klärwerk - Herbert J. Wimmer

klärwerk

rezyklopädie der gegenwart
Buch
332 Seiten
2020
Sonderzahl (Verlag)
978-3-85449-552-9 (ISBN)
22,00 inkl. MwSt
Herbert J. Wimmers Buchtitel spielen gerne mit ironischer Ambivalenz. So sind bei ihm die kugeln flach, bei tote im text geraten die Buchstaben O und X in irritierende Wechselwirkung und der zeitpfeil wird in seiner Bedeutungsvielfalt zwischen Psychologie und Kosmologie noch zusätzlich poetisch aufgeladen.Von ähnlich einfach schöner Komplexität sind Titel und Inhalt seines neuesten Werkes - klärwerk. Handelt es sich bei diesem in Wörterbüchern nicht zu findenden Begriff um eine sprachliche Kläranlage? Wobei man bei Wimmers vor dem Kalauer nicht zurückschreckenden Sprachwitz gerne auch die Frage stellen darf: Alle Klarheiten beseitigt? Ja und nein. Jedenfalls sollte man das jiddische "derklern" im Sinne von erklären, nachdenken und auslegen im Kopf behalten.Erklärungshilfen sind in seiner selbstreflexiven Prosa selbst enthalten - so etwa in der "zweihundertdreiundneunzigsten MEMoirés-memorette": "klärwerkkunde: auch dieser text spricht nicht für sich. auch dieser text realisiert eine medienspezifische, vorschlagsweise romanartig genrespezifische inszenierung.""Romanartig" bedeutet Handlung aus vielfältig ineinander verschränkten Geschichten und Figuren, die sowohl Sprachfiguren als auch Handlungsträger sind. Die drei Hauptfiguren des klärwerks feuer, fromovic und haslaur befinden sich jedenfalls in ständiger Kommunikation miteinander. Ein wesentliches Selbstverständnis ihrer Identitäten besteht darin, die gegenwärtigen Positionen aus dem LGBTransgender-Alltag in selbstreflexiver Weise sprechen zu lassen - womit es Herbert J. Wimmer durchaus selbstironisch und lustvoll gelingt, den gruppendynamischen Aspekt einer permanent fließenden und sich permanent selbst in Frage stellenden Identitäten-Debatte herauszuarbeiten. Gesellschaftspolitisch überhöht lässt sich fragen: Wie schaut es momentan/gegenwärtig aus, wenn die Rollen/Rahmen porös werden, wenn die Übergänge und die auftretenden Übergangsformen ihre Fließmuster permanent verändern?

Herbert J. Wimmer, geboren 1951 in melk. publiziert romane und romanartigkeiten, experimentelle texte, zyklen von gedichtartigkeiten, essays, literaturwissenschaftliche arbeiten, hörspiele/kunstradio. lebensfreundschaft mit elfriede gerstl. seit 1979 ausstellungen von collagen, zeichnungen (= THE INFINITE DRAWING) und fotografie-zyklen. mitglied u. a. der Grazer Autorinnen- und Autorenversammlung, präsidiumsmitglied der Internationalen Erich-Fried-Gesellschaft.seit 2014 produktion von text- und tanz-performances, gemeinsam mit der autorin, malerin und butoh-tänzerin marion steinfellner. aktuelle produktion "LUFT ATEM LABYRINTH", uraufführung 2019 im literaturhaus wien.

Klärungsangebot zum BegriffMEMoirés-memorette dieMEM - analog zu der biologischen Grundeinheit Gen - könnte als semantisches Gen verstanden werdenbei Moiré ist die in der Druckersprache gebräuchliche Definition eines "fehlerhaften Musters in der Bildreproduktion" im Sinn eines sich ständig verändernden Musters abzuwandelnvon den unterschiedlichen Bedeutungen des französischen Wortes mémoire ist von Erinnerungsvermögen über Abhandlung bis Speichereinheit alles zum Textverständnis vom Klärwerk nützlichund bei memorette darf - auch wenn dem sprachspielerischen Assoziieren durchaus Grenzen gesetzt sind - durchaus an Operette gedacht werden: Die Selbstironie Herbert J. Wimmers lässt dies zu.

Erscheinungsdatum
Verlagsort Wien
Sprache deutsch
Maße 135 x 210 mm
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ambivalenz • LGBT • Sprachwitz
ISBN-10 3-85449-552-8 / 3854495528
ISBN-13 978-3-85449-552-9 / 9783854495529
Zustand Neuware
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