Zerbrochene Puppen (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
244 Seiten
Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-95530-830-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zerbrochene Puppen -  Sascha Behringer
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Sascha Behringers 'Zerbrochene Puppen' bildet den actionreichen Auftakt einer neuen Krimireihe, die das lokale Großstadtpanorama mit einem großen gesellschaftspolitischen Rahmen kombiniert. In seinem ersten Fall muss sich das markante Ermittlerduo Löwel & Müller mit dem hochbrisanten aktuellen Thema der Leihmutterschaft auseinandersetzen, das gleich für Spannung im Team sorgt: Während das Thema Kinder für die spröde Einzelgängerin Sunja ein rotes Tuch ist, versucht ihr Kollege Matthias, den Spagat zwischen Familie und LKA zu meistern. In einer Berliner Villa wird eine junge Studentin brutal ermordet - das ihr anvertraute Kind ist spurlos verschwunden. Mit jeder Stunde, die vergeht, schwinden die Chancen darauf, dass der kleine Junge noch am Leben ist. Die zuständigen Hauptkommissare Sunja Löwel und Matthias Müller arbeiten gegen die Zeit. Aufgrund des seltsamen Verhaltens der Eltern wird zuerst eine Beziehungstat vermutet, doch dann überschlagen sich die Ereignisse und der Fall gerät für die erfahrenen Polizisten zu einem Drahtseilakt. Schon bald gibt es weitere Morde und es ist längst nicht mehr nur das Leben des Kindes in Gefahr ...

I. Kinderfotos


Nichts ist gewisser als der Tod,
nichts ungewisser als seine Stunde.

- Anselm von Canterbury -

Ernesto! Welch ein Name!

Vor einer halben Stunde war ihr Kollege Matthias Müller mit einigen Hundert Fotos hereingeschneit, die er nun im Sekundentakt vor sie hinblätterte.

„Süß, oder?“, schwärmte er.

Hauptkommissarin Sunja Löwel warf ihre verschwitzte Jeansjacke über den Schreibtischstuhl, strich sich die widerspenstigen braunen Haare aus der Stirn und murmelte etwas Zustimmendes.

„Eh, tolles T-Shirt!“, meinte Matthias. „Genau dasselbe hat Ernesto auch, guck mal hier.“

Sie nahm sich vor, das Shirt zu Hause sofort zu entsorgen.

Das nächste Foto. Und noch eins. Sunja starrte auf das stramme Baby: schlafend, trinkend, schreiend, mit offenem Mund, mit geschlossenem Mund, mit schiefem Mund, mit geradem Mund, auf dem Arm des Papas, auf dem der Mama, im Körbchen, auf der Couch … Am Ostersonntag, vor drei Wochen, hatte Matthias’ kleiner Sohn Felix einen Bruder bekommen. Ernesto.

Sunja gönnte dem frischgebackenen Vater sein Glück, doch nach einem Drittel der Fotos beschlich sie Unbehagen.

Ernesto in der Badewanne. Und mit der Oma. Und hier …

Das Telefon schrillte, sie atmete auf.

Es war ihr Kollege Hans-Peter Große, genannt HP.

„Sunja! Info von der Rettung, eine Tote in Hessenwinkel. Kollegen von der Streife sind da, Ärztin ist unterwegs. Die Nachbarn haben sie gefunden. Angeblich ’ne Riesensauerei. Fährst du hin? Kannst ja Matthias mitnehmen, ich komm hier nicht weg.“ Er gab ihr die Adresse durch.

„Wo ist das?“

„Köpenick, weiter draußen. Rialtoring 23!“

„Wir kommen!“

Sie schaute Matthias mit seinen Fotos an. Der selig-beschränkte Gesichtsausdruck eines Verliebten. Alle Eltern sind begeistert, sagte sie sich und suchte den Autoschlüssel. Freu dich einfach mit ihm.

„Einsatz!“, rief sie. „Zum Rialto, komm! La dolce vita!“

Matthias sah auf und griff nach dem Smartphone.

„Das ist mir peinlich, Sunja, aber ich hab es Ines versprochen … In einer Stunde schließt die Kita, ich muss den Großen …“

„Sorry, bist du beim LKA angestellt oder nicht?“

Von der Tür aus hörte sie, wie er die Oma zum Kinderhüten überredete.

Vor der Villa wimmelte es von Polizisten und Sanitätern. Drei Streifenfahrzeuge, ein Rettungswagen und zwei Pkw versperrten die Straße. Rot-weißes Plastikband spannte sich vor dem Grundstück entlang. Jemand hatte es mit einer weihnachtsverdächtigen Schleife am Sockel der Straßenlampe festgebunden.

Sunja wurde an einen grauhaarigen Mittfünfziger mit zerfurchtem Gesicht verwiesen, den sie vom Sehen her kannte.

„Löwel. LKA. Guten Tag. Mein Kollege Matthias Müller.“

„Meudrich.“ Der Mann wischte sich mit dem Taschentuch über die Stirn und gab ihnen die Hand. „Fürchterlich. Der ist mit äußerster Brutalität vorgegangen. Im Wohnzimmer.“

„Wissen wir, wer sie ist?“

„Noch nicht.“

„Gibt es Einbruchsspuren?“

„Keine. Sie muss den Täter reingelassen haben.“

Selbst im ärmellosen Shirt war es Sunja zu warm. Widerwillig zwängte sie sich in den für ihre 1,60 Meter Körpergröße viel zu großen Schutzanzug, legte Schuhschützer und Handschuhe an und betrat mit Matthias das Haus. Durch die geräumige Diele gelangten sie in ein helles, modernes Wohnzimmer mit weißer Ledercouch, Glastisch, großem Kamin, weißen Regalen und Fenstern bis zum Boden. Mitten auf dem beigefarbenen Wollteppich lag, gekrümmt wie ein Fragezeichen, die Tote. Ihre taubenblaue Bluse war zerfetzt von Messerstichen, überall klebte Blut: am Körper der jungen Frau, in den blonden Haaren, auf dem Teppich, dem Tisch, der Couch, sogar an den Büchern in den Regalen, auf den Fensterscheiben und an den Wänden.

Sunja schaute auf die Ärztin, die neben der Leiche kniete und in die Arbeit versunken schien.

„Was meinen Sie – Raubmord?“, fragte sie den näher gekommenen Meudrich.

Dieser wies auf die Einrichtung des Zimmers. „Kann sein, die sind ja eher vermögend. Aber – zu viel Blut. Da hat jemand gewütet. Außerdem scheint auf den ersten Blick nichts zu fehlen, nichts durchwühlt, alles unangetastet.“

Flink wie ein Wiesel schnellte die Ärztin nach oben und stand plötzlich zwischen den Polizisten.

„Silberstein. Guten Tag. Ihr Kollege hat recht. Sieht eher wie eine Tat im Affekt aus.“

„Affekt schließt Raubmord nicht aus“, murmelte Sunja. Obwohl es ihr schwerfiel, zwang sie sich, das Gesicht der Toten zu betrachten. Sie schätzte sie auf um die zwanzig. So blutjung … „Ist die Staatsanwaltschaft informiert?“, fragte sie Meudrich.

„Müsste jeden Moment kommen.“

„Tatwaffe gefunden?“

„Bis jetzt nicht.“

In dem luftdicht schließenden Schutzanzug lief Sunja der Schweiß in Strömen herunter. Heute war Donnerstag, der 27. April. Vor drei Wochen war schlagartig der Hochsommer ausgebrochen und hatte die letzten Schneereste zum Schmelzen gebracht. Kein Tropfen Regen hatte seither das zarte Grün belebt, die winzigen Blätter hingen schlapp und staubig an den Bäumen.

Doch obwohl sie schwitzte, spürte Sunja in diesem Zimmer diese spezielle bleierne Kälte, die ihr bis in die Knochen drang. Das hatte sie schon oft wahrgenommen, die Temperatur in einem Raum, in dem ein Toter lag, schien auf besondere Art zu sinken. Ob man das technisch messen konnte?

Die Stille im Haus wirkte bedrohlich, trotz der sieben Personen im Zimmer hörte sie keinen Laut.

„Ich muss weiter.“ Die Ärztin durchbrach die Starre, schob die Ärmel der Leiche herunter und packte die Instrumente ein. Sie sah Sunja an. „Nirgends Anzeichen von Rigor Mortis. Lange kann sie also noch nicht tot sein. Vierzehn Stiche, soweit ich bis jetzt sehen kann, mehrere in der Herzgegend. Ein Messer, vermutlich. Erhebliche Abwehr- und Kampfspuren. Hier war bestimmt die Hölle los.“ Energisch streifte sie die Handschuhe ab. „Sie bekommen meinen Bericht so schnell wie möglich.“

„Danke.“ Die Kommissarin gab ihr eine Visitenkarte und wandte sich an Meudrich: „Vielleicht ist die Tatwaffe noch im Haus? Können Sie nachschauen, ob …“

Ein rundlicher Polizist kam ins Zimmer geschossen und keuchte: „Noch einer! Draußen! Kommen Sie schnell!“

Bevor Sunja reagieren konnte, rannte die Ärztin hinaus. Die Kommissarin bog hinter ihr um die Ecke und stürzte durch die offene Hintertür in den Garten. Ein Kiesweg und ein silberner Mercedes. Tulpenblüten. Schwarze Sterne auf rotem Samt. Sie trat einen Schritt aus der Tür und sah den Mann. Er lag reglos am Boden, direkt neben der geöffneten Wagentür.

Anfang vierzig, markantes Gesicht, kurze dunkle Locken.

„Er lebt!“, schrie die Ärztin, während sie nach ihrem Handy suchte. Dann sprach sie beruhigend auf den Mann ein, während sie ihn vorsichtig zur Seite drehte und rasch seine Verletzungen in Augenschein nahm. Im Brustbereich und an den Armen war sein Hemd von Stichen zerfetzt und blutgetränkt.

Wenige Minuten später erschienen zwei Sanitäter mit einer Trage, sie luden den Mann ein, und der Krankenwagen fuhr mit schriller Sirene davon.

Mit dem Handrücken wischte sich Frau Silberstein den Schweiß von der Stirn, als sie auf Sunja zukam. „Genau dasselbe“, murmelte sie.

„Dieselbe Waffe?“

„Sieht so aus. Hoffentlich kommt er durch.“

„Wohin wird er gebracht?“

„Krankenhaus Rüdersdorf.“

„Okay.“ Sunja konnte den Blick nicht von der Stelle abwenden, an der der Verletzte gelegen hatte. Blutige Steine, kleine Gebirge aus Kies. Hatte er gekämpft? Versucht aufzustehen? Ihr leerer Magen rebellierte wegen des süßlichen Blutgeruchs, selbst hier im Freien. Sie gab sich einen Ruck, mechanisch suchten ihre Augen die nächste Umgebung ab. Nirgends ein Messer.

„Ehrlich, mein Job gefällt mir deutlich besser als Ihrer“, sagte die Ärztin. „Jedenfalls solange es sich um Lebende handelt. Etwas ist mir übrigens noch aufgefallen …“

„Ja?“

„Das Armband der Toten. Geflochtene Silberfäden mit einer Katze daran. Wahrscheinlich ein Talisman …“

„Und was ist damit?“

„Der Mann trägt dasselbe.“

„Ach.“

„So, nun muss ich wirklich … Viel Erfolg!“

„Danke.“

Sunja rief einen der Kriminaltechniker. „Bitte fordern Sie sofort mehr Kollegen an. Die sollen alles absuchen: Garten, Haus, Garage, Schuppen, jedes Zimmer, den Keller.“ Sie schaute sich nach Matthias um, konnte ihn aber nirgends entdecken. „Wir brauchen die Tatwaffe. Und müssen schnellstens die Opfer identifizieren. Bitte sämtliche Personaldokumente, die Sie finden, sofort zu mir. Und alle Messer in die Spurensicherung, vielleicht ist die Waffe dabei!“

Sie ging wieder zu Meudrich.

„Was wisst ihr bis jetzt?“

Er machte eine Handbewegung zum Nebenhaus rechts. „Die Nachbarn haben die Polizei gerufen, Ehepaar Tienemann. Ich wollte sie kurz befragen, die waren aber fix und fertig. Nur so viel: Hier wohnt eine Familie Schwarz, sie Anwältin, er irgendwas in der Computerbranche. Aber die Nachbarn waren so durch den Wind, ich hab sie erst mal nach Hause geschickt und ihnen gesagt, sie sollen da warten.“

Sunja schaute zum Nachbarhaus, an dem wohl ein Architekt seinen Spieltrieb ausgelebt hatte. Es sah aus wie eine Mischung aus Schlösschen und Cottage: Zu den...

Erscheint lt. Verlag 14.10.2016
Reihe/Serie Berlin Krimi
Berlin Krimi
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte action • Berlin • Berliner Krimi • Beziehungstat • Entführung • Ermittler • Ermittlerduo Löwel & Müller • Gesellschaft • gesellschaftspolitischer Krimi • Großstadtpanorama Berlin • Krimireihe • Löwel/Müller • Mord
ISBN-10 3-95530-830-8 / 3955308308
ISBN-13 978-3-95530-830-8 / 9783955308308
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