Heimatsterben - Sarah Höflich

Heimatsterben

Roman

***** 18 Bewertungen

(Autor)

Buch | Hardcover
383 Seiten
2021
dtv (Verlag)
978-3-423-21970-9 (ISBN)
18,00 inkl. MwSt
Eine Familie im Kreuzfeuer eines politischen Rechtsrucks: Tilde Ahrens hat den Zweiten Weltkrieg knapp überlebt. Ein Dreivierteljahrhundert später liegt die mehrfache Mutter, Oma und Uroma im Sterben und bittet kurz vor ihrem Tod ihre Lieblingsenkelin Hanna, die Familie zusammenzuhalten.
Tilde Ahrens hat den Zweiten Weltkrieg knapp überlebt. Ein Dreivierteljahrhundert später liegt die mehrfache Mutter, Oma und Uroma im Sterben und bittet kurz vor ihrem Tod ihre Lieblingsenkelin Hanna, die Familie zusammenzuhalten.

Keine einfache Aufgabe, denn Hannas Schwester Trixie ist mit Felix Graf von Altdorff verheiratet: Kanzlerkandidat der nationalistischen Partei BürgerUnion, die überraschend die Wahl gewinnt. Hanna lässt sich von ihm überreden, ihn bei seiner politischen Arbeit zu unterstützen, und gerät alsbald in einen immer größer werdenden Loyalitätskonflikt, der die gesamte Familie Ahrens zu spalten droht.

Denn die radikalen Kräfte in Felix' Partei und Kabinett treiben Deutschland an den Rand einer Katastrophe.

Sarah Höflich, Jahrgang 1979, war schon als Kind fasziniert von Geschichten und Geschichte. Sie studierte Anglistik und ging als Fulbright Stipendiatin in die USA, wo sie ihr Creative-Writing-Studium mit dem Master of Fine Arts abschloss. Heute arbeitet sie als Drehbuchautorin und Produzentin für die UFA, für die sie mehrere Fernsehserien realisiert hat. ›Heimatsterben‹ ist ihr Romandebüt. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Köln.

Dadurch, dass die Autorin den Konflikt im Wesentlichen in einer Familie verortet und mit gut gezeichneten Charakteren verbindet, entsteht ein plastisches Bild davon, was Radikalisierung bedeutet. Stephanie Wolff-Rohé Aachener Zeitung 20220117

Dadurch, dass die Autorin den Konflikt im Wesentlichen in einer Familie verortet und mit gut gezeichneten Charakteren verbindet, entsteht ein plastisches Bild davon, was Radikalisierung bedeutet.

›Heimatsterben‹ ist der erste Roman der Drehbuchautorin Sarah Höflich, die ein durchaus gelungenes, lesenswertes Debüt vorlegt.

Ein großartiger Familienroman, der sich zusehends zum Politthriller entwickelt.

Erscheinungsdatum
Verlagsort München
Sprache deutsch
Maße 122 x 191 mm
Gewicht 430 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Berlin • Bundeskanzler • Debüt • Debütroman • Demokratie • Deutschland • Dystopie • EU • Europa • Familiendrama • Familiengeschichte • Familienroman • Nationalismus • Politdrama • Politik • Politische Macht • Politthriller • Politthriller Deutschland • Rechtsnationalismus • Rechtsradikalität • Rechtsruck • Thriller Berlin • Thriller deutsche Autoren • Thriller Deutschland • Thriller Neuerscheinung 2021 • Umsturz • Zukunft
ISBN-10 3-423-21970-X / 342321970X
ISBN-13 978-3-423-21970-9 / 9783423219709
Zustand Neuware
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4 Deutsche dystopie - Fakt oder Fiktion?

von , am 04.10.2021

Heimatsterben ist ein höchst politischer Roman, der aktueller nicht sein könnte.
Die Journalistin Hanna Ahrens, nach der großen Philosophin benannt, kehrt wurzellos ihrem Geliebten und ihrem Job in Amerika den Rücken zu, um in den letzten Stunden bei ihrer geliebten Großmutter Tilde zu sein, die gestürzt ist.
Nüchtern, rational, kühl, eher links wird sie nun wieder in den Schoß ihrer Familie verwoben, von denen sie nicht grundlos Abstand gesucht hatte. Komplizierte Familienverhältnisse gibt es nämlich hier schon seit drei Generationen. Aus der Not des Krieges entstand ein konservatives Matriarchat, das viel Nähe verspielt hat, viel Enttäuschung und Entfremdung hervorgebracht hat.
Auf diesem Boden entsteht nun eine politische Bewegung am rechten Rand. Hannahs Schwager Felix selbst hat mit Tildes Unterstützung eine rechtsnationalistische Partei gegründet und wickelt Hannah mit ein, als Intellektuelle sein Gewissen, seine Ratgeberin zu werden.
Sarah Höflich schafft es so in ihrem Debütroman geschickt, das verlorene Heimatgefühl aus dem zweiten Weltkrieg, aus Flucht und Vertreibung, mit der Gegenwart zu verbinden. Linke und Rechte Köpfe glaubhaft zu vereinen, und vor allem, die Gefahr einer rechten Bewegung im Untergrund deutlich aufzuzeigen.
Dabei bedient sie sich jedoch einiger Klischees und Übertreibungen, die die Lektüre etwas zu bunt, etwas zu platt und ausgetreten werden zu lassen. Lesen lässt sich das Buch dennoch wunderbar und rüttelt nun gerade zur Bundestagswahl hoffentlich den einen oder anderen wach. Deshalb klare Leseempfehlung!

5 Erschreckend aktuelle und hochexplosive Thematik verpackt in einer bewegenden Familiengeschichte

von (Penzberg), am 30.08.2021

Die Schwestern Hanna und Trixie könnten, bedingt durch ihre bewegte Kindheit, unterschiedlicher nicht sein. Trixie, verheiratet mit dem ehrgeizigen, nationalistisch engagierten Felix, ist erzkonservativ und bildet zur freigeistigen Hanna einen unüberwindlichen Kontrast. Die Bitte ihrer Großmutter auf dem Sterbebett, die Familie zusammenzuhalten, stellt Hanna vor ein ungeahnt große, folgenschwere Aufgabe.
Das Cover ist schlicht, aber perfekt gewählt: Passt man nicht auf, beginnt der Apfel zu faulen...
Sarah Höflich ist ein wirklich beeindruckendes Debüt gelungen, das einerseits mit einer generationenübergreifenden Familiengeschichte fesselt, andererseits mit hochexplosiver politischer Thematik aufrüttelt und beinahe schockiert.
Großmutter Tilde, liebevoller Mittelpunkt und Fels in der weitverzweigten Familie, hat den zweiten Weltkrieg als Neunzehnjährige mit einem winzigen Baby auf der Flucht knapp überlebt. Und kümmert sich Jahre später um ihre Enkelin Hanna, die unbeschwert aufwächst, in New York lebt und eher selten Kontakt zur Familie hat. Trixies Mann Felix Graf von Altdorff zieht währenddessen in den Wahlkampf, und löst mit seinem Engagement und seinen Ansichten eine fatale Dynamik aus, die Deutschland in ein „Viertes Reich“ stürzen könnte. Hanna unterstützt ihn, muss aber bald feststellen, das ihre Ziele nicht dieselben sind.
Sarah Höflich präsentiert eine spannende Familiengeschichte, die zugleich beklemmend real in eine kurz bemessene Zukunft blicken lässt. Alles ist möglich, Parallelen zu unserer heutigen politischen Situation sind deutlich und hoch aktuell. Dieses Buch ist zwar unterhaltsam, bietet aber auch jede Menge Denkanstöße.

5 Unglaublich stark und beängstigend zugleich

von , am 29.08.2021

Das Cover trägt eine gewisse Bitterkeit in sich, verdeutlicht es doch das Werden, aber vor allem Vergehen. Der Apfel versinnbildlicht hier in meinen Augen Deutschland, wie es gewesen ist und was daraus im Laufe der Geschichte wird, aus der Perspektive der Hauptfigur Hannah betrachtet. Sie steht für gewisse Werte, die nach und nach verloren gehen, z.T. auch ihr.
Aber Hannah ist nur eine Figur in diesem sehr facettenreichen Buch, welches über die Familie Ahrens verschiedene Charaktere und Perspektiven aufgreift. Somit schafft es die Autorin ein düsteres Zukunftsbild zu zeichnen, welches die aktuelle politische Situation aufgreift und davon ausgehend nochmals ein paar Jahre Vorlauf nimmt und dort beginnt daraus einen eineinhalb Jahre dauernden Umbruch darzustellt. Dieser erinnert stark an die 1930er Jahre in Deutschland und verknüpft gleichzeitig die Zeit von Hannah mit der Jugendzeit von ihrer zum Beginn des Buches verstorbenen Großmutter Tilde. Dabei sind die Kausalitäten perfekt dargestellt, die Sprache ist unglaublich klar und schafft es einen mitzunehmen, sich seine eigene Meinung zu bilden, Charaktere und Perspektiven zu hinterfragen, ihre Entwicklungen zu verstehen. Sehr, sehr gelungen und verdient fünf Sterne wert.

4 Ein packend realistischer Roman

von , am 29.08.2021

Das Cover ist nüchtern gehalten, der Einband hingegen mit einem Stammbaum im vorderen Teil fast schon ehrwürdig und anmutig. Und auch wenn er auf den ersten Blick aussieht, als würde man ihn nie durchdringen können, ist er am Ende doch einfach zu erfassen und umso hilfreicher in manchen Passagen. Nichtsdestotrotz lässt es sich die Autorin nicht nehmen, den Leser in jede Herkunft, in jeden Zusammenhang und ihr jeder Verbindung der wichtigen Charaktere selbst einzuführen. So erlangt der Leser ein umfassendes Bild über die Zusammenhänge und kann sich auf diese Weise ein eigenes Bild von allem machen.
Und wie leichtfüßig nebenbei erzählt die Autorin die eigentliche Geschichte. Denn das existierende Deutschland in 2023 ist gespalten und Felix, Trixies Mann, steht kurz vor dem Wahlsieg. Als er sich kurz vorher darüber im Klaren wird, dass er Menschen um sich braucht, denen er blind vertrauen kann, fällt seine Wahl auf Hanna, die ein wenig überfordert ist mit der Situation, schließlich jedoch dennoch einwilligt.
Wie man es sich denken kann, kommt es zum Bruch und an dieser Stelle ist es umso wertvoller, dass die Autorin die unterschiedlichen Sichtweisen der Charaktere immer wieder getrennt voneinander beleuchtet und zu Wort kommen lässt. Mit einer entwaffnend einfachen und leichten Sprache gelingt es der Autorin, den Leser so auf ihre Seite zu ziehen und dennoch zu lenken, dass auch er unpolitischste Leser eine Meinung bildet. Gewagt und gekonnt zu gleich.
Doch mag die Sprache auch noch so einfach sein, mit der Komplexität, der Menge an Verbindungen und der hintergründigen Handlungen schafft es die Autorin, ein Buch zu bauen, dass unschlagbar zu sein scheint.

5 Was wir sind

von (RE), am 25.08.2021

Tilde Ahrens hat schon so einiges erlebt in ihrem Leben. Der zweite Weltkrieg , die Flucht aus Schlesien, sowie den grausamen Verlust ihrer Familie, auf der Suche nach einer neuen Heimat. Doch Tilde hat sich nie unterkriegen lassen, hat gekämpft für ihren kleinen Sohn und dem Schicksal die Stirn geboten . Selbst die Pandemie, von der sich das Land langsam zu erholen scheint, hat sie im Gegensatz zu vielen, vielen anderen Menschen in ihrem hohen Alter, gut überstanden.
Nun aber liegt die mehrfache Mutter, Oma und Uroma nach einem schlimmen Sturz im Sterben und bittet kurz vor ihrem Tod ihre Lieblingsenkelin Hanna, die Familie zusammenzuhalten. Tilde weiß das es keine leichte Aufgabe sein wird in dieser politisch unruhigen Zeit.
Hannas jüngere Schwester Trixie ist mit dem Kanzlerkandidat der nationalistischen Partei „Bürgerunion“ verheiratet. Der charismatische Graf Felix von Altdorff kommt aus gutem Hause , ist ganz vernarrt in seine zierliche Frau und die vier Kinder . Tilde mag den konservativen Felix wie einen Sohn und hat ihn darin bestärkt sich zur Wahl aufstellen zu lassen. Felix ist ein begnadeter Redner und „Menschenfischer“. Er bringt die Bürgerunion dahin , wo sie schon lange sein will , in die Köpfe der Wähler und ganz weit nach oben auf den Stimmzetteln .
Überraschend für alle , gewinnt die Bürgerunion die Wahl und Felix ist der neue Bundeskanzler . Er überredet Hanna in Deutschland zu bleiben , als seine politische Beraterin für ihn zu arbeiten . Sie lässt sich überreden und arbeitet teilweise gegen ihre eigenen Prinzipien für und mit den Nationalisten . Eine Zeitlang läuft politisch alles korrekt, ganz normal wie in jedem anderen Kabinett . Doch schon bald macht sich die Unzufriedenheit innerhalb der Partei immer öfter bemerkbar . Felix ist vielen Mitgliedern in der Gesetzgebung zu liberal und zu wenig national . Einige radikale Kräfte der Partei und im Kabinett , die stark Rechts orientiert sind , sammeln immer mehr Anhänger um sich und machen Stimmung gegen den nicht endenden Strom von Migranten und gegen die EU, mit ihren immerwährenden Forderungen nach weiteren Hilfsfonds , für einige ewig finanziell schwachen Länder. Schnell kippt die Stimmung in der Partei sowie in der Bevölkerung .Von der Euphorie nach der Wahl ist nicht mehr viel übrig . Die Fremdenfeindlich wird mit jedem neuen Migranten größer und droht die Republick und die Bürgerunion zu vergiften. Die immer größer wachsende Anzahl rechtsradikaler Kräfte der Bürgerunion treibt das Land an den Rand der Katastrophe.
Und mitten im politisch nationalistischen Geschehen , Tildes Nachkommen . .... Deren Vorfahren vor langer Zeit als Vertriebene und Kriegsflüchtlinge nach Deutschland gekommen waren.


Sarah Höflich ist eine tolle Erzählerin .
Sie hat mich mit ihrem Roman-Debüt „Heimatsterben“ sofort eingefangen , gefesselt und bis zur letzten Seite nicht mehr losgelassen. Ich bin absolut begeistert von ihrem bildreichen Schreibstil. Die Geschichte wirkt so realitätsnah , dass man glauben könnte die Autorin hat eine Kristallkugel genommen und in die Zukunft geschaut , bevor sie angefangen hat die ersten Kapitel zu schreiben. Die Pandemie , das politische Geschehen , die anstehenden Wahlen. Erschreckend ! ....
Man könnte fast glauben diese Geschichte erzählt vom Hier und Jetzt .
Zum Glück für uns alle handelt es sich nur eine fiktive Geschichte .
Wir sollten uns aber ganz schnell daran erinnern und uns dessen bewusst sein, dass wir es selbst in der Hand haben, wie sich unsere Geschichte und die unseres Landes in einigen Jahren liest .

Lassen wir es zu ,dass aus einer weltweiten Krise heraus, wie die Autorin es in der Geschichte von „Heimatsterben“ erzählt, das „vierte Reich“ entsteht oder bleiben wir die Menschen, für die Menschlichkeit und Solidarität keine Fremdwörter sind ?Sind wir eine starke Gemeinschaft ,die zusammen so viel mehr bewegen kann, als nach Rechts zu rücken ?
Ich hoffe es sehr , dass Sarah Höflich mit ihrer eindrucksvollen Erzählung den Lesern einen Denkanstoß gibt und nachdenklich macht .

Die Familienmitglieder aus „Heimatsterben“ mit ihren berührenden, persönlichen Schicksalen , sowie viele der fiktiven Parteimitglieder sind in der Gestaltung ganz besonders genial gelungenen und sehr authentische Protagonisten geworden die mehr als glaubhaft dargestellt werden . Der Eine oder andere kam mir schon sehr bekannt vor, ich hatte beim Lesen so einige Bilder vor Augen .
„Heimatsterben“ ist für mich eine gelungene Mischung aus berührender Familiengeschichte und politischen Geschehen, dessen Auswirkungen zwar fiktiv sind aber in der Realität schon fast erschreckend aktuell .

Die Autorin hat mich mit ihrem Roman bestens unterhalten und nachdenklich gemacht . Für mich ein toller Roman mit viel Tiefgang der unbedingt gelesen werden muss.

Sehr gerne vergebe ich dafür
5 Sterne
und eine ganz klare Leseempfehlung

4 Dystopischer, politischer Familienroman

von , am 24.08.2021

Nachdem Tilde Ahrens schwer stürzt, liegt sie im Sterben auf Intensivstation. Kurz vor ihrem Tod bittet sie ihre Enkeltochter Hanna, die Familie auch nach ihrem Ableben zusammenzuhalten und vor allem auf Hannas jüngere Schwester Trixie Acht zu geben. Gar nicht so einfach, denn diese ist mit dem Kanzlerkandidaten der „Bürgerpartei“ verheiratet. Und Felix von Altdorffs politische Sichtweisen kann Hanna so überhaupt nicht teilen. Als dieser zum neuen Bundeskanzler gewählt wird, steht Hanna in der Pflicht und übernimmt entgegen ihrer eigenen Werte und Überzeugungen Parteiarbeit. Eine explosive Mischung, zumal die faschistische Strömung in der „Bürgerpartei“ immer weiter Oberhand gewinnt…

„Heimatsterben“ ist das Romandebüt von Sarah Höflich. Es handelt sich um einen Familienroman, der gleichzeitig eine durchaus denkbare politische Dystopie in Deutschland erzählt.

Die Geschichte wird sehr lebensnah dargestellt, was sie umso realistischer und damit erschreckender wirken lässt. Sie beginnt im Jahr 2023 kurz vor der Wahl des Bundeskanzlers, nachdem die Corona-Pandemie zur Wirtschaftskrise geführt und fortsetzende Flüchtlingsströmungen das Land entzweit haben. Als Haupthandlungsstrang begleitet der Leser vorwiegend Hanna Ahrens, die versucht, nicht nur in ihrer zerrütteten Familie, sondern auch in der Welt eine Heimat zu finden. Nach der Wahl von Felix von Altdorff zum Bundeskanzler nehmen die Regularien und Gesetze in Deutschland zunehmend konservative, nationalistische und durch den Einfluss der hinter ihm stehenden Strippenzieher auch faschistische Formen an. Die verschiedenen Charaktere sind dabei in „Graustufen“ so gut ausgearbeitet, dass man die jeweiligen Handlungen und Motive nahezu „nachvollziehen“ kann. Sehr hilfreich habe ich den im Einband aufgeführten Stammbaum der Großfamilie empfunden – so hatte man bei den vielen Figuren schnell einen Überblick.

Der Roman ist in 3 Abschnitte unterteilt, die jeweils in kurze Kapitel untergliedert sind. Die Geschichte wird aus wechselnder Perspektive der Romanfiguren geschildert und bleibt hierdurch stets abwechslungsreich und spannend. Durch geschickte Cliffhanger innerhalb der Kapitel und interessante Nebengeschichten, die zur Haupthandlung zusammenfließen, wird schnell eine fesselnde Spannung generiert. Allerdings liegt der Fokus überwiegend bei der persönlichen, familiären Geschichte von Hanna Ahrens. Hierdurch hatte ich mehrfach das Gefühl, eher einen Frauenroman und weniger einen zeitgenössischen, politischen Roman zu lesen. Der politische Anteil hätte für meinen Geschmack gerne noch deutlich ausgeweitet werden können. Die Grundidee des Romans hat mich jedoch sehr überzeugt und in Atem gehalten. Der Sprachstil ist flüssig, bildreich und eloquent.

Auch wenn der Fokus für mich noch weniger auf dem Anteil des Familienromans hätte liegen und der Anteil des Politthrillers noch rasanter hätte sein können, zeigt die Autorin Schritt für Schritt wie zerbrechlich unsere Demokratie ist. Eine Demokratie, die für uns so selbstverständlich ist, dass wir vergessen könnten, auf sie Acht zu geben. Der Roman ist damit nicht nur hochaktueller Politthriller, sondern vor allem auch eines: Denkanstoß und Mahnmal, damit sich die düstere Vergangenheit vom Deutschland des 20. Jahrhunderts nicht noch einmal wiederholt.

5 Dystopisch-aktuelles Drama

von (Köln), am 23.08.2021

Als ihre Großmutter im Sterben liegt, kehrt Hanna Ahrens aus New York zurück nach Deutschland und gerät dort schnell in einen politischen Strudel, bei dem ihre Familie - besonders ihr Schwager Felix als Kopf einer rechtsnationalen Volkspartei - in den Mittelpunkt radikaler politischer Änderungen im Land rückt.

Was man bei Sarah Höflichs faszinierendem Debütroman gleich zu Anfang hervorheben muss, ist die optische Aufmachung des Buchs. Lob an den dtv-Verlag, denn "Heimatsterben" glänzt mit einem prägnanten und doch noch subtilen Cover, einer gelungenen Farbgebung und kommt als ungewöhnlich handliches Hardcover daher, das sich haptisch sehr angenehm anfühlt. Damit ist dem Werk bei der Präsentation im Buchhandel vermutlich schon eine grundsätzliche Aufmerksamkeit sicher.

Davon abgesehen liest sich "Heimatsterben" trotz seiner düster-komplexen Thematik grandios flüssig, denn Sarah Höflich verpackt ihren dystopischen Politthriller in eine dramatische Familiensaga und verleiht ihren zahlreichen Charakteren einen tiefreichenden Hintergrund, der ihre Geschichte personalisiert und gleichzeitig erdet. Hierbei erweist sich der im Innencover liebevoll platzierte Stammbaum vor allem zu Beginn, wenn sich die Vergangenheit einiger Figuren in einem prall erzählten Rückblick auf die Jahre seit dem Kriegsende entfaltet, als hilfreiche Übersicht innerfamiliärer Verbindungen.

Der Roman selbst verläuft dann mit einer strukturell fast zu erwartenden Dynamik auf die jeweiligen Höhepunkte zu und zieht dabei die Spannungsschraube fester: Natürlich gipfelt der bedrohlich populistische Wahlkampf in einem Erfolg für Felix, natürlich gerät Hanna dabei in den Dunstkreis ihres eher ungeliebten Schwagers und natürlich steuert Deutschland auf dunkle Stunden zu. Das ist die logische Konsequenz, nicht nur aus der im Roman erzählten Geschichte selbst, sondern auch aus der Übersetzung und Verdichtung der derzeit tatsächlich aktuellen Zustände in der deutschen Gesellschaft, die mehr denn je einen Diskurs um unsere politische und moralische Zukunft erfordern. Insofern schildert "Heimatsterben" fast schon erschreckend realistisch ein Was-wäre-wenn-Szenario, das momentan, kurz vor den Wahlen im Herbst, brisanter nicht sein könnte. Ein durch und durch lesbarer, wichtiger und vor allem extrem spannender Near-Future-Roman, den man so schnell nicht aus der Hand legen wird - und ein fulminanter Start in den kommenden Bücherherbst. Unbedingt lesen!

4 Verflochtenheit von privat-familiärer und politischer Sphäre

von , am 22.08.2021

Wie weit wollen wir gehen, wie weit können wir gehen, ohne unsere Integrität zu verlieren, wie weit müssen wir gehen, was lassen wir geschehen? Fragen dieser Art haben sich mir bei der Lektüre von Sarah Höflichs hochaktuellem und politischem Debütroman „Heimatsterben“ gestellt, welcher auf spannende Weise Familiengeschichte und Gesellschaftsstrukturen und Veränderungen miteinander verwebt.

Auf rund 380 Seiten tauchen wir ein in die verwobene und vielschichtige Geschichte der großen Familie rund um Tilde Ahrens, innerhalb derer sich zwei grundlegend verschiedene Norm- und Werthaltungen und politische Ansichten gegenüberzustehen scheinen: Auf der einen Seite Progressivität, Pluralität und Weltoffenheit, auf der anderen Seite Konservativismus, Nationalismus sowie Besinnung auf bestehende Traditionen. Dabei kreist die Abhandlung zu größerem Teile um die junge, aber sich rasch großer Beliebtheit erfreuende nationalistische Partei namens „BürgerUnion“, deren Vorsitz Felix Graf von Altdorff bildet, bzw. die Positionen, die sämtliche Figuren des Romans dazu einnehmen. Der feministische Leitspruch „Das Private ist politisch“ gilt auch hier – so wird uns bei der Lektüre dargeboten, wie wechselseitig vermeintlich rein „persönliche“, familiengeschichtlich bedingte Werthaltungen und das eigene politische Agieren miteinander verflochten sind; Mikro- und Makroebene werden hier wunderbar in einen Zusammenhang miteinander gebracht.

Durch die zum einen recht zahlreichen und die zum anderen so unterschiedlich konstruierten Figuren des Romans fächert Höflich zudem großartig auf, wie plural die aktiv und passiv Mitwirkenden von nationalistischen oder faschistischen Veränderungen gesellschaftlicher Strukturen sind und führt uns vor Augen dass das klassische Bild vom springerstiefeltragenden, glatzköpfigen Neonazi der 90er Jahre, welches auch in Büchern und Filmen heute noch bemüht wird, keineswegs ausreicht, um derartige Bewegungen und ihre Schlagkraft zu beschreiben.

Die Lektüre ging flüssig von der Hand, der Schreibstil ist leicht und angenehm zu lesen, nach meinem ganz persönlichen Empfinden aber wenig unikat. Ungeachtet dessen würde ich diesen Roman mit dem so hochaktuellen Thema jederzeit weiterempfehlen.

5 realistisches Szenario

von , am 22.08.2021

Großmutter Tilde nimmt ihrer Lieblingsenkelin Hanna am Sterbebett ein schwerwiegendes Versprechen ab. Sie soll die Familie zusammenhalten. Der moralische Druck auf Hanna ist aufgrund dieser Zusage groß und so gibt sie ihr Leben in den USA auf und bringt sich auf ganz neue Art in die Familie ein. Im Deutschland 2023 steht nicht alles zum Besten, die bestehenden Probleme wurden realistisch in dieses nahe Szenario eingearbeitet. Eine rechte Partei hat sich etablieren können und strebt mit Felix, Hannas Schwager, als Kanzlerkandidat nach der Macht im Land.
Die Geschichte dieser verzweigten Familie wird hier vermischt mit einem politischen Geschehen, das sehr spannend ist. Die Bilder, die diese Familie vermittelt, erinnern an eine andere dunkle Zeit. Die adlige Familie mit den adretten Kindern und der beflissenen Frau an der Seite des erfolgreichen Mannes … das vierte Reich ist nahe.
Hanna lässt sich auf den Schwager ein, übernimmt unterstützende Aufgaben und gerät unversehens in innere Konflikte.
Wirtschaftliche Krisen haben eine politische Umwälzung in Gang gesetzt, die erschreckend wirkt. Dieses Buch kann als Warnung verstanden werden. Eine Lektüre, die aktuell in einem Wahljahr und nach diversen Katastrophen bizarr und realistisch zugleich wirkt.
Super geschrieben. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

4 dramatischer Familienepos

von (Hessen), am 21.08.2021

Selten passte für mich ein Cover besser zum Roman. Der faulende Apfel zusammen mit dem schwarzen Trauerrahmen widerspiegeln die traurige Erzählung zum Heimatsterben.
Für einen Debütroman ziemlich grandios geschrieben. Ich mag Geschichten mit Stammbaum, hier taucht man auch so richtig in einige Familienmitglieder und deren Schicksal ein.
Der Schreibstil ist klar und verständlich. Inhaltlich topaktuell, kommt doch beispielsweise die Pandemie und anstehende Wahlen darin vor. Soweit an der Realität kommen wir dann schon zu dem Punkt, der mir nicht so gut gefallen hat. Die weiteren Entwicklungen des geschilderten Deutschlands finde ich total fiktional und nicht komplett durchdacht. Wenn es so käme, dass Europa zerfällt, hätten wir meiner Meinung nach ganz andere Probleme.
Deshalb kann ich nicht die volle Punktzahl geben. Davon abgesehen ist es wirklich toll zu lesen, wie in jeder Familie gibt es Leute, die man mag und welche, die lediglich akzeptiert werden. Ein bunter Mix. Letztendlich trägt man die Heimat in sich, unabhängig von Raum und Zeit.

5 Wenn die Realität anklopft

von , am 20.08.2021

Die junge Journalistin Hanna muss ihrer Großmutter auf dem Totenbett das Versprechen geben, auf die Familie und ihre Schwester Trixie aufzupassen. Zu diesem ahnt jedoch noch keiner, dass Trixies Ehemann Felix der neue Bundeskanzler Deutschlands wird – und dies mit einer nationalistischen Partei hinter sich.

Während die Autorin den Leser in die verwinkelten Familienverhältnisse einführt, überschlagen sich nebenbei die Ereignisse des Buches und fordern den Leser auf, Farbe zu bekennen und den Sachverhalt zu nehmen, wie er ist. Mit einer klaren und deutlichen Sprache, direkten Verweisen und knallharten Aktionen gewinnt die Autorin nicht nur die Sympathie des Lesers für die unterschiedlichen Charaktere, sie schafft es auch, alle Blickwinkel so zu beleuchten, dass der Leser die Zusammenhänge und Gedankengänge der Personen einwandfrei versteht und erfassen kann.

Sprachlich ein ausgeklügeltes System an einfachen Phrasen, gedanklich hochexplosiv und durchaus aktuell.

5 Eine bedrohliche Alternative

von , am 20.08.2021

Das Cover ist ein Hingucker mit dem verfaulten Apfel - der trotz seiner Berechtigung im Kreislauf des Lebens zuallererst Ekel erzeugt - und dem unterschiedlichen Druck der Titel-Buchstaben. Da steht nicht nur Heimatsterben, sondern auch Heimat erben, schwarz umrahmt wie eine Trauerkarte! Eigentlich folgt das Erben auf das Sterben, aber auch das geerbte kann verkümmern und sterben, wenn die Erben es so weit kommen lassen... Eine großartige, aussagekräftige Gestaltung von Cover und Titel, wie ich sie selten erlebt habe.

Nach dem Tod ihrer Großmutter Tilde bemüht sich die freigeistige Journalistin Hanna, dem letzten Wunsch der Matriarchin nachzukommen, die Familie zusammenzuhalten, ist jedoch schnell überfordert mit dem Spagat zwischen Loyalität dem konservativen Schwager gegenüber, der tatsächlich mit seiner nationalistischen BürgerUnion neuer deutscher Regierungschef wird, und ihrer persönlichen Integrität.

Die zahlreichen Mitglieder der großen Familie Ahrens verkörpern die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten und politischen Überzeugungen, und gekonnt verknüpft die Autorin Familiengeschichte und politisches Geschehen. Hilfreich besonders zu Beginn der Lektüre ist der Familien-Stammbaum vorne im Buch.

Die Autorin schildert ausgesprochen spannend, wie schnell moralische und demokratische Grenzen überschritten werden und eine ungute Entwicklung eine Eigendynamik bekommt und eskaliert, wenn entsprechende Voraussetzungen gegeben sind und dass ein einzelner Akteur das dann nicht mehr aufhalten kann, selbst wenn er wollte.
Die Ereignisse spielen sich 2023 ab und Sarah Höflich zeichnet ein vielschichtiges Bild der immer stärker werdenden Rechten bis zum Faschismus, wie auch der Beweggründe der Protagonisten. Es gibt nicht nur Schwarz oder Weiß, Gut oder Böse - auch die Übeltäter haben ein Gewissen, über das sie sich aber hinwegsetzen...

Der flüssige, bildhafte Schreibstil hat mich schnell gefangen genommen, der anhaltend hohe Spannungsbogen ließ mich das Buch kaum aus der Hand legen. Die Charaktere sind authentisch und realistisch beschrieben.
Glaubwürdig wird eine mögliche nahe Zukunft in Deutschland entworfen, die erschreckend und bedrohlich ist.

Ich empfehle das Buch allen gesellschaftspolitisch Interessierten, aber auch Lesern, mit einer Vorliebe für Familiengeschichten oder auch für Dystopien.

Ich gratuliere Sarah Höflich zu diesem grandiosen Romandebüt.

5 Denk ich an Deutschland in der Nacht...

von , am 15.08.2021

Die weitverzweigte Verwandtschaft und Familiengeschichte der Hauptpersonen stellt eine Herausforderung dar, sehr hilfreich ist dabei der zu Anfang des Buchs eingefügte Familienstammbaum, ohne den man als Leser wahrscheinlich verloren wäre.
Die Geschichte spielt in der nahen Zukunft und viele der beschriebenen Probleme und politischen Strömungen bestehen auch heute schon. Ein großes Thema ist beispielsweise Migration und Fremdenfeindlichkeit. Ein immer größerer Teil der Bevölkerung lehnt sich gegen die Überfremdung Deutschlands auf und ultrarechte Kräfte wehren sich durch die Gründung einer sogenannten Bürgerwehr. Obwohl Felix Graf von Altdorff selbst sehr konservativ ist, sind ihm diese Strömungen äußerst suspekt, doch manches geschieht, ohne dass er darauf Einfluss nehmen könnte. Hannah ist von der politischen Entwicklung in Deutschland zunehmend abgestoßen und beschließt, sich aus der Politik zurückzuziehen. Doch längst sind die Dinge nicht mehr zu kontrollieren, da sie den Alltag jedes Einzelnen bereits mitbestimmen...
Obwohl es sich bei diesem Roman um eine Dystopie handelt, ist es ein sehr realistisches Szenario, das sich abspielt und das jederzeit so oder so ähnlich stattfinden könnte. Dieser Gedanke macht Angst und erinnert an Heinrich Heine: „Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.“
Sarah Höflich hat mit „Heimatsterben“ einen sehr eindringlichen und spannenden Debütroman geschrieben, der mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Absolute Leseempfehlung und 5 Sterne!

5 Wir sind Heimat!

von (Chemnitz), am 15.08.2021

Der Roman beginnt mit Tilde Ahrens. Sie ist mit ihren 97 Jahren die Älteste des Familienclans, der mit seinen Nachkommen den Mittelpunkt der Geschichte bildet. Ihr schweres Schicksal, der weitere Verlauf ihres Lebens/Sterbens/Tod und ihr unmittelbare Einfluß auf die sie umgebenden Menschen werden immer wieder thematisiert und bilden das Gerüst für das aktuelle Geschehen. Die Entwicklung eines neuen Deutschlands wird hauptsächlich erzählt anhand der Familienmitglieder Ahrens und von Altdorff.

Ich bekam mit der Geschichte beunruhigende Ausblicke in die nahe Zukunft, in das Jahr 2023. Die Pandemie ist gerade vorbei. Aus der Türkei droht die nächste große Flüchtlingswelle – Hauptziel Deutschland.
Die Situationen und Handlungsabläufe werden anhand der verschiedenen Charaktere, zu denen es durchaus ähnliche Pendants zur heutigen politischen Szene gibt, sehr authentisch dargestellt.
Mit dem Slogan „Wir sind Heimat“ erhob sich eine neue Partei, die BürgerUnion, nachdem die AfD implodiert war. Felix von Altdorff ist der Spitzenkandidat der Partei. Seine Ehefrau Trixie ist die Schwester von Hanna Ahrens, der ältesten Enkelin von Tilde.

Schließlich erstarkten die nationalistischen, heimatbewussten Kräfte so sehr, dass die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten entschieden wurden. Die rechte Partei BürgerUnion siegt mit überwiegender Mehrheit. Felix von Altdorff, „die neue deutsche Hoffnung“, wird der neue Bundeskanzler mit großer Strahlkraft. Er ist der Typ Saubermann, der die Massen schon mit seiner Erscheinung beeindrucken kann. Erst recht mit seinem Hintergrund des uralten Adels, seiner aparten Frau und den properen Kindern. Durch seine charismatische Art versteht er es auch Hanna auf seine Seite zu ziehen, obwohl sie eine andere Einstellung hat. Sie wird ihm zunächst eine große Stütze in der politischen Arbeit sein.

Sehr beeindruckend, wie Sarah Höflich es verstanden hat, in ihrem Debütroman so packende Szenen mit ungeheuerlicher Sogwirkung zu entwickeln. Die Ereignisse überstürzen sich. Die dramatische Entwicklung für die gesamte Gesellschaft wird überdeutlich. Extrem rechtsradikale Kräfte agieren mit roher Gewalt, ohne Rücksichten und ohne Verstand.

Das schlichte Cover mit dem verfaulenden Apfel kommt für mich symbolträchtig daher. Sehr stimmig zur Geschichte! Hilfreich beim Lesen und Verstehen der Zusammenhänge ist der Stammbaum der Familie im vorderen Innenteil des Buches.

Die politischen Geschehnisse sind fiktiv. NOCH! Ich verstehe das Buch als Warnung. Vieles kommt schon sehr realistisch und aktuell daher. Deshalb wehret den Anfängen. Wir müssen aufpassen.

Ich empfehle den Debütroman mit der Höchstbewertung!

4 Erschreckend real

von , am 12.08.2021

Das Cover ist sehr schön und passt auch zu der Geschichte. Die Autorin bringt die fiktiven politischen Geschehnisse erschreckend real rüber. Ihr Szenario liegt nicht außer aller Lebenserfahrungen. Das macht es gerade so spannend und beängstigend.
Gekonnt skizziert die Autorin die einzelnen Charaktere und deren Vergangenheit. Die Geschichten von Tilde und ihrer Familien wurden spannend und interessant beschrieben. Der Stammbaum am Anfang hat da super geholfen, denn das Buch umfasst die Geschichten mehrerer Generationen der Familie Ahrens.
Das Buch punktet mit Beschreibungen wie die Macht – eine große Last – die Werte brechen kann, welch Intrigen hinter all dem steckt.

Die Geschichte war sehr spannend. Leider war mir das Ende zu kurz und auch fehlten mir ein paar Seiten wo Hanna den Kanzler unterstützt.
Etwas störend fand ich die vielen Absätze, aber das ist Geschmackssache.
Ein Buch, das zu empfehlen und gerade auch hochaktuell ist.
Eine Leseempfehlung.

5 Familiengeschichte im politischen Milieu

von , am 11.08.2021

Familienoberhaupt Tilde hatte den zweiten Weltkrieg mit einem Säugling an der Seite überlebt, doch nun ist ihre Zeit gekommen. Als sie stirbt, bittet sie ihre Enkelin Hanna auf deren Schwester aufzupassen. Aus gutem Grund, denn Hannas Schwager hat große politische Pläne.

Familiengeschichten, dazu noch in einem politischen Kontext eingebettet, sind genau mein Ding, darum war schnell klar: Das Buch muss ich haben und ich kann schon direkt verraten, dass das Buch meinen Erwartungen weitgehend entsprach.
Der Schreibstil ist rund und somit lässt sich das Buch fast in einem Rutsch lesen, zumal man sich immer wieder fragt, wohin alles führen wird. Die Protagonisten, allen voran Hanna sind schnell eingeführt und man hat direkt ein Bild vor Augen. Die Familienkonstellationen werden gut nachvollziehbar geschildert – notfalls kann man ja auch mal bei dem optisch schön in Szene gesetzten Stammbaum nachsehen. Manche Charaktere bleiben etwas blasser, aber ihre Beweggründe werden offensichtlich und darauf kommt es letztlich an. Wie alles ineinandergreift fand ich nachvollziehbar und vieles auch ein wenig absehbar, aber das tat der Geschichte keinen Abbruch.

Überrascht hatte mich ein wenig, dass die Geschichte in der Zukunft spielt, aber das hat auf jeden Fall einen Reiz, denn aktuelle Entwicklungen können somit „weitergesponnen“ werden und es zeigt sich, was passieren könnte. Dabei sind die Entwicklungen teils wirklich sehr dramatisch, aber nicht völlig utopisch, wenn man sich mal so manches genauer ansieht und gewisse Tendenzen in mancher Bevölkerungsschicht mal genauer unter die Lupe nimmt. Und was das Buch auch eindrücklich zeigt: Man kann seine moralischen Vorstellungen haben und doch in Geschichten reingezogen werden, die den eigenen Vorstellungen eigentlich widersprechen. Und wenn man dann einmal drin hängt….

Die Familiengeschichte ist konstant Thema, aber immer und immer wieder wird das politische System gekonnt eingebunden und die Geschichte vorangetrieben, teils mit Rückblicken in die jüngere Vergangenheit, teils bis zurück in den zweiten Weltkrieg und die Flucht Tildes. Dann gibt es auch noch weitere Themenkomplexe, wie Homosexualität, was macht die Macht mit Menschen, wie arbeitet der Wiederstand und so vieles mehr – was in Summe ein gutes, stimmiges Gesamtbild ergibt. Wenn schon die Rede von „Bild“ ist, dann muss ich auch mal eine Ausnahme machen und etwas zu Cover sagen: Es passt extrem gut und auch wenn es sicher erst einmal nicht ganz so schön wirkt – es hat seinen Reiz.

Es ist ein fiktionales Werk, ein Gedankenspiel, wie sich unsere nähere Zukunft entwickeln könnte, dass ich sehr gerne weiterempfehle und mich sicher immer wieder zum Nachdenken anregen wird.

5 Gelungenes Romandebüt

von , am 10.08.2021

Der Debütroman von Sarah Höflich ist wirklich sehr gelungen. Ich habe dieses Buch mit sehr viel Begeisterung gelesen.
Anfänglich hatte ich etwas Schwierigkeiten, die Personen zuzuordnen. Aber Dank des übersichtlichen Stammbaumes am Buchanfang, war mir dann doch schnell klar wer mit wem und wie verwandt ist.
Der Autorin ist eine gute Mischung des historischen Stoffes mit einer möglichen Zukunft gelungen. Eine Zukunft, die uns so hoffentlich erspart bleiben wird.
Tilde Bolkowski, die im zweiten Weltkrieg mit ihrem Baby Carl Friedrich auf dem Hof von Hanno Ahrens und seiner Frau gelandet ist, liegt im sterben.
Auf dem Sterbebett bittet die Großmutter, die später den Bauern Ahrens geheiratet hat ,ihre Enkelin, Hanna Ahrens, die Familie zusammenzuhalten.
Eine Herkulesaufgabe für die Journalistin. Im Ahrens-Clan prallen Weltanschauungen aufeinander.

4 Polit-SF

von , am 09.08.2021

Das Cover erzeugte eine Mischung zwischen Interesse und Widerwillen. Ein so verschimmelter Apfel ist etwas, was ich ungerne sehe. Aber zur Geschichte und zu einem Teil der Protagonisten passt diese Metapher natürlich hervorragend.
Was mir vorher nicht ganz klar war ist, dass es eine Geschichte ist, die in der Zukunft spielt. Also einer nahen Zukunft aber doch ist nur der Rückblick auf die Familiengeschichten real aber was sich da in unserem Land politisch und gesellschaftlich entwickelt ist Fiction - auch wenn es eine ist, die nicht aus der Luft gegriffen scheint. Also eine mögliche Zukunft, ein Gedankenspiel.

Hätte ich den Klappentext aufmerksamer gelesen, wäre ich nicht so überrascht gewesen. Aber da ich so etwas sehr gerne lese, war ich angetan, dass ich unvorbereitet auf den Plot war.

Es ist in weiten Teilen eine Familiengeschichte aber nicht nur, denn es ist auch ein Buch über Machtstrukturen in der Politik und darüber, wie der Politapparat funktionier. Der Mix macht es, dass ich das Buch schnell und gerne gelesen habe.
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