Wildtriebe - Ute Mank

Wildtriebe

Roman

***** 14 Bewertungen

(Autor)

Buch | Hardcover
282 Seiten
2021 | Originalausgabe
dtv (Verlag)
978-3-423-28288-8 (ISBN)
22,00 inkl. MwSt
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Drei Frauen auf einem Hof - im Kampf um Selbstbestimmung, Anerkennung und Freiheit.
Für die alte Großbäuerin Lisbeth gibt es nichts Wichtigeres als den Hof, sein Erhalt ist ihr Lebenssinn. Nie hat sie die damit verbundenen Pflichten hinterfragt.

Doch mit Schwiegertochter Marlies kommt eine neue Frau ins Haus, die keineswegs klaglos und ohne eigene Wünsche das Leben einer Bäuerin führen will. Das Kaufhaus in der nächsten Stadt wird für Marlies zum Sehnsuchtsort im Wirtschaftswunderdeutschland, arbeiten möchte sie dort, einen Jagd- und Traktorführerschein machen, das Leben soll doch mehr zu bieten haben.

Die beiden Frauen tragen fortan stille Kämpfe aus, um Haushaltsführung, um Kindererziehung. Doch eigentlich werden viel größere Dinge verhandelt: Lebensmodelle, Vorstellungen vom Frausein, vom Muttersein.

Und doch ist da ein verbindendes Element: Marlies' Tochter Joanna, die ihren ganz eigenen Weg geht und nach dem Abitur nach Namibia aufbricht ...

Ute Mank, geboren in Marburg, hat vor über 30 Jahren in ein Dorf in Hessen eingeheiratet, wo sie bis heute »die aus der Stadt« ist. Sie ist Mutter von zwei erwachsenen Töchtern, lernte einen Gesundheitsberuf, studierte Erziehungswissenschaften und promovierte später nebenberuflich. ›Wildtriebe‹ ist ihr erster Roman.

Ein großer Familienroman über das Leben dreier Frauen zwischen Pflichterfüllung und Selbstverwirklichung. Ute Mank erzählt in klarem und empathischem Ton von drei weiblichen Lebensentwürfen.

Erscheinungsdatum
Verlagsort München
Sprache deutsch
Maße 125 x 205 mm
Gewicht 425 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bauernhof • Delia Owens • Deutschland • Dorf • Dorfidyll • Dörte Hansen • Familienroman • Frauen • Frauenroman • Frauenunterhaltung • Geheimnis • Generationenroman • Geschenk Frau • Geschenk Freundin • Natur • Nature writing • Pflichterfüllung • Roman für Frauen • roman mehrere generationen • Schicksal • Schicksalsroman • Selbstverwirklichung • Tradition
ISBN-10 3-423-28288-6 / 3423282886
ISBN-13 978-3-423-28288-8 / 9783423282888
Zustand Neuware
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5 Alte Traditionen gerne bewahren

von , am 19.09.2021

Aufmerksam geworden war ich auf dieses Buch durch das mehr als schön , detailliert und liebevoll gestaltete Cover mit zart gemalten Blüten, von dem ich ganz sicher bin, dass es auf jeden Fall dazu geführt hätte, dass ich es auch in der Buchhandlung angesehen hätte! Im Zentrum steht die ältere Bäuerin Lisbeth vom sogenannten Bethches-Hof, die Anwesen werden nach den Namen der Familien benannt, diesen Brauch kannte ich bereits aus der Heimat meines Mannes in der Eifel. Fehlenden männlichen Erben geschuldet liegt die gesamte Verantwortung für den elterlichen Hof auf unserer Protagonistin, Bethches Lisbeth, die die Hoffnung hegt, dass ihre Schwiegertochter, die ihr Sohn zur Frau nimmt, eine Hilfe sein wird. Eine Hilfe in Haus und Hof bei der unsäglich vielen Arbeit. Doch Marlies, eben einer anderen viel moderneren Generation angehörend, erfüllt das traditionelle Rollenbild nicht, sondern möchte, als unweiblich angesehen, nicht nur in der Stadt arbeiten gehen, statt in der Landwirtschaft zu schuften. Außerdem Neues ausprobieren, etwa einen Jagd- und Traktorenschein machen, Fertigkeiten, die bisher eine Männerdomäne waren. Die beiden Frauen liefern sich stille Kämpfe, weniger durch laute Worte oder Diskussionen, denn durch leise spitze Bemerkungen und böse Blicke. Auch nach der Geburt von Enkelin Joanna wird all dies nicht besser, denn auch die unterschiedliche Kindererziehung stellt einen erheblichen Streitpunkt dar.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm. Ich mochte die unaufgeregte leise Art und die Zwischentöne, mit der die Autorin die einerseits engstirnige, andererseits durch vorgegebene Traditionen und Strukturen Geborgenheit gebende Dorfgemeinschaft schildert. Klatsch und Tratsch, der sich schwer tut mit jedem uns allem abseits der Norm, aber auch sich aufeinander verlassen können, all das kennzeichnet die Menschen auf ihren Höfen. Ich konnte Marlies verstehen, dass sie sich mit all dem schwer getan hat, aber ich hatte durchaus auch große Sympathie für die alte Lisbeth, die durch das Beharren auf alt eingefahrenen Rollenbildern das Bewährte erhalten möchte. Ich glaube, dass uns allen ein "Stück Lisbeth", ein sich Abfinden mit dem zugewiesenen Platz in der Gesellschaft manchmal
gar nicht schlecht täte. Ute Mank zeichnet ihre Charaktere und deren innere Dialoge auf eine extrem empathische Art, man flog als Leser nur so über die Seiten hinweg und war allen handelnden Personen trotz ihrer Unterschiedlichkeit extrem und gleich nah. Für mich ein sehr gekonntes und gelungenes Gesellschafts- und Personenportrait, und eine absolute Leseempfehlung!

5 Ein Buch zum verlieben

von , am 05.09.2021

Drei Frauengenerationen unter dem Dach eines Bauernhofes. Wie war das damals vor 50 Jahren, wie vor 30 Jahren und wie heute? Jede der drei Frauen hat ihre eigene Beziehung zu diesem Leben, zu diesem Ort. Die einen sind dort glücklich und zu Hause, die anderen sind nie wirklich angekommen.

Schon auf den ersten Seiten hatte ich mich in das Buch verliebt. Mir gefiel der Schreibstil unheimlich gut und auch die ständig wechselnden Perspektiven zwischen Marlies und Lisbeth (Joanna spielt erst gegen Ende des Buches eine größere Rolle). Beides starke und beeindruckende Frauen, die es miteinander wirklich nicht leicht haben. Und eigentlich macht keine etwas falsch – es sind eben zwei Generationen von Frauen. Und gerade für Frauen, hat sich in dem Erzählzeitraum so viel verändert, dass die eine Generation die andere oft nicht mehr versteht.

Ich habe mich in dem Buch durchweg wohlgefühlt und fand das Ende sehr passend und stimmig. Für mich eine klare Leseempfehlung für Leser, die auch mal gerne ruhige Geschichten mögen.

Ganz besonders beeindruckend fand ich hier die Covergestaltung. Motiv, Farbe und Haptik – hier stimmt einfach alles. Und bei mir lag sogar noch ein ganz besonderes Lesezeichen bei. Man kann es einpflanzen und dann wachsen Blumen daraus.

5 Drei Generationen unter einem Dach

von , am 17.08.2021

Die Buchbeschreibung hat mich sofort angesprochen: "Drei Frauen auf einem Hof – im Kampf um Selbstbestimmung, Anerkennung und Freiheit."

Die Geschichte um die alte Großbäuerin Lisbeth, ihre Schwiegertochter Marlies und deren Tochter Joanna, zeigt anschaulich, wie das Leben der drei Generationen in einem Haus ist.

Jede der drei Frauen wurde in eine andere Zeit hineingeboren.
Während für Lisbeth noch ganz andere Werte und Traditionen im Vordergrund stehen, sie immer noch in der Vergangenheit lebt, möchte Marlies ihre Zukunft selbst bestimmen. Das Ende des Krieges, das Wirtschaftswunder, eine neue Freiheit für Frauen steht für sie im Vordergrund. Sie will nicht das Heimchen am Herd sein, sie möchte alle Chancen nutzen, die sich ihr bieten.
Und Joanna geht noch einen Schritt weiter, sie zieht es nach Uganda...

Die Autorin hat hier einen wunderbar atmosphärischen Roman geschrieben, der schon allein durch seine Hauptfiguren besticht. Sie verdeutlicht, wie sich die Jahrzehnte auf das Leben auswirken, was wichtig ist und was für Träume sich daraus entwickeln. Manchmal muss man mit dem Fortschritt gehen.

Ich bin begeistert von diesem Buch!!!

4 Von verpassten Chancen und Sprachlosigkeit

von , am 16.08.2021

Dieser Roman zeigt auf, wie oft Frauen in der Vergangenheit ihre Freiheit aufgeben mussten, sei es für die Familie, aus gesellschaftlichem Zwang oder für die Arbeit, die sie sich nicht selbst ausgesucht haben. Marlies musste einen großen Teil ihrer Unabhängigkeit abgeben, als sie Konrad heiratete und von da an auf dem Hof mithelfen musste. Stück für Stück holt sie sich nun mehr von ihrer Freiheit zurück, aber es ist nicht so leicht. Die Erwartungen der beiden Frauen Lisbeth und Marlies sind ganz unterschiedlich, weshalb es auf dem Hof oft Spannungen gibt. Das große Problem ist aber, dass innerhalb der Familie kaum miteinander kommuniziert wird. Welche Folgen das haben kann, wird hier sehr gut deutlich. Die Sichtweisen von Lisbeth und Marlies kann man als Leser:in gut nachvollziehen. Die Autorin beschreibt die beiden, ohne über sie zu urteilen.

Beim Lesen hat mir die Beschreibung des Hoflebens sehr gut gefallen. Das Lesen war beruhigend und entspannend. Aber die Ereignisse sind auch bedrückend und machen traurig. Dennoch hat mir das Ende besonders gut gefallen, da es realistisch ist und trotzdem ein Fünkchen Hoffnung birgt.

Stellenweise war es etwas langatmig, da im Roman nicht so viel passiert. Aber einige gravierende Entscheidungen und Schicksalsschläge haben meine Aufmerksamkeit auf sich sich ziehen können.

Fazit: Es ist ein ruhiger Roman, welcher gleichzeitig auch bedrückt, aber wichtige Themen anspricht. Die unterschiedlichen Erwartungen an Frauen verschiedener Generationen sowie die Folgen von fehlender Kommunikation werden sehr eindrücklich beschrieben.

5 Leise Melancholie begleitet Leser*innen durch diese berührende Generationengeschichte

von (Penzberg), am 04.08.2021

Was für ein schönes Buch – ich konnte es kaum aus der Hand legen. Ute Mank erzählt die Geschichte dreier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch so eine ureigene Bestimmtheit ausstrahlen. Jede für sich hat eine, den Umständen und der Zeit angepasste Lebenseinstellung. Diese Lebenseinstellungen berühren sich zwar, aber man hat das Gefühl, sie können sich nicht überschneiden. Es gibt unausgesprochene Geheimnisse und Nöte, Sorgen und Träume begleiten den Alltag…
Ute Mank schreibt sehr umsichtig, ruhig, ohne Wertung. Jederzeit darf man sich als Leser*in eine eigene Meinung machen. Die Protagonistinnen sind – jede auf ihre Art – liebenswert, Verständnis macht sich breit, aber auch Ablehnung, manchmal Empörung. Man ist hin- und hergerissen, und ich denke, all jene, die schon die sechzig überschritten haben, werden Erinnerungen an die Stellung der Frauen und die eigenen Zukunftspläne ausgraben und reflektieren. Die Autorin hat sehr gut dargestellt, woran Frauen oft scheitern: Zwänge, Traditionen, hohe Erwartungen – Schicksal? Und sie macht Mut, eigene Wege zu gehen…
Ein leises, eher melancholisches Buch, das auch zum Nachdenken anregt. Für mich eine sehr warmherzige, berührende Geschichte!

5 Generationenkonflikt

von , am 01.08.2021

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, spannend und feinfühlig.
In dem Roman geht es insbesondere um zwei Frauen - um einen Generationenkonflikt, der hier sehr eindrücklich geschildert wird. Auch die Personen und ihre eigenwilligen Charaktere werden gut und intensiv beschrieben.

Lisbeth wurde zur Erbin des Bethches-Hofes, der einer der größten in Hausen war, mitten in Hessen. Die Ehe mit ihrem Mann Karl blieb jedoch kinderlos. Als die Cousine von Lisbeth bei der Geburt stirbt, haben Lisbeth und Karl das Baby Konrad an Kindesstatt angenommen.
Marlies hat Konrad, den Sohn und künftigen Erben des Hofes geheiratet. Karl mochte Marlies sofort. Doch zwischen Lisbeth und der Schwiegertochter Marlies gibt es von Beginn an Unstimmigkeiten und Konflikte, ob in der Hausarbeit oder später in der Kindererziehung. Die Geschichten werden mal aus der Sicht von Lisbeth, mal aus der von Marlies erzählt. Gesprochen haben die beiden so gut wie nie über ihre Konflikte - Sprachlosigkeit, Pflichterfüllung, Kampf und Selbstbestimmung.

Das Buch hat mich gefesselt - eine sehr sensible, einfühlsame Geschichte, regt zum Nachdenken an. Absolut empfehlenswert!

5 Lisbeth, Marlis und Joanna

von , am 30.07.2021

"Wildtriebe" von Ute Mank ist eines der Bücher, die man, hat man begonnen sie zu lesen, nicht mehr aus der Hand legen will.
In diesem Buch geht es um drei starke Frauen, die auf dem Betches-Hof leben.

Lisbeth verliert im Krieg ihre beiden Brüder und wird somit mit siebzehn Jahren zur Hoferbin. Für sie gibt es nur das Leben als Bäuerin. Zusammen mit ihrem Mann Karl, einem alten Knecht und dem angenommenen Sohn Konrad bewirtschaftet sie den Hof. Ihr Leben besteht aus Arbeit und das Pflegen alter Traditionen.
Als ihr Sohn seine Frau Marlis ins Haus bringt, die nichts von der Landwirtschaft versteht, sieht sie es als ihre Aufgabe, diese zur Bäuerin zu machen. Marlis will aber nicht sofort für einen Hoferben sorgen und sie will weiter in der Stadt arbeiten und auch ihren Jagdschein machen und Traktor fahren. Sie will ihre kleinen Freiheiten haben
Mit Joanna, der Tochter von Konrad und Marlis, wird die Frauenrolle auf dem Hof noch einmal völlig verändert. Sie geht nach dem Abitur für ein Jahr nach Afrika und lässt sich diesen Plan auch nicht ausreden.

5 Authentischer Generationenroman

von , am 25.07.2021

In ihrem Roman „Wildtriebe“ schreibt Ute Mank über drei ganz unterschiedliche Frauen aus verschiedenen Generationen auf einem Hof: Lisbeth, die den Hof von ihren Eltern geerbt hat und seitdem führt; Marlies, Lisbeths Schwiegertochter, die eigentlich ganz andere Vorstellungen vom Leben hat und Joanna, die als Bindeglied zwischen ihrer Mutter Marlies und ihrer Großmutter Lisbeth selbstbewusst ihren eigenen Weg geht.
Es geht um entgegenstehende Lebenswünsche, -ziele und deren Verwirklichung. Die drei Frauen, vor allem Lisbeth und Marlies, tragen stille Kämpfe aus und es steht viel Unausgesprochenes im Raum. Eine weitere Rolle spielen auch die Erwartungen der Gesellschaft, die unter anderem durch den Klatsch und Tratsch der Dorfbewohner sichtbar werden.
Das Buch ist wunderbar geschrieben und die Charaktere sind sehr lebendig und haben Tiefe. Ich konnte mich gut in die drei Frauen hineinversetzen und deren Perspektiven, Positionen und Verhalten nachvollziehen. Auch die Thematik des Hofsterbens und der damit verbundenen Auswirkungen für die Betroffenen fand ich sehr interessant. Insgesamt ein großartiges und lesenswertes Buch!

4 3 Frauen - 3 Generationen

von (Köln), am 23.07.2021

Kaum zu glauben, dass Ute Mank nach einer langen beruflichen Karriere im Gesundheitswesen hiermit ihr literarisches Debüt feiert. Das poetische Generationendrama "Wildtriebe" ist ein bäuerlicher Landroman, robust und zart zugleich, voller Leben und trotzdem einer gewissen Melancholie ergeben, die alle Seiten der Geschichte durchdringt. "Wildtriebe" ist keine oberflächliche Feel-Good-Unterhaltung, die heutzutage allzuoft die Spiegel-Bestsellerlisten dominiert, sondern schildert in präzisem Detail den oft harten Alltag einer traditionellen dörflichen Gesellschaft, deren starre Normen der vergangenen Tage sich langsam dem progressiveren Gedankengut des Hier und Jetzt öffnet. Jeder muss sich dieser Wandlung selbst auf individuelle Art und Weise stellen, und Ute Mank gelingt es hier gänzlich unaufgeregt, jeden einzelnen Charakter zu einer Veränderung zu bringen, die dennoch keinen Verrat an den eigenen, über ein Leben lang erworbenen Traditionen und Werten begeht. Damit baut sie ein tiefes Verständnis zwischen Leser*innen und Figuren auf, das sich über den Lauf der Handlung zu tiefer Zuneigung verdichtet. Für die störrische Lisbeth, für die der Hof an erster Stelle steht und Familie Pflichterfüllung und Tradition bedeutet. Für Marlies, die sich ein Leben lang angepasst hat und manchen Traum hat ziehen lassen. Und für Joanna, die jung ist und lebensfroh, und für die persönliche Freiheit an erster Stelle steht.

"Wildtriebe" ist ein großartig geschriebenes Romandebüt für anspruchsvolle Leser, die tief in den Seiten einer melancholischen Familiensaga versinken möchten, und gleichzeitig ein starkes Porträt dreier Frauengenerationen auf der Suche nach der Vereinbarkeit von Glück und ihrem persönlichen Platz in einer sich langsam verändernden Gesellschaft. Ein Volltreffer, der darauf hoffen lässt, schon bald mehr von Ute Mank zu lesen. Unbedingte Empfehlung!

4 Ausbruch.

von , am 22.07.2021

Angelockt durch das wunderschöne, sehr romantische Cover in grau - rosa Tönen, und den verwirrenden Titel “Wildtriebe” wurde mein Interesse an diesem Roman geweckt. Außerdem hat mich die Schwiegermutter/ Schwiegertochterproblematik angesprochen. Wildtriebe sind etwas Negatives, und der Titel soll möglicherweise den Ausbruch (Austrieb) aus dem Althergebrachten symbolisieren, denn die Großbäuerin Lisbeth hat sehr festgefügte Vorstellungen von Haushaltsführung, Frausein und Hofmanagement. Marlies, ihre Schwiegertochter hingegen, die circa in den 60er Jahren in den Hof einheiratet, versucht, aus ihrem strengen Regiment auszubrechen, indem sie auf einer Teilzeitarbeit beharrt, Treckerfahren lernt und den Jagdschein macht. Weder von Lisbeth noch von ihrem Ehemann wird sie dafür gelobt. Es wird kommentarlos akzeptiert, dass Marlies am Nachmittag sich sehr intensiv an der Stall- und Feldarbeit beteiligt.
Marlies schafft es aber nicht, sich eine ebenbürtige Stufe mit ihrer Schwiegermutter zu erkämpfen. Ihre Ehe läuft freudlos, das Leben wird bestimmt durch die schwere Arbeit auf dem Hof. Amüsements wie Tanzen, Kino, Essengehen, Shoppen.... finden nicht statt.
Vieles bleibt unausgesprochen, da es von Marlies akzeptiert werden muss. Eine offene Konfrontation zur Klärung aber findet nicht statt. Niemand traut sich, Wut, Frust, Ärger und Hoffnungen auszusprechen. Alles wird heruntergeschluckt und bleibt im Inneren verborgen. Ute Mank hat es sehr gut verstanden, diese Sprach- und Trostlosigkeit in halben Sätzen anzudeuten. Ihr beschreibender, gefühlvoller Schreibstil setzt diese Ausweglosigkeit sehr gut in Szene.
Als Charakter erscheint mir Lisbeth am authentischsten, denn sie wurde als sehr junge Hoferbin und die schwere Kriegszeit nur zum Durchhalten und Hoferhalt gezwungen. Sie lernt aber nichts dazu, was das Zwischenmenschliche zwischen Ihr und Marlies anbelangt.
Marlis erscheint mir zu unterwürfig, aber ihre einzige Tochter, Joanna, soll quasi als Stellvertreterin das erreichen, was ihr nicht möglich war. Dabei macht sie viele Erziehungsfehler, genau wie Lisbeth, denn Joanna wird sehr verwöhnt, muss nicht bei der Hofarbeit mithelfen, darf Abitur machen, ins Ausland gehen, studieren und ihren Neigungen nachkommen. Aber Johanna verhält sich ihrer Mutter gegenüber rücksichtslos und lässt sich gehen, denn zum Schluss wird sehr deutlich, dass sie sich als Hoferbin sieht, der nichts passieren kann. Sie ist, meiner Meinung nach, übertrieben gezeichnet. Ihre Entscheidungen und ihr Verhalten am Romanende sind für mich nicht nachvollziehbar, aber sie wird von Lisbeth voll unterstützt, der es, egoistisch wie sie ist, nur darum geht, dass die Blutlinie weitergeführt wird und der Hof vererbt werden kann. Daher Punkteabzug! Marlies hingegen, gibt die Situation Auftrieb und Mut für ein selbstbestimmtes Leben.
Zwar enthält der Roman Längen, jedoch hat er mir gut gefallen, da ich mich in eine unbekannte Situation hineindenken musste. Er dürfte aber besonders interessant sein für Personen, die Ähnliches auf einem Bauernhof erlebt haben, denn die Atmosphäre und die Probleme auf einem Hof sind sehr eindrücklich beschrieben.

5 Schöner Generationenroman

von , am 19.07.2021

Das Buchcover ist gelungen und die drei Rosen könnten für die drei Generationen stehen. Drei Frauen, drei Generationen und ein Hof auf dem Land.
Lisbeth vom Betches-Hof, als Großbäuerin alt geworden. Der Hof, die Arbeit die im Gleichklang mit den Jahreszeiten getan werden muss, das war immer ihr Leben und es war gut. Als ihre Schwiegertochter Marlies ins Haus kommt tun sich die beiden schwer miteinander. Die Vorstellungen der beiden sind zu verschieden. auch als das ersehnte (Enkel-)Kind Joanna zur Welt kommt wird es nicht besser. Joanna wächst heran und auch sie möchte ihren eigenen Weg gehen, auch gegen Widerstände. Wie sich der Kreis dann doch noch schließt und jede der Frauen ihren Platz findet, das ist der Inhalt dieses Romans. Das Debüt der Autorin und durchaus gelungen. Mit seinem unaufgeregten Schreibstil eine schöne Lektüre für den Sommer.

5 Feinfühlige Charakterisierungen

von , am 18.07.2021

"Wildtriebe" beschreibt das Miteinander und Gegeneinander dreier Frauen unterschiedlicher Generationen auf einem hessischen Bauernhof. Die Geschichte ist sicherlich beispielhaft für das Leben vieler Frauen auf Bauernhöfen in Deutschland und wird dadurch umso spannender.

Lisbeth hat den "Bethches-Hof" früh übernehmen müssen. Die Brüder sind im Krieg umgekommen, die Eltern alt. Ihr Leben ist durch Pflichten und durch Erwartungen von Außen bestimmt. Ebenso scheint es Marlies zu ergehen, der Schwiegertochter, die es nicht leicht mit Lisbeths Erwartungen hat. Ihre Hoffnungen für ihre Tochter Joanna nach einem selbstbestimmten Leben sind dadurch umso größer.

Ute Mank ist es sehr gut gelungen, ein realistisches und nachvollziehbares Bild der drei Charaktere zu zeichnen. Vorallem werden die Frauen mit ihren Eigenheiten wohlwollend und verständlich beschrieben. Mank zeigt darin ihre gute Beobachtungsgabe und Einfühlungsvermögen.

Angefangen mit der Gegenwart geht es dann chronologisch aus der Vergangenheit wieder in die Gegenwart und darüberhinaus. Die Frauen werden einfühlsam beschrieben und deren Wünsche, Sehnsüchte und Beweggründe werden sehr deutlich. Es ist berührend und beeindruckend die Entwicklungen der Frauen mitzuerleben, die es miteinander nicht leicht haben. Alle versuchen sie ihren Weg zu finden und scheitern scheinbar an sich selbst und den Umständen. Die Erzählung ist packend und dadurch schnell gelesen.

Spannend sind auch die Männercharaktere, die das soziale Gefüge auf dem Hof nachvollziehbar komplettieren. Es wird auch deutlich welche großen Veränderungen und Existenzbedrohungen mit Landwirtschaft verbunden sind.

Das Leben dreier Frauen auf einem Bauernhof. "Wildtriebe" ist eine empfehlenswerte Charakterstudie und Mehrgenerationen-Erzählung. Eindrücklich, einfühlsam und packend.

3 Sehr ruhig

von (Dresden), am 13.07.2021

Ein Dorf mit vielen alten Bauernhöfen. So auch der Bethches-Hof, auf dem mehr oder weniger die Großbäuerin Lisbeth den Ton angibt. Sie hält fest an alten Traditionen, trägt die traditionelle Tracht und hat große Schwierigkeiten damit, als ihr einziger Sohn Konrad die Schwiegertochter Marlies auf den Hof bringt. Marlies kommt aus der Stadt und arbeitet in einem Kaufhaus. Sie kann sich nur schwer an das Leben auf dem Dorf und vor allem auf den Bauernhof gewöhnen. Dabei gibt sie sich große Mühe, die entsprechenden Arbeiten zu erlernen. Doch ihrer Schwiegermutter kann sie nichts recht machen.

Das Buch beschreibt das Leben auf dem Dorf mit allen Vor- und Nachteilen. Und auch das Leben auf einem Bauernhof. Anfangs einer der größten Höfe geht es im Laufe der Zeit durch mehrere selbst und auch nicht selbst verschuldete Entscheidungen immer mehr bergab. Aber vor allem beschreibt das Buch den Konflikt zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter. Es ist ein ständig währender Krieg, doch dabei kommt es nie zu einer Art offenem Kampf. Jeder frisst seinen Frust in sich hinein, sucht sich eine Nische und erledigt seine Arbeit. Gesprochen wird so gut wie nie. Genau das wird auch so beschrieben. In einfachen Sätzen und relativ gleichförmig. Dadurch bekommt man zwar gut vermittelt, wie gleichförmig die Arbeit und das Leben auf dem Hof ist. Aber dadurch entsteht auch beim Lesen nach einer gewissen Zeit Langeweile. Es passiert nicht wirklich etwas, das einem emotional mitgenommen hat. Man beobachtet die Figuren, aber man ist beim Leben von ihnen nicht dabei. Mir waren sie irgendwie völlig gleichgültig. Selbst die Enkeltochter, die etwas aus der Reihe fällt, erweckte keine Sympathie bei mir. Allerdings auch keine Antipathie. Es war mir irgendwie völlig egal, wie es mit der Familie ausgeht. Das empfinde ich eigentlich als schade und auch als Manko des Buches.

4 Bewegende Geschichte dreier Frauen

von , am 08.07.2021

"Wildtriebe" von Ute Mank erzählt von dem Leben dreier Frauen in drei Generationen. Das Cover ist treffend gewählt. Es zeigt drei völlig unterschiedliche Blumen, die die Protagonistinnen der Geschichte verkörpern können. Diese haben unterschiedliche Herangehensweisen an das Leben, seien es eine konservativ und traditionell geprägte Ansicht, der Wunsch nach "mehr" als nur dem Landleben als Bäuerin oder das Beschreiten eines völlig eigenen Weges. Über all dem schweben dementsprechend die Themen "klassische gesellschaftliche Rollen und Emanzipation" sowie "Generationenkonflikt". Durch teils abgebrochene (und dennoch gut leserliche) Sätze wird zugleich dem Thema der mangelhaften Kommunikation, welches wenig ausgeprägtes Verständnis zwischen den Frauen befördert, ein literarischer Ausdruck verliehen.

Ich würde das Buch nicht als "spannend" oder "fesselnd" beschreiben. Dies ist aber angesichts der Thematik vielleicht auch nicht seine Aufgabe. Vielmehr versetzt es den Leser oder die Leserin in eine ruhige, vielleicht zeitweise sogar etwas trübe Stimmung und kann zum Nachdenken und Reflektieren über die eigene Herangehensweise an Konflikte sowie den eigenen Lebensweg und Umgang mit Familienmitgliedern anregen.
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