This is Our Time (eBook)
432 Seiten
Piper ebooks (Verlag)
978-3-492-60451-2 (ISBN)
Kathinka Engel kennt die Buchwelt aus verschiedensten Perspektiven: Als leidenschaftliche Leserin studierte sie allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft, arbeitete für eine Literaturagentur, ein Literaturmagazin und als Redakteurin, Übersetzerin und Lektorin für verschiedene Verlage. Wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, trifft man sie in Craft-Beer-Kneipen, im Fußballstadion oder als Backpackerin auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer. Mit ihrem Debüt »Finde mich. Jetzt« schaffte Kathinka Engel es aus dem Stand auf die SPIEGEL-Bestsellerliste. Bei Instagram teilt sie unter @kathinka.engel ihre Begeisterung für Bücher.
Kathinka Engel kennt die Buchwelt aus verschiedensten Perspektiven: Als leidenschaftliche Leserin studierte sie allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft, arbeitete für eine Literaturagentur, ein Literaturmagazin und als Redakteurin, Übersetzerin und Lektorin für verschiedene Verlage. Wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, trifft man sie in Craft-Beer-Kneipen, im Fußballstadion oder als Backpackerin auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer. Mit ihrem Debüt »Finde mich. Jetzt« schaffte Kathinka Engel es aus dem Stand auf die SPIEGEL-Bestsellerliste. Bei Instagram teilt sie unter @kathinka.engel ihre Begeisterung für Bücher.
1
Fakt Nummer 11: Ferne Resnik hasst Rio McQuoid. Und bedankt sich bei ihrem kleinen Bruder Eric dafür, dass er ihr vorhin in ihrer Fünf-Minuten-Pinkelpause diesen aufschlussreichen Clickbait-Artikel aufs Handy geschickt hat.
Vor zehn Sekunden habe ich – Ferne Resnik – dem Frauenschwarm und Hollywood-Hottie seinen Decaf-Frappuccino mit einem Drittel Hafermilch und zwei Dritteln Sojamilch in den Casting-Raum gebracht, wo heute die Entscheidung fällt, wer neben Rio McQuoid die weibliche Hauptrolle in der neuen Netflix-Hit-Show This is Our Time spielen wird. Seit zehn Sekunden starrt er mich unter seiner bescheuerten Cap an, als würde ich ihn vergiften wollen. Ob Ethan Hawke ihm deswegen eine verpasst hat? Weil er schon damals ein unausstehliches Arschloch war? Nervigerweise fällt mir jetzt tatsächlich die Narbe an seiner ansonsten perfekten Augenbraue auf. Der einzige Makel in seinem viel zu perfekten Gesicht mit dem viel zu perfekten Dreitagebart und den viel zu perfekten dunkelgrauen Augen. Und wenn überhaupt möglich, macht ihn das für die Welt natürlich nur noch attraktiver.
Nun beugt er sich zu seinem Manager und flüstert ihm etwas ins Ohr.
»Rio trinkt das nicht«, sagt Steve Abbott, sein Blick mitleidig und spöttisch zugleich. Steve ist Mitte vierzig, glaubt offenbar, Ziegenbärtchen seien der letzte Schrei, und trägt eine blau getönte Brille. Vom ersten Moment an war er mir unsympathisch.
»Äh, was?«, frage ich.
»Rio wird das nicht trinken.«
Ich runzle die Stirn, ziehe den klein zusammengefalteten Zettel aus meiner Rocktasche und versuche, ihn zu glätten. »Es ist ein Decaf-Frappuccino mit einem Drittel Hafermilch und zwei Dritteln Sojamilch«, lese ich und adressiere Rio direkt, weil diese Kommunikation über seinen Manager absolut bescheuert ist.
»Es steckt ein Plastikstrohhalm darin«, fährt Abbott fort.
»Äh …« Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Stört es ihn auch, dass ein Becher um das Getränk herum ist? Hätte ich es in meinen Händen transportieren sollen?
Neben Abbott stöhnt Ferris Linch, der Regisseur von This is Our Time, leise. Er ist ohnehin schon angepisst, weil bislang keine der Schauspielerinnen, die die Casting-Direktorin gemeinsam mit Izzy, der Regieassistentin, in der ersten Castingrunde ausgewählt hat, auch nur ansatzweise überzeugen konnte. Vor einer Stunde hatte er den ersten seiner berüchtigten Wutanfälle, bei dem die wartenden Kandidatinnen mit Sicherheit sogar durch die Tür hindurch jedes Wort verstehen konnten. Unter Ferris’ höhnischen Worten stolperte die junge Schauspielerin völlig aufgelöst an mir und der Taschentuchpackung, die ich ihr hinhielt, vorbei und rauschte aus dem Raum Richtung Toiletten. Die nächste Kandidatin war daraufhin so verunsichert, dass sie wieder rausgeschickt wurde, noch ehe sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
»Rio ist sehr umweltbewusst«, sagt Abbott jetzt, ohne von Linch Notiz zu nehmen. »Er trinkt nur mit Papierstrohhalmen.«
»Okay, sorry, das wusste ich nicht«, erwidere ich. »Sie hatten leider keine …«
»Ah, ah, ah«, macht Abbott und wackelt mit seinem Zeigefinger hin und her.
Ich stehe unschlüssig herum. Was soll ich jetzt machen? Einen neuen Kaffee ohne Strohhalm holen? Wie umweltbewusst wäre das bitte?
Wieder flüstert Rio seinem Agenten etwas ins Ohr, und das nervt mich so über die Maßen, dass ich kurzerhand den bescheuerten Strohhalm einfach selbst aus Rios Kaffee ziehe. Ich tropfe ein bisschen Kaffee-Hafermilch-Sojamilch-geschmolzenes-Eiswürfel-Gemisch auf den Tisch vor ihn, das ich pragmatisch, wie ich bin, mit dem Ärmel aufwische. Auf dem gelb-weiß gepunkteten Stoff breitet sich ein brauner Fleck aus, aber es ist mir egal. Dann zerknülle ich den Strohhalm demonstrativ in meiner Hand.
»So«, sage ich. »Besser?«
Rio hat die Arme lässig vor der Brust verschränkt, bedenkt mich mit einem spöttischen Lächeln. »Und wie soll ich den Kaffee jetzt trinken?«, fragt er. Seine Stimme ist tief, heiser irgendwie. Als hätte er trainiert, so sexy wie möglich zu klingen. Hat er vermutlich auch. Neulich hat er in irgendeinem Pixar-Film den Bösewicht gesprochen, sodass ein paar Wochen lang seine Stimme in jeder Werbeunterbrechung zu hören war – sehr zu Erics Freude.
Ich atme langsam ein und löse dann vorsichtig den Deckel vom Becher, darauf bedacht, nicht schon wieder auf den Tisch zu kleckern. Kurz bin ich versucht, ihm zu erklären, dass man den Becher nun in die Hand nimmt, sich an die Lippen führt – diese fast schon ekelhaft perfekten Lippen –, ihn dann leicht neigt, bis Flüssigkeit in den Mund läuft, um dann zu schlucken. Aber ich bin klug genug, meine Veranlagung zu ungefilterter Ironie einem Hollywoodstar gegenüber einigermaßen im Zaum zu halten. Noch dazu, wenn er die Hauptrolle in der Serie hat, bei der ich ein Praktikum mache, um wichtige Kontakte in der Branche zu knüpfen. Stattdessen lächle ich also übertrieben freundlich.
»Ich hoffe für dich, du hast deine Hände gewaschen«, sagt Rio.
Wie auf Kommando erhebt sich Steve Abbott und macht tatsächlich Anstalten, meine Hand zu greifen, doch ich ziehe sie schnell weg. Was denkt er, wer er ist?
»Hier geht es um Rios Sicherheit«, sagt Abbott, und auch Linch schaltet sich wieder ein.
»So unterhaltsam dieses Spektakel ist, aber können wir dann langsam weitermachen?« Er fährt sich ungeduldig durch die kinnlangen schwarzen Locken. »Zeig ihm deine Hände, Praktikantin.«
»Ich habe den Becherrand nicht mal berührt«, sage ich, aber dann kapituliere ich und strecke meine Handflächen aus, sodass alle den braunen Fleck sehen können, den Rios Kaffee auf meiner bunten Bluse hinterlassen hat.
Abbott nickt, Rio grinst und nimmt endlich einen Schluck von seinem Getränk.
»Lidia ist auch eingetroffen«, verkündet Izzy mit einem Blick auf ihr Handy. Sie ist, soweit ich das bislang beurteilen kann, die Netteste von all den Leuten hier. Freundlich, professionell. Und sie sieht kaum älter aus als ich mit ihrem mädchenhaften Lächeln, der schwarz umrandeten Brille und dem blonden Pferdeschwanz. »Sie macht sich nur noch schnell frisch.«
Lidia Penning ist Linchs große Hoffnung und auch Rios nicht ganz so heimliche Wunschkandidatin für die Rolle, obwohl sie seine Ex ist. In den vergangenen Jahren gab es ab und zu Gerüchte, die beiden würden sich wieder annähern. Für die Promotion der Serie wäre es natürlich ein genialer Schachzug, Rio und sie Elizabeth-Taylor-und-Richard-Burton-mäßig als On-off-Hollywood-Power-Couple zu inszenieren. Rio sieht das anscheinend ebenso, denn vorgestern hat er ein gemeinsames Foto von ihr und sich auf irgendeinem roten Teppich gepostet. Instagram ist daraufhin fast explodiert, wie Eric mich natürlich sofort hat wissen lassen. Eigentlich sollte sie bereits ganz am Anfang vorsprechen, aber ihr Flug aus New York wurde in letzter Minute gecancelt.
»Dann holen wir so lange die Nächste rein«, sagt die Casting-Direktorin. Sie ist sichtlich erleichtert, dass ihr Star endlich da ist. Zumindest ist die mulmige Blässe aus ihrem Gesicht gewichen. »Ferne?«
Ich nicke, stecke meinen Kopf ins Vorzimmer, rufe die letzte übrig gebliebene Schauspielerin rein und setze mich dann auf den Stuhl neben der Tür.
»Hi, ich bin Melanie.«
»Hi, Melanie«, sagt Linch gelangweilt. Und an seiner Körperhaltung kann man jetzt schon erkennen, dass Melanie keine Chance hat, die Rolle der Madison Maguire zu bekommen. »Leg los.«
»Also, ich habe den Monolog vorbereitet«, sagt Melanie. »Soll ich einfach?«
Ferris Linch rutscht mit seinem Stuhl nach hinten, stützt die Ellenbogen auf seine Knie, legt die Fingerkuppen aneinander und atmet tief ein, als müsse er sich selbst beruhigen.
»Wir sind bereit.« Die Casting-Direktorin lächelt bemüht und nickt Melanie zu.
»Okay.« Melanie räuspert sich. Dann legt sie mit theatralischer...
Erscheint lt. Verlag | 31.8.2023 |
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Reihe/Serie | Hollywood Dreams |
Hollywood Dreams | Hollywood Dreams |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Bestsellerautorin • Creative Writing • Drehbuchautorin • Enemies-to-Lovers • Fake-Beziehung • Filmbranche • Finde mich. Jetzt • Hollywood • Kalifornien • Kinderstar • Kreatives Schreiben • Liebesroman • new adult deutsch • Rio und Ferne • romance deutsch • Showbiz • SPIEGEL-Bestseller 2023 • Spiegel-Bestsellerautorin • USA |
ISBN-10 | 3-492-60451-X / 349260451X |
ISBN-13 | 978-3-492-60451-2 / 9783492604512 |
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