Ernstes und Heiteres aus der Residenzstadt Schwerin

(Autor)

Buch | Softcover
172 Seiten
2019
EDITION digital (Verlag)
978-3-96521-158-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ernstes und Heiteres aus der Residenzstadt Schwerin - Detlev Dietze
13,80 inkl. MwSt
Die Zeit zwischen den Revolutionen 1848 und 1918 war einer der turbulentesten und aufregendsten Abschnitte in der deutschen Geschichte. Sie war geprägt von großen gesellschaftlichen Umbrüchen, der fortschreitenden Industrialisierung und dem Beginn und Ende der Wilhelminischen Epoche. Verfassungen wurden gegeben und wieder genommen. Kriege wurden gewonnen und verloren - und ein Kaiserreich wurde gegründet, das am Ende des Ersten Weltkrieges wieder zerbracht.Große Geschichte, die nicht vergessen wird. Aber Geschichte wird auch durch Geschichten geschrieben. Doch diese sind meist vergessen, obwohl sie den Alltag dieser Zeit prägten. Eine kleine Unachtsamkeit, welche mit einer Katastrophe enden kann, Zufälle, die große Pläne zerstören, ... Der Autor hat etliche Ereignisse die sich im täglichen Leben der mecklenburgischen Residenzstadt Schwerin abspielten, recherchiert und in diesem Band gesammelt. Gehen Sie mit ihm auf Leopardenjagd in Schwerin, werden Sie Zeuge eines Postraubes oder nehmen Sie an Rettungsaktionen auf den Schweriner Seen teil.82 historische Ansichtskarten erleichtern dem Leser das Abtauchen in die Residenzstadt vor mehr als 100 Jahren.

Jahrgang 1966, zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der Stadt Schwerin in verschiedenen Publikationen, wohnt in Schwerin.

Ein Großherzogtum entsteht
Auf der Siegerseite
Franzosen in Schwerin als Gefangene
Ein Feldherr, der keiner ist
Gespaltenes Verhältnis der Schweriner zur deutschen Kolonialpolitik
Markttreiben
Der große Postraub und andere Verbrechen
Gründe zum Feiern finden sich immer
Vereine und Stiftungen
Die wehrhaften Schweriner
Hohe Kunst und Volksaufführungen
Über Zirkusse, Schwerathleten und Schnellläufer
Mechanische Theater, Zauberer und ausgebüxte Raubkatzen
Pleiten, Pech und Pannen
Glück im Unglück, oder auch nicht
Wasser hat keine Balken
Pfingsten einmal anders
Verregneter Sommer und schlechtes Bier
Auf zwei Rädern
Um die Wette mit dem Auto, auf dem Pferderücken und per Pedes
Wettkampf auf dem Wasser
Beschwerlicher Start der Elektrischen
Soziales Engagement
Über das Feuerlöschwesen der Stadt
Die dunklen Jahre

Auch Schwerin hat seinen Postraub, nicht so spektakulär, aber immerhin hatte die Beute eine Kaufkraft von beinahe 1 Millionen Euro. Tatort ist der 1846-1849 entstandene Vorgängerbau des Hauptpostamtes in der Mecklenburgstraße. In den frühen Morgenstunden des 30. Juni 1880 machen die Beamten des Kaiserlichen Postamtes eine beunruhigende Entdeckung. In einem der Dienstzimmer, in denen Geld und Wertsachen aufbewahrt werden, ist ein Schrank aufgebrochen worden. Ein Fach mit Geldbriefen ist leergeräumt, ein weiteres unversehrt. Auch das im Schrank lagernde Gold blieb unberührt. Sofort wird eine Großfahndung eingeleitet. Bei den Beamten, die Nachtschicht hatten, werden Hausdurchsuchungen durchgeführt, zwei Unterbeamte werden inhaftiert und bei den aus Schwerin um 8 und 9 Uhr abgehenden Zügen wird bei sämtlichen Reisenden das Gepäck durchsucht. Staatsanwalt und Kriminalpolizei nehmen die Ermittlungen auf. Aus Berlin wird Kriminalkommissar Hoest zur Unterstützung herbeigerufen, eine Kapazität in seinem Fach. Hoest, 46 Jahre alt, stammt aus Westpreußen und hat schon eine Reihe von Dienststellungen bei verschiedenen Staatsanwaltschaften durchlaufen. 1876 übernimmt er die vierte Abteilung des Kriminalkommissariats in Berlin. 1879 gelingt ihm die spektakuläre Festnahme des Mörders Hellriegel in Büßstedt bei Erfurt, der daraufhin zum Tode verurteilt wird. Schnell wird allen klar, der Täter muss sich ausgekannt haben. Schon bald fällt der Verdacht auf den früheren Postschaffner Schuldt. Derselbe ist 35 Jahre alt, hat sich während seiner Dienstzeit im Dragonerregiment 18 in Parchim musterhaft geführt, in den Feldzügen gegen Österreich und Frankreich gekämpft und in Frankreich das Eiserne Kreuz erworben. Nach beendeter Dienstzeit trat Schuldt als Postschaffner in Rostock ein und wurde 1879 an das Schweriner Postamt versetzt. Wegen Unterschlagung ist er hier zu einer achtmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Diese Strafe soll Schuldt am Tag nach dem Postraub antreten. Seit seiner Entlassung aus dem Postdienst arbeitet er auf der Baustelle des Museumsneubaus. Schon am Nachmittag des 29. Juni soll er sich vor dem Postgebäude herumgetrieben haben. Am nächsten Morgen wird er von der Arbeit weg verhaftet, leugnet aber hartnäckig die Tat. Kommissar Hoest lässt dessen Frau observieren und mithilfe des Postinspektors Pichon werden erste Befragungen durchgeführt. Auch die Verwandten der Schuldts werden verhört. Am Sonnabend, dem 10. Juli, begeben sich Kommissar und Postinspektor zu der Frau des Angeklagten. Nach zweistündiger Vernehmung gesteht sie, am 30. Juni morgens etwa 100 000 Mark erhalten und diese in eine Schürze gewickelt im Schlossgarten vergraben zu haben. Das Geld wird nach kurzer Suche unter einer wenig erhöhten Rasenstelle in der Nähe der Schlossbleiche gefunden. Nur einige Hundert Mark fehlen. Aus Rücksicht auf die Kinder bleibt die Geständige vorerst auf freiem Fuß. Wenige Tage später gesteht auch Schuldt, den Raub begangen zu haben. In seine Zelle zurückgebracht, werden ihm für die Nacht zwei Wärter beigegeben. Man befürchtet eine Verzweiflungstat. Unter Vorsitz des Landgerichtsrats von Monroy kommt es am 7. August 1880 in Schwerin zur Verhandlung. Schuldt gesteht ausführlich den Tathergang. Von seiner Arbeitsstelle am Museum begibt er sich gegen 10 Uhr abends nach dem Kreuzgang am Dom. Hier das Postgebäude überblickend, wartet er den Abgang der Gadebuscher Post ab, schleicht sich in die Passagierstube und lässt sich einschließen. Nachdem in der Nacht gegen 1 Uhr 30 die letzten Beamten das Gebäude verlassen haben, schafft es Schuldt, durch ein aufgehebeltes Fenster in den Korridor zu gelangen. Mit den Örtlichkeiten vertraut, findet er mühelos den Raum, in dem Geld und Wertgegenstände aufbewahrt werden. Der Büroschlüssel hängt neben der Tür. Die hölzernen Schränke im Raum sind auch kein Hindernis. Mit dem Messer lassen sie sich leicht aufbrechen. Er nimmt Geld und Wertbriefe und flieht durch ein zur Kaiser- Wilhelm-Straße hinausführendes Fenster. Weiter durch die Schloßstraße gelangt Schuldt in den Schlossgarten. Hier sichtet er seine Beute. Das Geld steckt er unter seine Mütze, mit den Wertpapieren macht er sich auf zum Ostorfer See, zerreißt sie und wirft sie ins Schilf. Danach begibt sich Schuldt auf den Nachhauseweg. Zu Hause in der Waisenstraße 7 angekommen, entnimmt er dem Geldbündel 120 Mark zur Bestreitung der Miete während seiner anzutretenden Haft, er war ja wegen Unterschlagung verurteilt worden, und wirft diese seiner Frau auf das Bett mit den Worten „Jetzt habe ich meine Rache gestillt“. Bald darauf geht er wieder an seine Arbeit am Museum, wo er morgens gegen 9 Uhr verhaftet wird. Frau Schuldt bringt ihrem Mann noch den Morgenkaffee auf die Arbeit, um anschließend den größten Teil des Geldes in der Wilden Allee im Schlossgarten zu vergraben. Als die Beute später aufgefunden wird, fehlen von den geraubten 95 000 Mark 1 300 Mark. Auch von den Wertpapieren, die meisten davon zerrissen in den Ostorfer See geworfen, lassen sich solche im Wert von 850 Mark nicht wieder auffinden.

Erscheinungsdatum
Zusatzinfo historische Ansichten von Schwerin
Verlagsort Pinnow
Sprache deutsch
Maße 148 x 210 mm
Gewicht 273 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 19. Jahrhundert • 1.Weltkrieg • Autorennen • Brand • Deutsch-französischer Krieg • Feuerwehr • Großherzog • Kaninchenweder • Kriegsgefangene • Pferderennen • Postraub • Regatta • Schloss • Schwerin • Zirkus
ISBN-10 3-96521-158-7 / 3965211587
ISBN-13 978-3-96521-158-2 / 9783965211582
Zustand Neuware
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