Büsche für die Nachbarn ziemlich uneinsehbar und dazu eher verwildert: Es blühte, was blühen mochte, selbst wenn es Unkraut war.

Ina schaute an dem dichten Nußbaum hoch, der in der Ecke zum Nachbargrundstück stand und aus dem plötzlich ein wildes Gezwitscher anhob, konnte aber durch das grüne Laub keinen einzigen Vogel entdecken. Wahrscheinlich war Chou-Chou, Nachbars getigertes Raubtier, auf Beutezug.

Mit sich und der Welt zufrieden, schlug Ina die Zeitung auf und stieß gleich auf eine halbseitige Anzeige. Schau an, dachte sie, während sie die Glückwünsche zum Geburtstag des ehemaligen Großindustriellen Anno Adelmann las, die Töchter haben sich selbst ein Denkmal gesetzt. Die Dr. Dr. der Ehemänner waren fetter gedruckt als der Name der Hauptperson, des Geburtstagskindes. Nancy wird darüber lachen, dachte Ina, während sie herzhaft in ihr Croissant biß, und der alte Herr vermutlich auch.

In Anno Adelmanns alter Villa am See war zu diesem Zeitpunkt bereits der Streit der Töchter darüber entfacht, wer die aufwendige Glückwunschanzeige zum 85. Geburtstag ihres Vaters in der Regionalzeitung zu bezahlen habe. »Keiner hat etwas von einer halben Seite gesagt«, beschwerte sich Thekla, die älteste der vier Schwestern, am Frühstückstisch. »Ihr seid ja nicht bei Trost. Was wollt ihr erst an seinem 90. schalten?«

Das allgemeine Schweigen zeigte ihr, daß keine an einen 90. Geburtstag dachte.

Renate, selbst mit vier Kindern gesegnet, schenkte sich aus der alten Porzellankanne Kaffee nach. »Vater hat genug Geld! Soll er es bezahlen! Wozu braucht er die ganze Kohle!«

Wieder schwiegen alle, denn so recht war natürlich keine dafür, daß er ausgeben sollte, was ihnen später zustand.

»Trotzdem«, wandte Bernadette, mit ihren 45 Jahren die Jüngste, nach einer Weile ein, »das können wir nicht machen. Wir können ihm nicht zum Geburtstag eine Anzeige in die Zeitung setzen und ihn das selbst bezahlen lassen. Das geht wirklich nicht. Wir könnten uns die Rechnung teilen. Das werden wir doch noch hinkriegen!«

Ein unwilliger Blick ihrer Schwester Lydia ließ sie die Achseln zucken. »Mein Gott«, fügte sie leise hinzu, »das wird er uns doch noch wert sein!«

»Von wert sein spricht ja auch kein Mensch! Nur davon, daß so ein Aufwand nicht nötig gewesen wäre. Hier in der Stadt weiß sowieso jeder, daß er 85 wird! Steht schließlich im Anzeiger – und zwar kostenlos!« Thekla drehte sich unwillig nach der Tür um, die zu seinem Schlafzimmer führte. »Wo bleibt er überhaupt? Sicher kommen bald die ersten Gäste, und er steckt noch im Schlafanzug!«

»Was erwartest du?« Renate zog die Augenbrauen hoch, und alle drei wußten, was sie sagen wollte: Mit dieser Schlampe von Pflegerin, die ihn seit dem Tod der Mutter vor zehn Jahren betreute, konnte ja nichts funktionieren. Und nicht nur das. Diese Frau war schlicht unter ihrem Niveau und verschlang, bei Licht besehen, auch noch ungerechtfertigterweise einen Batzen Geld.

Anno Adelmann ließ sich Zeit. Seit seinem zweiten Schlaganfall wußte er, daß Gott es gut mit ihm meinte. Noch war er hier, noch konnte er jeden Tag genießen, die Lähmungen waren so weit zurückgegangen, daß er sein linkes Bein, dank der täglichen Gymnastik mit Schwester Nancy, nur noch unmerklich nachzog und auch den linken Arm wieder, wenn auch nicht hundertprozentig, so doch ausreichend, einsetzen konnte. Er stand am Fenster, während er sich langsam anzog, und schaute über sein Grundstück zum See, der wie ein Spiegel vor ihm lag. »Es wird ein herrlicher Tag«, sagte er und drehte sich zu Nancy um, die ihm seine Kleidungsstücke reichte und dabei allerlei Grimassen schnitt. Er mußte lachen, denn es war klar, daß sie die Familie nachäffte, die nun sicherlich bereits ungehalten am Frühstückstisch saß.

»Schwester Nancy, die Eier sind kalt«, zischelte Nancy und tanzte dabei mit hoch erhobenem Zeigefinger so temperamentvoll um ihre eigene Achse, daß ihre 130 Kilo in wallenden Aufruhr gerieten.

Caroline hatte sich vor einem Jahr mit Nancy angefreundet. Nancy war so, wie sich Kinder eine Spielgefährtin vorstellen: eine Mischung aus Clown und Südstaaten-Nana, immer etwas nach Marzipan riechend, chaotisch und dabei kreativ, voll komischer Impulse und einem gewaltigen Lachen, das alle ernsten Erwachsenen niederstreckte, sobald sie in ihre Nähe kamen. Sie lebte mit ihren Pfunden ohne Rücksicht auf Kalorien, fand, ganz wie die Kinder, daß Schokoladenkuchen weitaus besser schmecke als Salat, und sammelte Abfall, denn sie fühlte sich zur Abfallkünstlerin berufen und produzierte und bastelte mit Kindern und Anno unzählige absonderliche Kunstwerke. Nebenbei bezeichnete sie sich als Königin Nancy I. der Vereinigten Künstlerrepubliken des Planeten Erde und versuchte unablässig, die Welt zu verbessern, kurz, sie wirkte auf ihre Umgebung entweder entwaffnend oder verrückt. Für Anno Adelmann hatte sie darüber hinaus eine besondere Bedeutung: Sie hatte ihm nach dem Tod seiner geliebten Frau das Lachen zurückgegeben, er entdeckte durch ihre unkonventionelle Art längst verschüttet geglaubte Seiten an sich und begann seinerseits, im Lauf der Jahre die Welt der Ehrgeizigen und vermeintlich Großen weniger ernst zu nehmen.

Als es an der Haustür stürmisch klingelte, warteten die Frauen am Tisch zunächst, daß Nancy die Tür aufmachte. Doch die ließ sich nicht blicken. So erhob sich schließlich Thekla. »Könnte jemand von der Familie sein!«

Sie glaubte es selbst nicht, und auch von ihren Schwestern glaubte es keine. Die Ehemänner hatten es vorgezogen, wenn überhaupt, dann frühestens gegen Mittag anzureisen, denn für sie gab es schließlich anderes zu tun, als bei einem alten Mann herumzusitzen. Die erwachsenen Enkel zeigten auch kein rechtes Interesse mehr, zumal einige von ihnen bereits selbst Kinder hatten, und für alle zusammen wäre das Haus dann doch zu klein gewesen, schließlich zählte die Familie inzwischen 28 Köpfe oder, wie es Anno gern plastisch ausdrückte: 28 Esser.

Thekla ging unwillig zur Haustür, riß sie auf und war versucht, sie ohne weiteren Kommentar auch gleich wieder zuzuschlagen. Da stand doch allen Ernstes dieser kleine Bankert von der zwielichtigen Person, die ihr Vater so toll fand, weil sie ganz ohne Mann auskam. Das hätte mal eine von ihnen vorleben sollen. Als sich Bernadette wegen der unkontrollierbaren Gewaltausbrüche ihres Mannes hatte scheiden lassen, fand er das völlig übertrieben. Meinungsverschiedenheiten gäbe es nun eben mal in einer Ehe, kein Grund für eine ehrenrührige Trennung. Zumal Bernadettes Mann Professor war und somit gesellschaftliches Ansehen genoß und, was noch bedeutend schwerer wog, Anno seinerzeit die katholische Trauung ausgerichtet hatte. Viel Schnickschnack für nichts, schade ums Geld.

Und nun stand dieses Balg hier und erzählte etwas von einer Verabredung mit Nancy, weil es doch beim Bewirten der Gäste helfen sollte.

»Das hier ist kein Kindergarten«, fuhr sie Caroline an. »Kinder brauchen wir hier nicht, das fehlt gerade noch! Geh gefälligst wieder nach Hause!«

Sie schloß die Tür und ging kopfschüttelnd zurück an ihren Platz. »Nicht zu fassen, was uns Nancy hier alles...

Erscheint lt. Verlag 12.11.2012
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anne Hertz • Beziehung • Erbe • Familie • Liebe • Sarah Harvey • Singleleben
ISBN-10 3-492-96155-X / 349296155X
ISBN-13 978-3-492-96155-4 / 9783492961554
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