Greta und Jannis - Sarah Kuratle

Greta und Jannis

Vor acht oder in einhundert Jahren

**** 9 Bewertungen

(Autor)

Buch | Hardcover
229 Seiten
2021
Otto Müller Verlag GmbH
978-3-7013-1288-7 (ISBN)
25,00 inkl. MwSt
Jede Berührung ist Teil einer Schuld, die älter ist als sie selbst. Greta und Jannis waren Nachbarskinder. Als Jannis Greta schüchtern fragte, ob er ihr Bruder sein darf, war sie einverstanden. Jahre später küsst sie ihn mitten auf den Mund. Sie verlieben sich wie naturgewollt - und dürfen doch kein Liebespaar sein. Ein Geheimnis ihrer Familien, ein Geröllfeld, bald ein ganzer Gebirgszug liegt zwischen ihnen. Während Jannis in der Stadt bleibt, zieht sich Greta ins letzte Dorf im Gebirge zurück, wo vieles anders ist, als es scheint. Die Kinder, die sie mit ihrer Großtante Severine umsorgt, wurden ausgesetzt - weil es ihnen an Kraft und Ausdruck fehlte. Täglich schimpft Severine über die Väter und schweigt über die Mütter: "Hast du Gott heute schon gedankt, dass du keinen Mann hast?" "Nein, aber ich werde es noch machen", antwortet Greta dann und sagt nicht, wohin sie für Tage, mehr noch für die Nächte durchs Gebirge reist.Sarah Kuratles betörend schöner Debütroman führt in eine zart schwebende, intime, zuweilen surreale Welt. Er bewegt sich in einem märchenhaften Raum, der sich einer zeitlichen und geografischen Zuordnung entzieht. In eindrucksvollen Bildern ergründet die Autorin den Zauber des Spürens und die Tragik hinter dem, was recht und richtig scheint. Ihre Sätze sind voller Melodie, kein Wort ist zufällig, wenn sie vom Leben und Lieben in der Abgrenzung erzählt.

Geboren 1989 in Bad Ischl, aufgewachsen dies- und jenseits der österreichisch-schweizerischen Grenze und in beiden Ländern daheim. Sie studierte Germanistik und Philosophie. Ihre Erzählungen und Gedichte erschienen in den Literaturzeitschriften „manuskripte“, „wespennest“ und „Die Rampe“. Für ihr Schreiben wurde sie mit dem „manuskripte“-Förderpreis und dem rotahorn-Literaturpreis ausgezeichnet. Sie war Finalistin beim Open Mike in Berlin und Artist-in-Residence der Fundaziun Nairs im Unterengadin. Stipendien des Österreichischen Bundes, des Landes Oberösterreich und der Stadt Wien unterstützten die Arbeit an ihrem Romandebüt „Greta und Jannis“.

Erscheinungsdatum
Verlagsort Salzburg
Sprache deutsch
Maße 125 x 192 mm
Themenwelt Literatur
Schlagworte Beziehung • Liebe • Märchen • Schuld • Traum • Unschuld
ISBN-10 3-7013-1288-5 / 3701312885
ISBN-13 978-3-7013-1288-7 / 9783701312887
Zustand Neuware
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5 Vor acht oder in einhundert Jahren

von , am 15.11.2021

Greta lebt in den Bergen, fährt ab und zu in die Stadt, und sie träumt den Steinen, den Tieren, den Menschen Gedichte zu. Zarte Wortgebilde, die ich mir auf der Zunge zerschmelzen lasse. Greta ist von einigen Menschen und Wesen umgeben, die ihr wichtig sind... Jannis, Tante Severine, die Kinder, Cornelio. Ein Märchen auf 222 Seiten. Und immerzu: Vor acht Jahren...

Jeder Satz, vom Anfang an, liest sich wie ein Gedicht... ein unendliches Gedicht... Die bunten Federhüte, der Schnee, der auf Lippen schmilzt, und immer wieder - das Gebirge, im Gebirge, auf der Gebirgsstraße... Reisende im Zug, im Bus, und dann der Hof, Tante Severine, die Mädchen. Es braucht einige Zeit zu verstehen, aber gelingt das Verstehen?

Jannis und Greta, eine Liebesgeschichte? Es bleibt auf jeden Fall mysteriös. Innere Monologe, Dialoge mit Unbekannten, Gedankenfetzen, viel indirekte Rede (was schwieriger zu lesen ist, Konzentration ist angesagt, das ist kein Überfliegerbuch). Mysteriös. Bizarr. Wie vor acht oder in einhundert Jahren… das Mysteriöse des Schreibstils von Sarah Kuratle wandert auch in meine Rezension: Ich übernehme ihren Stil.

„Im kleinen Warteraum des Bahnhofs zählt ihm eine einsam tickende Wanduhr die Zeit im Stillen vor. Durch an ihren Rändern glanzvoll beschlagenen Fenster sieht er die Frau draußen zuerst Stirn gegen Sturm, dann wieder in die andere Richtung gepeitscht, wird sie sogar langsamer. Sie ist sehr schmal und blass, wie in den Mantel gefallen, kam sie ihm vor als sie seine Hand und seinen Arm hielt. Sie trägt keine Mütze am Kopf, warum lässt sie ihren grauen Schal flattern, ihre Haare wild in der Luft.„
Peng, das hat Wucht! Jedes Wort wie auf die Goldwaage gelegt. Worte, die mir auf der Zunge liegen wie ein Stück Schokolade und die ich langsam lutsche und vergehen lasse, bis sich mir der volle Geschmack im Mund entwickelt, bis sich mir der ganze Sinn öffnet.

Ich empfehle: Langsam lesen, wie ein Gedichtsband, dann die Worte vom Auge zum Ohr und weiter zum Gehirn, Buchstabe für Buchstabe, schmelzen lassen. Den Namen der Autorin, Sarah Kuratle, muss ich mir merken, da wird noch einiges kommen…

Ein wunderschön zarter Einband, der mit seinen roten Hartriegelbeeren und – blätter auffällig ist.

Sarah Kuratle, Greta und Jannis, Vor acht oder in einhundert Jahren, Otto Müller Verlag

4 Eine besondere Geschichte

von , am 28.08.2021

Die Geschichte von "Greta und Jannis" erinnert auf den ersten Blick in einigen Punkten an die Geschichte von Romeo und Julia: Eine unerfüllte Liebe steht zwischen ihnen. Die beiden Protagonisten aus diesem Buch kennen sich seit der Kindheit und stehen sich im Laufe ihres Lebens mal mehr, mal weniger nahe.
Ganz aus den Augen und aus dem Herzen verlieren sie sich allerdings nie.

Der Schreibstil in diesem Buch ist recht eigenwillig. So gibt eine keine direkte wörtliche Rede und man muss sich erst in die Struktur dieses Buches einfinden. Hat man das geschafft, hat man wirklich einen tollen poetischen Text vor sich liegen. Dieser ist - trotz der vergleichsweise geringeren Seitenzahl - kein Buch für Zwischendurch oder zum nebenbei Lesen. Man sollte sich wirklich darauf einlassen und wirklich bei der Sache sein. Ich habe beim Lesen auch hin und wieder mal innegehalten, um über das Geschriebene nachzudenken.

5 Leben gemäß der Natur

von (Siegen), am 27.08.2021

Außergewöhnlich an diesem Buch ist der Schreibstil, der mich auch zunächst abschreckte, dann aber so faszinierte, dass mich der Roman in Gedanken reichlich beschäftigte. Denn erstens gewöhnt man sich an diese Sätze, in denen die wörtliche Rede in Kursivdruck einfach in den normalen Satzbau integriert wurde, was erstmal irritierend ist. Und zweitens hatte ich immer mehr das Gefühl, dass dieser Schreibstil genau die Denkweise und Einfachheit der Bergbewohner ausdrückt, was nicht negativ gemeint ist, sondern mit der Naturverbundenheit und der damit einhergehenden Spontanität zu erklären ist. Die Autorin hat mit der Sprache experimentiert und somit einen sehr atmosphärischen Roman geschrieben.
Sehr schön ist, dass die Natur im Mittelpunkt steht und das Leben der Menschen stark beeinflusst. Sie lassen sich darauf ein und erleben dadurch eine Intensität, die ihnen viele Glücksmomente beschert. Die Natur hilft Greta trotz ihrer großen Traurigkeit positive Gefühle zu haben. Natürlich gibt es auch negative Erfahrungen, aber das gehört dazu. Bisweilen werden die Grenzen der Realität überschritten und erreichen den Bereich der träumenden Fantasie.
Sehr interessant ist auch das Frauenbild in diesem Roman. Die Einstellung der Tante lautet: Wenn du dich auf einen Mann verlässt, bist du verlassen. Entsprechend leben auch die Frauen dieses Romans, sie sind autark, stützen sich gegenseitig und bekommen dadurch zuverlässigen Halt.
Alles in allem hat mich dieses Buch nach anfänglichem Zögern stark beeindruckt, aber man muss sich Zeit nehmen, um sich einzulesen und darüber nachzudenken. Es ist kein Buch für zwischendurch, sondern verdient, dass man sich intensiv damit beschäftigt.

5 Erfrischend anders

von , am 27.08.2021

„Greta und Jannis“ ist anders als die meisten Romane. Der „Held“ des Buches ist sicher die Sprache. Sarah Kuratle beschreibt in wunderschönen Bildern voller Magie, Klang und Gefühl, wie die beiden Protagonisten Jannis und Greta im letzten Dorf im Gebirge leben und lieben. Das gelingt ihr außerordentlich einfühlsam und echt. Die Romanfiguren wirken nie platt oder eindimensional, immer sind sie mehrdeutig. Ihre Handlungen, Gefühle und Äußerungen sind oft widersprüchlich, wie eben auch im richtigen Leben. Wer weiß schon, was richtig ist und wie man sich verhalten soll?

Die Handlung teilt sich in zwei Stränge: Zum einen sind da die beiden ehemaligen Nachbarskinder Greta und Jannis, die im Laufe der Jahre ein Liebespaar werden und das nicht bleiben dürfen. Jannis zieht in die Stadt, studiert, heiratet. Greta hilft nach dem Tod ihrer alleinerziehenden Mutter bei ihrer Großtante Severine aus, drei ausgesetzte Kinder zu betreuen. Als der merkwürdige Nachbar Cornelio ins Dorf zieht, beginnt die Romanhandlung. Erzählt wird abwechselnd im Hier und Jetzt und in der Zeit vor acht Jahren. Am Ende treffen die Zeitebenen aufeinander und es ergibt sich so etwas wie eine mögliche Harmonie.

Der zweite Strang hat keine Menschen, sondern Pflanzen, Tiere und Fabelwesen als Handlungsträger. Dabei stehen goldene Äpfel, Schecken, Luchse und ausgestorbene Steinböcke miteinander in magischer Verbindung. Erst als die Menschen, darunter auch Greta und Jannis, die Steinböcke wieder im Gebirge ansiedeln und das natürliche Gleichgewicht wiederhergestellt ist, verschwinden die Kreaturen.

Sarah Kuratle erzählt vom Lieben, den zarten Regungen der ersten Verliebtheit und der Tragik gesellschaftlicher Zwänge genauso feinfühlig und bildstark wie von Naturereignissen und Landschaftsstimmungen. Als Leser spürt man förmlich den Wind des aufkommenden Unwetters, riecht die verkohlten Insekten in der Lampe und schmeckt die Minze in der Luft. All das macht „Greta und Jannis“ zu einem ganz besonderen Buch.

4 Wunderschöne Poesie!

von , am 27.08.2021

Inhalt:

Jannis und Greta lieben sich, obwohl sie es nicht dürfen. Jannis lebt in der Stadt und Greta in einem weit entfernten Dorf, wo sie ihrer Großtante Severine, die nichts von Männern hält, unter die Arme greifen muss. Dem Liebespaar stehen viele Hindernisse im Weg, sodass Greta Jannis ständig heimlich besuchen muss.

Meinung:

Die poetische Sprache hat mich von der ersten Seite an mitgerissen und begeistert. Man hat das Gefühl, eine ganz andere Welt kennenzulernen, wo die Zeit langsamer läuft, wo die Atmosphäre von Melancholie geprägt ist. Die Atmosphäre ist märchenhaft und man kann den Roman nicht in Raum und Zeit einordnen.

Von Anfang an spürt man die vertraute Beziehung zwischen Jannis und Greta. Sie sind füreinander bestimmt und ich habe mich der Protagonistin Greta sehr nahe gefühlt, weil ihre Gefühle verständlich beschrieben werden.

Beim Lesen musste ich mich konzentrieren, um wirklich zu verstehen, was in dem Roman passiert. Durch die poetische Sprache und die außergewöhnliche Geschichte war dies nämlich nicht immer sehr leicht. Trotzdem habe ich es sehr genossen, diese neue Welt kennenzulernen und in diese eintauchen zu können.

Fazit:

Mit diesem Roman konnte ich in eine außergewöhnliche und stille Welt eintauchen, die mir lange in Erinnerung bleiben wird. Die Sprache ist ein Highlight, sodass die Lektüre in jedem Fall ein Genuss ist!

4 Ungewöhnlich

von (Leipzig), am 26.08.2021

Ungewöhnlich

Bei dem Buch ist mir zuerst das wunderschöne Cover aufgefallen. Die Farben und das Zusammenspiel haben mich dazu gebracht, den Klappentext zu lesen. Es erwartet einen auf jeden Fall eine ungewöhnlich Geschichte. Ein bisschen Romeo und Julia. Jannis und Greta wollen, aber dürfen nicht zusammen sein.

Ich habe ein bisschen gebraucht um in die Geschichte zu kommen. Der Schreibstil ist recht atmosphärisch und poetisch. Das muss man mögen. Auch bin ich ab und an mit meinen Gedanken abgeschwiffen und brauchte etwas Zeit um wieder zurück zu finden. Das ist definitiv ein Buch, dass man nicht nebenbei lesen kann. Das braucht definitiv die volle Aufmerksamkeit.

Neben all dem, hat mir etwas gefehlt, dass es keine direkte wörtliche Rede gibt und Gesprochenes, Gedanken und Geschehnisse ineinander übergehen. An sich also ein gute und außergewöhnlicher Roman, der jedoch die volle Aufmerksamkeit des Lesers erfordet.

3 nicht was ich erwartet habe

von , am 24.08.2021

Das Buchcover hat mich gleich angesprochen, so zart und schön illustriert.

Greta und Jannis, zwei Nachbarskinder, wuchsen wie Geschwister auf. Aber es entwickelt sich eine zarte Liebe. Lange Zeit leben sie getrennt voneinander, bis sie sich wiedertreffen...

Ich war gespannt, auf das Wiedersehen und was sich daraus entwickeln würde.

Der Roman liest sich aufgrund des Schreibstils nicht unbedingt einfach. Man muss sich konzentrieren und darauf einlassen. Manchmal ist es etwas verwirrend. Er ist zwar poetisch, aber irgendwie auch abgehoben und nicht greifbar Oftmals hat mich das etwas überfordert.

Die beiden Protagonisten sind für mich eher blass geblieben, ohne Tiefe oder Gesicht. Ich hätte mir gewünscht, sie besser zu verstehen.

Wer hier einen kurzweiligen Roman über die Liebe erwartet, könnte enttäuscht werden.

4 Zeitlos

von , am 23.08.2021

Das Buch Greta und Jannis von Sarah Kuratle hat einen schönen Einband mit einem Ast mit Beeren auf dem Cover und es ist ein eher dünnes Buch. Der Buchtitelzusatz vor acht oder in einhundert Jahren beschreibt für mich so ziemlich die Zeit in der die Geschichte stattfindet, denn es könnte jeder Zeit gewesen sein. Diese Geschichte die sich zum größten Teil um Greta und Jannis dreht, ist in einem Erzählstil geschrieben der meiner Meinung nach phantasievoll und poetisch zu gleich ist. Man schwebt förmlich durch die Seiten, so erging es mir jedenfalls.

Das Fazit: Auch wenn die Thematik die das Buch behandelt vielleicht nicht jedermanns Sache ist, der einzigartige Erzählstil hat mich definitv überzeugt und daher bewerte ich das Buch mit vier verdienten Sternen. Ob ich das Buch empfehlen kann? Ja aufjedenfall es eignet sich als kurze Lektüre mit einem einzigartigen Erzählstil.

4 Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte

von , am 17.08.2021

Es besteht eine tiefe Verbundenheit zwischen Greta und Jannis, die als Nachbarskinder aufwachsen. Aus Freundschaft wird mit zunehmendem Alter Liebe, und obwohl Jannis wegzieht und heiratet bleibt die Verbindung der beiden bestehen.
Ein wunderschönes Cover und der schlichte Titel machen neugierig auf dieses Buch, der Untertitel "Vor acht oder in einhundert Jahren" macht die Zeitlosigkeit dieser Geschichte deutlich. Das harte Leben im letzten Dorf im Gebirge, die ausgesetzten Kinder, die Gretas Tante Severin aufnimmt oder die hindernisreiche Liebesbeziehung könnten eine traurige Geschichte ergeben, Sarah Kuratle hat daraus jedoch eine etwas mystische und fast schon märchenhafte Erzählung gemacht. Ihr Schreibstil ist ungewöhnlich, die wörtliche Rede wird kursiv gedruckt und ist mitten in die Sätze eingestreut. Das ist anfangs gewöhnungsbedürftig, aber man liest sich schnell ein. Ihre Beschreibungen sind oft sehr bildgewaltig und poetisch, hier merkt man, dass die Autorin auch Gedichte schreibt.
Eine anspruchsvolle und ungewöhnliche Liebesgeschichte in ausgefallenem Schreibstil.
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