Der Zirkus von Girifalco

Roman

**** 13 Bewertungen

(Autor)

Buch | Hardcover
522 Seiten
2021 | 1. Auflage
Kiepenheuer & Witsch (Verlag)
978-3-462-05461-3 (ISBN)
23,00 inkl. MwSt
Ein Dorffest in Italien, ein Zirkus und die Magie der Wünsche.
Hochsommer in Süditalien: Im beschaulichen Girifalco steht das Fest des Dorfheiligen San Rocco an, Höhepunkt des Jahres, und ein feuchtfröhliches Familienfest.

Doch in diesem Jahr verirrt sich ein Zirkus in die Stadt, und seine Anwesenheit scheint einen wundersamen Einfluss auf die Dorfbewohner zu nehmen.

Im Dörfchen Girifalco sind Alt und Jung in heller Aufregung, die Weggegangenen kehren für ein paar Tage zurück, um gemeinsam mit den dagebliebenen Familien zu essen, zu trinken und das alljährliche Fest zu Ehren des Patronatsheiligen San Rocco zu feiern.

Doch inmitten der Dorfgemeinschaft gibt es einige, die mit ihrem Schicksal hadern: Da ist z.B. Archidemu, ein Menschen- und Sternenbeobachter, der es nie verwunden hat, dass sein kleiner Bruder vor Jahren unter seiner Aufsicht verschwunden und seitdem wie vom Erdboden verschluckt ist. Oder die verbitterte Mararosa, der in ihrer Jugend der ihr zugedachte Ehemann abhanden gekommen ist und die ihren Mitmenschen – allen voran der Rivalin Rorò – fortan nur das Schlechteste wünscht.

Oder Don Venanziu, offiziell virtuoser Schneider von Girifalco, inoffiziell virtuoser Liebhaber der Frauen des Dorfes, der erkennen muss, dass auch seine Virilität endlich ist. Doch als sich ein mysteriöser Zirkus nach Girifalco verirrt, kommt Bewegung in ihr Leben und für unmöglich gehaltene Hoffnungen scheinen sich plötzlich erfüllen zu können.

Domenico Dara, geboren 1971 in Catanzaro, Kalabrien, aufgewachsen in Girifalco. Sein Debütroman »Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall« ist in Italien von Lesern und Kritik gleichermaßen begeistert aufgenommen worden. Domenico Dara war damit nominiert für den renommierten Italo-Calvino-Preis und hat zahlreiche weitere Preise gewonnen, u.a. den Premio Palmi, Premio Viadana und die Debütpreise des Premio Corrado Alvaro und des Premio Città di Como.

Anja Mehrmann, geboren 1965, studierte Romanistik in Osnabrück. Dort lebt sie auch heute und übersetzt aus dem Englischen, Französischen und Italienischen.

Ein poetischer, märchenhafter Roman, der von Wünschen und Träumen erzählt und davon, dass man ihnen manchmal auf ganz unverhofften Wegen näherkommt.

Erscheinungsdatum
Übersetzer Anja Mehrmann
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Appunti di meccanica celeste
Maße 123 x 196 mm
Gewicht 609 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Astronomie • Der Postbote von Girifalco • Dorfgemeinschaft • Elena Ferrante • Italienische Literatur • Italien-Roman • Kalabrien • Liebe • Nostalgie • Schicksal • Süditalien • Unterhaltung
ISBN-10 3-462-05461-9 / 3462054619
ISBN-13 978-3-462-05461-3 / 9783462054613
Zustand Neuware
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3 Umtriebiges italienisches Dorf

von , am 08.09.2021

Das Buch der Zirkus von Girifalco macht einen sehr hochwertigen Eindruck, schon das Cover bringt die Welt des Zirkus gut mit dem Dorf Girifalco, in dem die Geschichte spielt zusammen. Zu Beginn werden demnächst die einzelnen Charaktere vorgestellt. Das ist auch notwendig, da es viele Protagonisten gibt und leicht Verwechslungsgefahr besteht. Generell springt der Autor immer wieder zwischen den Personen hin und her und es werden die Probleme jedes einzelnene beleuchtet. Dabei ist der Schreibstil sehr anschaulich, da mit vielen Vergleichen gearbeitet wird. Das Dorf wirk so sehr lebhaft und authentisch. Eine Art Bruch gibt es mit Auftreten des Zirkus. Zwischen den Bewohnern und Artisten ergeben sich Zusammenhänge, die beim Zuschauer Spannung erzeugen und bis zum Ende der Geschichte immer fester werden. Leider ist das Buch teilweise etwas unübersichtlich, durch die vielen wechselnden Protagonisten. Einige Szenen wirken auch etwas an an den Haaren herbeigezogen und gestellt. Zudem werden manche Zusammenhänge leider für den Leser nicht vollends klar und manche Stränge der Geschichte werden nicht bis zum Ende fortgeführt.

4 Der Zirkus ist in der Stadt

von , am 09.05.2021

Das Buch "Der Zirkus von Girifalco" ist das zweite Buch des Autors. Das erste Buch " Der Postbote vonGirifalco" war schon ein voller Erfolg und toll zu lesen.
Wieder spielt das Buch in dem kalabrischen Dorf, wo es nur zwei Winde, nämlich die aus West und Ost gibt und das Leben sehr eintönig ist, es spielt sich zwischen der Nervenheilanstalt im Norden und dem Friedhof im Süden ab.

Es ist Hochsommer in Girifalco und das Fest zu Ehren des Patronatsheiligen San Rocoo steht an. Alles geht seinen gewohnten Gant, bis etwas Außergewönlichs geschieht.
Ein Zirkus, der von seiner eigentlichen Reiseroute abgekommen ist, hat sich in das Dorf verirrt und schlägt sein Zelt auf dem Festplatz auf.
Als Leser erlebt man nicht nur die Artisten in der Zirkuskuppel. Durch deren unerwartetes Erscheinen wird auch das Leben der Dorfbewohner aus der Bahn geworfen. Man lernt die unterschiedlichsten Charaktere kennen, trifft auf Menschen mit Abnormitäten.

Dem Autor gelingt es, dieses kleine Dorf, in dem er selbst aufwuchs, und das Leben seiner Einwohner mit all ihren Hoffnungen authentisch zu schildern. Das Buch ist sehr philophisch angehaucht und nicht einfach so nebenher zu lesen. Ich fand es spannend zu sehen, wie die Menschen dort miteinander umgehen.
Wer das erste Buch des Autors toll fand, nimmt dieses sicherlich auch zur Hand.

5 Einfach nur schön!

von , am 25.04.2021

Der Autor Domenico Dara entführt seine Leser wieder nach Italien, in den kleinen verschlafenen Ort Girifalco. Mitten im August, kurz vor den Feierlichkeiten des Dorfheiligen San Rocco. Die Bewohner sind völlig aus dem Häuschen, als ein großer Zirkus dort ein Gastspiel gibt.

Auf den ersten einhundert Seiten lernt man jede Menge Bewohner kennen, genau siebenundzwanzig. Das ist eine stattliche Anzahl an Protagonisten, die man erstmal auseinanderhalten muss. Aber sie zeigen die Vielfalt der Bewohner von Girifalco. Jeder hat seine Hoffnungen, Träume und Sehnsüchte. Und wer weiß, vielleicht gehen einige davon ja in Erfüllung...

Der Autor, selber in Girifalco aufgewachsen, möchte seinen Heimatort der Welt öffnen und verfällt deshalb vielleicht auch in diese detaillierten Darlegungen von Bewohnern und ihrem Drumherum. Ich fand es sehr interessant und man bekommt einen authentischen Einblick in das italienische Leben dieser Zeit. Das italienische Feeling hat er auf jeden Fall eingefangen und mit seinen Worten auf wunderbare Weise wiedergegeben.

Das Personenregister am Ende des Buches ist sehr hilfreich, um den Überblick zu behalten.

3 anstrengend

von , am 24.03.2021

Nach dem tollen Vorgänger und der Leseprobe hatte ich hier vielleicht zu viel erwartet. Mir gefiel das Buch leider nicht so gut. Viel zu langamtmig und daher leider sehr anstrengend zu Lesen.
Der süditalienische Ort bereitet sich auf einen besonderen alljährlichen Festtag vor, den Namenstag eines Heiligen, zu dem immer ein Jahrmarkt erwartet wird. Zufällig kommt statt dessen ein Zirkus in das Dorf und sorgt für besondere Ereignisse.
Der Autor stellt aber vor dieser Ankunft noch die wichtigen Personen vor. Das sind sehr viele, hier wäre eine Fokussierung schön gewesen. So werden alle nur ein wenig vorgestellt und keinem kommt man wirklich Nahe. Schade, hier fehlte einfach der rote Faden. Die teils poetische Sprache konnte mich irgendwann nicht mehr versöhnen, ich wartete auf eine Fazit oder Ergebnis und bekam leider keines. Manche Schicksale waren durchaus berührend, andere reizten mich weniger. Irgendwie blieb bei mir ein unrunder Eindruck zurück.

2 Langweilig

von , am 23.03.2021

In dem süditalienischen Örtchen Girifalco wird alljährlich der Dorfheililge San Rico mit einem Fest geehrt. Für viele Bewohner ist das der Höhepunkt des Jahres. In diesem Jahr ist einiges anders, ein Zirkus statt eines Jahrmarktes kommt in die Stadt. Menschen treffen aufeinander und es kommt zu verschiedenen Ereignissen. Der Autor stellt in den kurzen Kapiteln immer verschiedene Menschen vor, sie werden kurz vorgestellt und man erfährt etwas über sie. Es werden sehr verschiedene Schicksale vorgestellt, einige der Themen haben aktuelle Bezüge oder zumindest welche, in denen man sich wiederfinden könnte. Dem Autor gelingt es auf leichte Art über sie zu schreiben, dennoch blieben sie mir fern. Irgendwie waren die einzelnen Abschnitte zu kurz, man kam den Personen dann nicht nahe. Aufgrund der Vielzahl von Personen war dies auf die Dauer ermüdend und verwirrend. Schade

3 Sehr spezielles Buch

von , am 20.03.2021

„Der Zirkus von Girifalco“ ist ohne Frage ein sehr ungewöhnliches Buch. Der Schreibstil ist für mich typisch italienisch und sehr ausschweifend und metaphorisch.
Man begleitet viele grundverschiedene Bewohner des kleinen italienischen Dorfes Girifalco durch ein paar Wochen während eines heißen Sommers. Ein Zirkus ist unerwartet zu Gast und plötzlich liegt das Gefühl möglicher Wunder in der Luft. So verbinden und bewahrheiten sich die Geschichten der einzelnen Dorfbewohner im Laufe dieses Buch.
Atmosphärisch ist dieser Roman durchaus gelungen. Trotzdem bin ich leider nicht mit ihm warm geworden und habe mich durch die ersten 100-150 Seiten fast gequält. Danach nimmt die Geschichte etwas Fahrt auf und wird besser, trotzdem konnte sie mich nicht abholen. Die Idee eines italienischen Märchens fand ich wunderbar, jedoch zieht sich der Roman an vielen Stellen wie Kaugummi in die Länge und ich habe mich dabei erwischt wie ich immer wieder einzelne Absätze übersprungen haben. So möchte ich den Schreibstil ein bisschen wie mit „zu viel Süßigkeiten essen“ vergleichen, so gibt es immer wieder Stellen die sehr gelungen sind, aber am Ende hat man doch etwas Bauschmerzen von diesem „zu viel“ – zu viel an Charakteren, zu viel an blumigen Beschreibungen, einfach zu viel.
Es werden sich sicher Liebhaber dieses Romanes finden. Ich bin es leider nicht.

4 Ein herausfordernder Roman

von (Leipzig), am 12.03.2021

"Der Zirkus von Girifalco" wurde von Domenico DaraDomenico Dara, geboren 1971 in Catanzaro, Kalabrien, aufgewachsen in Girifalco geschrieben. Bereits seinen ersten Roman »Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall« habe ich gern gelesen und habe mich daher über den Nachfolger sehr gefreut. Die eigene Liebe zu seiner Heimat kann man nicht nur erahnen, bereits die Titel deuten es an.

Das Cover passt wunderbar zum Titel und auch zum ersten Buch. Dennoch habe ich ein kleines, ungutes Gefühl wenn ich es betrachte. Der kleine Junge dort oben auf dem Seil. Ganz ohne Schutz und entsprechender Kleidung. Schauen die Leute unten begeistert zu oder rufen sie ihm zu, dass er runterkommen soll?

Jedenfalls hat sich dieses Gefühl durch den Roman gezogen. Es war eine Herausforderung das Buch zu lesen. So viel Spaß es an vielen Stellen gemacht hat, so sehr hat es mich an anderen verzweifeln lassen ob ich wirklich noch weiterlesen möchte. Doch für mich hat es sich am Ende doch gelohnt.

Auch wenn es doch recht viele Protagonisten gibt, sind alle ganz gut beschrieben. Sicher hier und da mit gewissen, typischen Eigenschaften behaftet, doch alles in allem authentische Persönlichkeiten.

Wer sich also nicht gleich abschrecken lässt und ein bisschen Durchhaltevermögen mitbringt, wird in dem Buch sicher seine Freude finden.

3 Damals in Kalabrien

von , am 05.03.2021

Domenico Dara hat mit seinem zweiten Roman "Der Zirkus von Girifalco" den Versuch unternommen ein großes buntes Bild über ein vergangenes Italien, genauer gesagt ein vergangenes Dorfleben in Kalabrien zu beschreiben. So werden zu Beginn des Buches knapp zwanzig Protagonisten vorgestellt die in ihren typischen Eigenschaften beschrieben werden. Zu einem späteren Zeitpunkt folgen noch eine Handvoll Artisten aus dem im Dorf vorbeikommenden Zirkus. Leider bleiben die Handlungen der Figuren im späteren Verlauf aufgrund der Beschreibungen sehr vorhersehbar; es ist wenn man so will eine Soap-Opera, wenn man es positiver betrachten will eine Operette, ein poetisches Märchen. Ich konnte damit ehrlich gesagt wenig anfangen, dazu noch eine an alte Zeiten angelehnte barocke Sprache, das Springen von einer kleinen Geschichte mit handelnden Personen nach wenigen Seiten zur nächsten, konnte mich nicht wirklich überzeugen.

3 Zu viele Charaktere verderben die Poesie

von , am 01.03.2021

Das Buch ist keine leichte Lektüre. Es beginnt mit den wenig einprägsamen und nicht immer einfach zu lesenden Namen der Dorfbewohner, die mich anfangs immer mal wieder ins Stocken gebracht haben. Hinzu kommen die überaus poetische, märchenhafte Sprache und die vielen philosophisch anmutenden Formulierungen und Fragestellungen. Es ist ein Buch, das Zeit braucht, damit man das Geschriebene verarbeiten und auf sich wirken lassen kann. Die Geschichten der Dorfbewohner verstecken sich manchmal regelrecht unter der bildgewaltigen, atmosphärischen und ausufernden Sprache von Domenico Dara und man muss sich konzentrieren, um den roten Faden nicht zu verlieren.

Oder sollte ich sagen, DIE roten Fäden? Denn es sind viele Geschichten, die erzählt werden - für mich etwas zu viele. Es gibt nicht den einen Protagonisten, keinem Dorfbewohner wird auffällig mehr Raum im Buch gewährt als allen anderen. Die einzelnen Schicksale sind mal mehr, mal weniger miteinander verwoben. Die einzelnen Verstrickungen werden nach und nach aufgedeckt und manchmal ist es schwer, den Überblick zu behalten. Nach jedem Kapitel wird zu einer anderen Geschichte, einer anderen Person gewechselt und dabei sind die Kapitel häufig nur 2-3 Seiten lang. Gerade am Anfang habe ich manchmal einen Moment gebraucht, um mich daran zu erinnern, für welche Eigenschaften und welche Geschichte der jeweilige Charakter stand. Das detaillierte Verzeichnis zu den agierenden Personen am Ende des Buches wäre wirklich hilfreich gewesen, wenn ich denn davon gewusst hätte. Leider findet sich auf den ersten Seiten keinerlei Hinweis zu diesem Verzeichnis und so habe ich es erst gefunden, als ich mit lesen fertig war.

Ein fester Handlungsstrang, um den sich weitere Nebengeschichten aufbauen, fehlt in diesem Buch vollständig. Stattdessen setzt sich aus den vielen einzelnen Erzählsträngen einem Mosaik gleich ein Gesamtbild zusammen von den Bewohnern Girifalcos und all ihren Wünschen, Sehnsüchten und Träumen, ihren Sorgen und Nöten und ihren guten Taten genauso wie ihren Fehlern und Verfehlungen. Girifalco gleicht einem Mikrokosmos, der das Leben der großen weiten Welt mit all seinen Facetten in kleinem Maßstab widerspiegelt.

Viele der der im Verlauf des Buches offenbarten Wünschen und Sehnsüchte erfüllen sich, allerdings nicht immer so, wie ich mir das ausgemalt hatte. Hier trafen meine eher romatischen Vorstellungen eines rosaroten Happy Ends auf teilweise recht pragmatische aber wohl auch deutlich realistischere „Lösungen“, die für den einen oder anderen Betroffenen aber durchaus zu einem glücklicheren Dasein beitragen dürften.

Wer bei „Der Zirkus von Girifalco“ hochgradige Spannung erwartet, wird enttäuscht. Es ist eher ein Buch der leisen Töne und unter anderem für jeden zu empfehlen, der in Poesie aufgehen und sich in philosophischen Denkansätzen verlieren kann und der der Anziehungskraft von Märchen auch im Erwachsenenalter weder entfliehen kann noch will.

3 Zu viele Charaktere verderben die Poesie

von , am 01.03.2021

Das Buch ist keine leichte Lektüre. Es beginnt mit den wenig einprägsamen und nicht immer einfach zu lesenden Namen der Dorfbewohner, die mich anfangs immer mal wieder ins Stocken gebracht haben. Hinzu kommen die überaus poetische, märchenhafte Sprache und die vielen philosophisch anmutenden Formulierungen und Fragestellungen. Es ist ein Buch, das Zeit braucht, damit man das Geschriebene verarbeiten und auf sich wirken lassen kann. Die Geschichten der Dorfbewohner verstecken sich manchmal regelrecht unter der bildgewaltigen, atmosphärischen und ausufernden Sprache von Domenico Dara und man muss sich konzentrieren, um den roten Faden nicht zu verlieren.

Oder sollte ich sagen, DIE roten Fäden? Denn es sind viele Geschichten, die erzählt werden - für mich etwas zu viele. Es gibt nicht den einen Protagonisten, keinem Dorfbewohner wird auffällig mehr Raum im Buch gewährt als allen anderen. Die einzelnen Schicksale sind mal mehr, mal weniger miteinander verwoben. Die einzelnen Verstrickungen werden nach und nach aufgedeckt und manchmal ist es schwer, den Überblick zu behalten. Nach jedem Kapitel wird zu einer anderen Geschichte, einer anderen Person gewechselt und dabei sind die Kapitel häufig nur 2-3 Seiten lang. Gerade am Anfang habe ich manchmal einen Moment gebraucht, um mich daran zu erinnern, für welche Eigenschaften und welche Geschichte der jeweilige Charakter stand. Das detaillierte Verzeichnis zu den agierenden Personen am Ende des Buches wäre wirklich hilfreich gewesen, wenn ich denn davon gewusst hätte. Leider findet sich auf den ersten Seiten keinerlei Hinweis zu diesem Verzeichnis und so habe ich es erst gefunden, als ich mit lesen fertig war.

Ein fester Handlungsstrang, um den sich weitere Nebengeschichten aufbauen, fehlt in diesem Buch vollständig. Stattdessen setzt sich aus den vielen einzelnen Erzählsträngen einem Mosaik gleich ein Gesamtbild zusammen von den Bewohnern Girifalcos und all ihren Wünschen, Sehnsüchten und Träumen, ihren Sorgen und Nöten und ihren guten Taten genauso wie ihren Fehlern und Verfehlungen. Girifalco gleicht einem Mikrokosmos, der das Leben der großen weiten Welt mit all seinen Facetten in kleinem Maßstab widerspiegelt.

Viele der der im Verlauf des Buches offenbarten Wünschen und Sehnsüchte erfüllen sich, allerdings nicht immer so, wie ich mir das ausgemalt hatte. Hier trafen meine eher romatischen Vorstellungen eines rosaroten Happy Ends auf teilweise recht pragmatische aber wohl auch deutlich realistischere „Lösungen“, die für den einen oder anderen Betroffenen aber durchaus zu einem glücklicheren Dasein beitragen dürften.

Wer bei „Der Zirkus von Girifalco“ hochgradige Spannung erwartet, wird enttäuscht. Es ist eher ein Buch der leisen Töne und unter anderem für jeden zu empfehlen, der in Poesie aufgehen und sich in philosophischen Denkansätzen verlieren kann und der der Anziehungskraft von Märchen auch im Erwachsenenalter weder entfliehen kann noch will.

4 Lyrisch und märchenhaft

von , am 01.03.2021

Das war mein erstes Buch von Domenico Dara. Ich war mir gar nicht wirklich sicher auf was ich mich mit diesem Buch einlasse, aber ich muss sagen ich bin wirklich überrascht worden. Dara hat so einen ganz eigenen markanten Schreib- und Erzählstil. Es ist eine gelungene Mischung aus Sprache und Dialekt, mittels denen er seine Geschichte aus Vergangenheit und Gegenwart zwischen Hoffnungen und Wünschen mit Ironie zu erzählen vermag.
In den ersten sieben Kapiteln wird dem Leser jeweils ein Hauptcharakter pro Abschnitt nähergebracht: Lulu - die Verrückte, Concetta - die Unfruchtbare, Archidemu - der Stoiker, Mararosa - die Böse, Venantius - der Epikureer, Rorò - die Glückliche und Angeliaddu, der Sohn. Der Clou dabei, alle sieben Kapitel haben den gleichen erzählerischen Aufbau. Ab Kapitel acht beginnen die Figuren zu leben und folgen wie Planeten ihrer Umlaufbahn, ihren eigenen vorgegebenen Pfaden. Sobald aber etwas unvorhersehbares ihre Spur kreuzt und es zu Abweichungen im Ablauf kommt, wird plötzlich alles in Frage gestellt, was bis dahin einen sicheren Platz im Geschehen hatte. Und genau das passiert ab Kapitel 10 als der Zirkus Einzug hält. Hier ändert sich die Erzählung erneut, mit Trapezkünstlern, Clowns, Jongleuren, Schlangenmenschen usw. beginnt sich das Leben der Einheimischen (der benannten 7) in ganz neue Bahnen zu verschieben und die Sieben müssen lernen sich darin neu zu finden, denn Sorgen, Ahnenglaube, Illusionen, Hoffnungen, Lieben und Beziehungen bekommen ganz neue Dimensionen.
Ich für meinen Teil habe mich mit den Protagonisten gefreut aber auch gelitten, empfand teils Wut und Resignation aber auch Glück und Zufriedenheit. Allerdings muss man sich auf diesen Roman einlassen. Man sollte sich die Zeit nehmen und ihn mit Kopf und Herz „genießen“. Er ist definitiv nichts „für zwischendurch“. Mich hat der Roman gut unterhalten und deshalb vergebe ich 4 von 5 Sterne.

4 Ein kunterbuntes Konglomerat in Kalabrien

von , am 27.02.2021

Der Roman "Der Zirkus von Girifalco", geschrieben von dem italienischen Schriftsteller Domenico Dara, spielt in einem Dorf in Kalabrien und versprüht beim Lesen einen Hauch von Italien.

Die Charaktere bilden mit ihren ganz individuellen Geschichten ein kunterbuntes Konglomerat in Kalabrien und kreisen in ihrer Umlaufbahn um Schicksal und Hoffnung.

Insgesamt wirkt dieser Roman etwas märchenhaft. Manchmal hätte ich mir längere zusammenhängende Erzählungen und weniger Sprünge zwischen den Charakteren gewünscht. Alles in allem habe ich ihn aber ganz gerne gelesen. Er ist auf jeden Fall ziemlich einzigartig!

5 Interessante Prosa

von , am 26.02.2021

Girifalco ist ein Dorf in Italien, das eine ganze Reihe unglücklicher Charaktere beheimatet. Zum lange ersehnten Fest seines Schutzheiligen. Das Buch berichtet über she Irrungen und Wirkungen im Leben der im Dorf Lebenden. Vom Glück der „Glücklichen“ und vom Neid und der Missgunst der scheinbar nicht vom Glück gesegneten.
Es beginnt mit diversen „Öffnern“, eine Vielzahl an Personen aus dem Dorf und ihre Unglückseligkeit werden in komplexer Sprache „vorgestellt“ und es dauert sehr lange, bis die Fäden zusammen geführt werden. Auch der doch sehr komplizierte Schreibstil und die sprunghafte Erzählweise erleichtern dies nicht. Nichtsdestotrotz ist man irgendwann gefesselt und fiebert mit den (unglückseligen) Protagonisten.
Nach anfänglicher Skepsis bin ich wirklich begeistert von dem Buch und der Erzählweise des Autors. Eine klare Leseempfehlung!
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