Der Koch, der nicht ganz richtig war
DuMont Buchverlag
978-3-8321-7853-6 (ISBN)
Martin Kluger wurde 1948 in Berlin geboren und lebt dort. Er studierte Anglistik und Linguistik und arbeitete als Werbetexter und literarischer Übersetzer (u. a. Malcolm Lowry, Donald Barthelme, John Fowles, Iris Murdoch, Aharon Appelfeld). Außerdem schreibt er Drehbücher für Film und Fernsehen. 1998 veröffentlichte er den Roman ›Die Verscheuchte‹, bei DuMont erschienen der Erzählungsband ›Der Koch, der nicht ganz richtig war‹ (2006) sowie seine Romane ›Abwesende Tiere‹ (2002), ›Die Gehilfin‹ (
„Klugers Texte sind reich, nicht nur welthaltig (…), und sprachverliebt, rhythmisch, verspielt, man möchte sie laut lesen oder vorgelesen bekommen; sie haben einen Drive, nehmen Fahrt auf, galoppieren und stolzieren mal wieder, brillieren und alliterieren (…). Diese Erzählungen glimmen und glitzern.“
FRANKFURTER RUNDSCHAU
„Wie er da die Bälle hochwirft, dieser Jongleur, wie er mit den hochgejazzten Bildungsklunkern und Geschichtsbrocken, Geografiepuzzleteilchen, Fetzen fremder Sprachen und Menschenseufzern brilliert, uns schon in der ersten Geschichte Hunderte dahinter verborgene Geschichten verweigert, da möchte man fast ärgerlich werden als mitfühlender Leser. Aber dann hat er uns auch schon am Haken, verführt uns in eine ganz eigene Welt aus alten, beinahe zu Grabe getragenen Werten, macht uns stumm vor glühenden Bildern im Goldrand (…).“
DIE ZEIT
„Wer in Klugers Welt zwischen Litauen, Uruguay und Berlin-Steglitz eintaucht, wird mit einer der schönsten, traurigen Liebesgeschichten belohnt.“
WIRTSCHAFTSWOCHE
„Einmal mehr erweist sich Kluger als exzellenter Geschichtenerzähler, ein Fabulierer des Fantastischen, dessen erzählerischer Erfindungsgeist keine Grenzen zu kennen scheint.“
KÖLNER STADTANZEIGER
"Don Lujo der Dritte
Ich werde gerne gefragt, warum ich euch weiter und weiter erzähle. Die Antwort ist einfach. Vor meiner Zeit geschah Unglaubliches. Von meinen Onkels, verstreut über die Welt wie die Städte und Verstecke meines späteren Lebens, uncle Meyer Mushkin aus der Mount Vernont Street in Philadelphia, mon oncle Audrain aus der Avenue Denfert Rochereau in Paris, mi tio Ringold Schneider (ja, der Ringold Schneider), und das sind längst nicht alle, war nur einer mein echter Onkel. Er war der König der Onkels, und er war der schönste Mensch, er war mein Jesus, schöner als ein Mensch sein sollte, obwohl er sich selbst für eine flüchtige Skizze hielt, einen Versuch, eine Übergangsform. Ach, wir sind eine tragische, tragische Familie, sagte seine Mutter, abuela Beatrice, mehrmals am Tag, nicht ohne Stolz, Shakespeares Tragödien und die der Griechen auch, sie sind nichts, nichts verglichen mit dem Privattheater unserer Familie. Er war der König, und ich habe den grünen Coupon noch, seinen letzten Gewinn, seinen einzigen. Laß ihn nicht verfallen, sagte Onkel Maxi.
Cuando el reloj marca las seis
Las calaveras elijen un rey
Als Don Lujo der Dritte in Maroñas stürzte und stürzte und wenig später erschossen wurde, als dieses Tier mir sein demütiges, unverständiges, dunkles Auge zeigte, in dem ich die Abendsonne verschwimmen und verlöschen sah, drückte der König mir den grünen Coupon in die Hand: Für dich, Djuni. Laß ihn nicht verfallen. Doch ich ließ ihn verfallen. König Maxi war am fünfundzwanzigsten Dezember (zwei fünf, Quersumme sieben,Bedeutung: Das Wort wird Fleisch) aus Las Vegas heimgekommen nach Montevideo. Nach einem euphorisierenden Vorweihnachtsmitternachtskonzert für die träumenden Sklaven, die von den Bartheken und Spieltischen, aus den Küchen und Zählstuben und Zigarettenlagern des Strips herbeieilten, ihre Träume hinter sich her ziehend wie betagte Schoßhunde, Mitternacht in Nevada in der Stadt ohne Uhren, unschuldige sieben Uhr morgens auf der Rambla in Pocitos, hatte Buddy Rich zum dritten Mal unter händeringender Anteilnahme seiner Entourage die Buddy Rich Big Band verspielt. Jeder Süchtige braucht sein Publikum. Ohne ein Publikum hört er auf, süchtig zu sein. Mütter, Großmütter, Tanten, bangende Ehefrauen, liebende Geliebte, zitternde Kinder, das ist sein Publikum, immer bereit für die Tragödie, immer gleich wach, immer liquide, Geld, Tränen, wo ist der Unterschied? Euphorisierendes Mitternachtskonzert, den Sklaven führte Buddy Rich an seinen Trommeln und Zymbeln vor, mit welch alptraumhafter Präzision ein Träumer arbeiten kann."
Erscheint lt. Verlag | 30.8.2006 |
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Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Maße | 149 x 313 mm |
Gewicht | 347 g |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | 20. Jahrhundert • Berlin • Erinnerungen • Erzählungen • Exil • Flucht • Geschichten • Koch • Krankenschwester • Liebe • Litauen • Melancholie • Sehnsucht • Uruguay • Vergangenheit • Wehmut • Witz • Zerrissenheit |
ISBN-10 | 3-8321-7853-8 / 3832178538 |
ISBN-13 | 978-3-8321-7853-6 / 9783832178536 |
Zustand | Neuware |
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