Krass
Rowohlt (Verlag)
978-3-498-04541-8 (ISBN)
Als in Neapel Lidewine in seinen Kreis tritt – eben noch die Assistentin eines Zauberers, eine junge Abenteurerin –, bietet er ihr einen ungewöhnlichen Pakt an. Beobachtet wird das Ganze von seinem Sekretär, dem Pechvogel Dr. Jüngel, mit einem Blick voll Neid und Eifersucht.
Aber erst nachdem die Gesellschaft von Herrn Krass durch einen Eklat auseinandergeflogen ist, gelingt es ihm, an seinem Zufluchtsort in der französischen Provinz, die Mosaiksteine des Geschehenen zu einem Bild zu ordnen – während Menschen wie der stumme Kuhhirte Toussaint, der Schuster Desfosses und Madame Lemoine mit ihren Wellensittichen ihm eine Ahnung davon vermitteln, wie alles mit allem rätselhaft zusammenhängt.
Martin Mosebach, geboren 1951 in Frankfurt am Main, war zunächst Jurist, dann wandte er sich dem Schreiben zu. Seit 1983 veröffentlicht er Romane, dazu Erzählungen, Gedichte, Libretti und Essays über Kunst und Literatur, über Reisen, über religiöse, historische und politische Themen. Dafür hat er zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten, etwa den Heinrich-von-Kleist-Preis, den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, den Georg-Büchner-Preis und die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt. Er ist Mitglied der Akademie für Sprache und Dichtung, der Deutschen Akademie der Künste in Berlin-Brandenburg sowie der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und lebt in Frankfurt am Main.
«Krass», dieser atmosphärische, bildstarke Roman über das, was das Verstreichen von Zeit mit Menschen tut, ist zugleich Liebesroman und Mephisto-Geschichte – manchmal aufgehellt durch leisen Humor, aber vor allem dunkel und in dieser Dunkelheit ergreifend schön. Eine große Erzählung, die den Bogen von Neapel über Frankreich bis nach Kairo schlägt, und eines der fesselndsten, ja überraschendsten Bücher, die Martin Mosebach bisher geschrieben hat.
Fesselnd: über Illusion und Tod, Erotik, Wiederfinden und Verlieren
Phantastisches Kolorit: von Neapel über die Klöster und Landstriche Westfrankreichs bis nach Kairo.
Erscheinungsdatum | 10.01.2021 |
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Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Maße | 132 x 210 mm |
Gewicht | 614 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Abhängigkeit • Creuse • Entwicklungsroman • Kairo • Liebe • Macht • Mephisto • Neapel • Ralph Krass • Roman • spiegel bestseller 2021 • Westend • Zeitmangel |
ISBN-10 | 3-498-04541-5 / 3498045415 |
ISBN-13 | 978-3-498-04541-8 / 9783498045418 |
Zustand | Neuware |
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5 Intelligenter Roman über einen Narzissten
von Lymon, am 18.05.2021
Der Roman fesselt den Leser, der einerseits durch die Kennzeichnung dieses narzisstisch veranlagten Menschen abgestoßen wird, zugleich aber auch gespannt darauf ist, mehr über ihn zu erfahren. Wie wird jemand so wie Krass? Was muss in seinem Leben, in seiner Kindheit falsch gelaufen sein, dass sich jemand zu einem so von sich selbst überzeugten, sich auf die gleiche Stufe mit Napoleon und griechischen Gottheiten stellenden Menschen verwandelt?
Sprachgewaltig, oftmals gewürzt mit Understatement, Ironie und Sarkasmus; perspektivisch hochinteressant, da der Leser auch tief in die Lebensgeschichten des zu Krass‘ Faktotum ernannten Jüngel und seiner Gespielin Lidewine eintaucht. Die Lebensschicksale trennen sich, gehen streckenweise ganz unabhängige Wege und kreuzen sich dann durch Zufälle wieder, bis sie sich in gewisser Weise wieder vereinen. Ein Roman, der zugleich abstößt und fasziniert; ein Roman, der von tiefen Gefühlen, von Liebe und Enttäuschung zeugt, aber auch von der Versuchung zur Macht und was diese aus den Menschen macht.
Eine sehr anspruchsvolle Lektüre, die aber einen tiefen Eindruck hinterlässt.
3 mehr Sprache als Inhalt
von nikoo, am 23.04.2021
Die dreigeteilte Erzählung ist anders, aber interessant. Der erste und dritte Teil des Buches wurden aus der Sicht von Krass und Jüngel erzählt und der mittlere Teil wartet als Tagebucheinträge in der Ich-Form auf.
Die Geschichte erstreckt sich über einen Zeitraum von zwanzig Jahren. Menschen kommen und gehen, verändern sich, bleiben sich aber im Kern treu. Die drei Hauptfiguren, der abgehobene Krass, der kriecheriische Jüngel und die unterwürfige Lidewine. Die anderen Charaktere sind sehr unterschiedlich, man mag sie oder verachtet sie. Warm geworden bin ich mit keinem.
Ein interessant geschriebenes Buch, aber mich konnte es leider nicht begeistern.
2 Eher nicht so krass
von nonostar, am 16.03.2021
Mosebach gliedert seine Geschichte in drei Teile. Zunächst begleitet man wie bereits erwähnt die sehr ungewöhnliche Gruppe in Neapel und bei der Besichtigung der Ruine. Die Gruppenmitglieder lassen sich freimütig und ohne schlechtes Gewissen von Krass aushalten, während letzterer sich in der Rolle des großzügigen Gönners gefällt. Keiner soll Geld in die Hand nehmen müssen, denn er macht es ja schließlich nicht anders, lässt er doch alles durch seinen Assistenten regeln. Im 2. Teil rückt Jüngele in den Vordergrund, er führt eine Art Tagebuch und erzählt nach seiner Rückkehr von seinen Erlebnissen. Bis hierher hat mir der Roman durchaus gefallen. Die Handlung war zwar etwas schwach, doch Mosebach hat mich, v.a. in Form von Jüngele, mit seiner Sprache und den sehr punktgenauen und bissigen Charakterbeschreibungen begeistert. Auf sehr treffsichere Weise bringt er den Kern einer jeden Figur an die Oberfläche und ich musste so manches Mal schmunzeln.
Doch kann kommt Teil 3 und hier verliert mich der Autor ziemlich schnell. Die Handlung springt plötzlich 20 Jahre in die Zukunft und wartet auf mit ziemlich verwirrenden Szenen. Die glorreichen Zeiten sind vorbei und Herr Krass steht nun auf der Seite der Menschen, die auf den hilfebringenden Anruf warten. Ich habe den letzten Handlungsstrang überhaupt nicht verstanden, das Erzählte war ein einziges Fragezeichen. Dass der Verlauf den Beginn der Story nochmal aufgreift hat es da auch nicht runder gemacht.
Fazit: Die tolle Sprache kann über die schwache Handlung leider nicht hinwegtrösten.
4 Sprachlicher Genuß, inhaltlich etwas enttäuschend ...
von lesemuggel, am 26.02.2021
Das Buch hat 528 Seiten und ist in drei Teile untergliedert.
Im ersten Teil " Allegro imbarazzante" genannt erlebt der Leser Ralph Krass in Italien 1988 auf dem Höhepunkt seiner "Schaffenskraft". Gemeinsam mit einer Gruppe ausgewählter Gefährten bereist er Neapel und Capri. Dort lernt er die junge Lidewine, Assistentin des Illusionszauberers Harry Reno kennen. Er lädt sie ein, bzw. befiehlt er ihr fast schon, sich der Reisegruppe anzuschließen. Er überhäuft die junge Frau mit teuren Geschenken. Höher. schneller, größer, opulenter - Geld spielt keine Rolle. Bei Ralph Krass ist alles möglich.
Im zweiten Teil " Andante pensieroso " genannt, geht es dann ausschließlich um die Erlebnisse Krass' ehemaligen Assistenten Matthias Jüngel im Jahre 1989.
Zur Zeit seines Angestelltenverhältnisses war er seinem Vorgesetzten treu und äußerst loyal ergeben. Sein Requisit: der immer gut gefüllte Koffer mit Bargeld. Und doch ist er nicht ganz neidlos - und möchte ein wenig so sein wie Ralph Krass. Doch das ist nun vorbei. Ralph Krass und die Zeit in Neapel sind Geschichte. In der Abgeschiedenheit Frankreichs versucht Jüngel dem Geheimnis Ralph Krass für sich und seine offenen Fragen über sein Leben und die Liebe auf den Grund zu gehen.
Im dritten Teil " Marcia funebre" genannt wird der Leser mitgenommen in eine völlig andere Zeit - 18 Jahre später in Kairo.
Hier erlebt der Leser dann einen völlig anderen Ralph Krass. Vorbei sind die goldenen Zeiten, in denen ihm die Welt zu Füßen lag. Er verfällt körperlich immer mehr, lässt nun plötzlich mittellos, sein Leben von einem jungen Anwalt verwalten und phantasiert weiterhin von großen Möglichkeiten. Durch konstruiert wirkende Zufälle treffen hier Jüngel und Lidewine treffen hier noch einmal auf einander und auch auf Ralph Krass.
Vom Klappentext ausgehend hatte ich mir von diesem Buch etwas mehr erwartet.
Den zweiten Teil der Geschichte hätte ich ehrlich gesagt nicht gebraucht. Bei aller sprachlichen Raffinesse war dieser Teil für mich einfach nur furchtbar langweilig. Jüngels Monologe über sein eigenes Unglück gingen mir mit der Zeit unheimlich auf die Nerven.
Es ist kein schlechtes Buch, aber es hat mich persönlich nicht so richtig überzeut. Sprachlich ist es wirklich außerordentlich gewaltig. So werden sowohl Charaktere, Landschaften , Stimmungen etc. wirklich wortgewaltig beschrieben..
4 Keine leichte Kost - Sprachkunst auf hohem Niveau
von anonym, am 09.02.2021
Ein etwas missglückter Abend mit Zaubervorstellung, den sein immer etwas schwächlich wirkende Assistent Dr. Jüngel für seinen Chef in Neapel organisiert hat, macht den Auftakt des Romans. Hier kommt er in Kontakt mit Lidewine, der jungen Gehilfin des Zauberers. Macht und Liebe, Nähe und Distanz, das ist der Zauber, aus dem sich die weitere Geschichte entspinnt, angereichert mit bizarren Bildern, bis die ganze Hochstapelei auseinanderbricht und doch wir mit Jüngel erfahren, wie alles mit allem zusammenhängt.
Der Roman lebt davon, dass er aus der Perspektive seines Assistenten Jüngels erzählt wird, angereichert von Faxnachreichten an seine Frau und geheimen Tagebuchnotizen, in denen er das Erlebte noch einmal psychologisch reflektiert, die aber für meinen Geschmack phasenweise etwas langatmig geraten sind und der Blick aus der Distanz auf das Geschehen, den Jüngel an den Tag legt auch für den Roman prägend ist.
Zusammenfassend kann angemerkt werden, dass der Roman „Krass“ von Mosebach Sprachkunst auf hohem Niveau ist, ein intellektueller Genuss aber sicher keine leichte Kost.
3 Kampfansage
von Karl, am 01.02.2021
Auch wenn ich das zu Beginn noch nicht kapiert habe. Da hat sich das Buch erst einmal auf die Lauer gelegt, wollte mich aus der Reserve locken. Die Geschichte beginnt mit einer Reisegemeinschaft, die in ihrem Zustandekommen und ihrer Zusammensetzung etwas eigenartig ist. Etwas aus der Zeit gefallen – einen Charakterzug, den dieses Buch immer wieder zeigt, nicht zuletzt in der alten Rechtschreibung, die beim Lesen immer wieder unangenehm ins Bewusstsein sticht. Die Reisegruppe bewegt sich in und um Neapel. In erster Linie wird viel gegessen, getrunken und klug dahergeredet. Im Zentrum, meist stumm, aber von einer unausweichlichen Autorität, ist Ralph Krass. Er wacht über die Truppe, lenkt sie und finanziert sie aus einer scheinbar endlosen Geldquelle, deren Ursprung niemand so wirklich kennt oder kennen will. Die Erzählung rauscht hier so dahin. So schnell wie die Reisetage vergehen, blättern sich auch die Seiten um. Die Kapitel sind kurz und die häufigen Personenwechsel lassen mich als Leser zwar anfangs immer wieder in die Orientierungslosigkeit fallen, sind aber dabei abwechslungsreich und präsentieren immer wieder aufs Neue einen spannenden Gedanken und Blickwinkel. Dabei blitze auch hier schon immer öfters das auf, was mich danach erwartet: ein Kampf.
Der Autor scheint einen unerschöpflichen Fundus an Metaphern und Vergleichen zu Königen und Kriegsherr angesammelt zu haben, um sie nun alle über dieser Geschichte auszuschütten. Zu Beginn dachte ich wirklich noch es sei ein nettes Sinnbild, das sich immer wieder perfekt in die Handlung einpasst, bis ich dann begriffen habe, dass es dem Autor um den Kampf selbst gehen muss. Abrupt reißt er mich aus dieser Neapelreise heraus, der es ohnehin immer schwerer gefallen ist, ihr wahres Gesicht zu verstellen, und lässt sich erneut neben die Zeit fallen. Dieses Mal fällt es mir schwerer mich zu Recht zu finden, und dieses Mal spart sich das Buch die Maskerade: jede Beziehung ist ein Kampf, jeder ist alleine, muss versuchen aus sich und dem, was andere sich abluchsen lassen, das Beste für sich selbst zu machen. Solidarität ist ein seltenes Gut. Taucht es doch mal auf, wirkt es so unwahrscheinlich, dass ich ihm nicht mehr trauen will. So kämpft das Buch einen schleichenden, hässlichen Kampf. Nicht nur, weil die Seiten sich nun immer öfters in die Länge ziehen, auch weil das Buch tatsächlich das Hässliche in den Fokus stellt. Kein Mensch ist hier schön. Und sie alle werden von dem Autor in bittere Armut, Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit gedrängt. Ich will das nicht hinnehmen. Ich lese immer weiter, weil ich nicht akzeptieren will, dass das Buch mich zu Beginn so listig in die Ecke gedrängt hat, aus der ich dann nur hoffnungslos zusehen kann, muss und will, wie alles immer düsterer wird.
Krass ist der vermeintliche Kriegsherr in diesem Buch. Charismatisch, unnahbar, unbesiegbar. Und doch muss er kämpfen, um am Ende immer noch als König da zustehen. Krass ist dieses Buch, der Kriegsherr, der mich zum Feind und Unterworfenen erklärt hat, ohne mir vorher eine Kriegserklärung zu machen. Krass hat mich einfach rücklings überwältig und mich damit wohl tatsächlich besiegt – aber fair war das nicht.
4 Vom Aufstieg und Fallen
von bobbi, am 31.01.2021
Mit einer bunten, kuriosen Ansammlung von plastisch geschilderten Charakteren ist der 500 Seiten starke Roman, der auch als Gesellschaftssatire gedeutet werden kann, in drei Teilen aufgeteilt – multiperspektivisch und in unterschiedlichen Ländern und Zeiten. 1988 geht’s für alle nach Neapel; Krass ist auf dem Zenit und lebt ein ausschweifendes Leben, an dem alle (undurchsichtig mit seinen Geschäften verbundenen) teilhaben können – Bootsausflüge, Restaurant- und Museumsbesuche, sehr viel Champagner und Situationskomik. Krass kommt für alles auf und wird umschwärmt. Auch Lebenskünstlerin Lidewine Schoonemaker stößt dazu und wird eine Begleiterin von Krass – er hat sie vorher einem Zauberer als Assistentin ausspannen lassen.
„Herr Krass allein war an sich schon wirkungsvoll genug, aber die junge Frau steigerte das. König und Königin. Es gab der Macht erst ihre Abrundung, wenn zur Kraft die Anmut, zur Düsternis das Lächeln traten.“
Ein Jahr später hört der Leser die Perspektive aus Jüngels Tagebucheinträgen – in Frankreich reflektiert er niedergeschlagen über das Vergangene und seine gescheiterte Ehe. Jüngel freundet sich mit einem Schuster an, mit dem er so einiges Abenteuerliches erlebt. Im Jahr 2008, im fulminaten Finale des Romans, treffen durch viele Zufälle in Kairo Lidewine, Jüngel und Krass wieder zusammen. Jüngel und Lidewine haben in ihrem Leben einiges erreicht, Krass ist pleite – hegt aber selbstbewusst wieder monetäre Pläne und lässt sich von sich von einem Mann namens Mohammed retten. Mehr sei hier nicht verraten, da der Abschluss eine überraschende Wende bereithält.
Martin Mosebach kann provozieren und der Gesellschaft den Spiegel vorhalten – ausladend, detailreich, ironisch, humorvoll und mit präziser Erzählkunst sowie karikaturhafter Komik hat er ein Psychogramm eines Narzissten entworfen, das gleichzeitig eine zeitlose Charakter- und Gesellschaftsstudie ist. Bildgewaltige Umgebungsbeschreibungen treffen auf komplexe Charaktere und Verweise – wenn auch mitunter etwas altmodisch im Schreibstil, wird es dem aufmerksamen Leser hier mit den vielen kleinen, einprägsamen Geschichten und präzisen Beobachtungen nie langweilig.
5 Erzählerisch eine Wucht!
von Bookflower173, am 27.01.2021
Der Geschäftsmann Ralph Krass ist hier die Hauptfigur, die mit Geld jeden um den Finger wickeln und manipulieren will. Er will sich seine Gesellschaft kaufen. In Neapel trifft er dann auf Lidewine, eine ehemalige Assistentin eines Zauberers, die er dann auch in seiner Gesellschaft aufnimmt und mit ihr einen Pakt schließt. Der Assistent Matthias Jüngel ist dafür zuständig, alles für Krass perfekt zu organisieren, sodass nichts schief läuft. Krass` Gesellschaft geht nach einem Eklat zu Bruch und er flüchtet nach Neapel
Meinung:
Das Buch ist unglaublich vielseitig. Es teilt sich in drei Teile auf, die sich alle stilistisch voneinander unterscheiden. Während wir im ersten Teil aus der Sicht eines allwissenden Erzählers Krass und Jüngel näher kennenlernen, ist der zweite Teil in der ersten Person geschrieben, da es sich um Tagebucheinträge vom Assistenten von Krass handelt. Er will sich in Frankreich eine Auszeit nehmen und über das Geschehene und die Gründe für den Ausgang reflektieren. Im dritten Teil treffen Lidewine, Jüngel und Krass wieder zusammen, und viele Jahre später. Der dritte Teil bildet den perfekten runden Abschluss, da es an den ersten Teil anschließt. Den Aufbau fand ich somit sehr gelungen und jeder Teil ist an sich ein Meisterwerk und künstlerisch großartig gestaltet.
Die Sprache ist ebenfalls sehr künstlerisch. Ich musste langsam und aufmerksam lesen, um alles zu verstehen und diese tolle Ausdrucksfähigkeit zu genießen. Die Atmosphäre ist einzigartig und die verschiedenen Schauplätze haben dies nur verstärkt. Wir sind in Neapel, Frankreich und Kairo, nehmen verschiedene Perspektiven ein und lernen außergewöhnliche Figuren und deren Eigenschaften kennen.
Fazit:
Dieses Buch ist etwas Besonderes, erzählerisch und literarisch eine Wucht. Man sollte sich Zeit für dieses Buch nehmen, um seine Vielfalt und Raffinesse zu erkennen und genießen. Definitiv hebt es sich von anderen Büchern ab!
3 Abgedreht
von Marianna T., am 25.01.2021
Der Roman ist wunderlich, eine seltsame Geschichte mit Charakteren, die in ihren Unzulänglichkeiten und Skurilitäten gezeigt, ja eher verhöhnt und bloßgestellt werden. Die eigenwillige Dynamik untereinander, dann der unvermittelte Abbruch der gemeinsamen Reise, die Einsamkeit der zurückgelassenen Einzelnen mit ihren merkwürdigen Anwandlungen - alles ziemlich grotesk.
Hinzu kommt die auffallend provokative, ausschweifende und abgedrehte Erzählung. Ganze Passagen scheinen sich schwer in die Geschichte einzufügen und ziehen sich in die Länge. Auffallend sind die lyrischen Ausschweifungen, die sehr zum Nachdenken anregen und mehrmals gelesen auch verständlich werden. Dagegen sind die eingestreuten unpassenden Fremdwörter und abstrusen Sprachbilder eher störend. Da ist zum Beispiel das Bild des Wildschweinmannes im Zug, dem man Zartheit entlocken könne (Seite 52), oder das der Frau, die wie ein großes Mädchen nackt auf dem Bidet mit den Händen plätschert, wie mit "zwei paddelnden Entenfüßen; das Pelzchen war triefnass" (Seite 31). Alles scheint ein einziger Kampf zu sein und mittendrin der narzistische Herr Krass. So ist die Sprache durchzogen von hemmungslosen, brachial-kriegerischen Ausdrücken.
Die ganze Erzählung scheint anecken zu wollen, alles fällt aus dem Rahmen und das passt dann auch wieder zum Titel: krass.
Dieser Roman ist am Ehesten was für Literaturbegeisterte, die sich auch durch ungewöhnliche Passagen nicht abschrecken lassen und der lyrischen Form etwas abgewinnen können. Immerhin ist es eine Erzählung, die durch detaillierte Charakterbeschreibungen, ungewöhnliche Konstellationen und Gesellschaftsanalysen auffällt und darin wohl ihren Reiz entfaltet.
Eine ungewöhnliche Erzählung über die Absurdität menschlichen Lebens. Über 500 Seiten, die vollkommen aus dem Rahmen fallen. Sehr anspruchsvoll. Einfach nur: krass.
4 Ein Name ist Programm
von Leserin, am 23.01.2021
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