Das späte Geständnis des Tristan Sadler

Roman

(Autor)

Buch | Softcover
336 Seiten
2013 | 2
Piper (Verlag)
978-3-492-30255-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das späte Geständnis des Tristan Sadler - John Boyne
14,00 inkl. MwSt

London, 1919: Der junge Tristan Sadler steigt in einen Zug und fährt nach Norwich, um sich dort mit Marian Bancroft zu treffen, der Schwester seines toten Kameraden Will. Er und Tristan waren Freunde, die Seite an Seite im Ersten Weltkrieg gekämpft haben, bis Will eine folgenschwere Entscheidung traf ...


Das Leben mit der Schuld ...
London, 1919. Er hat lange mit sich gerungen, doch endlich wagt er den Schritt: Tristan Sadler reist nach Norwich, um mit Marian Bancroft zu sprechen - der Schwester seines toten Kameraden Will, mit dem er Seite an Seite im Ersten Weltkrieg gekämpft hat. In der kleinen Stadt im Osten Englands trifft er die eigenwillige Frau schließlich in einem Café und erzählt ihr von Will: von der ersten Begegnung im Ausbildungslager Aldershot, von der Schiffspassage nach Nordfrankreich, vom Leben und Sterben im Grabenkampf, aber auch von der Freundschaft und dem Halt, den sich die beiden jungen Männer gaben.

Und vor allem legt Tristan Sadler Zeugnis darüber ab, wie Will sein Leben einsetzte, um sich trotz unmenschlicher Bedingungen einen Rest von Menschlichkeit zu bewahren

»Greifen Sie zu John Boyne, Das späte Geständnis des Tristan Sadler. Ja, altmodisch, ja, sehr leise, ja, junge verzweifelte Männer im grausamen ersten Weltkrieg, nein, keine Minute langweilig. Erst die Träume, dann die Sehnsucht nach einem sinnvollen Leben, nach Liebe, auch der Glaube an den Sinn, das Vaterland verteidigen zu müssen, dann die brutale Ausbildung, dann der Krieg, die Angst, die Schmerzen, die Zerstörungen an Leib und Seele, die Schuld. ... Das ist kein Buch über vergangene Zeiten, sondern über ewige bürgerliche Borniertheit.« Elke Heidenreich, Die Welt

John Boyne, geboren 1971 in Dublin, ist einer der renommiertesten zeitgenössischen Autoren Irlands. Seine Bücher wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Der internationale Durchbruch gelang ihm mit seinem Roman »Der Junge im gestreiften Pyjama«, der weltweit zum Bestseller wurde und von der Kritik als »ein kleines Wunder« (The Guardian) gefeiert wurde. 

Werner Löcher-Lawrence studierte Journalismus, Literatur und Philosophie, arbeitete an der Universität München und als Lektor in verschiedenen Verlagen. Heute ist er als literarischer Agent und Übersetzer tätig (www.loecher-lawrence.de). Zu den von ihm übersetzten Autoren gehören u.a. John Boyne, Nathan Englander, Hilary Mantel, Hisham Matar, Lionel Shriver und Meg Wolitzer.

»Ein lesenswertes Buch.« radio dreyeckland 20140410

»Ein lesenswertes Buch.«

Norwich, 15./16. September 1919
Die ältere Dame mit dem Fuchs um den Hals, die mir im Zugabteil gegenübersaß, erinnerte sich an einige der Morde, die sie über die Jahre begangen hatte.
"Da gab es den Pfarrer in Leeds", sagte sie mit der Andeutung eines Lächelns, während sie sich mit dem Zeigefinger auf die Unterlippe klopfte. "Und die Jungfer aus Hartlepool, die über ihr tragisches Geheimnis stolperte. Die Londoner Schauspielerin natürlich, die sich mit dem Mann ihrer Schwester einließ, als der von der Krim zurückkam. Das war ein lasterhaftes Ding, das konnte mir keiner vorwerfen. Aber die Hausangestellte vom Connaught Square, dass ich die umgebracht habe, bedauere ich. Die war eine hart arbeitende Person mit solider nördlicher Herkunft, die hatte so ein brutales Ende vielleicht nicht verdient."
"Das ist eine meiner Lieblingsgeschichten", antwortete ich. "Wenn Sie mich fragen, hat sie sich die Sache selbst eingebrockt. Die Briefe gingen sie nichts an."
"Wir kennen uns, oder?", fragte sie, beugte sich etwas vor und verengte die Augen, um mein Gesicht nach vertrauten Zügen abzusuchen. Der Geruch von Lavendel und Gesichtscreme schlug mir entgegen, ihr Mund war boshaft blutrot geschminkt. "Ich habe Sie schon mal gesehen."
"Ich arbeite für Mr Pynton bei Whisby Press", erklärte ich ihr. "Mein Name ist Tristan Sadler. Wir sind uns vor ein paar Monaten bei einem literarischen Mittagessen begegnet." Ich streckte meine Hand aus, und sie starrte sie einen Moment lang an, als sei sie unsicher, was von ihr erwartet wurde, bevor sie zugriff und sie vorsichtig schüttelte, ohne ihre Finger richtig um meine zu schließen. "Sie haben einen Vortrag über nicht nachweisbare Gifte gehalten", fügte ich hinzu.
"Ja, jetzt erinnere ich mich", sagte sie und nickte schnell. "Sie wollten gleich fünf Bücher signiert haben. Ich war ganz angetan von Ihrer Begeisterung."
Ich lächelte und fühlte mich geschmeichelt, dass sie sich tatsächlich an mich erinnern konnte. "Ich bin ein großer Bewunderer von Ihnen", sagte ich, und sie neigte gnädig den Kopf. Diese Geste hatte sie in über dreißig Jahren Leserlob zweifellos immer weiter verfeinert. "Genau wie Mr Pynton. Er hat verschiedentlich darüber gesprochen, ob er nicht versuchen soll, Sie zu uns zu locken."
"Ich kenne Pynton", entgegnete sie erschaudernd. "Ein abscheulicher kleiner Kerl. Mit schrecklichem Mundgeruch. Ich frage mich, wie Sie ihn ertragen können. Dass er Sie eingestellt hat, kann ich dagegen verstehen."
Ich hob verblüfft eine Braue, und sie sah mich mit fast so etwas wie einem Lächeln an.
"Pynton umgibt sich gerne mit schönen Dingen", erklärte sie. "Ihnen müssen doch seine Vorliebe für Künstlerisches und diese reich verzierten Sofas aufgefallen sein, die aussehen, als gehörten sie in das Atelier eines französischen Modeschöpfers. Und Sie, Sie erinnern mich an seinen letzten Assistenten, diese skandalöse Person. Aber nein, das ist ausgeschlossen, fürchte ich. Ich bin jetzt seit dreißig Jahren im selben Verlag und bin da vollkommen glücklich."
Sie lehnte sich zurück, ihr Blick wurde eisig, und ich wusste, dass ich in Ungnade gefallen war, hatte ich unseren angenehmen Austausch doch ins Geschäftliche gezogen. Verlegen sah ich aus dem Fenster. Ein Blick auf meine Uhr sagte mir, dass wir ungefähr eine Stunde Verspätung hatten, und jetzt hielten wir auch noch ohne eine Erklärung auf offener Strecke.
"Aus genau diesem Grund fahre ich nie mehr in die Stadt", erklärte mein Gegenüber jetzt unversehens und mühte sich, das Fenster zu öffnen, denn es war stickig im Abteil geworden. "Man kann sich einfach nicht darauf verlassen, dass einen die Eisenbahn auch wieder nach Hause bringt."
"Kommen Sie, ich helfe Ihnen, meine Gute", sagte der junge Mann, der neben ihr saß und dem Mädchen neben mir seit unserer Abfahrt aus dem Bahnhof Liverpool Street neckische Bemerkungen zugeflüstert hatte. Er stand auf, beugte sich vor, hüllte uns in eine Wolke Schwe

Erscheint lt. Verlag 17.9.2013
Reihe/Serie Piper Taschenbuch
Übersetzer Werner Löcher-Lawrence
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Absolutist
Maße 120 x 187 mm
Gewicht 276 g
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1. Weltkrieg / Erster Weltkrieg; Romane/Erzählungen • 1. Weltkrieg; Romane/Erzählungen • Ausbildungslager • Bestsellerautor • Buch • Buchempfehlung • Cyril Avery • Der Junge im gestreiften Pyjama • Drama • England • Erster Weltkrieg • Haus der Geister • Homosexualität • Jonathan Franzen • Kampf • Krieg • London • Männerfreundschaft; Romane/Erzählungen • Norwich • Peter Hoeg • Roman • Taschenbuch • Trauma • UK • Wahrheit
ISBN-10 3-492-30255-6 / 3492302556
ISBN-13 978-3-492-30255-5 / 9783492302555
Zustand Neuware
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