Still Chronik eines Mörders - Thomas Raab

Still Chronik eines Mörders

***** 3 Bewertungen

(Autor)

Buch | Hardcover
368 Seiten
2015
Droemer (Verlag)
978-3-426-19956-5 (ISBN)
19,99 inkl. MwSt
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Nur eines verschafft Karl Heidemann Erlösung von der unendlichen Qual des Lärms dieser Welt: die Stille des Todes. Blutig ist die Spur, die er in seinem Heimatdorf hinterlässt. Durch sein unfassbar sensibles Gehör hat er gelernt, sich lautlos wie ein Raubtier seinen Opfern zu nähern, nach Belieben das Geschenk des Todes zu bringen. Und doch findet er nie, wonach er sich sehnt: Liebe. Bis er auf einen Schatz stößt. Ein Schatz aus Fleisch und Blut. Ein Schatz, der alles ändert.

Ein berauschendes Leseerlebnis, aufwühlend, soghaft, eine virtuose literarische Komposition, die sich konsequent in den Dienst des Erzählten stellt.

Thomas Raab, geboren 1970, lebt nach abgeschlossenem Mathematik- und Sportstudium als Schriftsteller, Komponist und Musiker mit seiner Familie in Wien. Zahlreiche literarische und musikalische Nominierungen und Preise, zuletzt "Buchliebling" 2011 und Leo-Perutz-Preis 2013. Die Kriminalromane rund um den Restaurator Willibald Adrian Metzger zählen zu den erfolgreichsten in Österreich. Zwei davon wurden im Sommer 2014 für die ARD-Degeto mit Robert Palfrader in der Hauptrolle verfilmt.

Erscheint lt. Verlag 14.1.2015
Sprache deutsch
Maße 140 x 215 mm
Gewicht 530 g
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Berge • Chronologie eines Mörders • Hören • Krimi • Mord • Mörder • Österreich • übersinnliches Gehör, Chronologie eines Mörders
ISBN-10 3-426-19956-4 / 3426199564
ISBN-13 978-3-426-19956-5 / 9783426199565
Zustand Neuware
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5 ungewöhnlich

von (München), am 12.02.2016

Das Buch „Still“ – Chronik eines Mörders von Thomas Raab hat mich gleich aus mehreren Gründen interessiert. Zum einen habe ich von diesem Autor noch kein Buch gelesen und Thema und Cover haben mich gleich sehr angesprochen. Die Assoziation „Stille Wasser sind tief“ hat sich mir förmlich aufgedrängt. Zum anderen ist eines meiner Lieblingsbücher „Das Parfum“ und da geht es ja auch um einen Außenseiter mit der Fähigkeit zu einer übersteigerten Sinneswahrnehmung. Dort das Riechen und die Suche nach dem schönsten Geruch der Welt und hier das Gehör und auch der Versuch, mit dem Töten von Menschen etwas zu erreichen für sich selber und auch für den Getöteten.

Hier heißt der Mörder Karl Heidemann und Raab nimmt sich die Zeit und erzählt von dessen Eltern und Kindheit und davon, wie der Junge durch sein Gehör, durch die Isolation, die ihm eigentlich Frieden und Ruhe gebracht hat, durch seine Eltern, die einfach Leute und vom Leben gebeutelt sind, aufwächst zu einem Menschen, der die wirkliche Welt nur verzerrt und in eigenen Wertvorstellungen gefangen wahrnehmen kann und der den Tod zuallererst als glückseelig machend, als den Inbegriff von wohltuender Stille und Harmonie empfindet.

Natürlich ist Heidemann gestört und seine Taten beängstigen und verstören, obwohl der Leser zu verstehen glaubt, warum der Mann es tut und dass nicht reiner Selbstzweck ihn dazu treibt sondern die Suche nach Wahrheit und der Wunsch, Menschen von etwas zu erlösen, was ihm anstrengender und schrecklicher erscheint, als der Tod. Am Ende, als er selber vor der Wahl steht und sich nach Erlösung und endgültiger Freiheit sehnt, da handelt er ebenso ruhig und stringent und geht seinen eigenen Weg geradlinig und schnörkellos.

Dieses Buch ist kein Thriller im eigentlichen Sinne sondern ein literarischer Text, der den Vergleich mit Süskind durchaus nicht zu scheuen braucht. Die Frage nach dem Sinn des Lebens ebenso wie nach dem Sinn des Todes und der ihm innewohnenden Schönheit ist sprachgewaltig beschrieben und bildgewaltig erzählt.

Ein ungewöhnliches und ungewöhnlich gutes Buch.

5 still

von (Bamberg), am 23.11.2015

Jettenbrunn ist ein kleines Dorf. Hier kennt jeder jeden und jeder hat ein Auge auf jeden. Dort wird dem Ehepaar Heidemann endlich ein Kind geboren. Aber der kleine Karl ist vom ersten Tag an schwierig und überfordert vor allem die Mutter mit seinem ununterbrochenen Geschrei. Als das Gefühl von Ohnmacht bei ihr Überhand nimmt und das Kind sich selbst die Ohren verletzt, sucht der Vater Rat im Krankenhaus. Durch Zufall findet er dort selbst heraus, was dem kleinen Baby fehlt. Es hat ein übermenschlich feines Gehör und die Menschen und ihre laute Welt fügen dem Kind körperliche Schmerzen zu. Deshalb lebt Karl von da an im Keller – in der Stille, die er selber sucht, die aber einhergeht mit Isolation und dem Unverständnis der Mitmenschen . Selbst seine Mutter kann sich mit seiner körperlichen Besonderheit, seiner Sprachlosigkeit und seiner Ablehnung, nicht abfinden, leidet seitdem an Depressionen und sucht alle Schuld bei sich.

Der Tod der Mutter im Wasser wird zu einem einschneidenden Erlebnis für Karl und er erkennt für sich, dass die absolute Stille des Todes allen Menschen Erlösung bringen könnte. So beschließt er, den Menschen Gutes zu tun und im Dorf und andernorts sterben die Leut‘ mit seiner vermeindlichen Hilfe.

Karl Heidemann ist ein Gequälter, ein Getriebener, ein Suchender. In der Abgeschiedenheit des Kellers, in der Stille, wächst er in seiner ganz eigenen Gedankenwelt auf und die erscheint dem Leser durchaus logisch und nachvollziehbar. Lange weiß er nicht, dass er sich nach Liebe sehnt, weil er nicht weiß, wie sich menschliche Nähe anfühlt. Sein Wunsch nach Stille wird nicht weniger aber er erkennt, dass er alleine ist in seinem tonlosen Leben. Man empfindet Mitleid mit ihm, wünscht ihm einen Helfer an die Seite, der ihn aus seiner verkehrten Welt herausholt. Einen der ihn versteht und der ihm zeigt, dass das Leben schöner ist als der Tod.

Es war mein erstes Buch von Thomas Raab und es war definitiv kein Thriller, sondern ein anspruchsvoller Entwicklungsroman, den ich hier mit „Still“ lesen durfte. Mit einer unerwarteten Eindringlichkeit findet der Autor einen ruhigen und fast nüchternen Erzählton, der den Leser von der ersten Seite an in die sonderbare stille Welt des Karl Heidemann hineinzieht, ihn gefangen nimmt und erschüttert und wer sich auf das teilweise gemächliche aber stetige voranschreiten der Handlung einlässt, wird mit einem wirklich interessanten Roman belohnt.

5 Fesselnde Geschichte eines Serienmörders

von (Titz), am 28.01.2015

"Aus liebenden Herzen wurden betrogene eines Tages, verletzte und wurden sie es nicht, kam irgendwann das Sterben der einen und ließ die anderen als Fragende, Verlorene, zurück. Verloren, weil in Karls Augen eines nicht begriffen werden wollte: Der Tod war alles, nur keine Beraubung."

Die Handlung:
Karl Heidemann wird mit einem übersensiblen Gehör geboren, sodass ihm die normalsten alltägliche Geräusche Schmerzen bereiten. Als sein Vater durch Zufall entdeckt, dass er erst in der Stille aufhört zu schreien und zu weinen, bekommt Karl ein eigenes kleines Reich im Keller, in dem er mehrere Jahre freiwillig ohne Bezug zu anderen Menschen aufwächst.
Nach einem Ereignis durch das Karl den Tod als etwas Friedvolles und Erlösendes wahrnimmt ist er so fasziniert, dass es ihn nicht mehr loslässt.
Als Jugendlicher lässt er eine nicht enden wollende Spur von Leichen zurück und ist auf der Flucht bei der ihm so manches widerfährt. Selbst er selber gerät in Lebensgefahr.

"Und während die Zeit verlässlich tat, was sie einzig und allein auch konnte, nämlich vergehen, wuchs Karl in seinem Gehege heran wie ein Bewohner des städtischen Zoos, gefüttert, beobachtet, abgegrenzt. Mit nur einem Unterschied: Er war frei."

Meine Meinung:
Solch ein Meisterwerk schon zu Beginn des Jahres lesen zu können ist Balsam.
Es ist ein unglaublich gut, fast schon poetisch geschriebenes Buch in dem viele Stilmittel vorkommen, die Atmosphäre vom Anfang bis zum Ende stimmt und der zum nachdenken und diskutieren einlädt. Hier ist kein Wort zu viel oder zu wenig, die ausdrucksvolle Sprache und das Leben von Karl fesseln ans Buch und lassen einen nicht mehr los. Und auch wenn eine gewisse Distanz im Erzählstil besteht, ist es schwer vom Buch nicht eingenommen zu werden.
Auch wenn Karl sich zu einem Serienmörder entwickelt, wurde er mir nie unsympathisch. Durch ihn bekommt man eine ganz andere Sicht auf die Welt, den Tod und die Gemeinschaft. Man kann ihn und seine Handlungen verstehen, seine Gefühle und Gedanken nachempfinden.
Karl ist unglaublich klug und hat sich als Kind schon vieles selber beigebracht und doch hat er nie etwas so Normales gemacht wie mit anderen Kindern zu spielen oder ist ins Kindergarten oder die Schule gegangen. In seinem schützenden Kellerzimmer war er vor allem sicher und hat so leider viel Lebenswichtiges nicht gelernt. Sein einziger Freund ist gleichzeitig sein Nachbar und Lehrer. Es fällt Karl schwer Gefühle nachzuvollziehen, er versteht auch die Menschen nicht, so wie diese auch ihn nicht verstehen können. Und auch wenn vor allem seine Mutter immer um etwas Zuneigung von ihm gekämpft hat, so hat er ihr verweigert diese verweigert und ließ die Umarmungen eher mit Widerwillen über sich ergehen. Es fällt ihm nicht leicht Nähe zuzulassen, erst mit einer ganz besonderen Person ändert sich das alles und er kann ab dann endlich die ganzen Gefühle nachempfinden.
Mit der Zeit lernt Karl mit seinem scharfen Gehör umzugehen und diesen sogar für seine Zwecke zu benutzen um sich beispielsweise auf seiner Flucht einen Vorteil zu verschaffen oder Gespräche über mehrere Meter entfernt abzuhören.
Und auch wenn man schon von der ersten Seite an weiß wie die Geschichte endet, ist der Weg den man mit Karl beschreitet faszinierend und führt über Jahre hinweg. Es ist unglaublich wie vieles in diesem Roman angesprochen wird und wie viel Wahrheit in den Worten tatsächlich steckt.
Mit Karl Heidemann bekommen wir keinesfalls einen typischen Serienmörder, von ihm kann man vieles lernen und dadurch auch das eigene Leben mit anderen Augen betrachten. Aber natürlich sind seine Taten furchtbar und zum Teil auch unentschuldbar, das kann man nicht bestreiten.
Doch ist nicht nur er in dieser Geschichte ein gut ausgearbeiteter Protagonist, auch die Nebencharaktere glänzen jeder auf eine andere Weise. Hier stimmt einfach das Gesamtpaket, das Cover mit eingeschlossen. Und weshalb das „t“ im Titel einem Kreuz gleicht wird man auch im Buch erfahren.

Fazit:
Mein erstes Highlight in diesem Jahr, das ich absolut weiterempfehlen kann. Dieses Buch bietet so viel mehr als es verspricht. Eine vom Anfang bis zum Ende hin faszinierende und spannende Geschichte die einen in ihren Bann zieht unterlegt mit wundervollen Zitaten. Verdiente 5 Sterne von mir!
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