Schreibtisch mit Aussicht

Schriftstellerinnen über ihr Schreiben

Ilka Piepgras (Herausgeber)

Buch | Hardcover
288 Seiten
2020 | 3. Auflage, neue Ausgabe
Kein & Aber (Verlag)
978-3-0369-5826-2 (ISBN)
23,00 inkl. MwSt
Vom Glück des Schreibens und von dessen Preis, von Routine und Ritualen, von Vorbildern und Verzicht: 24 bedeutende Schriftstellerinnen erzählen davon auf sehr persönliche Weise.
Schreiben ist harte Arbeit, das gilt unabhängig vom Geschlecht, und es ist Synonym für allerhöchste Konzentration. Bislang sind Werkstattberichte von Frauen rar. Dieses Buch versammelt nun erstmals Beiträge über die Schnittstelle von Leben und Kunst. Mal ergreifend und offenherzig, mal pragmatisch und wirklichkeitsnah reflektiert jeder Text auf eigene Art weiblichen Schöpfergeist und räumt mit überholten Schriftstellerinnen- Klischees auf.Was bringt Schriftstellerinnen dazu, zu schreiben? Womit kämpfen sie im Alltag, was beflügelt sie, was lässt sie dranbleiben? Dieses Buch feiert die Vielfalt und Größe schreibender Frauen.

Ilka Piepgras, geboren 1964, studierte in München Politische Wissenschaften und begann 1991 als Reporterin bei der Berliner Zeitung zu arbeiten. Nach einem Studienjahr in Harvard wechselte sie 1999 zur Financial Times Deutschland, wo sie die Buchseiten betreute. Sie ist Autorin der Bücher "Meine Freundin, die Nonne" und "Wie ich einmal auszog, den Tod kennenzulernen, und dabei eine Menge über das Leben erfuhr". Heute arbeitet sie als Redakteurin im ZEITmagazin.

»Dieses ehrliche und inspirierende Buch räumt mit den vielen Mythen rund um den Beruf der Schriftstellerin auf und bietet eine authentische Perspektive, die die Geschlechterungleichheiten im Literaturbetrieb hervorhebt und den Lesern somit vielfältige Denkanstöße gibt.« Audrey Fricot, Poltik & Kultur, April 2023 Politik & Kultur 20230330

»Dieses ehrliche und inspirierende Buch räumt mit den vielen Mythen rund um den Beruf der Schriftstellerin auf und bietet eine authentische Perspektive, die die Geschlechterungleichheiten im Literaturbetrieb hervorhebt und den Lesern somit vielfältige Denkanstöße gibt.« Audrey Fricot, Poltik & Kultur, April 2023

ILKA PIEPGRAS

WIE ES BEGANN

Während eines Studienaufenthaltes in den USA stieß ich vor einiger Zeit auf Anne Tylers Essay Still just writing. Tyler verwebt darin scheinbar Belangloses aus dem Alltag mit existenziellen Lebensfragen: Wie wird man, wer man ist, und welche Rolle spielt die Herkunft? Still just writing (Ich schreibe nur) erzählt vom Bemühen seiner Autorin, dem Familienleben Schreibzeit abzutrotzen, der Titel geht auf die Schulhof- Frage einer anderen Mutter zurück: Ob sie schon Arbeit gefunden habe oder immer noch nur schreibe? Tyler spielt in diesem Essay mit ihrem Selbstbild als Schriftstellerin: Was ist das für eine seltsame Tätigkeit, Geschichten zu erfinden - und sogar dafür bezahlt zu werden? Wie unterscheiden sich die Bedingungen des Schreibens von Männern und Frauen? Ich habe den Text, der Ende der Siebzigerjahre entstand, etliche Male gelesen und jedes Mal Neues entdeckt, er ist ein Grundpfeiler meiner inneren Bibliothek. Am meisten verblüfft mich, wie zeitlos Tylers Beobachtungen sind. Heute wie damals stellt sich Schriftstellerinnen bei der Arbeit das Leben in den Weg. Warum bloß hat sich so wenig geändert?

Still just writing ist die Keimzelle des vorliegenden Buches. Der Text, hier erstmals in deutscher Übersetzung zu lesen, gab den Impuls, auch andere zeitgenössische Autorinnen aus Europa und den USA davon erzählen zu lassen, warum sie schreiben und wie sie geworden sind, was sie sind. Ziel der Anthologie ist es, die Situation schreibender Frauen zu erhellen - in bewusster Abgrenzung von Männern, die in diesem Buch nicht vorkommen, denn Schriftsteller gehen unter privilegierten Bedingungen an die Arbeit: Niemand fragt sie, ob sie schon Arbeit gefunden haben oder immer noch nur schreiben, ihr Selbstbild ist allgemein anerkannt. Genauso wenig will man von ihnen wissen, wer sich um die Kinder kümmert, wenn sie auf Lesereise sind. Und wenn sie sich in einem Roman für die Erzählperspektive eines Mannes entschieden haben, müssen sie sich nicht dafür rechtfertigen, Männerliteratur zu produzieren. Frauen schon. Ihr Geschlecht wird zwischen den Zeilen mitgelesen, es hat, lange bevor das erste Wort zu Papier gebracht worden ist, Konsequenzen für ihre Arbeit. Schriftstellerinnen sind unfreier als Männer, weil ihre Arbeit mit stereotypen Rollenklischees verbunden ist: Frauen seien mehr auf ihre unmittelbare Lebenswelt bezogen, heißt es, sie gingen mehr nach innen als nach außen und lieferten bestenfalls Bekenntnisliteratur. Von einer anerkannten Autorin habe ich kürzlich gehört, sie habe auf Anraten der Lektorin, unmittelbar bevor ihr sechster Roman in den Druck ging, die Perspektive der Ich-Erzählerin aus der Gegenwart in die Vergangenheit übertragen - als vorauseilende Maßnahme gegen den möglichen Vorwurf von »Betroffenheitsprosa«. Frauen denken beim Schreiben den Blick von außen instinktiv mit, sie zensieren sich selbst.

Die Texte auf den folgenden Seiten geben Einblick in den Entstehungsprozess literarischer Arbeit. Sie erzählen von Routine und Ritualen, vom Glück des Schreibens und von dessen Preis, auch von Vorbildern und Verzicht. Wie einsam ist das Schreiben und wie fange ich an? George Orwell hat sich diese und ähnliche Fragen 1946 in seinem Essay Why I write gestellt, ein Jahr, nachdem Farm der Tiere veröffentlicht wurde, seinem Durchbruch als Romanautor, heute ein Klassiker. Damals war er 43. Why I write erschien in der britischen Literaturzeitschrift Gangrel, einer kurzlebigen Publikation: Bereits im zweiten Jahr nach der Gründung war Schluss, insgesamt sind nur vier Ausgaben erschienen. Orwells Beitrag aber hat überlebt, er wird heute in Universitätsseminaren analysiert und unter Autoren diskutiert.

Er schreibe aus »reinem Egoismus

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 125 x 205 mm
Gewicht 372 g
Themenwelt Literatur Anthologien
Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Essays / Feuilleton
Kunst / Musik / Theater
Schlagworte Anne Tyler • Anthologie • Aussicht • Elena Ferrante • Elif Shafak • Eva Menasse • Frauen • Joan Didion • Olivia Sudjic • Sachbuch • Schreiben • Schreibtisch • Schriftstellerinnen • Sheila Heti • Sybille Berg • Virginia Woolf • Zadie Smith
ISBN-10 3-0369-5826-6 / 3036958266
ISBN-13 978-3-0369-5826-2 / 9783036958262
Zustand Neuware
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