Im mecklenburgischen Exil

Edition des Briefwechsels zwischen Hoffmann von Fallersleben und seinem Freund Rudolf Müller
Buch | Hardcover
400 Seiten
2015
Verlag für Regionalgeschichte ein Imprint von Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG
978-3-89534-977-5 (ISBN)
29,00 inkl. MwSt
Mit einem respektvollen und überaus herzlichen Brief lädt der bürgerliche mecklenburgische Gutspächter Rudolf Müller den seines Breslauer Amtes enthobenen und des Landes verwiesenen Professor Hoffmann von Fallersleben ein, sein Hausgenosse zu sein. Damit beginnt eine Freundschaft, die vom Vormärz und der 48er Revolution bis in die 60er Jahre dauert und in einem lückenlosen Briefwechsel dokumentiert ist. Immer wieder ist Hoffmann wochenlang bei Müller in Holdorf zu Gast, organisiert von dort aus seinen lebhaften Vertrieb oppositioneller politischer Lyrik, stellt Verbindungen zwischen den oppositionellen Kreisen in Mecklenburg und anderswo in Deutschland her und tritt auch persönlich in enge Beziehung zu den Familien der bürgerlichen Grundbesitzer in Mecklenburg.Der Briefwechsel eröffnet neue Einsichten in die politische Rolle Hoffmanns und bietet gleichzeitig einen sehr persönlichen Blick auf die Freundschaft zwischen den beiden Männern.

Mariusz Dzieweczynski, Dr. Geboren 1980 in Wroclaw (Breslau). Studium: Germanistik an der Universität Wroclaw. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kultur der deutschsprachigen Länder und Schlesiens im Institut für Germanistik der Universität Wroclaw. Forschungsschwerpunkte: Vormärz, Identität, deutsch-polnische Beziehungen.

Vorwort • 7
1 Forschungsstand • 8
2 Zum Leben und Werk Hoffmanns von Fallersleben, besonders zu seinen mecklenburgischen Jahren • 21
3 Editionsgrundsätze 37
4 Briefedition40
5 Spendenaufruf • 347
6 Bibliografie • 357
7 Personenregister • 386
8 Bildnachweis • 397

Hier Kampf mit der Feder, dort mit Rede
Mariusz Dzieweczynski und Kurt Schuster trugen Briefwechsel zwischen Hoffmann von Fallersleben und Rudolf Müller im Schloss Fallersleben vor.
Er trägt schwarz. Er ist jung. Und er ist Germanist an der polnischen Universität Wroclaw. Dr. Mariusz Dzieweczynski steht damit in der Tradition Hoffmanns von Fallersleben (1798 bis 1874), der die Germanistik als neues Lehrfach in Breslau 1830 begründete. In fließendem, korrektem Deutsch erläutert Mariusz Dzieweczynski im kühlen Gewölbekeller des Schlosses Fallersleben vor der Hoffmann-von-Fallersleben-Gesellschaft, weshalb er über Hoffmanns Exil in Mecklenburg gearbeitet hat.
'Mein Vater engagierte sich in der Solidarnosc. In diesem Geiste bin ich aufgewachsen.' Die 1980 von Intellektuellen und Arbeitern Polens gegründete Gewerkschaft kämpfte erfolgreich für 'Demokratie und Freiheit' in Polen zog Dzieweczynski eine Parallele zum Einsatz Hoffmanns von Fallersleben für 'Einigkeit und Recht und Freiheit' in Deutschland im 19. Jahrhundert. Zudem habe er ein Jahr in Bremen sehr schöne Erfahrungen gemacht. 'Das möchte ich den Deutschen zurückgeben.'
Der Dank ist die mühevolle, akribische Edition des Briefwechsels zwischen Hoffmann von Fallersleben und Rudolf Müller in einer kommentierten Ausgabe. In einer Lesung stellten sodann Dr. Kurt Schuster, Präsident der Hoffmann-Gesellschaft, und Mariusz Dzieweczynski diesen brieflichen Austausch vor.
1842 als 'staatsgefährdend' aus dem Breslauer Amt entlassen, findet Hoffmann zeitweilig bei dem bürgerlichen Großgrundbesitzer Rudolf Müller im nicht zu Preußen gehörenden Mecklenburg politisches Asyl. Zwischen beiden entwickelt sich auch eine persönliche Freundschaft. Sie hält bis zu Hoffmanns Tod.
In der Lesung trug Kurt Schuster die Briefe Hoffmanns vor, Mariusz Dzieweczynski las die Schreiben Müllers. Beiden gelang es mit ihrer Auswahl, ein Bild der politischen Ereignisse im Vormärz zu zeichnen, aber auch Privates aus dem Leben der beiden Männer interessant aufzubereiten. So haben sie deren Persönlichkeiten gut nachvollziehbar charakterisiert.
Der Briefwechsel ging von Rudolf Müller aus, der wie viele Liberale ein glühender Bewunderer Hoffmanns von Fallersleben war. Er spricht ihn sogar mit 'Vater' an. Hoffmann antwortet erst viele Jahre später, von der Not auf seiner Flucht durch deutsche Länder getrieben.
Als im März 1848 der politische Durchbruch mit der verfassungsgebenden Versammlung in der 'Paulskirche' erreicht ist, zeigt der Schriftverkehr beider, wie Hoffmann die Lage als Redakteur einer revolutionären Zeitung in Berlin erlebt, den Einschluss Berlins durch preußische Truppen, die angespannte Lage in der Redaktion. In Schwerin erlebt Rudolf Müller als Abgeordneter das mühsame Ringen um eine Verfassung, die Eitelkeiten und Intrigen der politischen Lager.
In anderen Briefen erklärt Hoffmann, weshalb er sich nicht den Kommunisten anschließt, deren Ideale er gutheißt, deren Verwirklichung aber für unmöglich, so dass er für realistische Ziele eintrete. Dann zerbricht die Ehe von Rudolf Müller, dessen Frau und Tochter denselben Mann lieben. Eine Tragödie, zu der sich Hoffmann erst äußert, als Müller eine neue Ehe eingegangen ist. Auch die Behandlung durch Homöopathischen wird diskutiert, 1796 von Samuel Hahnemann entwickelt.
Hans Karweik, in: Wolfsburger Nachrichten, 7.7.2015, Bücher
www.wolfsburger-nachrichten.de/kultur/hier-kampf-mit-der-feder-dort-mit-rede-id1936188.html

Erscheint lt. Verlag 30.4.2015
Reihe/Serie Braunschweiger Beiträge zur deutschen Sprache und Literatur ; 17
Verlagsort Bielefeld
Sprache deutsch
Maße 160 x 240 mm
Gewicht 840 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Briefe / Tagebücher
Geisteswissenschaften Geschichte
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Germanistik
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturgeschichte
Schlagworte 1848er Revolution • Briefe/Briefwechsel • Hoffmann von Fallersleben • Hoffmann von Fallersleben, August H. • Mecklenburg • Müller, Rudolf • Vormärz
ISBN-10 3-89534-977-1 / 3895349771
ISBN-13 978-3-89534-977-5 / 9783895349775
Zustand Neuware
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