Wir sehen uns am Meer

Spiegel-Bestseller
Roman

**** 8 Bewertungen

(Autor)

Buch | Hardcover
384 Seiten
2016
Kiepenheuer & Witsch (Verlag)
978-3-462-04861-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wir sehen uns am Meer - Dorit Rabinyan
19,99 inkl. MwSt
In der Heimat hätten sie sich nie kennengelernt, aber durch einen Zufall treffen die Tel Aviverin Liat und der Maler Chilmi aus Ramallah in New York aufeinander und verlieben sich. Liat kämpft mit sich, denn weder ihre Eltern noch ihre jüdischen New Yorker Freunde dürfen von der Beziehung erfahren, die ein klares Enddatum hat: Wenn Liat zurück nach Israel geht, ist Schluss. Doch Gefühle lassen sich nicht einfach abstellen, und die Herkunft der beiden sowie die Perspektivlosigkeit belasten ihre Gegenwart – eine Zukunft scheint unmöglich. Gibt es einen Ausweg, oder ist das private Glück vor dem Hintergrund des Konflikts der beiden Völker unmöglich?

Ein Roman, der mit großer Wucht und in einer bildreichen, emotionalen Sprache von einer unmöglichen Liebe erzählt. Das Buch wurde vom israelischen Erziehungsminister von der Lektüreliste der Oberstufe gestrichen, was auch in Deutschland ein starkes Presseecho hervorrief.

Dorit Rabinyan wurde als Tochter einer iranisch-jüdischen Familie in Israel geboren. Ihre beiden Romane »Unsere Hochzeiten« und »Die Mandelbaumgasse« waren Bestseller und wurden mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Dieser dritte Roman wurde ebenfalls in Israel ein Bestseller und erscheint in zahlreichen Ländern. Er wurde mit dem wichtigen Bernstein-Preis ausgezeichnet.

»Ein Lesegenuss« Am Erker 20180620

'Ein Lesegenuss'

'Ein modernes Romeo und Julia ist dieser Roman, dessen zart formulierte Sätze aufwühlen, und dessen schockierendes Ende einen noch lange beschäftigt.'

'Der Roman der Israelin Dorit Rabinyan ist so romantisch wie politisch.'

'Die israelische Schriftstellerin Dorit Rabinyan hat uns einen politischen Liebesroman beschert, der aufwühlt.'

'Dies ist kein Polit-Pamphlet, sondern ein ebenso kluger wie emotionaler Unterhaltungsroman – und ein Plädoyer für die Freiheit der Liebe.'

'Meisterhaft!'

'Wie Dorit Rabinyan hier einen politischen Konflikt ins Private hineinwirken lässt, ist erschreckend und erhellend.'

'Ich bin beeindruckt. ein präziser und eleganter Liebesroman, aufs Feinste gezeichnet.'

'Sofort lesen!'

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Original-Titel Gader Chaiija/Borderlife
Maße 125 x 205 mm
Gewicht 470 g
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Borderlife • Dorit-Rabinyan • Erziehungsminister • Israel-Konflikt • Israel; Romane/Erzählungen • Israel; Romane/Erzählungen • Liebe; Romane/Erzählungen • Liebes-Roman • Nahostkonflikt / Nahostkrieg; Romane/Erzählungen • Nahostkonflikt / Nahostkrieg; Romane/Erzählungen • New York • Palästina • Palästina • Romeo-Julia • Unsere Hochzeiten • verboten • Zensur
ISBN-10 3-462-04861-9 / 3462048619
ISBN-13 978-3-462-04861-2 / 9783462048612
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:

3 anstengend zu lesen

von (Bamberg), am 03.10.2016

Eine kniffelige Rezi, die ich hier schreiben muss. Ein Abwägen und Hin und Herdrehen der Eindrücke.
Gefallen hat mir
- Das Cover zu aller erst. Der Hauch der New Yorker Skyline, dazu die Wellenbewegungen und die zwei Schatten und alles in einem warmen sonnigen Farbton. Ein echter Eyecatcher im Buchladen.
- Der Klappentext der eine ungewöhnliche, ja womöglich schwierige Liebesgeschichte erwarten lässt. Dazu die politische Lage eines Landes, welches mir noch weitgehend fremd ist. Ich weiß natürlich um den uralten Streit von Israelis und Palästinensern. Aber dass es bis heute so krasse Auswirkungen auch auf das Privatleben und die Liebe hat, war mir nicht bewusst und hat mich angesprochen.
- Die Leseprobe hat mir gut gefallen und ich hoffte auf ein paar unterhaltsame Stunden mit Tiefgang.
Nicht gefallen hat mir
- Der wahnsinnig ausführliche Erzählstil. Es wurde wirklich – sorry – jeder Pups, jedes Fitzelchen, jede noch so kleinste Gefühlsregung lang und breit und so intensiv erklärt und beschrieben, dass ich irgendwann leider angefangen hat, ganze Seiten zu überfliegen oder nur noch quer zu lesen.
- Die zwei Hauptdarsteller, die ziemlich bald auseinanderdriften. Ich hatte Probleme, die Tiefe ihrer Zuneigung zu erfassen, hatte bald das Gefühl, dass sie gar nicht zusammen passen, da sie ganz unterschiedliche Vorstellungen vom Leben und ihrem Land haben. Dadurch wurde mir ihre Beziehung schnell uninteressant was für den spannenden Fortgang einer Liebesgeschichte nicht förderlich ist.
- Das Ende, weil es zu wenig positiv und hoffnungsvoll war und mir einfach zu nichtssagend. Ganz allgemein stellte ich mir die Frage, was die Autorin mit dieser Story überhaupt sagen wollte, was ihre eigene Meinung ist.

Am Ende war ich ziemlich angestrengt von diesem Buch und gebe gerade noch 3 Sterne. Es war einfach nicht dass, was ich erwartet und erhofft hatte.

5 Liebe über Grenzen

von (Lemwerder), am 11.09.2016

Die Israelin Liat und der Palästinenser Chilmi lernen sich in New York kennen und Lieben.
Chilmi ist Künstler, ein Maler und arbeitet in den USA.
Liat hat nur eine Aufenthaltsgenehmigung für noch einige Monate, dann muss sie zurück nach Tel Aviv.
Schon in New York gibt es einige Probleme, und wenn sie in ihre Heimat zurückkommen, ist ihre Liebe schwierig.
Der Nahost-Konflikt ist immer greifbar. Da bin ich sehr ergriffen, ich habe diesen Konflikt all die Jahre beobachtet, beide Seiten kann ich verstehen.

Die Autorin hat die Problematik gut dargestellt. Schon die beiden dürfen sich nicht über Politik unterhalten, dann kommen sie auf keine Einigung.

Dann gibt es auch leichte Unstimmigkeiten, wenn Liat Chilmi verleugnet, gibt aber ziemlich schnell wieder nach und es ist wieder gut.

. Überhaupt ist mir Chilmi richtig sympathisch, gut er verteidigt Liat nicht bei jedem Streitgepräch mit seinen Freunden, aber sie kann sich auch sehr gut selbst behaupten. Allerdings macht sie sich auch große Sorgen, was ihre Familie zu ihrer Wahl sagen würde.

Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, als der eisige Winter in New York war, konnte ich richtig mitbibbern.
Mich hat der Roman von Anfang bis Ende gefesselt, ich wurde in dieser Geschichte mitgerissen.
Ein wunderbarer glaubwürdiger Roman. Ich werde mir von der Autorin noch ältere Romane kaufen.

5 Eine ernste Geschichte über wahre Gefühle

von , am 24.08.2016

Dieses Buch hat mich überrascht. Ich hatte nicht mit einem so innigen Schreibstil und einer derart emotionalen Geschichte gerechnet. Sie konnte mich vollkommen mitreißen.

Aber der Reihe nach. Die Geschichte an sich verdient durchaus den Vergleich als modernes Romeo und Julia. Nur, dass es hierbei nicht um verfeindete Familienclans, sondern um die Palästinenser und Israelis geht. Dieses sehr komplexe Thema fließt immer wieder in den Stoff der Erzählung ein und betrifft die Charaktere. Ihre geografische Herkunft steht ihren Gefühlen im Weg. Die Autorin schildert die inneren Bedenken der Protagonistin sehr authentisch. Man kann sich durch die guten Beschreibungen in ihre Situation hineinversetzen.

Die Charaktere konnten mich überzeugen. Sie handeln sehr authentisch. Es ist eben keine Märchenliebe, die der Leser hier präsentiert bekommt. Aber gerade das macht den Roman so interessant. Es ist nichts, was im echten Leben eh nie passiert, sondern eher zu realistisch. Die Schönheit und die Hässlichkeit der Liebe wird hier gezeigt.

Der Schreibstil ist sehr einfühlsam. Man bekommt hier schonungslos das ganze Ausmaß einer Liebe zwischen verfeindeten Völkern aufgezeigt. Man hofft und bangt mit ihnen. Trotzdem ist es durch und durch eine Gratwanderung zwischen Liebe und Leid. Eine traurige aber ernste sowie durchgehend realistische Liebesgeschichte.

3 Mehr erwartet...

von , am 17.08.2016

Ich muss sagen, ich hätte etwas mehr erwartet von diesem Roman.
Ich dachte, er würde vielleicht in die Richtung „Während die Welt schlief“ von Susan Abulhawa gehen, doch dem ist leider nicht so.
In „Wir sehen uns am Meer“ geht es um die 30jährige Liat, einer israelischen Studentin, die für ein paar Monate nach New York zieht um dort hebräische Schriften zu übersetzen. In New York lernt sie den 27jährigen Maler Chilmi kennen, einem aus Ramallah stammenden Araber, der schon seit einigen Jahren in New York lebt und arbeitet. Die beiden verlieben sich, doch zumindest Liat weiß, dass nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat Tel Aviv ihre Liebe unmöglich sein wird, denn die Konflikte zwischen Israelis und Palästinensern dauern bis heute an und lassen einer Liebe zwischen verfeindeten Völkern keine Chance.
Bis hierhin dachte ich wirklich, das Buch gibt eine tiefgreifende Geschichte wieder, die sich mit dem Nahost-Konflikt auseinandersetzt. Leider tut sie dies nur hintergründig. Im Vordergrund steht die Beziehung von Liat und Chilmi während deren Zeit in New York. Leider konnte mich die Autorin aber auch mit dieser Liebesgeschichte nicht überzeugen, ich habe den beiden Protagonisten diese „Ach so große Liebe“ einfach nicht abgenommen. Außerdem wirkt Chilmi manchmal wie ein 13jähriges weinerliches Kind, stellt für mich also nicht den Part eines Mannes dar, der die große Liebe verkörpern soll.
Der Schreibstil von Dorit Rabinyan soll wohl poetisch sein, wirkt auf mich aber teilweise überzogen und ausufernd.
Des Weiteren habe ich irgendwie das ganze Buch auf den großen Knall gewartet, der meiner Meinung nach immer mal angedeutet wurde, zum Schluss aber „nur“ ein laues Lüftchen war.
Wer sich also dessen bewusst ist, dass es sich hierbei um einen reinen Liebesroman handelt, in welchem der angedeutete Konflikt nur im Hintergrund eine kleine Rolle spielt, der wird sicherlich seine Freude mit dem Buch haben. Ich jedoch hatte einfach andere und höhere Erwartungen und vergebe deshalb gute 3 Sterne.

5 Wir sehen uns am Meer

von , am 15.08.2016

Liat kennt noch nicht viele Menschen in New York, als ihr Freund Andrew kurzfristig eine Verabredung nicht wahrnehmen kann, schickt er ihr seinen Arabischlehrer Chilmi, nicht ahnend, was er damit auslöst. Die Übersetzerin und der Künstler verlieben ineinander und sind fortan unzertrennbar. Doch ihre Liebe hat ein Verfallsdatum, denn am 20.5., nur wenige Monate nach ihrem Kennenlernen, muss Liat schon wieder zurück in die Heimat. Doch das ist das geringste Problem der beiden: Liat ist Israelin und und Chilmi Palästinenser – eine Liebe, die nicht sein darf und auch tausende Kilometer entfernt die Konflikte ihrer Heimat nicht gänzlich ausblenden kann und ganz sicher keine Zukunft haben wird.

Dorit Rabinyans Geschichte wird auf mehreren Ebenen erzählt und geht ungemein tief. Vordergründig die Liebesgeschichte zweier New Yorker, die auch Alltagsprobleme kennen und dennoch immer wieder gänzlich die Außenwelt ausblenden können, um nur für sich zu zweit sein zu können. Spannend wird es jedoch, wenn die konfliktreiche Lage in Israel zwischen sie gerät. Obschon sie im gleichen Land aufgewachsen sind, teilen sie keine Sprache und auch keine Kindheitserinnerungen, denn das Leben der Palästinenser ist von Flucht und Unterdrückung geprägt, die Israelis wiederum werden stark durch die Erfahrungen beim Militärdienst geprägt – sie hätten sich als Feinde gegenüberstehen können. Noch kritischer die Situation, wenn Familie und Freunde ins Spiel kommen. Liat und Chilmi wählen ganz verschiedene Wege des Umgangs: Liat verheimlicht ihre Liebe, leugnet Chilmi oder spielt seine Herkunft herunter. Chilmi wieder setzt seine Freundin seiner Familie aus - mit der Gefahr den Nahostkonflikt an den Esstisch zu holen.


Ich habe viel über die Lage in Israel gelesen, Sachbücher wie auch Belletristik, aber selten fand ich den Konflikt so greifbar und persönlich dargestellt wie in Dorit Rabinyans Roman. Die Autorin zeigt, dass man versuchen kann, ein „normales“ Leben zu führen und die Politik auszublenden, dass man weder als Israeli noch als Palästinenser nicht davor gefeit ist, unmittelbar hineingezogen zu werden und Position beziehen zu müssen. Und hier kann es keine neutrale Position geben, zu sehr sind beide Seiten historisch und familiär belastet. Dass man sich in Israel entschieden hat, das Buch in den Schulen zu verbieten ist ausgesprochen bedauernswert, denn es hätte einen Blick auf die andere Seite des Konflikts erlaubt.

3 Konnte leider nicht ganz überzeugen

von , am 08.08.2016

Inhalt (übernommen)

In der Heimat hätten sie sich nie kennen gelernt, aber durch einen Zufall treffen die Tel Aviverin Liat und der Maler Chilmi aus Ramallah in New York aufeinander und verlieben sich. Liat kämpft mit sich, denn weder ihre Eltern noch ihre jüdischen New Yorker Freunde dürfen von der Beziehung erfahren, die ein klares Enddatum hat: Wenn Liat zurück nach Israel geht, ist Schluss. Doch Gefühle lassen sich nicht einfach abstellen, und die Herkunft der beiden sowie die Perspektivlosigkeit belasten ihre Gegenwart – eine Zukunft scheint unmöglich. Gibt es einen Ausweg, oder ist das private Glück vor dem Hintergrund des Konflikts der beiden Völker unmöglich?

Charaktere

Das Buch wird aus der Sicht Liat´s geschrieben, die in mir zwiespältige Gefühle hervorrief. Einerseits konnte sie mein Leserherz gewinnen, andererseits ist sie mir mit ihrer Art, wie sie Chilmi manchmal behandelt hat, auf die Nerven gegangen. Ich konnte auch nicht wirklich verstehen, warum für sie von Vornherein klar war, dass diese Liebe mit dem Datum endet, an dem sie wieder in ihre Heimat fliegt. Klar ist es schwierig, in solch äußeren Umständen gerade solch eine Liebe zu leben, aber sie leidet lieber, als dass sie dafür kämpft und sich mit ihm einen anderen Ort zum Leben sucht.
Chilmi hingegen konnte mich überzeugen: Gefühlvoll, zärtlich und ehrlich. Er hat mir oft leidgetan, wenn Liat ihn mal wieder verleugnet hat und sich dann zurückgezogen hat.
Zweierlei hatten die beiden gleich: Die Familie war immer wichtiger, als der Partner und ich hab den beiden abgenommen, dass sie sich wirklich geliebt haben.

Schreibstil

Ich muss gestehen, dass ich Schwierigkeiten hatte, ins Buch und in die Geschichte zu finden. Und anfangs habe ich immer darauf gewartet, dass endlich mal was passiert. Für mich waren es teilweise zu viel Längen und andere Szenen hätte ich gern ausführlicher gelesen, da sie für mich emotional wichtig gewesen wären. (z. B. der Abschied der Beiden, der leider – für mich – in nur einer Seite beschrieben wurde)
Der Schreibstil hatte was leicht Poetisches, Liat´s Gedanken wurden oft mit Vergleichen dargestellt und auch mit den „Zeitsprüngen“ bin ich nicht klar gekommen. Im gleichen Absatz befanden wir uns im Jetzt – dann sprangen Liats Gedanken zurück nach Tel Aviv – und im gleichen Atemzug waren wir schon wieder im Jetzt.
Im letzten Abschnitt erzählt Dorit Rabinyan dann ein paar Kapitel aus der Sicht Chilmis. Nur hier erfahren wir auch seine Sicht der Dinge, seine Gefühle, wenn auch nur recht oberflächlich.
Und auch der Schluss war mir zu poetisch, zu lang und zu wenig emotionslos.

Fazit

Eigentlich eine beeindruckende Liebesgeschichte, die leider nicht ganz überzeugen konnte.

5 empfehlenswert

von , am 01.08.2016

Liat ist Israelin und aufgrund eines Stipendiums in New York. Dort lernt sie den Palästinenser Chilmi kennen. Die beiden verlieben sich ineinander, doch Liat verschweigt Chilmi ihrer Familie. Sie ist sich sicher, dass ihre Affäre mit ihrer Rückkehr nach Israel beendet ist. Doch sie sehnt sich nach Chilmi. Ob ihre Liebe eine Chance hat?

Meine Meinung:

Die Geschichte wird von Liat erzählt. Dadurch lernt man sie gut kennen. Man bekommt einen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle. Sie war mir sympathisch, aber Chilmi noch ein bisschen mehr. Er versucht, die Politik und ihre Herkunft aus ihrer Beziehung herauszuhalten, doch das gelingt Liat nicht.

In dieser Geschichte wird klar, wie verbissen beide Seiten - Israelis bzw. Palästinenser - ihre Meinung vertreten. Einzig diejenigen, die in einem liberalen Elternhaus aufgewachsen sind - wie hier Chilmi - haben eine eher ungezwungene Sicht auf diesen Konflikt.
Liat schafft es nicht, sich gegen ihre Familie zu stellen, bzw. ihnen die Wahrheit über Chilmi zu erzählen. Sie fürchtet deren Reaktion. Aber auch ihre eigene Überzeugung steht ihr hier etwas im Weg. Sie liebt Chilmi über alles, doch sie kann trotzdem nicht zu ihm stehen. Diese Zerrissenheit wird hier sehr anschaulich geschildert. Man merkt auch, wie groß der Konflikt zwischen den Völkern ist. Man verurteilt die anderen, ohne sie zu kennen.

Der Schreibstil ist ruhig, flüssig und mitreissend. Außerdem werden Charaktere und Schauplätze so anschaulich beschrieben, dass man sofort ein Bild vor Augen hat. Das Ende ist überraschend, traurig und macht auch nachdenklich. Man sieht die Macht, aber auch die Grenzen der Liebe. Manche Mauern kann selbst sie nicht vollkommen überwinden.

Fazit:

Eine berührende Geschichte, die einen nachdenklich und auch ein bisschen traurig stimmt. Trotzdem empfehlenswert!

4 Eine Liebe mit Verfallsdatum

von (Oberschöna), am 31.07.2016

"Das ist nur ein langer Traum, den ich mit dir träume. Die Wahrheit ist, dass ich nicht mutig genug bin."

Inhalt

Als sich Liat und Chilmi fernab von zu Hause treffen, entflammt zwischen ihnen eine intensive, alles vereinnahmende Liebe. Aus einer zufälligen Begegnung wird eine wunderbare Liebesnacht und daraus eine erfüllende Beziehung. Doch über ihren Köpfen schwebt ein Damoklesschwert, denn schon in wenigen Monaten wird Liat wieder nach Israel zurückkehren und dorthin kann sie den Araber Chilmi nicht mitnehmen, denn eine Liebe oder Beziehung zwischen den beiden wäre ein Eklat. Liat ist sich dieser Differenz vom ersten Moment an bewusst, doch sie hält an ihren Gefühlen fest, solange sie kann.

Meinung

Mich hat dieser Roman sehr fasziniert, weil er bereits im Klappentext von einer Liebe spricht, die keine Zukunft hat und so wollte ich unbedingt wissen, warum das so ist. Tatsächlich verbreitet die Autorin eine intensive Atmosphäre, geprägt von starken Gefühlen, bitteren Wahrheiten und ernsthaften Problemen.
Der Nahost-Konflikt wird auf die persönliche Ebene übertragen und wirkt dadurch viel näher und akuter. Schwer vorstellbar für unseren Kulturkreis, existiert zwischen den beiden Liebenden tatsächlich eine Kluft in ihren Gedanken, Zukunftswünschen und politischen Ansichten. Immer wieder führen sie Streitgespräche und versuchen dabei den anderen von der Richtigkeit ihrer eigenen Ansichten zu überzeugen, doch vergebens scheint die Mühe ...

Eine poetische Erzählweise, viel Einfühlungsvermögen und eine Ich-Erzählerin, die auch ihr eigenes Gedankengut, sehr stark reflektiert, machen den Roman zu einem interessanten und ansprechenden Schmöker. Dorit Rabinyan vereint in ihrer Erzählung die Geschichte eines Landes mit dem Leben in der Gegenwart und zeigt, wie schwer es sein kann, eine Beziehung, deren Grenze zu allererst in den Köpfen der Menschen existiert, aufzubauen.

Meine Kritikpunkte beziehen sich zum einen auf den fehlenden Erzählstrang, den ich mir in Form des männlichen Parts erhofft hatte. Leider bleiben dadurch viele Beweggründe und Ansichten von Chilmi im Ansatz stecken, weil seine Sichtweise nur aus zweiter Hand erlebbar wird. Und zum anderen enttäuscht mich die Handlungsweise der Liebenden, die mir für meinen Geschmack einfach viel zu wenig kämpfen, die sich nicht gegen ihre Familien und Freunde stellen wollen, die es einfach so hinnehmen, das ihre Gefühle füreinander vergehen werden und deren Perspektivlosigkeit mich auf allen Seiten des Romans begleitet hat. Oft stellte sich mir die Frage, ob es wirklich nur der Konflikt zwischen ihren Völkern war, oder ob diese Liebe auch unter normalen Umständen gescheitert wäre.

Fazit
Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für diesen intensiven, vielschichtigen Roman, der sich unter gegebenen Umständen mit den verfeindeten Ansichten ganzer Völker auseinandersetzt und dadurch den Nahost-Konflikt sehr dramatisch und beklemmend wirken lässt. Abstriche verzeichne ich in Sachen Liebesgeschichte und Rebellion gegen die Allgemeinheit, da hätte ich mir persönlich mehr erhofft.
Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Tonio Schachinger

Buch | Hardcover (2023)
Rowohlt (Verlag)
24,00

von Martin Suter

Buch | Hardcover (2023)
Diogenes (Verlag)
26,00

von Daniel Kehlmann

Buch | Hardcover (2023)
Rowohlt (Verlag)
26,00